Pflanzenlexikon

Sonnentau, Drosera – Pflege-Anleitung und Vermehren

Sonnentau - Drosera

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Fleischfressende Pflanzen haben viele Liebhaber. Sie stehen allerdings in dem Ruf, dass sie schwer zu kultivieren sind. Der Sonnentau, zumindest einige Arten, bildet da eine Ausnahme. Besonders der Kap-Sonnentau ist auch für Anfänger geeignet, wenn man einige Bedingungen erfüllt. So benötigt die Pflanze nur Regenwasser und ein entsprechendes Substrat. Ansonsten ist das Gewächs nicht sonderlich anspruchsvoll und es ist so spannend, diesen Pflanzen beim „Jagen“ zuzusehen.  Was man alles über diese interessanten Pflanzen wissen muss, lesen Sie im folgenden Text.

Steckbrief

  • Mit Klebedrüsen besetzte Blätter zum Fangen von Beute
  • Weltweit verbreitet
  • Hauptverbreitungsgebiete sind Australien, Südamerika und Südafrika
  • Etwa 200 verschiedene Arten
  • Meist mehrjährige Pflanzen
  • Rosettenbildend, aufrecht oder kletternd
  • Einige Arten können über 50 Jahre alt werden und sehr stattlich
  • Meist schwaches Wurzelsystem
  • Verschiedene Blattformen
  • Mit klebrigen Sekret besetzte Tentakel auf den Blättern
  • Meist recht lange Blütenstände, um bestäubende Insekten zu schützen
  • Kleine Blüten

Interessante Arten des Sonnentau

  • Sonnentau - Drosera Drosera aliciae – bildet kleine Rosetten, später einen Stamm, Blätter färben sich bei Sonneneinstrahlung tief rot, violette Blüten, mag vollsonnige, nasse Standorte mit sandigen Böden oder Torf. Nach dem Kap-Sonnentau die zweitbeliebteste Zierpflanze dieser Art.
  • Drosera anglica – Langblättriger Sonnentau – weit verbreitester seiner Art, mitteleuropäischer Vertreter, weiße Blüten, kann in günstigen Lagen ausgepflanzt werden. Mag einen vollsonnigen Platz und staunassen Boden, gern zusammen mit Torfmoosen, ziemlich kalktolerant, recht gut winterhart
  • Drosera capensis – Kap-Sonnentau – bildet eine Rosette mit einem Durchmesser bis 25 cm, blüht blass violett an langem Stängel, mag vollsonnige Standorte und nährstoffarme, staunasse und kalkfreie Böden. Am einfachsten zu kultivieren von allen Sonnentau-Arten.
  • Drosera intermedia – Mittlerer Sonnentau – bildet eine Rosette, sehr zahlreiche, dünne Tentakel, weiße Blüten, kommt in Europa vor, einer von drei einheimischen Vertretern. Mag nährstoffarmen Moorboden oder wechselnasse Moor-Sandböden, volle Sonne und Staunässe. In Deutschland geschützt. Winterhart, zieht sich aber zurück und treibt erst im Frühjahr wieder aus.
  • Drosera rotundifolia – Rundblättrige Sonnentau – bodenständige Rosette, Blüte weiß, weit verbreitet, auch in Europa, winterhart, zieht sich in eine so genannte Winterknospe zurück. Mag vollsonnige Standorte und nasse, nährstoffarme, kalkfreie Böden mit einem pH-Wert zwischen 7 und 3.

Pflege von Sonnentau

Die 3 Arten des Sonnentaus, welche in europäischen Gebieten vorkommen, sind vom Klima her am leichtesten zu kultivieren. Sie ziehen sich im Winter in eine Überwinterungsknospe zurück. Sie treiben erst im Frühjahr wieder aus. Es sind ausschließend Freilandpflanzen. Die meisten Pflanzenliebhaber kultivieren aber eher die tropischen Arten. Auch unter ihnen gibt es einfache Sorten, welche auch für Anfänger geeignet sind. Es sind absolut interessante Pflanzen, die man stundenlang beobachten kann.

