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Baumhasel, Corylus colurna – Steckbrief und Pflege-Anleitung

Haselnussbaum - Baumhasel - Corylus colurna

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Innerhalb der populären Hasel-Gattung punktet der Baumhasel mit individuellen Vorzügen. So gedeiht das robuste Gehölz nicht als Strauch, sondern nimmt die schlanke Gestalt eines Baumes an. Die Schale seiner Früchte ist dermaßen hart, dass sich nur echte Liebhaber die Mühe einer Ernte und Verwertung machen. Dank seiner majestätischen Silhouette mit einer sommergrünen Pyramiden-Krone, einer Kätzchenblüte ab Februar und hellbraunem Holz in Premium-Qualität, erobert der Corylus colurna dennoch die Herzen der Hobbygärtner als Hausbaum. Der folgende Steckbrief vermittelt alle Attribute im Überblick. Wie Sie das Gehölz gekonnt in Ehren halten, verrät diese Pflege-Anleitung.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Birkengewächse (Betulaceae)
  • Teil der Gattung Hasel (Corylus)
  • Bezeichnung der Art: Baumhasel (Corylus colurna)
  • Weitere Namen: Türkische Hasel, Türkische Haselnuss
  • Sommergrüner Baum mit herzförmigen Blättern
  • Wuchshöhe 20-35 m, möglicherweise höher
  • Männliche Kätzchenblüte in hellem Gelb, 10-12 cm lang
  • Weibliche Blüten rot und unscheinbar
  • Blütezeit von Februar bis März
  • Herbstliche Fruchtstände mit 5-8 kleinen Haselnüssen

Die im Vergleich zu den Haselnüssen der Gemeinen Hasel sehr kleinen Früchte finden in der gewerblichen Verwertung keine Verwendung. Ursache alleine ist nicht nur die Größe, sondern die ungemein harte Schale. Wer sich indes die Mühe macht, wird belohnt mit Haselnüssen von wunderbar mildem Geschmack.

Standort

Baumhasel - Corylus colurna - türkische Haselnuss In Deutschland ist der Baumhasel nur selten anzutreffen. Zumeist wird er als robuster, pflegeleichter Straßenbaum angesiedelt. Ins Auge fällt er uns nur dann, wenn die Straße mit Haselnüssen übersät ist, ohne dass sich weit und breit ein Haselnussstrauch befindet. In den kommenden Jahrzehnten wird der Corylus colurna indes an Popularität gewinnen, da er sich ausgezeichnet an den Klimawandel anpasst. Entsprechend breit angelegt ist seine Standortamplitude:

  • Sonnige bis halbschattige Lage
  • Normale Gartenerde, von sandig-mager bis lehmig-nährstoffreich
  • Gerne frisch bis feucht, gleichwohl ausgeprägt tolerant gegenüber Trockenheit

Der dominierende pH-Wert des Bodens interessiert den flexiblen Baumhasel herzlich wenig. Im sauren Erdreich gesellt er sich problemlos zu Moorbeetpflanzen. Ebensowenig scheut er einen Platz auf trockenen Kalkfelsen.

Tipp: Bei der Wahl des Standortes sind die adäquaten Abstände zu Gebäuden, der Straße und dem Nachbarn von höchster Relevanz. Die gesetzlichen Vorgaben sind im Nachbarschaftsrecht Ihres Bundeslandes festgeschrieben. Als Faustregel gilt, dass die zu erwartende Wuchshöhe dem Abstand zum Haus entsprechen sollte.

Gießen

In jungen Jahren verfügt ein Baumhasel noch nicht über die tiefreichende, bis zu 4 m lange Pfahlwurzel. Gießen Sie junge Bäume daher regelmäßig bei sommerlicher Trockenheit. Lassen Sie den Gartenschlauch ein bis zwei Mal pro Woche mindestens 30 Minuten laufen. Wird ein Türkischer Hasel täglich nur ein wenig gewässert, entwickelt sich lediglich ein oberflächliches Wurzelsystem. Während der laublosen Zeit verdunstet das Gehölz kaum Wasser, sodass normales Regenaufkommen oder Schnee im Winter den Bedarf deckt.

Düngen

Verschiedene Versuche auf Bundesebene erbrachten die Erkenntnis, dass ein Baum-Hasel sein Optimum in nährstoffreicher Erde erzielt. An mageren Standorten wecken Sie die Lebensgeister daher mit einer alljährlichen Startdüngung. Geben Sie im Herbst eine 3-5 cm hohe Kompostschicht auf die Wurzelscheibe, harken diese leicht ein und gießen ausgiebig nach. Unterjährig hat sich eine Mulchschicht aus Laub, Grasschnitt, Rindenhumus oder Kompost als förderlich erwiesen für Wachstum und Vitalität.

