Pflanzenlexikon

Rhipsalis-Kakteen – Arten, Pflege und Vermehrung

Rhipsalis baccifera

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Ein Rhipsalis-Kaktus findet sich fast in jedem Haushalt. Von der Erscheinungsform her sind es keine typischen Kakteen. Der Wuchs ist meist hängend oder überhängend und Stacheln sucht man in der Regel vergebens. Auch halten Rhipsalis keine Winterruhe ein. Allerdings sind sie so pflegeleicht, wie die meisten Kakteen. Sie benötigen einen hellen Platz, aber ohne direkte Sonne und ein entsprechendes Substrat. Das Gießen richtet sich nach der Jahreszeit. Was es sonst noch zu wissen gibt, lesen Sie in unserem Text.

Steckbrief

  • Pflanzengattung aus der Familie der Kakteengewächse
  • Kennzeichnend sind verzweigte, ineinander verwobene dünne Triebe
  • Blattkakteen, auch bekannt als Korallen-, Ruten- oder Binsenkaktus
  • Viele Arten stammen aus Südamerika, aus den Regenwäldern
  • Umfangreichste Gattung mit epiphytisch wachsenden Kakteen
  • Etwa 40 Arten, viele Sorten
  • Wachstum strauchig epiphytisch und hängende Triebe
  • Gute Ampelpflanze
  • In der Regel ohne Dornen, dafür wollig oder borstig
  • Zum Teil tolle Blüten
  • Viele duften auch
  • Blüte meist im zeitigen Frühjahr
  • Kleine beerenartigen Früchte  Arten der Ripsalis R. aurea
  • etwa 80 cm lange Zweige, junge Triebe wachsen erst aufrecht, bevor sie sich immer weiter überhängend entwickeln, goldgelbe glockenförmige Blüten

Rhipsalis-Arten

R. baccifera
sehr lange, bis 4 m rundliche Triebe, zahlreiche steife Borsten, weiße, seitlich erscheinende Blüten

R. burchellii
interessante, bis zu 60 cm lange purpurfarbene Triebe, wächst weit verzweigt, produziert viele weiße, glockenförmige Blüten

R. campos-portoane
recht kurze, aber reich verzweigte Triebe, recht große, weiße Blüten an den Triebspitzen

R. cassutha
Korallenkaktus, sehr fleischige Blätter, wächst zunächst aufrecht und hängt erst mit zunehmenden Alter, viele, kleine weiße Blüten

R. cereoides
kurze, nur etwa 10 cm lange Triebe, drei- oder vierkantig, wächst aufrecht bis halb hängend, weiße Blüten

R. crispata
60 cm lange blassgrüne Triebe mit blattartig verbreiteten Gliedern, gekerbte Blattränder, kleine weiße Blüten, nicht ganz so stark hängende Triebe

R. cereuscula
schlanke, etwas zylindrisch aussehende und hellgrüne Triebe, Verzweigungen an den Triebenden, zahlreiche Seitenäste, vereinzelte, kurze Borsten, grünlich-weiße Blüten

R. clavata
hängender Wuchs, gut verzweigt, weiße Blüten in Glockenform, gute Ampelpflanze

R. crispimarginata
sehr hübscher Blattkaktus, bis zu 2 m lange Triebe, kleine weiße bis cremefarbene Blüten

R. Elliptica
strauchig hängende Triebe, diese sind dunkelgrün, glänzend und eher flach, durch Einschnürungen getrennt, sehr charakteristisch, weiße Blüten, sehr schöne Art

R. grandiflora
zierliche, lange Triebe, diese haben leicht rot gefärbte Spitzen, große, cremefarbene Blüten, gute Kübelpflanze

R. houlletiana
stängelartige, hellgrüne Triebe. Jeder Trieb kann zwei verschiedene Arten von Zweigen bilden, 1. sehr schlanke, zylindrisch geformte und 2. blattartig verbreitete. dünne Borsten, viele gelblich-weiße Blüten

R. oblonga
strauchartiger Wuchs, halb aufrechte Triebe, etwa 10 cm lang, wellig gerandete Blätter, dreikantiger Haupttrieb, einzelne weiße Blüten

R. ormindo
hängender bzw. überhängender Wuchs, hellgrüne Triebe, leicht gabelig wachsend, keulenförmige grüne Seitentriebe, magentafarbene Blüten

