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Als Blattpflanze sind die meisten Arten der Anthurie nicht besonders attraktiv. Erscheinen aber ihre lackroten Blütenscheiden – die fälschlicherweise oft als Blüten bezeichnet werden – wird die Pflanze zu einer auffallenden Schönheit auf der Fensterbank. Die eigentlichen Blüten sind eher klein und unauffällig und sitzen auf einem gelblichen Kolben. Das, was so auffällig rot ins Auge sticht, ist ein meist stark pigmentiertes Hochblatt, das sehr lange Zeit hält. Es gibt auch einige wenige Flamingoblumen, die wegen ihres schönen Laubes kultiviert werden. Diese Arten sind aber vorwiegend für Treibhäuser geeignet.
Steckbrief
- die Flamingoblume wird auch Schwefelblume oder Schleifenblume genannt
- ihr wissenschaftlicher Name lautet Anthurium
- sie gehört zur Familie der Ahornstabgewächse
- die eigentliche Blüte sitzt kolbenförmig auf einem roten, weißen oder rosa Hochblatt
- Blütezeit: Februar bis Mai, teilweise ganzjährig
- Blätter: kräftig grün, ledrig, lanzettenförmig
- buschiges Wachstum, je nach Sorte 30-80 Zentimeter hoch
Arten und Vorkommen
Zu den Anthurien gehören etwa 600-1000 verschiedene Arten, die vorwiegend in den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas heimisch sind. Als Zimmerpflanze werden jedoch meist nur zwei Arten kultiviert:
1. Anthurium andreanum (Große Flamingoblume)
Hybriden der Anthurium andreanum bilden besonders große Blütenstände, die auch als Schnittblume Verwendung finden. Als Topfpflanze benötigt sie sehr viel Platz, bei guter Pflege erreicht sie Wuchshöhen von bis zu einem Meter. Nicht selten werden die glänzenden, farbintensiven Hochblätter bis zu 15 Zentimeter lang. Aus ihnen wächst dann die eigentliche Blüte: ein dicker, gelblicher Kolben, auf dem die Einzelblüten wie kleine Noppen zu erkennen sind.
2. Anthurium scherzerianum (Kleine Flamingoblume)
Im Gegensatz zu den Andreanum-Hybriden werden Züchtungen der Anthurium scherzerianum nur etwa 30 Zentimeter hoch und die einzelnen Blüten fallen deutlich kleiner aus. Auch das Hochblatt ist kleiner und glänzt weniger. Zudem ist der Kolben häufig orangerot gefärbt und spiralförmig gedreht. Das brachte ihr den Namen “Schweineschwänzchen” ein.
Beide Arten wurden nach ihren Entdeckern – Karl Scherzer und Édouard Francois André – benannt, zwei Botanikern aus Europa, die die Pflanzen erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschrieben. Tropische Pflanzen kennen in der Regel keine Jahreszeiten, also bilden sich über das ganze Jahr hinweg permanent neue Blätter. Bei uns sind meist nicht die ursprünglichen Arten, sondern deren Hybriden erhältlich.
Besonders dekorativ gezeichnete Blätter haben Anthurium crystallinum. Auf dunkelgrünem Untergrund findet sich ein geädertes, weißes Muster. Diese Flamingoblume bildet im Gegensatz zur Großen und Kleinen Flamingoblume jedoch kein besonders dekoratives Hochblatt aus. Es erscheint relativ klein und in hellgrüner Farbe unter dem Blütenkolben.
Beliebte Sorten:
- Picco Bello: Hochblatt und Kolben in zartrosa, 50-75 Zentimeter Wuchshöhe
- Anthurium Otazu: bordeaux-braune Hochblätter, gelbe Kolben, 50-75 Zentimeter Wuchshöhe
- Prince of Orange: leuchtend orange Hochblätter, gelbe Kolben, Wuchshöhe bis 75 Zentimeter
- Turenza: rote Hochblätter, gelbe Kolben, Wuchshöhe bis 75 Zentimeter
- White Champion: weiße Hochblätter, hellgelbe Kolben, Wuchshöhe bis 75 cm
- Princess Alexia Jade: weiße Hochblätter, rosa Kolben, Wuchshöhe bis 75 cm
- Violett Heart: violette Hochblätter, weiß-gelbe Kolben, Wuchshöhe bis 85 cm
Standort
Die Flamingoblume wächst in ihrer Heimat entweder auf dem Boden oder als Aufsitzerpflanze auf Gehölzen im Regenwald. Da sie durch das dichte Blätterdach im Regenwald kaum Sonne abbekommen, sind sie ausgesprochene Schattenpflanzen.
