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Baumfarn, Cyatheales – Pflege-Anleitung und Überwintern

Baumfarn - Cyatheales

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Vor Millionen von Jahren gab es auf der ganzen Welt Baumfarne. Auf der nördlichen Halbkugel sind sie aber leider in den Eiszeiten ausgestorben. Als tropische Sporenpflanze gehören die Baumfarne heute zu den größten Vertretern der lebenden Fossilien. Im Gegensatz zu den Bäumen weist jedoch der Stamm der Baumfarne kein Dickenwachstum auf. Was alles bei der Kultivierung der exotischen Pflanze beachtet werden muss, erfahren Sie hier.

Steckbrief

  • Verwendung: als Zierpflanze im Kübel
  • botanischer Name: Cyatheales
  • gehört in die Familie der Farne
  • einige Arten bilden ausgeprägte Stämme
  • Wuchshöhe bis zu einigen Metern
  • Kronendurchmesser bis zu vier Metern

Arten und Vorkommen

Baumfarne wachsen in tropischen und subtropischen klimatischen Verhältnissen auf der Erde. Einige Arten kommen auch in den Regenwäldern Australiens und Neuseelands vor. Die Pflanzen sind ein Überbleibsel aus der Urzeit und haben sich im Laufe von Generationen nahezu nicht verändert. Auf der nördlichen Halbkugel sind die Pflanzen im Laufe der letzten Eiszeiten ausgestorben.

Nicht alle Arten der Cyatheales bilden ausgeprägte Stämme aus. Anderseits gehören nicht alle Farne, die Stämme ausbilden auch zu den Baumfarnen. Neben den Cyatheales finden sich in den Familien der Königsfarngewächse (Osmundaceae) und Rippenfarngewächse (Blechnaceae) einige stammbildende Arten in den Gattungen Blechnum und Todea.

  • Dicksonia antarktica: dicker, brauner Stamm, Kronendurchmesser bis zwei Meter, ledrige Blätter, winterhärteste Sorte bis -7 Grad (Australien, Tasmanien)
  • Dicksonia squarrosa: dünner, brauner Stamm, Kronendurchmesser bis 1,2 Meter, robuste Sorte (Neuseeland)
  • Dicksonia fibrosa: dicker, weicher Stamm, Kronendurchmesser bis 1,5 Meter, Blätter hellgrün und weichlaubig, frostresistent bis -5 Grad (Neuseeland)
  • Dicksonia youngiae: dünner, hellbrauner Stamm mit schwarzen Blattstielen (dunkle Behaarung), gelegentlich mit Stammauswüchsen, mittelstark wachsend, dunkelgrüne Wedel (Regenwälder Australiens)
  • Dicksonia sellowiana: dünner Stamm mit heller Behaarung im Kronenbereich, schnell wachsende Art (Mittel- und Südamerika)
  • Cyathea dealbata (Silberbaumfarn): brauner, kräftiger Stamm, Wedel bis zwei Meter Länge, auf der Blattunterseite silbrig
  • Cyathea medullaris (Schwarzer Baumfarn): schnell wachsende Art mit kräftigem schwarzem Stamm, Blätter bis drei Meter Länge, schwarz gestielt, sehr auffällige Art, nicht frosthart (Neuseeland)
  • Cyathea australis: besonders dicker, brauner Stamm, üppige hellgrüne Krone bis vier Meter Durchmesser, frosthart bis -7 Grad (Gebirge Australiens)
  • Cyathea cooperi: schnell wachsende Art, dünner hellbrauner Stamm, bis zwei Meter lange Wedel, verträgt etwas mehr Sonne
  • Cyathea tomentosissima: langsam wachsend, Besonderheit: Wedel mit feinen roten Schuppen besetzt (Hochgebirge Neuguineas)
  • Cyathea brownii: schnell wachsende Art mit dünnem Stamm, dunkelgrüne glänzende Wedel bis zwei Meter Länge, im Kopfbereich zunächst helle, später fuchsrote Behaarung (Norfolk Inseln)

Zusätzlich gibt es eine Reihe naher Verwandter im Handel. Da diese dem Baumfarn durch ihr Äußeres, nämlich den Stamm, stark ähneln, werden sie häufig auch als Baumfarne angeboten. Dies sind vor allem die stammbildenden Farne aus der Gattung Blechnum und Todea.