R. pentaptera
Binsen- oder Rutenkaktus genannt, lange, dünne Triebe, sehr verzweigter Wuchs, ineinander verwachsen und durcheinander, weitestgehend aufrechter Wuchs, weiße Blüten, gute Kübelpflanze

R. russellii
flache dunkelgrüne Triebe mit rötlichen bis purpurfarbenen Rändern, cremeweiße Blüten, sehr dekorative Art

Pflege von Rhipsalis-Kakteen

Rhipsalis cassutha Ripsalis-Kakteen sind ausgesprochen pflegeleicht. Nur für das Gießen muss man ein Händchen haben. Sie dürfen weder zu nass, noch zu trocken stehen. Ansonsten sind das Pflanzsubstrat und der entsprechende Standort wichtig. Direkte, knallige Sonne vertragen die Rhipsalis nicht, es sind Regenwaldpflanzen, die im Halbschatten der großen Bäume leben. Gedüngt wird nur, bis sich die Blüten öffnen, keinesfalls im Winter. Schneiden muss man diese Kakteen nicht, es sei denn, es werden beschädigte oder zu lange Teile entfernt.

Rhipsalis halten keine Winterruhe, können warm und hell stehen und müssen auch etwas gegossen werden. Vermehrt werden die Gewächse durch Stecklinge. Das gelingt auch recht zuverlässig. Krankheiten sind selten, wenn man richtig pflegt. Schädlinge kommen dagegen vor, hauptsächlich bei der Überwinterung. Wollläuse machen sich dann gern über die Pflanzen her.

Standort

Der Standort sollte sehr hell sein, aber keine direkte Sonneneinstrahlung aufweisen. Egal ob auf der Fensterbank im Haus oder im Sommer im Garten, knallige Sonne vertragen die Rhipsalis nicht. Morgen- und Abendsonne sind dagegen unproblematisch.

  • Heller Standort
  • Keine direkte Mittagssonne
  • Ideal ist Morgen- und Abendsonne
  • Deshalb ist ein halbschattiger Standort am besten
  • Ganzjährig in normal temperierten Wohnräumen
  • Stehen im Sommer auch gern im Freien, aber unbedingt ohne knallige Sonneneinstrahlung
  • Außerdem sollten die Gewächse vor Wind und Regen geschützt werden. – Günstig ist eine etwas höhere Luftfeuchte

Pflanzsubstrat

Das Pflanzsubstrat ist speziell. Mit normaler Zimmerpflanzenerde kommen diese Gewächse nicht so gut zurecht. Man kann normale Kakteenerde verwenden, wie sie im Handel angeboten wird, allerdings ist es besser und billiger, sie sich selbst anzumischen.

  • Rhipsalis cassutha Erde auf Torfbasis
  • Scharfen Sand untermischen (etwa 1/4), dass macht das Substrat durchlässiger
  • 2/3 Torf und 1/3 scharfer Sand
  • Alternativ kann Kakteenerde genutzt werden, die es im Handel fertig gemischt gibt. Allerdings ist diese teuer.

Pflanzen

Beim Pflanzen ist nicht viel zu beachten. Die Wurzeln sind meist klein und zart, weshalb man vorsichtig zu Werke gehen sollte. Die beste Zeit zum Pflanzen ist das Frühjahr, aber prinzipiell kann bis Herbst getopft werden.

Umtopfen von Frühjahr bis Herbst

  • Dazu die Kaktee vorsichtig aus dem Substrat nehmen
  • Gefäß reinigen
  • Frische Erde einfüllen und Kaktee wieder einsetzen.
  • Größere Gefäße sind selten nötig, da die Wurzeln meist nur sehr klein sind

Um den überhängenden Wuchs zu fördern und einen gleichmäßigen Wuchs anzuregen, sollte die Pflanze nach allen Seiten gleichmäßig Platz haben. Günstig ist, das Gefäß, ob Hängeampel oder Pflanztopf, regelmäßig zu drehen. So bekommen alle Seiten ausreichend Licht für eine kontinuierliche Entwicklung und einen gleichmäßigen Wuchs.

Gießen und Düngen

Bei den Rhipsalis muss mit Bedacht gegossen werden, je nach Jahreszeit. Wichtig ist, dass sehr weiches Wasser genutzt wird, denn die Kakteen sind sehr kalkempfindlich. Gedüngt wird, damit sich Knospen bilden.

