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Im Supermarkt regiert die Eintönigkeit im Obstregal. Wer sich hier umschaut, begegnet den immer gleichen Sorten Elstar, Cox Orange, Golden Delicious, Jonagold, Granny Smith und Boskoop. Tatsächlich hat Mutter Natur ein facettenreiches Spektrum dieser köstlichen Früchte zu bieten. Während der gewerbliche Anbau den Fokus auf Widerstandskraft und Ertrag richtet, genießen Hobbygärtner das Privileg, den Geschmack in den Vordergrund zu rücken. Unter dieser Prämisse dehnt sich das Angebot an Apfelsorten aus von spärlichen 6 auf mehr als 2.000. Diese Übersicht vermittelt eine Selektion der wichtigsten Kategorien und stellt herausragende Eigenschaften vor.
Kategorisierung
Abgestimmt auf die Ernte- und Reifezeit sowie die Verwendungsmöglichkeiten, werden Apfelsorten kategorisiert nach folgenden Kriterien:
Sommeräpfel | Ernte ab Juli bis Anfang September | für sofortigen Verzehr |
Herbstäpfel | Ernte im September/Oktober | für sofortigen Verzehr und Lagerung |
Winteräpfel | Ernte im Oktober/November | für Verzehr ab Dezember und Lagerung bis März/April |
Innerhalb dieser Kategorisierung können Apfelsorten gemäß ihrer jeweiligen Verwendung charakterisiert werden. Allgemein üblich hat sich diese Zuordnung etabliert:
Back- und Kochäpfel | Zubereitung von Kompott oder Most |
Bratäpfel | Zubereitung von Süßspeisen aus dem Ofen |
Tafeläpfel | Für den Frischverzehr |
Diese Einteilung kann natürlich flexibel gehandhabt werden und stellt keine fest zementierte Vorgabe dar. So spricht beispielsweise nichts dagegen, Tafeläpfel zu Kompott zu verarbeiten oder einen Backapfel auf der Hand zu verspeisen. Die folgende Übersicht stellt die einzelnen Kategorien näher vor mit ihren spezifischen Eigenschaften und nennt populäre Sorten.
Sommeräpfel
Die Vorfreude ist groß, wenn bei warmer, sonniger Witterung im Juli die ersten Äpfel in deutschen Gärten gepflückt werden können. Groß und Klein lieben den knack-frischen Geschmack, den der vergleichsweise hohe Säureanteil erzielt. Dieses Attribut gleicht den noch fehlenden intensiven Apfelgeschmack späterer Ernten mühelos aus. Da Sommeräpfel zumeist sehr druckempfindlich beschaffen sind, konzentriert sich ihr Anbau auf den privaten Nutzgarten, da sie für den Handel uninteressant sind. Empfehlenswerte Sorten sind:
- Astramel: Grau-grüne Grundfarbe, rote Deckfarbe, glatte Schale und süß-säuerlicher Geschmack
- Bolero: Verlockender Säulenapfel für den kleinen Garten mit grün-goldener Schale und fruchtigem Aroma
- Mantet: Saftiges Fruchtfleisch, umhüllt von grüner, später gelbgrüner Schale
- Roter Astrachan: Sehr frühe Sorte mit sattroter Deckfarbe und herrlichem saftig-süßem Fruchtfleisch
- Schöner aus Barth: Grange-gelbe Grundfarbe, rote Deckfarbe, rötlich gefärbtes Fruchtfleisch mit säuerlich-würzigem Aroma
Wer die sommerliche Apfelernte mit Ungeduld erwartet, kommt am Weißen Klarapfel nicht vorbei. Als eine der frühesten Apfelsorten belohnt die Frucht liebevolle Pflege mit einem weißen bis hell-gelben Fruchtfleisch, umhüllt von einer dünnen, grünlich-weißen Schale. Nicht nur für den Frischverzehr perfekt geeignet, sondern auch als Kompott eine erfrischende Gaumenfreude.
Herbstäpfel
Im Anschluss an die Sommeräpfel setzen sie den Apfelgenuss im Garten nahtlos fort. Herbstäpfel sind ab September reif für die Ernte. Je nach Sorte dienen diese dem Frischverzehr oder verlangen nach einer längeren Lagerung, um im Spätherbst und frühen Winter verspeist zu werden. Da Herbstsorten mehr Sonnenstrahlen aufnehmen konnten als Sommeräpfel, hat sich ein intensiveres Aroma entwickelt.
