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Dendrobium-Orchideen – Pflege, Schneiden und Vermehren

Dendrobium-Orchidee

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Dendrobium-Orchideen sind epiphyte bzw. Aufsitzerpflanzen, d.h., sie wachsen ursprünglich auf anderen Pflanzen z.B. auf Bäumen oder Felsen. Die wechselständigen, lederartigen Blätter dieser Orchideen entspringen den verdickten Stämmchen, den sogenannten Pseudobulben. Diese sind je nach Art spindel-,  keulen- oder röhrenförmig. Zudem variieren sie in der Größe. Die meist traubigen Blüten bilden sich bei Dendrobium nobile aus den Kanten der Vorjahres-Stämmchen und bei Dendrobium phalaenopsis an den Spitzen der Triebe. Die Blütenfarben reichen von Weiß über Gelb bis hin zu rosa und lila.

Steckbrief

  • Dendrobium-Orchideen sind Baumwucherer.
  • Es gibt etwa 1.500 Arten.
  • Im Handel fast ausschließlich Hybriden erhältlich.
  • Meist Kreuzungen aus Dendrobium phalaenopsis und D. nobile.
  • Blätter sind ledrig, länglich und grün.
  • Blütezeit je nach Art im Frühjahr und Sommer oder vom Winter bis zum Frühjahr.
  • Blütenfarben meist weiß, rosa, gelb oder lilafarben.
  • Wuchshöhe durchschnittlich 50 cm.

Standort und Substrat

Dendrobium-Orchidee Diese Orchideen bevorzugen einen hellen Standort. Allerdings möchten sie nicht den ganzen Tag in der prallen Sonne stehen, insbesondere im Sommer. Die Raumtemperaturen sollten während der Vegetationsperiode tagsüber möglichst nicht deutlich unter 20 Grad und nachts nicht unter 10 Grad fallen. Wie alle Orchideen-Arten benötigen auch die Dendrobium-Orchideen ein spezielles Substrat. Dieses sollte sehr luftig sein und eine geringe Wasserspeicherfähigkeit besitzen. Je lockerer das Substrat ist, desto leichter kann es Feuchtigkeit aufnehmen und überschüssiges Wasser schnell wieder abgeben.

Handelsübliche Orchideenerde besteht meist aus Rindenstücken oder schlecht verrotteten Pflanzenfasern wie z.B. Kokosfasern. Wenn man das Substrat selbst herstellen möchte, beispielsweise aus Rindenstücken, sollte man möglichst nur größere Stücke verwenden und keine zu feinen Bestandteile, sodass die Rindenstücke locker aufeinanderliegen. Zu kleine Partikel würden sich komplett mit Wasser vollsaugen und dieses auch länger halten, was für die Orchideen zum Problem werden könnte.

Handelsübliche Blumenerde ist für Dendrobium-Orchideen gänzlich ungeeignet, die empfindlichen Wurzeln würden relativ schnell faulen.

Gießen und Düngen

Vom Frühjahr bis zum Ende des Sommers gießt man einmal wöchentlich mit kalkfreiem und salzarmen Wasser. Dementsprechend ist Regenwasser optimal. Vor jedem erneuten Gießen muss das Substrat gut abgetrocknet sein. Besser als herkömmliches Gießen ist die Tauchmethode. Dazu stellt man die Pflanze einmal wöchentlich oder alle 14 Tage für wenige Minuten in ein mit Regenwasser gefülltes Gefäß. Danach nimmt man sie wieder heraus, lässt überschüssiges Wasser ablaufen und stellt sie in einen Übertopf oder auf einen Untersetzer.

Überschüssiges Wasser in Übertöpfen, welches für stauende Nässe sorgt, sollte immer entfernt werden. Orchideen lieben eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Demzufolge sollte man sie mittels eines Wasserzerstäubers regelmäßig mit kalkfreiem Wasser besprühen. Dabei besprüht man möglichst nur die Blätter und die Luftwurzeln, die Blüten spart man dabei aus.

