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Aus Südafrika und Madagaskar hat eine tropische Blütenschönheit den Weg auf repräsentative Fensterbänke gefunden, die auf ganzer Linie begeistert. Die Drehfrucht besticht mit einer lang andauernden Blüte von Februar bis Oktober, umrahmt von dekorativen, sattgrünen Blatt-Rosetten. Die an Orchideen erinnernden, häufig zweifarbigen Blüten, werden später im Jahr abgelöst durch zylindrisch gedrehte Früchte, die Pate standen für den eingedeutschten Namen. Diese exotische Grazie erfolgreich zu kultivieren, ist beileibe keine Lappalie, sondern erfordert Konzentration und Engagement. Wie das Meisterstück Hobbygärtnern gelingt, zeigt die folgende, aufschlussreiche Pflege-Anleitung auf leicht verständliche Art und Weise.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Gesneriengewächse (Gesneriaceae).
- Bezeichnung der Gattung: Drehfrucht (Streptocarpus).
- Beheimatet in den Wäldern von Südafrika und Madagaskar.
- Ausdauernde, fünfzählige Trichterblüten.
- Je nach Art und Sorte ohne oder mit langem Schaft.
- Blütenfarben einfarbig und mehrfarbig in vielen Nuancen.
- Fein behaarte, grüne Blätter in Rosetten.
- Korkenzieherförmig gedrehte Früchte im Herbst.
- Nicht winterhart und immergrün.
- Trivialname: Afrikanisches Veilchen, Samtglöckchen.
Aus den ca. 135 bislang bekannten Arten haben versierte Züchter eine Vielzahl an Hybriden entwickelt, die in allen nur denkbaren Farbkombinationen die Blumenbänke im Haus dekorieren. Darüber hinaus haben sich in den vergangenen Jahren verschiedene Sorten hinzu gesellt, die sich dank eines hängenden Habitus ganz ausgezeichnet als Ampelpflanze eignen.
Standort
In Bezug auf den adäquaten Standort, bestätigt die Drehfrucht ihren Ruf als florale Diva nachhaltig. Es bedarf einer gehörigen Portion Sensibilität, um ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Einerseits verlangt die Zimmerpflanze nach einer ausreichenden Menge an Licht für die Photosynthese. Zugleich ist eine unmittelbare Sonneneinstrahlung zu vermeiden, zumindest über mehrere Stunden hinweg.
- Ideal ist ein Platz am Ost- oder Westfenster.
- Am Südfenster ist eine Beschattung zur Mittagszeit empfehlenswert.
- Gut gelüfteter Raum ohne kalte Zugluft.
Es hat sich erwiesen, dass die Streptocarpus nicht auf Dauer dem Rauch von Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen ausgesetzt werden darf. Wo dieser Aspekt nicht berücksichtigt wird, welkt die hübsche Blume früher oder später dahin.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Geschaffen von Mutter Natur für die tropischen Regionen der Erde, kennt das Afrikanische Veilchen keine Kälte oder gar trockene Heizungsluft. Das Ziel einer gelungenen Kultivierung wird nur erreicht, wenn dieser Faktor in die Pflege mit einbezogen wird.
- Während der Wachstumsphase liegt das Temperaturoptimum bei 22° Celsius.
- Die kritische Grenze nach unten liegt bei 13° bis 15° Celsius.
- Idealerweise pendelt die Luftfeuchtigkeit um 60 % bis 80 %.
Mit einfachen Mitteln wird der erwünschte Grad der Luftfeuchtigkeit erzielt, indem mit Wasser gefüllte Schalen auf den Heizkörpern platziert werden. Sofern das Zimmer im Laufe des Jahres nicht mehr beheizt werden muss, sorgt ein Zimmerbrunnen für ein feuchtes Mikroklima. Wer die Kosten nicht scheut, schafft einen speziellen Luftbefeuchter an.
