Gemüsegarten

Anleitung – Gurken selbst veredeln und veredelte Sorten

Gurken veredeln

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Eine knackig frische Gurke aus dem eigenen Garten ist im Sommer ein Hochgenuss. Bis die Früchte reif geerntet werden können, muss die empfindliche Pflanze allerdings einiges aushalten und überstehen. Dass veredeln kann dabei helfen, sie widerstandsfähiger zu machen und ist daher eine sinnvolle Maßnahme.

Mit der richtigen Anleitung ist das auch Anfängern in der Pflanzenpflege recht einfach und schnell möglich. Dazu ist allerdings neben dem passenden Vorgehen bei der Veredelung auch die korrekte Nachsorge von Nöten. Wie die Maßnahme umgesetzt wird, erfahren Interessierte hier.

Vorteile des Veredelns

Gurkenpflanzen zeigen sich recht anfällig gegen einige Krankheiten und Erreger, weswegen die Ernte im eigenen Garten nicht immer reichlich ausfällt – der Weg dahin erfordert allerdings einen großen Pflegeaufwand. Durch das Veredeln kann dieser allerdings deutlich reduziert und der Ertrag erheblich gesteigert werden. Die Maßnahme hat jedoch noch mehr Vorteile zu bieten. Dazu gehören:

  • Schnellerer, kräftigerer Wuchs
  • Widerstandsfähiger
  • Resistenz gegen Mehltau
  • Größerer Ertrag auf kleinerer Fläche
  • Einfachere Pflege, da robustere Pflanze
  • Auf den Einsatz von chemischen Schutzmitteln kann meist verzichtet werden

Es sprechen also einige gute Gründe dafür, Gurken frühzeitig zu veredeln und damit die folgende Arbeit im Garten zu reduzieren und zu vereinfachen. Wer die Kombination richtig durchführt, kann zudem mit weniger Pflanzen einen höheren Ertrag erzielen. Gerade auf kleinen Grundstücken ist es daher sinnvoll die Veredelung durchzuführen, um die vorhandene Fläche optimal auszunutzen. Dazu gehören auch Balkone und Terrassen oder kleine Gewächshäuser.

Grundregeln

Bei der Veredelung der Gurke mit einer Kürbisunterlage gilt es einige grundlegende Regeln zu beachten. Vor allem die Sauberkeit ist entscheidend, damit es an den frischen Schnittstellen nicht zu Infektionen kommt. Zudem dürfen die Pflänzchen nicht gequetscht werden, da das Zusammenwachsen der beiden Stiele dann unnötig erschwert wird. Entscheidend ist zudem:

  • Gurke Ein scharfes Messer oder eine Rasierklinge verwenden, sodass ohne viel Druck geschnitten werden kann
  • Schnittwerkzeug desinfizieren
  • Pflanzen verwenden, die den gleichen Stielumfang und dieselbe Größe haben
  • Zum Binden oder Klammern nur saubere Utensilien verwenden
  • Nach der Veredelung täglich Kontrollen durchführen

Wer diese Grundregeln nicht beachtet, kann selbst bei präzise durchgeführten Schnitten und einem korrekten Aneinanderbinden keinen Erfolg erwarten. Das Risiko für Schimmel, Fäulnis und andere Krankheiten ist an den Schnittflächen besonders hoch, weswegen rundum auf Sauberkeit geachtet werden muss. Vor allem durch die notwendige Feuchtigkeit bei der Nachsorge ist die Gefahr noch zusätzlich erhöht.

Das Substrat wenn möglich vor dem Einsatz keimfrei machen, indem es im Ofen oder Mikrowelle erhitzt wird. Das reduziert das Risiko für Schimmelbildung.

Unterlage

Bei der Veredelung der Gurkenpflanzen sind entsprechende Unterlagen notwendig. Von einer Unterlage ist die Rede bei den Pflanzen, deren Wurzeln und ein Stück des Stiels als Basis für das aufgesetzte Gewächs verwendet werden. Als Angehöriger der Kürbisgewächse eignet sich für die Gurke eine Unterlage aus Kürbis. Gewählt werden sollte eine robuste und gegen Krankheiten resistente Sorte.