  • Völliges Austrocknen muss vermieden werden.
  • Allerdings dürfen sie keinesfalls zu viel gegossen werden.
  • Immer erst oberflächlich gut abtrocknen lassen.
  • Während der Hauptwachstumszeit im Frühjahr und Sommer regelmäßig gießen
  • Im Herbst schon deutlich weniger gießen.
  • Im Winter nur sehr mäßig bewässern.
  • Kalkfreies Wasser verwenden
  • am besten Regenwasser
  • 14tägig düngen, bis sich ein Teil der Knospen geöffnet hat.
  • Für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen (Verdunstungsbehälter)

Schneiden

Rhipsalis cereuscula Ein Schnitt ist bei den Rhipsalis-Kakteen im allgemeinen nicht nötig. Sollte es notwendig werden, z.B. weil sie einfach zu groß werden, kann man sie aber ohne jede Probleme schneiden. Abgeschnittene Triebe können gleich für die Vermehrung genutzt werden. Geschnitten wird nach ästhetischen Gesichtspunkten, da wo man die Schnittstelle nicht gleich sieht oder wo ein Glied endet. Auch Triebe mit Flecken oder Verletzungen können problemlos abgeschnitten werden. Die Pflanze ist absolut schnittverträglich.

Immer mit sehr sauberen, möglichst desinfizierten Schnittwerkzeugen arbeiten, damit keine Krankheitserreger in die Wunden gelangen.

Überwintern

Im Gegensatz zu vielen anderen Kakteen halten Rhipsalis keine Winterruhe. Allerdings sind sie nicht winterhart. Im Freien können sie nicht überleben.

  • Für ausreichende Luftfeuchtigkeit wassergefüllte Schalen auf die Heizkörper stellen
  • Regelmäßig auf Schädlinge untersuchen, die sich besonders bei zu geringer Luftfeuchte bilden
  • Wenig wässern, aber nicht vollständig austrocknen lassen
  • Nicht düngen
  • Nicht umtopfen

Vermehren

Die Vermehrung gelingt recht zuverlässig. Man nutzt Stecklinge, die von der Mutterpflanze abgetrennt werden. Diese bewurzeln relativ schnell und am besten im Frühjahr und im Sommer. Wichtig ist, dass nicht gleich nach dem Schnitt eingepflanzt wird, sondern dieser erst einmal abtrocknen kann. Auch Aussaat ist möglich, wenn auch komplizierter.

Stecklingsvermehrung

  • Rhipsalis baccifera Stecklinge im Frühjahr und Sommer schneiden
  • 8 bis 15 cm lange Triebe vorsichtig abtrennen
  • Diese müssen vollkommen gesund sein.
  • Nach dem Schnitt die Schnittstelle etwas eintrocknen lassen.
  • Stecklinge in kleinen Grüppchen etwa 4 cm tief in das oben beschriebene Substrat stecken.
  • Hell, aber nicht sonnig stellen
  • Temperaturen zwischen 20 und 25° C
  • Dieses nur leicht feucht halten.
  • Am besten eine durchsichtige Plastiktüte über das Gefäß stülpen, damit die Luftfeuchte gleichbleibend hoch ist.
  • Täglich lüften, um Schimmelbildung vorzubeugen.
  • Nach 3 bis 4 Wochen sollten sich Wurzeln gebildet haben.
  • Dann können die Jungpflanzen normal weiterkultiviert werden.

Aussaat

Wer Früchte an seinen Rhipsalis hat, kann die darin enthaltenen Samen für die Anzucht nutzen. Allerdings müssen diese zuerst aus dem Fruchtfleisch gelöst werden. Gut funktioniert das, wenn die Früchte schön reif und weich sind. Dann kann man sie in einen Plastikbeutel (Frühstückstüten) stecken und vorsichtig drücken und reiben, so dass die Früchte zermatschen. Dann wird Wasser eingefüllt und weiter gedrückt. Die Samen müssen sich lösen . Weniger Schweinerei gibt es, wenn man die Früchte öffnet und in Sand gibt. Zuerst werden sie allerdings grob vom Fruchtfleisch befreit. Dann bleiben sie einige Tage im Sand. Wenn der Saft getrocknet ist, mit den Fingern im Sand reiben. So löst sich das Fruchtfleisch von den Samen.