  • Blechnum gibbum: Zwergbaumfarn, dünner Stamm, kurze gefiederte Wedel (hellgrün), langsam wachsend (Neukaledonien)
  • Blechnum nudum (Fischgrätenfarn): niedrig wachsend mit Trichterkrone, im Alter bildet sich ein Scheinstamm, verträgt auch kurze Fröste
  • Blechnum tabulare: seltene Art, kurzer und dicker Stamm, runde Krone, ledrige Blätter, etwas sonnenverträglich (Südafrika)
  • Todea barbata: faseriger, oft mehrstämmiger Stamm mit hellgrünen Wedeln (Südafrika, Neuguinea)

Standort

Baumfarn - Cyatheales Baumfarne gedeihen auch bei uns gut als Zimmer- oder Kübelpflanze. Wichtig dabei ist, dass die Räume keine zu trockene Luft enthalten. Sie stehen am besten an einem geschützten Ort mit wenig direkter Sonne – vergleichbar mit den Farnen, die bei uns heimisch sind. Zu starke Sonneneinstrahlung führt schnell zum Verbrennen der Blätter. Die dekorativen Wedel werden braun und sterben ab.

  • Lichtbedarf: gering (halbschattig bis schattig)
  • windgeschützt
  • keine direkte Sonneneinstrahlung (Mittagssonne)
  • hohe Luftfeuchtigkeit

Baumfarne fühlen sich an allen Plätzen wohl, an dem auch einheimische Farne gut gedeihen. Also im Schattenbereich großer Baumkronen, an Schatten spendenden Hauswänden oder Hecken. Gerne auch in der Nähe von stehenden oder fließenden Gewässern, die eine hohe Luftfeuchtigkeit garantieren.

Boden

Für das Gedeihen des Baumfarnes spielt das richtige Substrat eine entscheidende Rolle. Es sollte vor allem folgende Eigenschaften haben:

  • nährstoffreich (humos)
  • wasserdurchlässig
  • luftdurchlässig
  • locker
  • kalkarm
  • pH-Wert: leicht sauer (5-6)

Wichtig ist immer eine dicke Drainageschicht im unteren Teil des Kübels oder Topfes. Geeignete Substrate setzen sich aus Gemischen verschiedener Komponenten zusammen:

  • humose Garten- oder Blumenerde
  • Sand, Blähton oder feiner Kies
  • geringer Torf- oder Rindenmulchanteil (auch Orchideenerde)

Gießen

Baumfarn - Cyatheales Für ein starkes Wachstum benötigt der Baumfarn immer ausreichend Wasser. Baumfarne haben bezüglich ihrer Wurzeln eine Besonderheit: Die Blattstiele vertrockneter Blätter sterben nicht ganz ab. Kurze Stücke der Blattstiele bleiben am Stamm erhalten. Hieraus wachsen Wurzeln und befestigen den oft krummen, dünnen Stamm zusätzlich. Daher darf der Stamm von Baumfarnen nie austrocknen. Baumfarne haben ein sehr schlecht entwickeltes System zur Weiterleitung von Wasser, deshalb kommen sie in der Natur ausschließlich in Gegenden vor, die sehr hohe Niederschlagsmengen oder häufige Nebelbildung aufweisen. Ein Großteil der Wasserversorgung läuft über die Aufnahme der Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft. Es reicht nicht aus, nur den Wurzelballen mit Wasser zu versorgen, zusätzlich muss der ganze Stamm eingenebelt oder gegossen werden.

Damit es nicht zu Staunässe kommt, sollte das Substrat gut drainiert sein und überschüssiges Wasser stets zeitnah aus dem Untersetzer weggegossen werden. Besonders gerne mag es Cyatheales, wenn das Gießwasser über den Stamm gegossen wird. An heißen Tagen schätzt die Pflanze eine Dusche oder das Einsprühen mit der Blumenspritze – in Hitzeperioden täglich!

Düngen

Während der Wachstumsperiode zwischen Ende April und September sollte man regelmäßig mit Flüssigdünger für Grünpflanzen über das Gießwasser düngen. Eine Düngergabe im Monatsrhythmus ist dabei völlig ausreichend. Alternativ kann der Erde etwas Langzeitdünger zu gemengt werden. Optimal sind alle Dünger, die wenig Phosphor enthalten. Auch das mit Dünger angereicherte Gießwasser darf über den Stamm gegossen werden, sodass die seitlich aus dem Stamm entspringenden Wurzeln die Nährstoffe aufnehmen können.

