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Wer den Artischocken-Anbau im eignen Grün starten möchte, kann sich auf jahrelange Erträge freuen. Vorausgesetzt natürlich, den Pflanzen aus der Familie der Distelgewächse werden entsprechende Bedingungen geboten. Diese sind zwar mit etwas Aufwand verbunden, die Arbeit lohnt sich aber. Und das nicht nur für die leckeren und exotischen Früchte.
Auch optisch hat das Gewächs – vor allem, wenn es in Gruppen gesetzt wird – einiges zu bieten. Nicht umsonst finden sich immer mehr Artischocken als Zierde in heimischen Gärten. Und sogar ein Anbau im Kübel ist möglich.
Steckbrief
- Gehört zu den Korbblütlern und Distelgewächsen
- Stammt aus dem Mediterranen Raum
- Wird als Blütengemüse verzehrt
- Positive Auswirkungen auf Verdauung und allgemeine Gesundheit
- Können einen Durchmesser von etwa 80 Zentimetern erreichen
- Mehrjährige Ernte möglich
Standort
Da die Artischocke aus dem Mittelmeerraum stammt, benötigt sie auch im heimischen Garten einen sonnenverwöhnten Standort. Dieser sollte warm sein und geschützt liegen. Kalter Wind und starker Zug sollten vermieden werden.
Optimal ist ein Bereich gen Süden, der vor einer Hauswand, Mauer oder Hecke liegt. Auch andere, höhere Pflanzen können als Windschutz dienen, diese sollten dann aber weder die Artischocke in den Schatten stellen noch im Winter nicht vorhanden sein.
Für den Artischocken-Anbau wird weiterhin eine entsprechend große Fläche benötigt. Zwischen den einzelnen Gewächsen sollte es einen Abstand von jeweils 50 bis 100 Zentimetern geben. Je nachdem, wie viele Gewächse gewünscht sind, sollte also ein ausreichend großer Gartenabschnitt zur Verfügung stehen. Als Alternative zum gewöhnlichen Beet können auch mobile Container oder Hochbeete gewählt werden. Diese erleichtern die Ernte und sparen insgesamt Platz. Zudem erleichtern sie die sichere Überwinterung in Regionen mit härteren Wintern. Und auch der Artischocken-Anbau auf Terrasse oder Balkon wird mit den Kübel möglich.
Substrat
Für den Anbau der Artischocken ist eine nährstoffreiche, tiefgründig lockere und neutrale bis alkalische Erde notwendig. Das Distelgewächs gehört zu den Starkzehrern und verbraucht daher viele Nährstoffe. Zudem ist reichlich Wasser von Nöten, das Substrat sollte daher auch gute speichernde Eigenschaften aufweisen. Die folgenden Tipps können dabei helfen, den Boden entsprechend auf- und vorzubereiten.
- pH-Wert testen und bei Bedarf durch Kalken neutralisieren oder basischer gestalten
- die Fläche für den Artischocken-Anbau tiefgründig umgraben
- Auf frische Garten- oder Pflanzenerde auf Kompostbasis setzen
- Gegebenenfalls das Substrat mit Sand und Kies auflockern
- Mit Beigaben von Stallmist oder reifem Kompost anreichern
Besonders ratsam ist es, das Beet bereits im Herbst vor dem geplanten Anbau umzugraben und dabei Mist oder Kompost einzuarbeiten. Auf diese Weise können sich die zugeführten Nährstoffe noch ausreichend im Bodenreich verteilen und absetzen. Wer diesen Zeitpunkt verpasst hat, kann die Maßnahme noch bis zu zwei Wochen vor dem Beginn des Anbaus nachholen.
Pflanzen und Vorziehen
Wer bereits kurz nach dem Beginn des Anbaus erstmalig Artischocken ernten möchte, sollte die Samen bereits ab Februar im Haus vorziehen. Wer sich an diesen Zeitplan hält, kann schon im späten Sommer des ersten Standjahres frische Artischocken genießen.