Vor allem der Insektenfang ist spektakulär. Bei der Pflege des Sonnentaus sind einige Dinge zu beachten. So ist die Luftfeuchte von großer Bedeutung. Sie muss möglichst ganzjährig zwischen 50 und 70 Prozent liegen, sonst haben die Pflanzen keine lange Lebensdauer. Auch frische Luft ist ausschlaggebend, sonst kommt es zu Schimmelbildung. Das Substrat ist sowieso eines der wichtigsten Bedingungen bei der Kultur des Sonnentaus.

Standort

Sonnentau - Drosera Viele der Sonnentauarten wachsen am Rand von  Sümpfen oder in der Nähe von Seen. So auch der beliebte Kap-Sonnentau. Deshalb ist viel Wert auf ähnliche Bedingungen zu legen. Einige Sonnentau-Arten gedeihen aber auch in deutlich trockeneren Gebieten. Wichtig ist also, den genauen Namen der Pflanzen zu kennen, um die entsprechenden Bedingungen bieten zu können.

  • Warm und hell, gern auch mit Sonnenbestrahlung
  • Viel direktes Licht, ideal ist ein Südfenster
  • Im Sommer gern auch im Freien, aber erst nach entsprechender Eingewöhnung. Bei sofortiger Sonneneinstrahlung besteht Verbrennungsgefahr.
  • Dann verträgt sie auch niedrigere Luftfeuchte.
  • Ideale Temperaturen zwischen 20 und 25°C.
  • Bei Sonneneinstrahlung verfärben sich die Tentakel rot, locken damit Insekten an. Ohne Sonne passiert das nicht.
  • Wo immer der Sonnentau steht ist wichtig, dass die Luftfeuchte hoch ist. Das erreicht man durch das so genannte Anstauverfahren. Man stellt das Gefäß in einen wassergefüllten Untersetzer. Der Wasserstand sollte 1 bis 2 cm betragen.
  • Kühlere Nächte, mit Temperaturen zwischen 10 und 15°C werden gut vertragen.
  • Keine Heizkörper in der Nähe, die trocknen die Luft zu sehr aus.

Ein idealer Standort ist ein geschlossenes Terrarium. Hier herrschen ideale Wachstumsbedingungen und vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit, damit sich das klebrige Substrat an den Tentakeln bilden kann.

Pflanzsubstrat

Beim Pflanzsubstrat sind die Sonnentaugewächse heikel. Sie bevorzugen eine Mischung, die hauptsächlich aus zersetztem Torfmoos (auch Weißtorf genannt) bestehen muss. Je nach Art und Sorte der Gewächse muss dieses Substrat noch weitere Bestandteile enthalten. Beim Kap-Sonnentau wird reiner, ungedüngter Hochmoortorf genutzt.

  • Sonnentau im Topf Natürlich und luftdurchlässig
  • Wasserspeichernd
  • Quarzsand – lockert das Substrat auf und macht es durchlässiger
  • Quarzkies – alternativ zum Sand, je nach Größe der Pflanzen in verschiedener Körnung
  • Perlite – als Wasserspeicher (Vulkangestein)
  • Kokosfasern, Muschelkalk, Pinienerde und Schwarztorf, als einfache Beimischungen
  • Im Handel ist auch spezielle Karnivorenerde erhältlich.

Auf keinen Fall normale Blumenerde nutzen. Bei der ständigen Nässe von unten würde die Erde innerhalb kürzester Zeit total Schimmel ansetzen. Das vertragen fleischfressende Pflanzen nicht.

Pflanzen

Beim Pflanzen ist nicht viel zu beachten. Wichtig ist, das Substrat entsprechend der Sonnentau-Art auszuwählen. Im Gefäß sollte unbedingt eine Drainage eingebaut werden, auch oder gerade weil es im Wasser steht. So können die Pflanzen entscheiden, wie viel Wasser sie möchten.

  • Drainageschicht
  • Vorsichtig mit den zarten Pflanzen umgehen

Gießen und Düngen

Das wichtigste beim Gießen ist, dass kein Leitungswasser verwendet wird, immer nur Regenwasser. Außerdem bekommen die Pflanzen keinen Dünger! Sie müssen auch nicht gefüttert werden.

