Pflanzenlexikon

Taubnessel, Lamium – Arten, Pflege und Schneiden

Gewöhnliche Taubnessel - Lamium galeobdolon

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Nichtbeachtung bis Verachtung erntet die Taubnessel oft in unseren Breitengraden. Allein schon der Name “Taub-nessel” lässt vermuten, dass es zu einer richtig brennenden Nessel wohl nicht gereicht haben mag. In ihrer äußeren Erscheinung hat sie eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Brennnessel. Bei Beiden herrscht ungezügelte Vermehrungsfreude.

Nicht zuletzt ein Grund, warum sowohl die Lamium-Arten, wie die Arten der Urticaceae bei den meisten Gärtnern nur als unbeliebte Naturkräuter, sprich Unkraut, bezeichnet und bekämpft werden. Dabei bieten einigen Arten der Taubnessel wunderschöne Schmuckblätter und Blüten, wie zum Beispiel die Purpurrote Taubnessel oder die Gefleckte Taubnessel.

Steckbrief

  • Botanischer Name: Lamium
  • Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
  • Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
  • Andere Bezeichnungen: Bienensaug, Bienenhütel, Blumennessel, Falsche Brennnessel, Kuckucksnessel, Nettel, Sügerli, Tote Nessel
  • Weltweit gibt es rund 30 Arten
  • Ausdauernd, krautig, ein- und mehrjährig
  • Nesselartige Blätter mit feinen Härchen
  • Blütezeit bereits ab Vorfrühling bis in den Herbst (je nach Art)
  • Blüten bieten wertvolle Hummel- und Bienennahrung
  • Die Ausbreitung der Samen erfolgt durch Ameisen

Standort und Boden

Bis auf einen prallen, freien Sonnenplatz ist der Taubnessel so ziemlich jeder Standort recht. Von Vollschatten bis Halbschatten, mit Morgen- oder Abendsonne, sie wird sich recht schnell an ihrem zugewiesenen Standort anpassen. Auch in einem Topf auf dem Balkon oder auf der Terrasse machen einige Arten der Lamium eine gute Figur. Im Garten kommen sie als Bodendecker gut zur Geltung. Ebenso als Rand- oder Unterpflanzungen von Gehölzen. In Naturgärten ist dieses, bei uns heimische Wildkraut, geradezu ein “Muss”.

Taubnessel - Lamium Aber auch in kultivierten Staudenbeeten, in Gesellschaft mit Astilben, Funkien oder dem Kaukasus-Vergissmeinnicht können die Taubnesseln Akzente setzen. Egal ob in Kübelhaltung oder im Beet, als Bodendecker oder Blattschmuckstaude, im Sommer erfreuen sich zusätzlich auch zahlreiche Hummeln und Bienen an dem Nektar der vielen Lippenblüten. Auch wenn die Taubnessel sich gerne an vielen Stellen breitmacht, wo man es weder erwartet noch erwünscht, so hat sie dennoch gewisse Ansprüche an das Substrat. Der Boden sollte tendenziell folgende Eigenschaften mitbringen:

  • humos
  • eher lehmig als sandig
  • nährstoffreich
  • feucht
  • locker

Dauerhafte Staunässe verträgt die Taubnessel trotz aller Toleranz und Anspruchslosigkeit weder im Freiland noch im Topf.

Gießen und Düngen

Beim Thema Gießen und Düngen gibt es ebenfalls keine hohen Ansprüche bei den Lamium Arten. Sie mögen nicht, vollkommen auszutrocknen. Daher muss, zumindest im Sommer und in regenarmen Zeiten, auf genügend Feuchtigkeit geachtet werden. Auch im Topf darf die Erde niemals vollständig austrocknen. In der Blütezeit im Sommer lohnt es sich, das Gießwasser alle 3-4 Wochen mit einem Allround-Flüssigdünger anzureichern. Doch dabei lieber etwas Zurückhaltung üben, was die Konzentration des Düngers betrifft. Wie es für die meisten frisch ein- oder umgetopften Gewächse gilt, brauchen auch die Taubnesseln im ersten Jahr keinen Dünger.

Überwinterung und Schnitt

Große Taubnessel - Lamium orvala Die Blätter der Lamium Arten können noch lange, bis in den  Winter hinein, ein schöner Blickfang in der ansonsten recht kahlen Natur sein. Es empfiehlt sich also nicht, das Blattwerk im Herbst zu beschneiden. Außerdem bildet das alte Blattwerk noch einen zusätzlichen Schutz für den Winter. Ein Rückschnitt ist also nicht notwendig. Im Herbst werden lediglich die trockenen Blätter entfernt. Zu stark wuchernde Pflanzen können zurückgeschnitten oder auch abgestochen werden. Die meisten Sorten sind winterhart bis zu -30° C. Einen Winterschutz benötigt die Taubnessel also nicht. Wenn es in frostfreien Perioden im Winter länger nicht regnet, braucht sie zusätzlich Wasser. Gedüngt wird in der Winterzeit nicht.