Bewährt hat sich hierfür der Feigenblattkürbis. Wie bereits erwähnt, sollten die Stiele der Gurken- und der Kürbispflänzchen dieselbe Größe aufweisen und vor allem im Durchmesser übereinstimmen. Dazu muss beachtet werden, dass die Kürbistriebe schneller und oft kräftiger wachsen. Damit beide Sorten zur gleichen Zeit etwa gleichgroß sind, muss also zeitlich versetzt gesät werden.

Ideal ist es, zuerst die Gurken vorzuziehen und die Kürbisse zu setzen, sobald die Gurken ausgetrieben haben. Oftmals reicht bereits ein Abstand von einer Woche aus. Natürlich ist hierbei entscheidend, ob die Samen unter Glas oder direkt im Freiland gezogen werden. Bei einer Vorzucht im Gewächshaus zeigt sich das Grün schneller, der Abstand kann also kürzer sein. Im Freiland kann es je nach Wetterlage auch bis zu zwei Wochen dauern. Hierbei muss also abgestimmt vorgegangen werden.

Vorgehen

Gurke Nach dem Aussäen von Gurke und Kürbis muss nicht lange gewartet werden, bis veredelt werden kann. Drei bis vier Wochen reichen in der Regel aus. Die Maßnahme wird durchgeführt, wenn die Pflanzen eine Höhe von etwa zehn Zentimetern erreicht haben. Sind sie deutlich kleiner, ist noch mehr Fingerspitzengefühl gefragt und die Triebe sowie Schnittstellen nehmen sehr schnell Schaden. Sind sie bereits deutlich höher, wird das erfolgreiche Anwachsen ebenfalls schwieriger.

Mit Gewächsen der richtigen Größe wird im Anschluss wie folgt vorgegangen:

  1. Die jungen Pflanzen werden vollständig von der Erde befreit und gesäubert. Ein sanftes Abspülen mit lauwarmem Wasser ist empfehlenswert, um Keime und Schädlinge zu entfernen.
  2. Die Kürbis- und Gurkenpflanzen werden bereits vor dem Schneiden paarig so kombiniert, dass die Stängel der beiden Pflänzchen in der Größe gut zueinander passen.
  3. Geschnitten wird mit einem scharfen, frisch desinfiziertem Messer und zwar in jedem Fall unter dem jeweiligen Keimblatt und schräg. Bei den Gurken in Aufwärtsrichtung, bei den Kürbissen in Abwärtsrichtung.
  4. Geschnitten wird nur so tief, dass noch ein Viertel des Stängels intakt ist.
  5. Nun werden die Schnittstellen so aufeinander geschoben, dass sie sich möglichst abschließend gegenseitig abdecken. Die überlappenden Viertel verbleiben zunächst an den Gewächsen.
  6. Um die Veredelungsstelle zu versiegeln, können Veredelungsband, Bleiband, Bleifolie oder transparente Folie verwendet werden. Auch ein Klammern ist möglich, jedoch schwieriger und ungünstiger für die Pflänzchen.
  7. Im Anschluss werden die nun veredelten Gurken wieder in Erde gesetzt und gut angegossen. Bei Bedarf kann es notwendig sein, sie durch dünne Stäbchen zu stützen.

Werden die Pflanzen ohnehin gestützt, können sie an der Veredelungsstelle an den Stab geklammert werden. Spezielle runde Pflanzenklammern sind hierzu ideal.

Nachsorge

Wurden die Gurken erfolgreich veredelt, sind die Schnittstellen nach etwa zwei Wochen sicher miteinander verwachsen. Zu diesem Zeitpunkt dürfen Folie, Band oder Klammer wieder entfernt werden. Auch die noch überhangenden Wurzeln der Gurke und der Spitzenrest des Kürbisses sind dann abzuschneiden. Bis es soweit ist, bedürfen die Pflänzchen jedoch einer besonderen Behandlung. Dazu gehört es, sie warm und feucht aufzustellen und regelmäßig zu besprühen. Um die 25 °C sollten es sein, sonst wird das Wachstum verzögert.