Schneiden

Baumhasel - Corylus colurna - türkische Haselnuss Die imposante Pyramiden-förmige Krone entwickelt sich ohne einen Eingriff durch die Hand des Gärtners. Mit Blick auf den rasanten jährlichen Zuwachs, kann dennoch ein regulierender Rückschnitt von Interesse sein. Wählen Sie einen Termin während der laublosen Zeit im Winter. Ideal ist ein frostfreier Tag mit bedeckter Witterung, um so vorzugehen:

  • Die Krone gründlich auslichten, indem alles Totholz auf Astring abgeschnitten wird
  • Unterhalb der Krone aus dem Stamm wachsende Seitentriebe ebenfalls auf Astring entfernen
  • Zu lange Äste einkürzen bis knapp oberhalb eines nach außen gerichteten Blattknotens
  • Steil aufwärts oder nach innen gerichtete Zweige wegschneiden

Um einen kräftigen Ast zu entfernen, gehen Sie bitte in zwei Etappen vor. Zunächst sägen Sie das Holz von unten an. Daraufhin setzen Sie die Säge oberhalb an, um den Zweig endgültig zu entfernen. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Stumpf unversehens bricht und eine große Rißwunde am Gewebe entsteht. Geschnitten wird stets auf Astring. Diese Technik impliziert, dass die Stammrinde nicht verletzt werden darf. Schneiden Sie bitte vor der gut erkennbaren Ansatzstelle des Triebes und glätten die Wunde mit einem Messer. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, Baumschnittwunden nicht mehr mit Heilmitteln zu behandeln.

Tipp: Lassen Sie beim Schnitt ganzer Äste keine ‘Kleiderhaken’ stehen. Derartige Stummel öffnen Schädlingen und Krankheitserregern Tür und Tor zum Inneren des Baumhasel. Im Laufe weniger Jahre wird der Stamm so ausgehöhlt, dass er bei einem Sturm umknickt.

Überwintern

Hat Ihr Baumhasel erst einmal Fuß gefasst, nimmt er den härtesten Winter gelassen hin. In den ersten 5 Standjahren empfehlen wir einen leichten Winterschutz, da sich die robuste Widerstandskraft noch in der Entwicklung befindet. Breiten Sie auf der Wurzelscheibe eine 20-30 cm hohe Schicht Laub aus und legen Nadelreisig darüber. Die junge Rinde wird vor intensiver Wintersonne geschützt, indem Sie rundherum Reisig beistecken oder Schilfmatten aufstellen.

Vermehren

Haselnussbaum - Baumhasel - Corylus colurna Für die Vermehrung von Corylus colurna hat sich im Hobbygarten einzig die Stecklings-Methode als praktikabel erwiesen. Die Aussaat von Haselnüssen ist theoretisch zwar ebenfalls möglich, erfordert hingegen aufgrund der extrem starken Samenschale eine jahrelange Wartezeit bis zur Keimung. Demgegenüber trumpft die vegetative Nachzucht auf mit einem zügigen Verlauf. So gelingt es:

  • Halb verholzte, nicht blühende Kopfstecklinge abschneiden mit einer Länge von 15-20 cm
  • Den Schnitt knapp unterhalb eines Blattknotens ansetzen
  • Die untere Hälfte entlauben und am geplanten Standort in die Erde stecken
  • Alternativ in einen Anzuchttopf mit Torf-Sand oder abgemagerter Blumenerde setzen

Am halbschattigen, geschützten Standort halten Sie das Substrat konstant leicht feucht. Treibt ein Steckling neu aus, verläuft die Bewurzelung planmäßig. Im Topf gepflegte Ableger pflanzen Sie im Herbst aus, sofern sich ein kräftiger Wurzelballen entwickelt hat. Falls erforderlich topfen Sie die jungen Gehölze um in einen größeren Kübel, bis sich das ideale Zeitfenster für die Pflanzung im September/Oktober öffnet.

Häufig gestellte Fragen

Welches Alter kann ein Baumhasel erreichen?
Da dieser Baum nur selten angebaut wird, sind Erfahrungswerte hinsichtlich seiner Lebenserwartung dünn gesät. Eines der ältesten Exemplare wurde in Rumänien dokumentiert mit einem Alter von 310 Jahren. In dem österreichischen Dorf Alland gedeiht am Ortsrand ein 180 Jahre alter Baumhasel, der im Gemeinde-Wappen geführt wird. Wir können somit von einem durchschnittlichen Alter von 200 Jahren ausgehen.

Mit welchem jährlichen Zuwachs kann ich bei einem frisch gepflanzten Baumhasel rechnen?
Der Waldbaumprofessor Manfred Schölch wollte es genau wissen. In der Nähe von München ließ er an 4 verschiedenen Standorten auf insgesamt 2,5 Hektar junge Baumhasel anpflanzen, um die Wachstumsgeschwindigkeit einschätzen zu können. Nach 6 Jahren hatten die Bäume eine durchschnittliche Höhe von 430 cm erreicht, wobei der höchste Stamm sich 610 cm gen Himmel streckte. Diesem Versuch verdanken wir eine recht genaue Bewertung des jährlichen Zuwachses von durchschnittlich 87 cm.

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Tipps für Schnellleser

- Sonniger, halbschattiger Standort oder lichter Schatten
- Gängiger Gartenboden, frisch-feucht bis sandig-trocken
- Jungbäume bei Trockenheit durchdringend gießen
- Im Herbst düngen mit 3-5 cm hoher Kompostschicht
- Von März bis Oktober mulchen mit Laub, Rindenhumus oder Kompost
- Schneiden im Spätwinter bei Bedarf
- Alljährliches Auslichten beugt Verkahlung vor
- Vermehren mit Stecklingen im Frühsommer

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