Das Vorgehen sollte dabei wie folgt aussehen.
- Die Samen für einige Stunden in lauwarmem Wasser vorquellen lassen.
- Töpfe oder Kästen mit Anzuchterde füllen.
- Zwei bis vier Samen pro Topf leicht in das Substrat drücken und dünn mit Erde bedecken.
- Die Anzuchttöpfe wässern und mit transparenter Folie oder Glas abdecken.
- Die Gefäße an einen sonnigen Standort verbringen, an dem 20 °C bis 25 °C herrschen.
- Abdeckung oder Bereich der Vorkeimung täglich kurz lüften.
Wer keinen derartig warmen Standort zur Verfügung hat, sollte über die Verwendung eines beheizbaren Zimmergewächshauses nachdenken. Zudem sind die Keimlinge, die sich nach spätestens drei Wochen zeigen sollten, stetig feucht zu halten. Im Mai, wenn die jungen Gewächse schon recht groß sind, dürfen sie ins Freie gepflanzt werden. Fröste sollten sie dann aber nicht aushalten müssen.
- Jungpflanzen beim Aussetzen ins Freie pikieren, also nur die stärksten und größten Exemplare verwenden
- Beim Pflanzen auf einen Abstand von einem halben bis einem Meter zwischen den Artischocken achten
- Sofern nötig, den Boden nochmals auflockern
- Jede Pflanzstelle mit einer kleinen Menge Kompost oder Mist versehen
- Die Artischocken ausreichend wässern
Während der ersten Wochen nach dem Auspflanzen muss auf regelmäßige Wassergaben geachtet werden. Die Wurzeln sollten keine Staunässe aushalten aber ebenso wenig Trockenheit ertragen müssen.
Gießen
Der wohl größte Aufwand beim Artischocken-Anbau muss beim Gießen betrieben werden. Gerade beim anfänglichen Wachstum benötigen die Pflanzen reichlich Wasser und ein stetig leicht feuchtes Substrat. Nur die Oberfläche des Substrats darf zwischen den Wassergaben leicht austrocknen.
Gegossen werden darf Leitungswasser, auch wenn dieses hart ist. Die Artischocken vertragen Kalk problemlos. Regen- oder Teichwasser darf aber ebenfalls zum Einsatz kommen. Worauf die Wahl auch fällt, das Wasser sollte sich niemals stauen. Staunässe führt selbst bei den feuchtigkeitsliebenden Gewächsen schnell zur Wurzelfäule und diese kann den Ertrag erheblich verringern.
Düngen
Als Starkzehrer benötigt die Artischocke recht große Mengen Nährstoffe, die ihr bereits zu Beginn des Anbaus zur Verfügung stehen sollten. Die erste Düngung muss also bereits beim Auspflanzen erfolgen. Danach darf bis zu einmal monatlich frischer, organischer Dünger zugeführt werden. Mit der Ernte wird die Gabe zusätzlicher Nährstoffe eingestellt, sodass sich die Gewächse noch ausreichend auf die Winterruhe vorbereiten können.
Geeignete Mittel sind:
- Gemüsedünger
- Kompost
- Stallmist
- Teichwasser
- Pflanzenjauche
Ernte
Der Zeitpunkt für die Ernte ist abhängig vom Termin des Pflanzens. Wurde der Artischocken-Anbau mit vorgekeimten Samen bereits im Februar begonnen und im Mai nach draußen verlegt, sind die Früchte im ersten Jahr etwa im September zu erwarten. In den folgenden Jahren des Anbaus gelangen die Artischocken für gewöhnlich früher zur Reife und können meist schon im Juli geerntet werden.
Sie dürfen abgeschnitten werden, wenn die Knospen noch geschlossen sind und alle schuppenförmigen Blätter dicht am Fruchtkörper anliegen. Braunverfärbungen an den Spitzen sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass es schon fast zu spät zur Ernte ist. Hier ist dann also Eile geboten.