- möglichst heller Standort
- verträgt keine direkte Sonne
- Mittagssonne unbedingt meiden
- optimale Temperatur: 18-20 Grad
- vor Zugluft schützen
- bevorzugt hohe Luftfeuchtigkeit
- Boden: luft- und wasserdurchlässig, sauer
- empfindlich auf kalkhaltige Böden
Gießen und Düngen
Die Blätter und langen Blütenstiele der Flamingoblume wachsen aus einem dicken Wurzelstock, der die Pflanze mit allen wichtigen Nährstoffen und Wasser versorgt. Die Anthurien bilden keinen ausgeprägten Wurzelballen, deshalb kommen sie mit Trockenheit sehr schlecht zurecht. Trocknet der Wurzelballen aus, reagiert die Pflanze mit einem Abwurf der Blüten.
- ein- bis zweimal in der Woche durchdingend gießen
- handwarmes Regen- oder abgestandenes Trinkwasser
- im Winter darf etwas weniger gegossen werden (oberste Schicht leicht antrocknen lassen)
- Düngung nur während der Wachstumsperiode (Frühjahr bis Herbst)
- Flüssigdünger in sehr schwacher Konzentration
Substrat
Die Wurzeln der Schwefelblume dürfen niemals im Wasser stehen. Staunässe mag sie genauso wenig wie Trockenheit. Deshalb empfiehlt sich ein sehr wasser- und luftdurchlässiges Substrat, das zudem einen hohen Anteil an sauren Erdkomponenten aufweist:
- Orchideenerde
- Torfkultursubstrat (nur mit regelmäßiger Düngung)
- Gemisch (zu gleichen Teilen) aus grobem Torf, Komposterde und Sand
- Universalerde mit Styroporkugeln vermischt
Umtopfen
Junge Pflanzen werden im Frühjahr in größere Töpfe gesetzt. Da der Wurzelballen der Schleifenblume nicht besonders ausgeprägt ist, reichen bei kleineren Arten in der Regel Topfdurchmesser zwischen 10 und 18 Zentimetern.
- Plastiktopf: Vor dem Herausziehen vorsichtig kneten, damit sich die Wurzeln lösen
- Tontopf: mit einem scharfen Messer innen glatt entlang des Topfes schneiden
- beim Herausziehen die Pflanze so weit unten wie möglich halten
- Wurzelwerk vorsichtig von altem Substrat befreien
- Wurzeln sind leicht zerbrechlich!
- neuen Topf vorbereiten
- für gute Drainage sorgen
- zunächst mit einer Schicht aus Sand, Kies, Blähton oder Tonscherben befüllen
- teilweise mit Substrat auffüllen
- nie tiefer als zuvor einsetzen
- Lücken vorsichtig mit neuem Substrat befüllen
- festes Aufsetzen auf den Untergrund lässt die Erde nachrutschen
- neue Erde leicht andrücken
- durchdringend wässern
Vermehren
Durch Teilung
Die einfachste und erfolgreichste Art der Vermehrung von Anthurien ist die Teilung. Diese kann bei größeren und gut ausgewachsenen Exemplaren im Frühjahr vorgenommen werden. Optimaler Weise erfolgt die Vermehrung zum Zeitpunkt des Umtopfens.
- Pflanze aus dem Topf entnehmen
- vorsichtig auseinanderziehen
- an jedem Teilstück müssen einige fleischige Wurzeln und ein Vegetationspunkt verbleiben
- Teilpflanzen in einzelne Töpfe setzen
- mit Substrat auffüllen
- bis zur Bewurzelung mäßig feucht halten
- leichte Bodenwärme begünstigt das Anwachsen
Durch Stecklinge
Flamingoblumen können auch durch Stecklinge vermehrt werden. Da dies aber in der Regel sehr lange dauert, kann die Prozedur zu einem echten Geduldsakt werden.
- Triebe auswählen, die im unteren Bereich kleine Knoten aufweisen
- hierbei handelt es sich um nicht ausgebildete Wurzelansätze
- mit scharfem Messer unterhalb der Wurzelansätze schneiden
- Stecklinge in ein Glas mit Wasser stellen
- Standort: hell
- Temperatur: 20-25 Grad
- bis zur Wurzelbildung können mehrere Wochen vergehen
- gelegentlich ist ein Wasserwechsel notwendig
- erst einpflanzen, wenn sich feste, lange Wurzeln ausgebildet haben
- zu kurze Wurzeln führen im Substrat zu Unterversorgungen (Wasser, Nährstoffe)
Durch Aussaat
Sollten sich an der Blüte nach der Befruchtung weiße, leicht durchscheinende Früchte bilden, steht auch der Vermehrung durch Samen nichts im Wege. Da die Saat aber nur sehr begrenzt keimfähig ist, sollte möglichst schnell nach der Reife ausgesät werden.
- Beeren öffnen und Samen entnehmen
- Fruchtfleisch auswaschen (hemmt sonst die Keimung)
- leicht antrocknen lassen
- sofort in Torfsubstrat oder Heideerde mit Sand säen
- nicht mit Substrat bedecken (Lichtkeimer)!