  • Immer das Anstauverfahren zum Gießen nutzen.
  • Der Wasserstand im Untersetzer sollte 1 bis 2 cm betragen. Mit der nächsten Wassergabe wartet man, bis dieses Wasser verschwunden und der Boden leicht angetrocknet ist.
  • Im Winter, bei kühler Überwinterung, nur leicht feucht halten und nicht austrocknen lassen.
  • Je kühler der Raum, umso weniger gießen!
  • Als Ersatz von Regenwasser kann destilliertes Wasser genutzt werden, dass aber mit 10% Leitungswasser gemischt werden sollte.
  • Nicht Düngen!
  • Stattdessen benötigen die Pflanzen Insekten, lebende Insekten.
  • Diese fangen sie aber in der Regel selber. Im Freien funktioniert das am besten, aber auch bei Wohnungshaltung verirrt sich immer mal wieder eine Fliege und landet in einer Falle. Im Winter, wenn dieses Nahrungsangebot sehr karg ist, kommen die  Sonnentaupflanzen auch ohne gut zurecht. Sie müssen nicht gefüttert werden.
  • Keine toten Insekten in die Fallen legen. Das führt meist nur zu Schimmelbildung.

Schneiden

Mit dem Schneiden hat man nicht viel Arbeit beim Sonnentau- Absterbende Blätter lässt man vollständig vertrocknen und kann sie dann einfach vorsichtig abziehen. Sollten die Blättchen vorher schon zu schimmeln beginnen, müssen sie abgeschnitten werden.

Überwintern

Sonnentau - Drosera Sonnentau verträgt, bis auf die 3 einheimischen Arten, keinen Frost. Sollte einmal eine Pflanze Minustemperaturen ausgesetzt gewesen und „erfroren“ sein, trotzdem normal überwintern, denn in den meisten Fällen treibt sie aus den Wurzeln wieder aus. Das trifft natürlich nur auf kurzzeitige Einwirkung und geringe Minusgrade zu. Die meisten Sonnentau-Arten können ganzjährig im Zimmer kultiviert werden. Zahlreiche von ihnen bevorzugen aber eine etwas kühlere Überwinterung.

Die Pflanzen, welche den Sommer im Freien verbracht haben, werden bei Raumtemperatur überwintert. Die winterharten Sonnentau-Pflanzen bilden eine Winterknospe. Sie vertragen keine warme Überwinterung. Werden sie im Gefäß kultiviert, muss dieses in einem hohen wassergefüllten Untersetzer stehen. Im Winter ist Wasser besonders wichtig. Moore, die natürlichen Gebiete der Pflanzen, sind im Winter meist überflutet.

  • Im Winter ist besonders viel Wasser nötig.
  • Die Gefäße können in größere, gleich hohe Töpfe gestellt werden. Den Zwischenraum voll mit Wasser füllen.
  • Bei langanhaltendem Frost droht Austrocknung. Das Wasser gefriert und kann nicht aufgenommen werden.
  • Das kann auch bei ausgepflanzten Exemplaren passieren.
  • Immer auf Nässe achten!
  • Die Pflanzen erfrieren nicht, sie vertrocknen.

Vermehren

Sonnentau kann durch Aussaat und Stecklinge vermehrt werden. Die Stecklingsvermehrung funktioniert etwas anders, als man das sonst gewöhnt ist. Es ist auch nicht ganz einfach, neue Pflanzen so zu ziehen, aber auf alle Fälle sollte es probiert werden.

Stecklinge

  • Ein etwa mittelaltes Fangblatt in 1 cm große Teile schneiden.
  • Sofort mit der Unterseite auf Substrat legen. Das Teil muss vollständig Erdkontakt haben.
  • Gleiches Substrat wie für erwachsene Pflanzen verwenden.
  • Gefäß mit Folie abdecken, das sichert die Luftfeuchte.
  • Regelmäßig lüften, sonst bildet sich Schimmel!
  • Schon nach etwa drei Wochen bilden sich kleine Erhöhungen auf der Blattoberfläche. Daraus entstehen die neuen Pflänzchen.
  • Bei idealen Kulturbedingungen kommen diese kleinen Pflanzen schon im ersten Jahr zur Blüte.