Frei im Beet ist das allerdings nicht möglich. Besser ist es, die Pflanzen solange im Gewächshaus, unter Folie oder im Wintergarten zu kultivieren. Hier muss dann allerdings nicht nur täglich gesprüht, sondern auch täglich kurz gelüftet werden. Anderenfalls droht schnell Schimmel. Zu vermeiden ist zudem direkte Sonne, die die Schnittstellen in kürzester Zeit verbrennen könnte. Hell muss der Standort allerdings dennoch sein. Ideal sind Ost- und Westseite, auf der Südseite sollte zumindest während der Mittagszeit für eine leichte Beschattung gesorgt werden.

Sets

Soll die Veredelung erstmalig probiert oder nur im kleinen Rahmen durchgeführt werden, empfiehlt sich die Verwendung eines Veredelungssets für Gurken. Diese enthalten je nach Ausführung die passende Unterlage, Bleiband oder Folie und Schnittwerkzeug. In einigen Fällen allerdings nur die notwendige Unterlage, namentlich Samen des Feigenblattkürbisses.

Sicherheit und Vergleich

Gurkenblüte Für den Erfolg der Veredelung können selbst erfahrene Hobbygärtner und Profis nicht immer garantieren. Gerade wer die Maßnahme zum ersten Mal durchführt, sollte daher nicht alle vorhandenen Pflanzen veredeln. Stattdessen sollten einige der Keimlinge intakt bleiben, um als Reserve zu dienen. Auf diese Weise fällte die Ernte selbst bei einem Misserfolg des Veredelns nicht vollständig aus.

Einige der Pflänzchen nicht auf eine Kürbisunterlage zu setzen, bietet zudem noch einen weiteren Vorteil. Die Eignung der jeweiligen Sorte für das Veredeln kann überprüft werden. Ebenso wie der praktische Vorteil der Maßnahme. Denn wie sehr sich der Ertrag wirklich am jeweiligen Standort erhöht und ob das Wachstum kräftiger und schneller ist, kann letztendlich nur im Praxistest herausgefunden werden. Immerhin spielen hierbei auch noch Boden, Lichtverhältnisse und weitere Faktoren der Kultivierung entscheidende Rollen. Ebenso wie die gewählte Sorte.

Veredelte Sorten

Wer sich den Aufwand des Veredelns sparen möchte und dennoch hohe Erträge will, kann direkt zu veredelten Sorten greifen. Diese sind zwar preisintensiver in der Anschaffung, dafür entfällt jedoch das Risiko, das bei der Maßnahme etwas schief läuft. Sollen es diese fertig präparierten Pflanzen sein, muss für den Kauf allerdings der richtige Zeitpunkt gewählt werden – denn diese sind im Handel nicht immer erhältlich. Käufe sind meist nur im späten Frühjahr und frühen Sommer möglich. Bewährte veredelte Sorten sind:

  • Dominica F1
  • Phönix
  • Minik F1
  • Printo F1
  • Loustik F1

Dominica F1
Dominica F1 zeichnet sich durch kräftiges Wachstum, hohe Erträge und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten aus. Die Früchte sind lang und sehr gerade. Mit ersten Erträgen ist etwa anderthalb Monate nach dem Pflanzen zu rechnen.

Phönix
Gerade einmal einen Meter Höhe erreicht die veredelte Sorte Phönix, hat trotz des überschaubaren Wachstums aber einen erstaunlichen Ertrag zu bieten. Nahezu jede Blüte wird hier zur über 30 Zentimeter langen Gurke, die durch Aroma und Geschmack überzeugt. Resistent gegen Krankheiten und ebenso für den Anbau im Freiland wie im Gewächshaus geeignet, ist Phönix bestechend vielseitig.