  • Beste Zeit – Juni bis Mitte August
  • Ganzjährig in einem gut beleuchteten und beheizten Gewächshaus

Pflanzsubstrat

  • Anzucht- oder Kräutererde, vermischt mit feinem Bimskies
  • Lichtkeimer, also die Samen nicht mit Erde bedecken, sondern nur andrücken
  • Hell bis absonnig stellen
  • Gleichmäßig feucht halten
  • Temperaturen zwischen 20 und 28° C

Krankheiten und Schädlinge

Krankheiten sind recht selten, wenn die Pflegebedingungen eingehalten werden. Zu viel Nässe schadet den Wurzeln und lässt sie recht schnell verfaulen.  Bei den Schädlingen sind es vor allem Wollläuse, welche den Kakteen zu schaffen machen. Sie müssen frühzeitig entdeckt werden, bevor sie sich vermehren können.

Wolläuse

zu erkennen an feinen, weißen Gespinsten und watteähnlichen kleinen Gebilden. Sie saugen den Pflanzensaft aus und können die Pflanzen so beträchtlich schädigen. Wichtig ist, die befallene Rhypsalis zu vereinzeln, damit nicht noch mehr Gewächse befallen werden. Am besten wirken systemische Mittel, die von den Pflanzen aufgenommen werden. Beim Saugen des Zellsaftes nehmen die Schädlinge das Gift auf und sterben. Allerdings vertragen machen Kakteen diese Mittel nicht gut.

Häufige Fragen

Warum wirft die Rhipsalis mehr oder weniger regelmäßig Endglieder ab, mal mehr oder mal weniger?
Das kann verschiedene Ursachen haben. 1. ist das in der Natur durchaus normal, denn diese Glieder werden gleich zur Vermehrung eingesetzt. Sie fallen runter und bilden dort Wurzeln. Es entsteht ein neuer Kaktus. Es kann aber auch 2. an zu niedriger Luftfeuchtigkeit liegen. Das ist meist der Fall, denn unsere Wohnraumluft ist in der Regel zu trocken. Deshalb ist es gerade im Winter besser, die Pflanze lieber etwas kühler zu stellen. Ideal ist ein Badezimmer, dass regelmäßig gelüftet wird. Warme und trockene Luft ist nicht ideal und führt häufig zum Abstoßen von Gliedern. 3. kann es aber auch an kalkreichem Wasser und zu vielen Mineralien liegen. Diese werden von den Rhipsalis aufgenommen, bis in die Endtriebe transportiert und bei Übersättigung schließlich abgestoßen.

Sind Rhipsalis giftig, besonders auch für Katzen und Hunde?
Das Problem mit Rhipsalis ist, dass sie ganz oft mit Sukkulenten, mit Wolfsmilchgewächsen verwechselt werden. Es gibt auch einige sehr ähnliche Arten. Bei Kakteen tritt aber bei Verletzung nicht die für Sukkulente so typische weiße Milch aus. das ist der deutlichste Unterschied. Wolfsmilchgewächse müssen nicht giftig sein (nicht alle sind es), die Milch führt aber bei vielen Menschen zu Hautreizungen und beim Verzehr zu Unwohlsein, Magenkrämpfen und Erbrechen.  Rhipsalis-Kakteen gelten meist als bedingt giftig oder unbekannt giftig, was sicher nicht hilfreich ist. Besser man ist vorsichtig, wenn man es nicht genau weiß.

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Tipps für Schnellleser

- Eine der beliebtesten Zimmerpflanzenarten
- Etwa 40 Arten und viele Sorten
- Schöne Arten - siehe ausführlicher Text
- Standort - hell, aber ohne Mittagssonne
- Im Sommer gern im Freien
- Keine Winterruhe, kann also warm stehen
- Pflanzsubstrat - Erde auf Torfbasis mit scharfem Sand
- Gut geeignet für Hängeampeln
- Gießen - mit Bedacht, je nach Jahreszeit - Keine stehende Nässe, aber auch nicht austrocknen lassen
- Kalkfreies Wasser - In der Wachstumsperiode 14tägig düngen
- Schnitt problemlos möglich, aber meist unnötig
- Überwintern - warm, weniger gießen, hohe Luftfeuchte
- Vermehren - Stecklinge und Aussaat
- Krankheiten - Mehltau, Wurzelfäule - Schädlinge - Wollläuse

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