- Alkmene: Die Sorte besticht mit cremegelbem, zartem Fruchtfleisch und feiner Schale in Goldgelb bis Orangerot
- Geflammter Kardinal: Prägnante Optik dank hellrot geflammter Schale, die ein weiches, mürbes Fruchtfleisch ummantelt
- James Grieve: Ein saftiger Tafelapfel, der Ende des Sommers gepflückt und im frühen Herbst genussreif ist
- Holsteiner Cox: Ein schmackhafter Abkömmling des Cox Orange mit roten, bis zu 15 cm großen, saftigen Früchten
- Ruhm aus Kirchwerder: Die tiefrote, gestreifte Schale deutet an, welch aromatisches Fruchtfleisch sich darunter verbirgt
Winteräpfel
Die Grenzen zwischen Herbst- und Winteräpfeln sind fließend. Kennzeichnend für Apfelsorten dieser Kategorie ist die sehr späte Ernte Ende Oktober und im November sowie die lange Lagerzeit, teilweise bis in den Sommer des folgenden Jahres hinein. Winteräpfel eignen sich überdies nicht für den Frischverzehr, sondern erzielen ihre Genussreife erst nach mehreren Wochen im kühlen Lagerraum. Unseren Vorfahren dienten die zumeist tiefroten Früchte obendrein als blank polierter Christbaumschmuck.
- Golden Delicious: Herausragend im Geschmack und appetitlich anzusehen mit der gold-gelben Schale
- Jonagold: Aromatisches Fruchterlebnis für kalte Wintertage hinter gelb-roter Schale
- Kaiser Wilhelm: Das Fruchtfleisch zergeht auf der Zunge mit leicht säuerlichem und zugleich würzigem Aroma
- Landsberger Renette: Die verführerischen Goldstücke überraschen mit einem süßlich-weinigen Geschmack
- Weißer Winterkalvill: Gourmet-Apfel, dessen grüne, tief gefurchte Früchte ein Fruchtfleisch mit Erdbeergeschmack bergen
Tafeläpfel
Sie sind unter den Apfelsorten in Deutschland besonders beliebt, denn Tafeläpfel laden ein zum knackig-frischen Genuss aus der Hand. Mehr als 70 Prozent aller im Handel angebotenen Äpfel führen diese Bezeichnung. Alle drei der oben genannten Kategorien integrieren köstliche Tafeläpfel, sodass während der gesamten Ernte- und Lagerungszeit niemand auf die saftig-säuerlichen Vitaminbomben verzichten muss. Die folgende Übersicht stellt bewährte Sorten für den heimischen Garten vor:
Cox Orangen-Renette
Ein Winterapfel von einzigartiger Tafelqualität. Der edle, kräftig-säuerliche Geschmack lässt selbst verwöhnte Gourmets schwärmen. Dank einer geringen Wuchshöhe von maximal 2,50 Metern, gedeiht diese Apfelsorte wunderbar im Kübel oder als dekorative Spalierhecke.
- Erntezeit im Oktober und November
- Genussreif frühestens ab Dezember
Elstar
Wir begegnen diesem Herbstapfel nicht von ungefähr in jedem Obstregal, denn Elstar überzeugt kräftigem Fruchtfleisch, saftigem, süß-saurem Geschmack und geringer Wuchshöhe. Da der Baum mit einem geringen Pflanzabstand von 60 cm zurecht kommt, gedeiht er prächtig im kleinen Garten.
- Ernte von Oktober bis November
- Genussreife von Oktober bis März
Redlove Circe
Die brandneue Apfelsorte erobert die Gärten in Deutschland im Sturm. Der sattrote Sommerapfel verlockt mit rotem, saftigem Fruchtfleisch. Mittelhoch und schlank im Wuchs, liefert er zugleich ein duftiges Blütenfestival in Rosa.
- Erntezeit von August bis Anfang September
- Frisch vom Baum besonders lecker
Bratäpfel
Seit Generationen versüßt der Bratapfel die kalte Jahreszeit für Jung und Alt. Damit das ebenso simple wie schmackhafte Rezept gelingt, kommt es auf die richtige Apfelsorte an. Die besten Sorten für den Anbau in Hausgarten:
Pinova
Die gelungene Kreuzung aus Golden Delicious und Clivia bietet genau die richtige Fruchtfleisch-Konsistenz, die wir von einem guten Bratapfel erwarten. Darüber hinaus punktet Pinova mit bestem Ernteertrag und erweist sich als widerstandsfähig gegenüber Früh- und Spätfrösten.