Minik F1
Ist eine normale Salatgurke zu viel für die Mahlzeit oder den Single Salat, kann die Minik F1 die passende Lösung sein. Die Pflanze bringt Gurken in Snackgröße hervor und eignet sich daher auch für den Balkon, die Terrasse oder sehr kleine Gärten. Typische Gurkeninfektionen können dem Gewächs nichts anhaben, weswegen der Ertrag ungestört überraschend reich werden kann.

Printo F1
Gurke Genügsam und doch ertragreich ist Printo F1 eine Snackgurke kompakter Ausmaße. An Boden und Standort hat sie nur geringe Ansprüche, dennoch zeigt sie sich kräftig und bringt reiche Ernten hervor.

Loustik F1
An einem sonnigen Standort erweist sich Loustik F1 als Hochleistungspflanze. Gegen zahlreiche Krankheiten resistent und dabei ausgesprochen ertragreich ist das Gewächs, das sowohl im Gewächshaus als auch im Freiland gedeihen kann. Die bestechend reichen Ernten sind bei der veredelten Gurkenpflanzen sogar wissenschaftlich bestätigt und durch Tests bewiesen.

Häufig gestellte Fragen

Lohnt sich die Anschaffung bereits veredelter Sorten?
Bereits veredelte Gurkenpflanzen schlagen mehr zu Buche als einfache Jungpflanzen oder das selbstständige Ziehen aus Samen und das anschließende Veredeln. Dafür entfällt allerdings auch das Risiko, das jeder Hobbygärtner beim eigenständigen veredeln eingeht. Zudem bringen veredelte Pflanzen einen deutlich höheren Ertrag als normale Gewächse, es sind für die gleiche Ernte also wenige Exemplare von Nöten. Gerade bei wenig vorhandenem Platz lohnt es sich also durchaus, auf veredelte Sorten zu setzen.

Kann ich die Gurke auch auf eine Gurkenunterlage setzen?
Es ist durchaus möglich, eine Gurkenpflanze auf eine Gurkenunterlage zu setzen. Das mag recht sinnlos erscheinen kann aber nahezu alle obig genannten Vorteile bringen. Notwendig ist es dazu, eine sehr robuste Unterlage zu wählen. Geeignet sind beispielsweise:

  • Bodyguard F1
  • Triumpf F1
  • Security F1

Auf diese Weise ist der obere Teil der Pflanze schmackhaft, ertragreich und aromatisch wie die gewünschte Sorte – allerdings durch die Unterlage deutlich weniger anfällig gegen Krankheiten und Schädlinge. Auf diese Weise kann die Pflanze auch an die vorhandenen Bedingungen angepasst werden, beispielweise kälteren Boden im frühen Anbau oder eine stärkere Verwurzlung für windigere Lagen.

Ist das Veredeln der Gurke überhaupt notwendig?
Notwendig ist das Veredeln der Gurke nicht in jedem Fall, es bringt allerdings einige entscheidende Vorteile mit sich. Zudem kann es den Anbau der Gurke in einigen Lagen oder früh im Jahr überhaupt erst ermöglichen.

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Tipps für Schnellleser

-  Veredelung von Gurken einfach durchführbar, auch von Hobbygärtnern
-  Als Unterlage sind robuste Gurkensorten und der Feigenblattkürbis geeignet
-  Die Maßnahme lässt Gurkenpflanzen robuster und widerstandsfähiger gegen Krankheiten werden
-  Durch geeignete Unterlage kann der Ertrag gesteigert werden
-  Kombination kräftigt und beschleunigt das Wachstum
-  Empfehlenswert ist die Gegenzungenveredelung
-  Wird durchgeführt, wenn beide Gewächssorten eine Höhe von zehn Zentimetern erreicht haben
-  Kürbisse sollten etwa eine Woche vor den Gurken ausgesät werden
-  Schnitte ohne Druck durchführen, beispielsweise mit sehr scharfem Messer oder Rasierklinge
-  Präparation erfolgt mit schrägen Schnitten durch drei Viertel des Stängels, bei der Gurke diagonal aufwärts, beim Kürbis diagonal abwärts
-  Schnittflächen werden abschließend aufeinander geschoben und durch Folie oder Band fixiert
-  Zur Nachsorge feucht, warm und hell halten

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