Der schwarze Vogel lässt sich nicht blicken, der melodische Gesang ist verstummt. Hat die Amsel das Nest für immer verlassen oder kehrt sie zurück? Das sollten Sie tun, wenn die Amsel nicht mehr zum Nest kommt.
Nest nur Brutstätte
Die natürliche Lebensweise einer Amsel (Turdus merula), auch Schwarzdrossel genannt, sieht für ein Nest keine Dauernutzung vor. Das Weibchen baut das schalenförmige, etwa 20 cm breite Werk nur, um darin ihre Eier auszubrüten. Die Brutzeit ist bekanntermaßen zeitlich begrenzt. Sind die kleinen Vögelchen flügge, wird die Amsel unverzüglich den Nestbau verlassen.
Zeitpunkt und Dauer der Nestnutzung
Der schlicht schwarzgefiederte Vogel mit dem gelben Schnabel brütet mehrmals im Jahr. Bereits Ende Februar kann die erste Brut starten, die letzte ist noch im August möglich. Ist die Brutstätte vollständig gebaut und getrocknet, setzt sich der daran anschließende Nutzungszeitraum wie folgt zusammen:
- Eiablage: etwa 3-6 Tage (ein Tag pro Ei)
- Brutdauer: 10 bis 19 Tage
- Aufziehen der Jungen: etwa 14 Tage
Das Weibchen beginnt mit dem Brüten erst dann, wenn das dritte Ei gelegt ist. Wenn es vorher wegfliegt und einen ganzen Tag nicht zurückkommt, ist das ganz normal.
Kurze Ausflüge in der Brutzeit
Während des Ausbrütens wird das Weibchen fast durchgehend im Nestbau anzutreffen sein. Tagsüber kann der Singvogel zwar die Brutstätte für die Nahrungssuche verlassen. Doch er kehrt spätestens nach 30 Minuten zum Nest zurück, da die Eier nicht auskühlen dürfen. Das Männchen brütet nicht, bewacht aber während des Ausflugs des Weibchens die Eier. Im Übrigen ist es auch das Männchen, das uns den melodischen Gesang beschert.
Fressfeinde
Kehrt die “Amselmama” inmitten der Brutzeit nicht mehr zum Nest zurück, muss das einen triftigen Grund haben. Womöglich ist sie während der kurzen Nahrungssuche oder sogar beim Brüten im Nestbau Opfer von Fressfeinden geworden. Davon hat sie reichlich.
Zum Beispiel:
- Eichhörnchen
- Elster
- Sperber
- Falken
- freilaufende Katzen
- Wanderratten
Daneben kann eine Amsel im Straßenverkehr oder versehentlich im Zuge von Schädlingsbekämpfung zu Tode kommen. Seit einigen Jahren sterben diese Singvögel zudem vermehrt am Usutu-Virus, das im Sommer während der Brutzeit zuschlägt.
Verlassene Eier retten?
Wenn das Weibchen der Amsel nicht mehr zum Nest kommt, was soll aus den Eiern werden? Manchmal ist es möglich, sie mit viel Aufwand erfolgreich auszubrüten. Doch es ist nicht unbedingt empfehlenswert. “Vermenschlichte” Vögel haben kaum Chancen, sich in freier Wildbahn zu behaupten. Am besten Sie erörtern die Problematik Ihres Funds mit einer Vogelstation oder einem lokalen Naturschutzverein. Amseleier erkennen Sie übrigens an folgenden Merkmalen:
- ovale Form
- etwa 2 bis 3 cm Größe
- türkisgrüne Färbung, seidenmatt
- viele kleine dunkle Flecken
Nestlinge und Ästlinge
Als Nestlinge werden Jungtiere bezeichnet, die noch im Nest leben und auf die Fürsorge der Eltern angewiesen sind. Kommt das Weibchen nicht zum Nest zurück, weil es zu Tode gekommen ist, kann das Männchen die Aufzucht allein “erfolgreich” beenden. Sollten Sie einmal aus dem Nest gefallene, flugunfähige Jungvögel erblicken, die komplett mit Federn bedeckt sind, besteht meist kein Grund zur Besorgnis. Amselnachwuchs verlässt den Nestbau noch bevor die Flugfähigkeit voll entwickelt ist. Lassen Sie diese sogenannten Ästlinge in Ruhe. Sie werden sich am Boden verstecken und mit Hilfe der Eltern oder eines Elternteils schon nach wenigen Tagen Eigenständigkeit entwickeln.
Was tun mit leerem Nestbau?
Weil dieser einheimische Vogel und seine Jungen von Fressfeinden so bedroht sind, wird ein Nestbau in der Regel nur für eine einzige Brut genutzt. Steht eine erneute Brut an, so wird halt neu gebaut. Doch in dichten Siedlungen wird beobachtet, dass alte Nester auch gern “recycelt”, d. h. mit kleineren Ausbesserungen erneut genutzt werden. Lassen Sie ein verlassenes Amselnest also nach Möglichkeit stehen. Und sollte die Amsel nicht wieder zurückkehren, so kann immer noch eine andere Vogelart daran Gefallen finden.
Häufig gestellte Fragen
Wenn möglich, lassen Sie die Katze während der Brutzeit nicht nach draußen. Zumindest nicht in die Nähe der Brut. Ansonsten können Sie ihr früh eine bunte Halskrause umbinden, um die Amsel besser auf die Gefahr aufmerksam zu machen. So kann sich diese rechtzeitig nach einem anderen Nistplatz umsehen. Nach aktuellen Untersuchungen funktioniert diese Warnmethode besser als ein Halsband mit einem lauten Glöckchen.
Schaffen Sie eine einladende Lebensumgebung. Sie könnten zum Beispiel eine Futterstation am Boden aufstellen und sie mit Sämereien, Beeren und Früchten befüllen. Auch eine Vogeltränke lockt die Schwarzdrossel an. Wählen Sie einen übersichtlichen Platz, damit der Vogel sicher sein kann, dass sich in der Nähe keine Feinde verstecken können.
Dieser Singvogel will seine Umgebung im Blick behalten. Ein Nistkasten mit einer größeren Öffnung, ein sog. Halbhöhlenkasten, hat daher bessere Chancen angenommen zu werden. In einem nicht allzu aufgeräumten Garten, der genügend Baumaterial und etwas feuchte Erde bietet, kann sich der Vogel aber auch bestens selbst um den Nestbau kümmern.