Vermehren

Farne bilden keine Blüten aus und somit erscheinen auch keine Früchte mit Samen an der Pflanze. Auch eine Teilung ist nicht möglich. Trotzdem schaffen es Baumfarne schon seit Millionen von Jahren, sich zu vermehren. Die eigentlichen Baumfarne vermehren sich ungeschlechtlich durch Sporen. Bei älteren Pflanzen bilden sich auf der Unterseite der Blätter kleine Sporenkapseln, die in Gruppen angeordnet sind.

Anders als bei Samen, die das Resultat einer Befruchtung der Blüten sind, müssen die Sporen erst noch befruchtet werden. Dabei entwickelt sich eine zweite, geschlechtliche Generation, die sich deutlich von dem eigentlichen Baumfarn unterscheidet. Ist die Pflanze bei widrigen Verhältnissen wie Trockenheit in ihrem Bestand gefährdet, reißen die Sporenkapseln auf und schleudern die Sporen heraus. Dies kann bei Zimmerpflanzen auch künstlich nachgestellt werden, indem ein Blatt mit reifen Sporen abgeschnitten und auf ein Zeitungspapier gelegt wird. Die Sporen können nun per Hand abgestreift werden.

Anzucht des Vorkeimes

  • Sporen auf nährstoffarmes, feuchtes Substrat legen
  • Substrat: Anzuchterde, Kakteenerde, Kokosfaser
  • Sporen nur leicht andrücken
  • nicht oder nur sehr dünn mit Erde bedecken
  • mit Glasscheibe abdecken oder in Gefrierbeutel stellen
  • an hellen Standort stellen, keine direkte Sonne
  • Temperatur 15-20 Grad
  • gelegentlich lüften und Feuchte überprüfen
  • Keimdauer: zwischen vier und neun Wochen

Auf diesem wenige Zentimeter großen Vorkeim entwickeln sich männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Männliche Geschlechtsorgane sind an den begeißelten Geschlechtszellen erkennbar. Die männlichen Geschlechtszellen können nur schwimmend die weiblichen erreichen, deshalb muss bei der Fortpflanzung die Luftfeuchtigkeit sehr hoch sein. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich nun im zweiten Schritt wieder ein Baumfarn, der seinerseits auf den Blattunterseiten Sporenkapseln bildet. Baumfarne stellen eine ungeschlechtliche Generation dar (die eigentliche Farnpflanze) und eine geschlechtliche Generation. Die geschlechtliche Generation ist jedoch nur auf die wenige Zentimeter großen Vorkeime beschränkt.

Sporen werden meist in sehr großer Anzahl gebildet und sind sehr widerstandsfähig. Sie können ihren kompletten Stoffwechsel einstellen und sind für lange Zeit ohne Wasser, Luft und Nährstoffe überlebensfähig.

Überwintern

Baumfarn - Cyatheales In den meisten Gegenden Mitteleuropas sind die Winter zu kalt für die Überwinterung von Baumfarnen im Freien. Im Allgemeinen vertragen die Pflanzen auch kurze Fröste bis zu -4 Grad, das aber nur in sehr geschützten Lagen. Fallen die Temperaturen tiefer, sterben die hübschen Wedel ab. Zwar treiben viele Exemplare nach dem Winter dann wieder neu aus, sicher ist das allerdings nicht. Cyatheales sind für jeden Wintergarten eine wunderschöne Erweiterung des Bestandes. Sie sind die ideale Pflanze für absonnige oder schattigere Plätze. Auch eine Überwinterung im Kalthaus ist besser als die Verbringung im Freien.