- Erntezeit ab Anfang Oktober
- Lange Genussreife von November bis Mai
Schöner von Boskoop
Der Apfel gilt als Paradebeispiel für einen Bratapfel in Premium-Qualität. Die Früchte erreichen einen Durchmesser von bis zu 8 cm und versprechen langen Fruchtgenuss. Unter seiner rauen Schale birgt der Boskoop eine wahrhafte Aromabombe. Luftig gelagert, hält die Ernte bei + 3 bis – 4 Grad Celsius bis in den März hinein, sodass sich die Zubereitung nicht auf die Weihnachtszeit beschränkt.
- Erntezeit von Mitte Oktober bis Ende November
- Genussreife ab Weihnachten
Undine
Wo im Garten die Platzkapazität für einen raumgreifenden Boskoop fehlt, dient Undine als sinnvolle Alternative. Die mittelgroßen, säuerlichen Winterfrüchte ergeben nach einer entsprechenden Lagerzeit ebenso köstliche Bratäpfel, wie ein mächtiger Boskoop.
- Erntezeit ab Mitte Oktober
- Genussreife von Februar bis April
Koch- und Backäpfel
Fruchtiger Apfelkompott rundet herzhafte Speisen delikat ab. Auf die gut sortierte Kaffeetafel gehört im Herbst und Winter der saftig-süße Apfelkuchen. Damit der eigene Garten stets einen reichen Vorrat an Früchten für die Küche liefert, kommen folgende Sorten besonders in Betracht:
Berlepsch
Eine der wertvollsten Kochapfelsorten für den Hausgarten wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Die in 1880 in Düsseldorf gezüchtete Sorte punktet mit einem satten Gehalt an Vitamin C von 23,5 Milligramm je 100 Gramm. Dem nicht genug, tröstet das feinsäuerliche, ungemein saftige Fruchtfleisch über die schrumpelige Schale hinweg.
- Erntezeit von Ende September bis Mitte Oktober
- Genussreif ab Januar
Braeburn
Der Einwanderer aus Neuseeland hat sich bestens in deutschen Gärten etabliert, solange er dort eine warme, geschützte Lage vorfindet. Seine Früchte erreichen bis zu 150 Gramm, schmecken aromatisch-würzig und ergeben köstliche Kuchen oder erfrischenden Kompott.
- Pflückreif ab Ende Oktober
- Genussreife von Januar bis Mai
Bohnapfel
Als Geheimtipp kursiert diese Apfelsorte unter Hobbygärtnern. Wenn Sie Ausschau halten nach einem kraftvollen Kompott-, Most- und Saftapfel, der auch in ungünstigen Höhenlagen gedeiht, werden Sie bei dem Bohnapfel fündig. Die alte Sorte wird seit 1750 im Neuwieder Becken und am Mittelrhein angebaut, wo wahrlich nicht die günstigsten Witterungsverhältnisse herrschen.
- Pflückreife von Mitte Oktober bis Anfang November
- Genussreife frühestens ab Februar
Um Koch- und Backäpfel in Reichweite der Köchin zu kultivieren, kommen die innovativen Ballerina-Säulenäpfel gerade recht. Die großfrüchtige Apfelsorte ‘Charlotte’ gedeiht im Kübel auf dem Balkon. Typisch für diese Erziehungsvariante ist ein dominanter Mitteltrieb mit kurzen Seitentrieben. Ein eigener Garten ist somit keine zwingende Voraussetzung für fruchtige Apfelspeisen, denn eine Fülle weiterer Sorten steht als Ballerina-Säulenapfel zur Auswahl bereit.
Häufig gestellte Fragen
Wenngleich ‘Granny Smith’ im Supermarkt zu den meist verkauften Apfelsorten in Deutschland zählt, raten wir dennoch von einem Anbau im Hobbygarten ab. Der in Australien beheimatete Baum stellt höchste Ansprüche an seine Kultivierung. Um seine Pflückreife Anfang November heil zu erreichen, kommt einzig eine sehr milde Weinbaulage infrage, bei günstigster Witterung und aufwändiger Pflege. Wie unsere Übersicht beweist, gibt es eine Fülle köstlicher Apfelsorten, die in deutschen Gärten eine reiche Ernte liefern.
Hier dürften die RE-Sorten von Interesse sein. Dabei handelt es sich um nachweislich mehrfach resistente Apfelsorten, die auch dem gefürchteten Schorf die Stirn bieten. Empfehlenswert sind ‘Reanda’ und ‘Regine’ als Winteräpfel, ‘Reka’ als Sommersorte sowie ‘Reglindis’. Klassenbester ist die Herbstsorte ‘Remo’, die über eine Fünffach-Resistenz verfügt gegenüber Winter- und Blütenfrost, Feuerbrand, Schorf und Mehltau.