- Oberfläche des Substrates mit Küchenbrett flachdrücken
- Erde leicht feucht halten
- Keimtemperatur: 20-25 Grad
- Keimdauer: 10-12 Tage
- Saattopf mit Folie oder Glas bedecken
- hell aufstellen
Schneiden
Flamingoblumen benötigen keinen Schnitt. Sie wachsen von Natur aus buschig und müssen nicht ausgedünnt oder zurückgeschnitten werden. Sind die Blüten abgestorben oder färben sich einzelne Blätter gelb, werden diese knapp über dem Boden mit einem scharfen Messer abgeschnitten.
Überwintern
Wahrscheinlich macht sich kaum jemand Gedanken darüber, wie er seine Zimmerpflanzen richtig über den Winter bringt. Um die Pflanze vor Schädlingen zu schützen und die Blüte voranzutreiben, sind jedoch einige Dinge zu empfehlen:
- nur dann wässern, wenn die oberste Erdschicht angetrocknet ist
- Düngung im Winter einstellen
- Ruhephase provozieren
- 5-7 Wochen die Temperatur auf 15 Grad absenken
- dafür muss gegebenenfalls der Standort verändert werden
- am besten eignet sich die Zeit, in der die Heizung eingeschaltet wird
- Flamingoblumen vertragen keine trockene Heizungsluft
- regelmäßig mit kalkfreiem Wasser besprühen (nur die Blätter, nicht Blüte oder Hochblatt)
Krankheiten und Schädlinge
Die Kultivierung von tropischen Pflanzen – zu denen auch die Anthurie zählt – ist im Zimmer nicht immer ganz so einfach. Vor allem im Winter kränkeln die Pflanzen häufig wegen der trockenen Heizungsluft. Auch Pflegefehler schwächen die Pflanze und führen im Extremfall zum Absterben der Flamingoblume.
1. Pflegefehler
Falsches Gießverhalten
Die Anthurie benötigt unbedingt ein konstantes Maß an hoher Substrat- und Luftfeuchtigkeit. Fehlt dies, reagiert sie unmittelbar mit Vergilbung der Blätter, Absterben der Blüten und Anfälligkeit gegenüber Schädlingen. Zuviel Wasser hat Wurzelfäule zur Folge, die nur selten aufgehalten oder behandelt werden kann. Zwar können verfaulte Wurzelteile entfernt und die Pflanze in ein trockeneres Substrat gepflanzt werden, in fortgeschrittenem Stadium hat diese Maßnahme aber keinen Erfolg mehr.
2. Schädlinge
Meist werden Schädlinge erst sehr spät bemerkt, da sie sich gut tarnen und verstecken. Wenn sich bereits Verfärbungen und Zusammenschrumpfen (Verkrüppeln) der Blätter bemerkbar machen, ist die Population meist schon recht hoch. Neben Abbrausen der Blätter ist hier meist ein chemisches Gift notwendig, da die Schädlinge wenig auf Hausmittel reagieren. Zudem sollte die Pflanze unbedingt in Quarantäne gestellt werden, damit nicht auch die übrigen Pflanzen befallen werden.
Spinnmilben
Auf der Blattunterseite winzige weiße Milben, bei starkem Befall welken die Blätter und vertrocknen
Rote Spinnen
Die Blätter verfärben sich Graugrün bis Gelb. Mit dem bloßen Auge sind die winzigen Spinnentiere nicht zu erkennen. Sie können jedoch der Pflanze großen Schaden zufügen, deshalb müssen sie unbedingt bekämpft werden. Dies kann durch Pflanzenschutzsprays oder Insektizide geschehen, die dem Gießwasser zudosiert werden.
Echter Mehltau
Weißer, später auch bräunlicher Belag auf den Blättern, mehliges Aussehen
Blattfleckenkrankheit
Braune Flecken mit gelbem Hof, oft mit schwarzem Rand
Häufig gestellte Fragen
Bisher war meine Anthurie sehr blühwillig. Seit einiger Zeit welken die Blätter und die Blüten sterben ab. Was kann das sein?
Die genannten Symptome lassen auf einen Nährstoff- oder Wassermangel schließen. Zunächst sollte kontrolliert werden, ob die Pflanze immer genügend Feuchtigkeit im Substrat hat und häufig besprüht werden. Oft bekommt die Flamingoblume trotz regelmäßiger Düngung nicht genügend Nährstoffe, wenn der Boden durch Wässern mit kalkhaltigem Wasser einen zu hohen pH-Wert aufweist. Der Zustand kann schnell behoben werden: Die Flamingoblume benötigt saures Substrat, was am einfachsten mit einem Umtopfen zu bewerkstelligen ist. Vorsichtig einen Großteil des alten Substrates entfernen und mit frischem Substrat, das einen hohen Torfanteil aufweist, auffüllen. Schon nach kurzer Zeit sollte sich die Pflanze dann erholt haben.
Meine Flamingoblume bildet lange, sparrige Blätter aus und blüht nicht.
Wahrscheinlich steht die Anthurie zu dunkel. Sie verträgt zwar keine direkte Sonneneinstrahlung, muss aber dennoch sehr hell stehen. Ein Standortwechsel ist unbedingt notwendig.