Aussaat

  • Lichtkeimer, also Samen nur auf die Erde streuen
  • Gleiches Substrat verwenden
  • Gefäß mit Folie abdecken – hohe Luftfeuchte
  • Viel Licht
  • Regelmäßig lüften!
  • Keimzeit 4 bis 5 Wochen
  • Wachsen sehr langsam und benötigen mehr Zeit als die Stecklinge

Krankheiten und Schädlinge

Nacktschnecke Sonnentau ist weder vor Krankheiten, noch vor Schädlingsbefall geschützt. Zu Krankheiten kommt es meist durch Pflegefehler. Auch Schädlinge wie Spinnmilben nutzen die Chance und fallen über die geschwächten Pflanzen her.

  • Blattläuse – kommen recht häufig vor. Zu erkennen sind sie daran, dass einige Blätter sich gelb verfärben. Wer auf chemische Mittel verzichten möchte, sollte die Pflanze einige Zeit vollständig in Wasser tauchen. Kein Teil darf herausschauen. Die Läuse ersaufen förmlich.
  • Schimmel – Auslöser sind Pilze. Kommt meist bei Zimmerhaltung vor. Ausgelöst wird die Schimmelbildung durch die hohe Luftfeuchte, die feuchte Erde und einen schlechten Luftaustausch. Die befallenen Stellen müssen ausgetauscht werden. Bei Wiederholung sollte ein Fungizid genutzt werden. Außerdem hilft Lüften.
  • Nacktschnecken – lieben Sonnentau und fressen die Pflanzen mit Stumpf und Stiel. Das ist besonders bei ausgepflanzten Exemplaren zu beachten. Hier helfen die üblichen Vorkehrungen gegen Schneckenbefall.
  • Schildläuse – bei Wohnungshaltung. Sie sind schwer zu bekämpfen. Meist muss auf Chemie zurückgegriffen werden.
  • Spinnmilben – bei Wohnungshaltung und zu geringer Luftfeuchte. Ebenfalls schwer zu bekämpfen. Hier hilft, die gesamte Pflanze in Wasser zu stellen.

Häufige Fragen

Woran liegt es, wenn sich die Klebetropfen, welche die Insekten fangen, nicht bilden?
Das liegt meist an fehlender Feuchtigkeit. Bei gerade gekauften Pflanzen fehlen die Tropfen häufig, denn beim Transport oder auch in den Märkten sind die Bedingungen für die Pflanzen nicht ideal. Man muss sich einige Zeit gedulden, bis sich die Tropfen bilden. Voraussetzung sind natürlich die entsprechenden Standort- und Substratbedingungen  und entsprechende Kulturbedingungen. Tropfen bilden sich ausschließlich an den neu entstehenden Blättern. Die alten bekommen keine mehr.

Wie lässt sich die Luftfeuchte im Terrarium erhöhen, wenn es Sonnentauarten enthält, die nicht ständig im Wasser stehen möchten?
Dafür gibt es Mini-Nebler (Ultraschall-Luftbefeuchter). Die werden mit eingebaut. Außerdem können auch kleine Brunnen und Wasserfälle genutzt werden. Die Nebler bekommt man in Zoofachgeschäften. Alternativ kann lebendes Spagnum Moos als zusätzlicher Bodenbelag verwendet werden. Es speichert Wasser und hebt so die Luftfeuchtigkeit. Sonnentau wächst auf oder zwischen dem Moos.´

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Tipps für Schnellleser

- Fleischfressende Pflanzen
- Die meisten als Zimmer- oder Kübelpflanzen
- Nur drei winterharte Arten für unser Klima
- Interessante Arten – siehe ausführlicher Text
- Standort – warm und hell, am besten vollsonnig
- Im Sommer gern im Freien
- Benötigt hohe Luftfeuchte 50 bis 70%
- Pflanzsubstrat – Weißtorf mit Zusätzen, je nach Pflanzenart
- Keine normale Blumenerde
- Spezielle Karnivorenerde
- Drainage im Gefäß
- Gießen – Anstauverfahren – mit Wasser im Untersetzer
- Im Freien Moorbeet
- Auch im Winter nass halten, vor allem im Freiland
- Schnitt unnötig
- Überwintern – Zimmerpflanzen etwas Kühler
- Freilandarten – benötigen keinen Schutz, aber Nässe
- Vermehren – Stecklinge und Aussaat
- Krankheiten – Schimmel
- Schädlinge – Blattläuse, Nacktschnecken, Schildläuse, Spinnmilben

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