Pflege und Vermehrung

Es gibt gar nicht viel zu pflegen bei den Taubnesseln. Hin- und wieder kann man unerwünschtes Unkraut zwischen den Pflanzen entfernen. Sollte die Taubnessel sich allzu wohl fühlen, sprich wuchert sie über ihre Grenzen hinaus, hilft es nur, die unerwünschten Teile abzustechen. Die Taubnesselarten sind allesamt recht vermehrungsfreudig. Sie haben auch gleich mehrere Arten der Vermehrung zur Auswahl. Sie können sich selbst aussäen und vergrößern sich mithilfe von Wurzelausläufern. Möchte man sie gezielt vermehren, so gelingt das ganz einfach durch Stecklinge oder durch Teilung. Wie bei allen Teilungen, die man an Pflanzen vornimmt, um sie zu vermehren, muss man mit dem Wurzelbereich umsichtig vorgehen.

Gewöhnliche Taubnessel - Lamium galeobdolon Nicht mehr als nötig vom feinen Wurzelwerk beschädigen. Beide Teile müssen über ein ausreichendes Wurzelgeflecht und oberirdisch über ausreichend gesunde Blätter verfügen. Der beste Zeitpunkt für die Teilung ist nach der Blüte im Herbst. Die Vermehrung über Stecklinge erfolgt am besten im Sommer. Nicht blühende Triebe werden dabei mit einem sauberen Schnitt von der Pflanze, unterhalb eines Auges getrennt. Die unteren Blätter entfernt man, bevor sie in die Anzuchterde gesteckt werden. Jetzt benötigt der Steckling nur noch viel Feuchtigkeit und schon bald sieht man die ersten neuen Blätter treiben. Jetzt kann die Pflanze an den gewünschten Standort gepflanzt werden.

  • kleine Plastikhauben oder eine Folie bringt noch mehr Luftfeuchtigkeit an den Steckling
  • mindestens ein gesundes Auge muss über die Erde hinausragen
  • beim Auspflanzen besonders auf einen unversehrten Wurzelbereich achten

Eine Neupflanzung im Garten erfolgt am besten im Herbst oder Frühling. Um die 10 Jungpflanzen pro Quadratmeter bringen ein optimales Ergebnis. Der Abstand zwischen den Pflänzchen sollte 20 cm nicht unterschreiten.

Im Gegensatz zu uns Menschen gilt für die Taubnessel, je älter, desto weniger Pflegeaufwand.

Arten

Weiße Taubnessel – Lamium album
Die weiße Taubnessel ist in der freien Natur am häufigsten anzutreffen. Ohne ihre weißen Blüten im Sommer sieht sie der Brennnessel zum Verwechseln ähnlich. Beim Anblick dieses wuchernden “Unkrautes” wissen viele nicht, dass es sich bei der Lamium album um ein, in der Heilkunde vielseitig einsetzbares Heilkraut handelt. Die Blüten und das Kraut finden ihr Einsatzgebiet besonders in der Frauenheilkunde. Die Saponine, ätherischen Öle und Gerbstoffe wirken antibakteriell und entzündungshemmend. Im Garten tritt die Taubnessel eher zufällig an verwilderten Stellen in Erscheinung. Lässt man ihr jedoch kontrolliert eine Ecke im Garten, so hat man immer eine gesunde, wohlschmeckende und frische Zutat für Salate.

Rote Taubnessel – Lamium Purpureum
Rote Taubnessel - Lamium purpureum Auch die Rote Taubnessel ist häufig in der Natur anzutreffen. Ein Argument, sie im Garten nicht ganz zu eliminieren, sind ihre unzähligen pinkfarbenen Blüten, die von Nahem betrachtet aussehen wie Miniorchideen. Sie blühen unermüdlich fast das ganze Jahr über.

Große Taubnessel – Lamium orvala
Die große Taubnessel, auch Nesselkönig genannt, bildet prachtvolle, weiß-rosa Blüten. Sie kommt ursprünglich aus den Wäldern der östlichen Alpen, aus dem Balkan und den Kapaten. Der Nesselkönig ist eine wunderschöne Gartenstaude und besonders gut als Bodendecker für halbschattige Bereiche geeignet.

Gewöhnliche Goldnessel – Lamium galeobdolon
Bei der gewöhnlichen Goldnessel handelt es sich um eine sogenannte verwilderte Ausleseform. Die kleinen, gelben Blüten mit filigranen Zeichnungen und Formen blühen von April bis Juni. Die Goldnessel hat einige attraktive Arten ausgebildet. Neben der gewöhnlichen Goldnessel wachsen bei uns die:

  • Berg-Goldnessel (Lamium montanum)
  • Endtmanns Goldnessel (Lamium endtmannii)
  • Blassgelbe Goldnessel (Lamium flavidum)

Silbrigblättrige Taubnessel  (Lamium argentatum)
Die Silberblättrige Taubnessel oder Silbergoldnessel wird in der Literatur mal als eigenständige Art, mal als Unterart der Goldnessel beschrieben. Sie zeichnet sich durch silber geflecktes Laub aus. Ansonsten ähnelt sie der Gewöhnlichen- und der Berg-Goldnessel, sie bildet im Sommer viele gelbe Blüten.