Verschnitt
Die oberirdischen Triebe der Artischocke überstehen den Winter im Freien nicht, sie können aber zu Eingangspforten für Krankheitskeime werden. Sinnvoll ist es daher, sie im Herbst bis auf den Boden zurückzuschneiden. Dabei sollten nur wenige Zentimeter bis eine Handbreit über der Erde stehen bleiben.
Beschädigte, von Krankheiten oder Schädlingen befallene Pflanzenteile sollten das ganze Jahr über entfernt werden. Hiervon abgesehen ist im Artischocken-Anbau kein weiterer Verschnitt notwendig.
Überwintern
Direkt nach dem obig beschriebenen Verschnitt kann und sollte die Artischocke auf die Überwinterung im Freien vorbereitet werden. Da sie auf allzu niedrige Temperaturen empfindlich reagiert, sollte sie gut abgedeckt werden.
Geeignet sind:
- Stallmist
- Kompost
- Laub
- Stroh
- Reisig
Auch eine Mischung aus den genannten Materialien ist möglich. Für eine gute Isolierung sollte die Mischung etwa 30 Zentimeter hoch direkt über der verschnittenen Artischocke angehäufelt werden. Im Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen, wird die Pflanze wieder freigelegt. Vollständig entfernt werden muss der natürliche Winterschutz aber nicht. Es ist sogar besser, wenn er rundum die Artischocken liegen bleibt oder leicht in den Boden eingearbeitet wird. So dient er direkt als erste Düngung.
Die Überwinterung im Kübel sollte auch mit Schutz nicht im Freien erfolgen. Besser ist es hier, das Gefäß nach drinnen zu verbringen. Ein frostfreier Raum, der nicht völlig dunkel ist, ist ein optimales Winterquartier.
Als Alternative zu den genannten Methoden, können die einzelnen Pflanzen auch ausgegraben werden. Der Wurzelballen darf mit feuchter aber nicht nasser Erde bedeckt sein. Als Schutz empfiehlt es sich, die Pflanze zusätzlich in ein durchlässiges Tuch einzuschlagen und so an einem kühlen aber wiederum frostfreiem Raum zu überwintern. Ein gelegentliches, leichtes Befeuchten des Tuchs verhindert die vollständige Austrocknung und schont die Gewächse.
Vermehrung
Wer den Artischocken-Anbau vergrößern möchte oder alte Pflanzen ersetzen will, kann dies auf zwei Wegen erreichen. Zum einen durch die Teilung ausgewachsener Pflanzen. Diese Variante ist allerdings recht aufwendig und erfordert neben Geschick auch einiges Wissen. Für Laien in der Gartenpflege deutlich einfacher ist die Aussaat.
Die dafür notwendigen Samen können aus den Blüten gewonnen werden und sind im Anschluss bis zum kommenden Februar kühl, trocken und dunkel aufzubewahren. Dann kann die Vorkeimung wie obig beschrieben im Haus erfolgen.
Umsetzen und Umtopfen
Der Artischocken-Anbau ohne ein Umsetzen oder Wechseln der Pflanzen ist für drei bis fünf Jahre möglich. Danach verlieren die Gewächse ihre Blühfreudigkeit und gehen meist ein.
In diesen Fällen ist es nicht ratsam, die verloren Pflanzen zu ersetzen und den Anbau an gleicher Stelle weiter zu betreiben. Als Starkzehrer verbrauchen die Gewächse den Boden auf Dauer, selbst wenn sie regelmäßig gedüngt werden. Nach spätestens fünf Jahren sollten die Artischocken daher umgesetzt werden. Das betrifft natürlich nur die Exemplare, die sich noch blühfreudig zeigen. Alle anderen dürfen schlicht entfernt werden.