Man besprüht immer die Blattunterseiten, denn dort befinden sich Spaltöffnungen, die die Feuchtigkeit aufnehmen. Die Blattoberseiten sind mit einer wachsartigen und wasserundurchlässigen Schicht überzogen, der sogenannten Cuticula.

  • Dendrobium-Orchidee Epiphytische Orchideen nehmen Nährstoffe überwiegend über die Luft auf.
  • Dementsprechend besprüht man Blätter und Stängel während des Wachstums.
  • Man sprüht einmal wöchentlich mit einem niedrig dosierten Orchideendünger.
  • Man kann auch hier auf die Tauchmethode zurückgreifen.
  • Dazu setzt man dem Wasser Dünger zu und stellt die Orchidee kurz hinein.
  • Danach lässt man überschüssiges Wasser wieder gut ablaufen.

Hinweise zum Umtopfen

Richtiges Pflanzgefäß

Herkömmliche Kunststofftöpfe sind für Orchideen nicht geeignet, da sie einen flachen Boden haben und das Wasser so nicht so gut ablaufen kann. Zudem gelangt kein Licht an die Wurzeln. Am besten eignen sich spezielle Klarsichttöpfe. Diese haben nicht nur einen hochgezogenen Boden, sie sind auch transparent. Was die Größe des jeweiligen Topfes betrifft, sollte er auf keinen Fall zu groß sein, denn  Dendrobium-Orchideen gedeihen in weniger großen Töpfen besser. Da diese Töpfe nicht sehr UV-stabil sind, stellt man sie in entsprechende Übertöpfe. Die sollten aufgrund der höheren Lichtausbeute auch möglichst hell sein.

Umtopfen

In der Regel reicht es aus, alle 2-3 Jahre nach der Blüte umzutopfen. Einen Tag zuvor sollte die Orchidee noch mal gegossen werden. Dadurch werden die Wurzeln weicher und geschmeidiger, sodass Verletzungen beim Austopfen weitestgehend vermieden  werden. Um die Orchidee leichter aus dem alten Topf zu bekommen, knetet man diesen leicht, sodass lässt sie sich leichter aus dem Topf lösen. Dann schüttelt man das Substrat vorsichtig ab. Substratteile, die zu fest an den Wurzeln sitzen, können auch dort bleiben.

Danach kann man abgestorbene und kranke Wurzelteile entfernen. Das jeweilige Schnittwerkzeug sollte unbedingt sauber sein, um eine Übertragung von Pflanzenkrankheiten auszuschließen. Bevor wieder neu eingetopft wird, lässt man die Schnittstellen etwa 1-2 Stunden trocknen. Man kann die Schnittstellen auch mit Aktivkohle bestäuben und so desinfizieren.

Zum Eintopfen dreht man die Dendrobium-Orchidee vorsichtig in den neuen Topf, so wird die eigentliche Wurzel in der Mitte nicht verletzt. Man dreht sie so weit in den Topf, dass sämtliche Wurzeln unterhalb des Topfrandes liegen. Die Augen, auch die schlafenden, sollten mit dem Topfrand abschließen und nicht mit Substrat bedeckt werden, denn sie benötigen Licht zum Austreiben. Nun wird das Substrat eingefüllt. Damit keine größeren Hohlräume entstehen, stößt man ihn mehrmals auf und füllt immer wieder Substrat nach. Letztendlich sollten alle Wurzeln mit Substrat bedeckt sein.

Nach dem Umtopfen

  • Nach dem Umtopfen sollte nicht direkt gegossen werden.
  • Erst einen Tag später gießen.
  • So hat die Orchidee ausreichend Zeit, entstandene Bruchstellen zu verschließen.
  • Das Eindringen von Krankheitserregern kann dadurch vermieden werden.
  • Ersten 2 Wochen nach dem Umtopfen die Blattunterseiten täglich besprühen.
  • Am besten morgens und abends.
  • Etwa 4 Wochen nach dem Umtopfen das erste Mal düngen.