  • Temperatur: 5-10 Grad
  • nur gelegentlich gießen (darf aber nie ganz austrocknen)
  • Lichtbedarf: hell, aber keine direkte Sonne

In einigen wenigen Lagen können Baumfarne auch draußen überwintert werden. Weinlagen am Rhein oder Bodensee sind für den Farn unbedenklich. Trotzdem sollte er ein wenig geschützt werden:

  • Kübel an windgeschützten Platz stellen
  • keine direkte Sonneneinstrahlung
  • Kübel auf dicke Styroporplatte stellen
  • Topf mit Styroporplatten oder Folie umwickeln
  • Stamm mit Strohmatten oder wasserdurchlässigem Vlies umwickeln
  • mit Schnur fixieren
  • Krone mit einer Schnur zusammenbinden
  • auf den Boden eine dicke Schicht Rindenmulch aufbringen
  • mäßig gießen

Krankheiten und Schädlinge

An sich ist der Baumfarn bei optimalen Standortbedingungen und Pflege eine sehr robuste Pflanze, die nahezu nie krank oder von Schädlingen befallen wird. Geschwächt und anfällig wird Cyatheales vor allem durch Pflegefehler. Dann färben sich einzelne Blätter schnell gelb oder braun und sterben ab. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Standort zu sonnig ausgefallen ist oder zu wenig gegossen wurde. Bei Staunässe ist eine Wurzelfäule zu befürchten. Dann helfen nur noch rasches Umtopfen in frisches Substrat und die Entfernung aller kranken Wurzeln.

Als Folge der Schwächung durch eine niedrige Luftfeuchtigkeit (meist im Winter) treten vermehrt Schildläuse, Wollläuse oder ähnliche Parasiten auf. Diese können mittels natürlicher Feinde wie Marienkäfern oder Schlupfwespen bekämpft werden. Auch Hausmittel wie ein Gemisch aus Seife, Wasser und Alkohol sind nach der Entfernung des Hauptvorkommens hilfreich.

Häufig gestellte Fragen

Mein Baumfarn bekommt im Winter in meinem Wohnzimmer immer sehr viele braune Blätter. Woran liegt das?
Baumfarne vertragen im Winter keine trockene Heizungsluft. Sie stehen besser in einem hellen, unbeheizten Raum, der Schutz vor Zugluft bietet. Ist kein solcher Standort vorhanden, sollte er in den kühlsten Raum in der Wohnung gestellt werden, der zur Verfügung steht. In der Regel ist dies das Schlafzimmer. Tägliches Einsprühen mit Wasser erhöht zudem die Luftfeuchtigkeit.

Ich habe einen Balkon, kann ich meinen Baumfarn im Sommer ins Freie stellen?
Das kommt auf die Ausrichtung des Balkons an. Ein schattiger Nordbalkon ist völlig unproblematisch. Ost- und Nordwestbalkone, an denen nur für wenige Stunden die Sonne scheint, sind für etwas sonnenverträglichere Arten wie Cyathea cooperi noch zu tolerieren. Balkone, auf denen die Mittagssonne für starke Sonneneinstrahlung und Hitze sorgt, sind nicht geeignet.

Ich möchte einen Baumfarn für meine Wohnung kaufen. Welche Arten eignen sich dafür?
Wenn der Baumfarn ganzjährig in der Wohnung stehen soll, kommt es auf die Deckenhöhe an. Bei normalen Wohnungen mit Deckenhöhen bis 2,5 Meter eignen sich vor allem Blechnum gibbum, ein naher Verwandter des Baumfarnes, der nur zwergwüchsig ist, oder alle anderen Baumfarne, die nur langsam wachsen. Für Altbauten oder Wintergärten sind alle Arten geeignet.

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Tipps für Schnellleser

- Verwendung: Kübelpflanze für Gewächshaus, Wintergarten, Terrasse oder Balkon
- Standort: windgeschützt mit hoher Luftfeuchtigkeit
- Lichtbedarf: gering, verträgt keine direkte Sonneneinstrahlung
- Boden: Gemisch aus humoser Erde, Sand oder Blähton, Rindenmulch oder Torf
- Gießen: über die Wurzeln am Stamm gießen, vor Trockenheit schützen
- in Hitzeperioden täglich abbrausen oder einsprühen
- Düngen: alle vier Wochen mit Grünpflanzendünger (April bis September)
- Vermehrung durch Sporen
- Sporen auf Blattunterseite entfernen und auf sehr feuchte Erde geben
- Überwintern: nur in sehr milden Lagen im Freiland (mit Schutz)
- sonst im ungeheizten hellen Raum
- Krankheiten: braune Blätter bei zu viel Sonne oder zu wenig Wasser
- Schädlinge: Schild- und Wollläuse bei zu geringer Luftfeuchtigkeit

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