Im Kübel verhält es sich ähnlich. Allerdings ist es hier angebracht, schon früher einen Substratwechsel vorzunehmen. Etwa aller zwei bis drei Jahre ist die Erde auszutauschen. Dadurch kann auch die Lebensdauer der Artischocke etwas verlängert werden. Notwendig ist dieser Aufwand, weil sich das Substrat im Kübel schneller verbraucht. Anders verhält es sich, wenn ein Container mit großem Volumen, 50 Liter und mehr, gewählt wird. Hier steht der Pflanze dann genug Erde zur Verfügung, um einen vorzeitigen Wechsel unnötig werden zu lassen.
Geeignete Sorten
Wer einen Artischocken-Anbau in Betracht zieht, wird sich auch mit der Sortenwahl konfrontiert sehen. Grundsätzlich werden diese in grüne und violette Sorten unterschieden. Die grünen Artischocken sind etwas widerstandsfähiger und robuster. Zu ihnen gehören:
- Catanesi
- Castel
- Green Globe
- Camus de Bretagne
- Romaneschi
Die violetten Artischocken meist etwas weniger ertragreich, dafür jedoch intensiver im Geschmack und zarter. Zu diesen gehören:
- Violetti di Toscana
- Petit Violet
- Terom
- Romanesco
- Violet de Provence
Typische Pflegefehler, Krankheiten und Schädlinge
Wird die Artischockenpflanze richtig kultiviert, zeigt sie sich ausgesprochen robust und widerstandsfähig. Krankheiten und Schäden treten nur selten auf und sind meist auf Pflegefehler zurückzuführen.
Dazu gehören:
- Zu wenig Sonne
- Ein zu kalter oder ungeschützter Standort
- Unzureichend tiefer Bodengrund
- Zu wenig Wasser
- Staunässe
- Zu geringe Nährstoffmengen
- Frostschäden durch fehlende Isolierung
Mit der entsprechenden Vorsorge kann die Mehrzahl der Probleme also von vornherein vermieden werden.
Aufseiten der Schädlinge treten lediglich Blattläuse gelegentlich auf. Da die Blüten im Artischocken-Anbau zum Verzehr bestimmt sind, wäre der Einsatz von Insektiziden entsprechend ungünstig. Besser ist es, natürliche Fressfeinde der Schädlinge einzusetzen. Bei diesen sogenannten Nützlingen handelt es sich um Marienkäfer, Florfliegen und Schlupfwespen. Der schnellste Weg diese effizient einzusetzen, ist der Kauf im Fachhandel oder online.
Die Artischocken können mit engmaschigen Netzen abgedeckt und die Nützlinge darunter eingebracht werden. Nach wenigen Tagen sollte das Schädlingsproblem auf diese Weise gelöst sein. Alternativ oder zusätzlich empfiehlt es sich, die Blattläuse von den Blättern zu wischen oder sie mit Brennnesseljauche einzusprühen.
Häufig gestellte Fragen Fragen
Warum bildet die Artischocke keine Blüten mehr aus?
Im Artischocken-Anbau ist eine möglichst große Anzahl von Blüten das gewünschte Ziel, immerhin werden diese gegessen. Mit der Zeit kann die Blüte aber abnehmen oder sogar vollständig ausbleiben. Meist ist das nach etwa vier oder fünf Jahren der Fall. Dieser Zustand ist vollkommen normal und schlicht auf das Alter der Gewächse zurückzuführen. Abhilfe schafft nur ein Austausch der Pflanzen. Eine Ausnahme ist es, wenn die Blüten bereits vorher ausbleiben. Verantwortlich hierfür ist in der Regel ein zu dunkler oder kühler Standort, zu wenig Flüssigkeit oder Dünger.
Warum verfärben sich die Blätter der Artischocke?
Zeigt die Artischocke gelbliche Verfärbungen, ist die Ursache meist in einem zu schattigem Standort zu suchen. Im Herbst ist dieser Zustand aber schlicht darauf zurückzuführen, dass sie sich die Kräfte der Pflanze in ihre Wurzeln verlagern.