Überwintern

Dendrobium-Orchidee Im Herbst und Winter benötigen Dendrobium-Orchideen eine Art Winterruhe. Während dieser Zeit mögen sie es etwas kühler. Temperaturen über 20 Grad sollten vermieden werden. Empfehlenswerter sind Temperaturen, die je nach Sorte tagsüber zwischen 15 und 18 Grad und nachts zwischen 10 und 13 Grad liegen sollten, wobei diese Orchideen auch problemlos mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt zurechtkommen. Diese Pflanzen brauchen auch im Winter viel Licht.

Das Gießen sollte man bereits im Herbst, wenn die neuen Triebe ausgewachsen sind, deutlich reduzieren. Im Winter kann man komplett darauf verzichten und dafür das Substrat bzw. die Luftwurzeln ab und zu besprühen, wobei es auch dabei nicht zu nass sein darf, um Fäulnis zu vermeiden.

Schneiden

Einen Rückschnitt, wie man ihn von anderen Pflanzen kennt, gibt es bei Orchideen nicht. In der Regel müssen lediglich abgestorbene Pflanzenteile abgeschnitten werden. Die sogenannten Pseudobulben bzw. die Blütenstiele werden erst abgeschnitten, wenn sie komplett vertrocknet sind, denn solange sie nicht vertrocknet sind, können sich gegebenenfalls wieder neue Blüten bilden.

Vermehren

Kindel

Manchmal entwickeln sich an älteren Bulben kleine Kindel. Häufig ist die Bildung von Kindeln ein Hinweis auf Pflegefehler, denn damit versucht die Orchidee für ihren Fortbestand zu sorgen. Eine Vermehrung über diese Ableger ist relativ einfach. Allerdings sollten sie nicht zu früh von der Pflanze abgetrennt werden, denn je größer sie sind und je mehr Wurzeln sie haben, desto besser sind ihre Überlebenschancen. Sie sollten mindestens ein Jahr alt sein und mindestens über 2-4 Wurzeln und 2-3 Blätter verfügen. Solange das Kindel noch an der Pflanze sitzt, sollte man es regelmäßig mit Wasser besprühen, um es zu kräftigen. Das ist umso wichtiger, je geringer die Luftfeuchtigkeit ist.

Dendrobium-Orchidee Ist der Ableger groß und kräftig genug kann er mit einem scharfen und keimfreien Messer von der Mutterpflanze abgetrennt werden. Anschließend steckt man ihn in Höhe des Topfrandes in Orchideensubstrat. Im Handel wird auch entsprechendes Jungpflanzensubstrat angeboten. Nun benötigt das Kindel viel Luftfeuchtigkeit. Dazu stellt man es entweder in ein Zimmergewächshaus oder stülpt eine transparente Folientüte über den Topf, in die man lauter kleine Löcher macht. Auch das Zimmergewächshaus sollte einmal täglich gelüftet werden, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Als Bulben werden verdickte Teile der Sprossachse bezeichnet, aus denen die Blätter sprießen. Bei Arten, die stammförmig wachsen, werden die Bulben als Pseudobulben bezeichnet und Rückbulben sind alte Bulben aus dem Vorjahr.

Teilen

Eine Teilung ist nur bei ausreichender Bulbenzahl ratsam. So sollte die Orchidee  über mindestens 2 neue Triebe und mehr als 8 Bulben verfügen. Am besten kombiniert man das Teilen mit dem Umtopfen. Nimmt man die Pflanze aus dem Topf, fallen teilungsfähige Exemplare dabei meist schon leicht auseinander. Man durchtrennt das Rhizom und pflanzt die einzelnen Teilstücke  wieder ein. Nach der Teilung sollte jedes Teilstück über mindestens 4 Bulben verfügen.

Stecklinge

Einige Dendrobium-Arten lassen sich auch über Triebstecklinge vermehren. Dazu schneidet man einen Trieb über einem Blattknoten ab. Der sollte etwa 30 cm lang sein. Danach teilt man ihn in 7-10 cm lange Stücke, sodass jedes Teilstück über mindestens einen Blattknoten verfügt. Anschließend legt man sie in ein Gefäß mit feuchtem Moos und stellt das Ganze an einen hellen aber sonnengeschützten und luftfeuchten Standort. Für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit deckt man das Gefäß mit Klarsichtfolie ab oder besprüht die Stecklinge regelmäßig. Haben sich aus den Stecklingen kleine Pflänzchen entwickelt, werden sie wie Ableger weiter kultiviert.