Gefleckte Taubnessel – Lamium maculatum
Es gibt unterschiedliche Sorten von der gefleckten Taubnessel, einige werden bis zu 80 cm groß. Die Blätter sind besonders schön in verschiedenen Mustern weiß bis silbergrau panaschiert, die Blüten meistens lilafarben, seltener weiß. Sie sind für die Topfkultur ebenso geeignet wie fürs Freiland.

Krankheiten und Schädlinge

Auch wenn die Lamium Sorten robust und pflegeleicht sind, so gibt es leider einige Schädlinge und Krankheiten, auf die sie sehr empfindlich reagieren. So sind zum Beispiel Pilzkrankheiten keine Seltenheit. Typisch ist der Grauschimmel (Botrytis cinerea). Der Stängel und die Blätter werden weich und faulen. Man erkennt alsbald einen grauen, staubartigen Befall, der sich entsprechend schnell, mit jedem Luftzug, über die restlichen Pflanzen ausbreitet. Bemerkt man den Befall früh genug, kann es ausreichen, die befallenen Pflanzenteile zu entfernen.

Blattläuse Vorbeugen lässt sich mit einer ausreichenden Durchlüftung der Pflanze. Das heißt, für die Wurzeln sollte der Boden nicht zu verhärtet sein und der Pflanzenabstand oberirdisch nicht zu dicht. Auch Blattläuse befallen die Taubnesseln von Zeit zu Zeit gern. Besonders an den jungen Trieben sitzen sie dann in größeren Kolonien. Sie bevölkern die Stiele und Unterseiten der der Blätter. Die stark befallenen Pflanzenteile entfernt man am besten. Ansonsten hilft kräftiges Abspritzen der Pflanzen. Auch eine Benetzung mit einem Brennnesselauszug oder Seifenlösung können die Schädlinge vertreiben.

Häufig gestellte Fragen

Wie unterscheide ich eine Taubnessel von einer Brennnessel?
Die einfachste Möglichkeit ist, beherzt die Blätter zu berühren, wenn es brennt, ist dies der eindeutige Beleg dafür, dass es sich um eine Brennnessel handelt. Bilden sich die ersten Blüten (weiß, gelb oder pink) kann man sicher sein einer Taubnessel gegenüber zu stehen. Die Blüten der Brennnessel sind eher unscheinbar. Sie bildet als Blüte eine Rispe mit kleinen, grünen Blüten aus, die von weitem nur wie Kügelchen aussehen. Trotz “brennender” Blätter bei der Brennnessel, beide Kräuter werden in der Heilkunde als gesunde Heilkräuter sehr geschätzt. Auch in der Küche lassen sich beide, die Taubnessel und die Brennnessel, als Salat und Gemüse verarbeiten.

Wie kommt auf einmal die Taubnessel in den Garten?
Sie war auf einmal da. Niemand hat sie ausgesät, keiner gepflanzt, dennoch steht sie auf einmal da. Als sogenanntes unerwünschtes Naturkraut ist ein Auftreten der weißen oder roten Taubnessel ein Anzeiger für stickstoffhaltige Böden. Man kann diese Gelegenheit beim Schopfe fassen und diese nützliche und eigentlich recht hübsche Bienennahrung im Garten dulden. Möchte man sie loswerden, hilft nur gründliches jäten, und zwar mit allen Wurzelausläufern. In der Landwirtschaft zählt die rote Taubnessel zu den typischen Unkräutern im Weizenanbau.

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Tipps für Schnellleser

- In Fachgeschäften sind kleine Pflanzen und Samen verschiedener Taubnesselarten erhältlich.
- Die beste Zeit zum Auspflanzen ist das zeitige Frühjahr.
- Der Lamium Arten sind winterhart bis -30° C, im Kübel bis zu -15° C.
- Der Boden sollte nährstoffreich, feucht und locker sein.
- Der Standort kann halbschattig bis schattig sein.
- Moderates Düngen nach dem ersten Jahr mit einem Allzweck-Dünger.
- Die Lamium, sowohl im Freiland als auch im Kübel, darf nie vollständig austrocknen, auch nicht in der Winterzeit.
- Die Taubnesseln vermehren sich durch Samen und Wurzelausläufer selbst.
- Eine gewünschte Vermehrung erfolgt am besten durch Stecklinge und Teilung.
- Die Pflanzung sollte nicht zu dicht erfolgen, 8-15 Pflanzen auf 1 Quadratmeter, ansonsten besteht die Gefahr einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlingen.

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