Zur Vermehrung dieser Orchideen sollten immer nur gesunde und kräftige Pflanzen verwendet werden. Sind mehrere Pflanzen beteiligt, sollten die Schnittwerkzeuge nach jeder Pflanze desinfiziert werden, um die Übertragung von Viruskrankheiten zu vermeiden.

Krankheiten und Schädlinge

Woll- und Schildläuse

 

Wollläuse an Orchidee Woll- und Schildläuse saugen Pflanzensaft und schädigen dadurch die Orchideen. Sie treten vor allem im Winter bei zu trockener Luft und ungünstigen Temperaturen auf. Bekämpfen kann man beide, indem man sie mit einem in Alkohol getränkten Wattestäbchen abtupft bzw. die Wollläuse damit abstreift.

Pilze

Ein zu feuchtes Klima und fehlende Belüftung führt schnell zu einem Pilzbefall. Dieser zeigt sich an braunen Flecken auf Blättern und Stängel, die sich ausbreiten. Auch die Wurzeln können betroffen sein. Betroffene Pflanzenteile kann man abschneiden. Ansonsten sollte man öfter Lüften und das Substrat nicht zu nass sein. Gegebenenfalls in frisches Substrat umtopfen.

Häufig gestellte Fragen

Worauf sollte man beim Kauf von  Dendrobium-Orchideen achten?
Man sollte darauf achten, dass die Pflanzen gesund sind. Die sichtbaren Wurzeln im Topf sollten leicht grün und nicht vertrocknet und braun sein. Hängen die Blätter kraftlos herunter oder sind die Knospen vertrocknet, ist die Orchidee nicht gesund. Auch wenn Blätter, Blüten oder der Stängel Flecken aufweisen, sollte man die Finger davon lassen. Das Gleiche gilt für einen sichtbaren Schädlingsbefall.

Woran kann es liegen, wenn die frischen Knospen vertrocknen?
Wenn die Knospen welken, kann das an Zugluft oder zu wenig Feuchtigkeit liegen. Auf größere Temperaturunterschiede reagieren diese Orchideen mitunter sehr empfindlich. Wurde während der Blüte umgetopft, kann es passieren, dass sie danach Blüten und Knospen verliert.

Kann man von der Orchidee Wurzeln abschneiden?
Eigentlich soll man keine Wurzeln abschneiden, denn das bedeutet Stress für diese Pflanzen. Aber es ist auf jeden Fall möglich, beim Umtopfen die Gelegenheit zu nutzen abgestorbene Wurzelteile mit zu entfernen. Danach sollten die Schnittstellen unbedingt desinfiziert werden z.B. mit Aktivkohlepulver.

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Tipps für Schnellleser

- Dendrobium-Arten variieren in Form und Größe.
- Sie bevorzugen einen hellen Standort.
- Direkte Sonne sollte vermieden werden.
- Spezielles Orchideensubstrat verwenden.
- Handelsübliche Blumenerde ungeeignet.
- Während der Wachstumsphase einmal wöchentlich gießen.
- Besser ist die Tauchmethode.
- Ausschließlich kalkfreies Wasser verwenden.
- Pflanzen regelmäßig besprühen, besonders die Blattunterseiten.
- Zum Düngen niedrig dosierten Orchideendünger verwenden.
- Etwa alle 2-3 Jahre umtopfen.
- Topf sollte nicht zu groß sein.
- Dendrobium-Orchideen gedeihen in kleineren Töpfen besser.
- Erst einen Tag nach dem Umtopfen gießen.
- Vier Wochen nach dem Umtopfen wieder düngen.
- Im Winter deutlich kühler stellen.
- Blütenstiele erst abschneiden, wenn sie komplett verwelkt sind.
- Vermehrung durch Kindel, Teilung oder Stecklinge.

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