Findige Hobbygärtner haben eine simple und doch effektive Lösung entwickelt, indem sie den Blumentopf auf einen mit Kieselsteinen und Wasser gefüllten Untersetzer stellen. Das Wasser verdunstet und hüllt die Pflanzen permanent in eine luftfeuchte Wolke ein. Aber Vorsicht, das regelmäßige Lüften darf nicht versäumt werden, denn stickige Raumluft beeinträchtigt die Gesundheit einer Drehfrucht ebenfalls.
Substrat
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gedeiht die Drehfrucht im lockeren, humosen Boden tropischer Wälder. Je besser das Topfsubstrat diesen Bedingungen entspricht, desto wohler fühlt sich die Zimmerpflanze und bedankt sich mit einem gesunden, vitalen Wachstum und bis zu 10 cm großen Blüten.
- Humose Blumenerde, gemischt mit grobfaserigem Torf ist gut geeignet.
- Statt Torf zu verwenden, bietet sich als Alternative Kokoserde an.
Wer nicht selbst mischen möchte, wählt kalkarme Einheitserde Classic mit Rindenhumus, Kokosfaser und Perlite.
Gießen
Die Wasserversorgung stellt einen weiteren zentralen Aspekt der Pflege dar. In dieser Hinsicht nach einem streng regulierten Zeitplan vorzugehen, kommt den Wünschen der empfindlichen Zimmerpflanze keineswegs entgegen. Vielmehr ist bedarfsgerechtes Gießen mit reichlich Fingerspitzengefühl gefragt.
- Die Drehfrucht gleichmäßig feucht halten, ohne Staunässe zu verursachen.
- Gesammeltes Regenwasser oder gefiltertes bzw. abgestandenes Leitungswasser verwenden.
- Erst dann gießen, wenn die obere Substratschicht angetrocknet ist (Daumenprobe).
- Möglichst nicht über Blüten und Blätter, sondern direkt an die Wurzeln gießen.
Ferner ist es empfehlenswert, das Wasser auf Zimmerwärme zu temperieren, damit die Drehfrucht keinen Kälteschock erleidet. Darüber hinaus neigen die Rosettenblätter zur Bildung von Fäulnis, sodass von einem Besprühen mit Wasser besser Abstand genommen wird, obgleich es bei anderen tropischen Zierpflanzen gang und gäbe ist.
Da die empfindlichen Blätter rasch brechen können, beispielsweise durch einen unbedachten Stoß mit der Gießkanne, schließen geübte Hobbygärtner dieses Risiko aus, indem sie von unten her gießen. Hierzu verwenden sie spezielle Untersetzer, in deren Mitte sich ein langer Docht befindet. Dieser wird durch die Ablauföffnung des Blumentopfes geschoben, der Untersetzer mit Wasser gefüllt, das aufsteigt in den Wurzelballen. Ein eventueller Rest wird spätestens nach 20 Minuten entleert, damit sich keine Staunässe bildet.
Düngen
Während der Vegetationsphase nimmt das Samtglöckchen alle 14 Tage die Gabe eines Flüssigdüngers für blühende Zimmerpflanzen dankbar an. Um eine Überdüngung zu vermeiden, arbeiten sich geübte Pflanzenfreunde schrittweise an die richtige Dosierung heran, indem sie mit einer stark verdünnten Konzentration beginnen. Ein zu spärlich bemessenes Quantum an Nährstoffen ist sehr viel unkomplizierter auszugleichen, als eine zu hohe Dosis wieder rückgängig zu machen.
Wichtig zu beachten ist, dass ein Flüssigdünger nie auf angetrocknetes Substrat appliziert wird, sondern erst dann, wenn es leicht mit Wasser angefeuchtet wurde.
Schneiden
Die Drehfrucht verlangt nicht nach einem Formschnitt, denn ihre harmonischen Konturen entwickeln sich völlig selbstständig. Sofern sich vertrocknete, verwelkte oder kranke Pflanzenteile zeigen, ist es sinnvoll sie sogleich mit einem scharfen, desinfizierten Messer abzuschneiden. Der Zeitpunkt dieser Maßnahme ist nicht von einer bestimmten Jahreszeit abhängig, wie Hobbygärtner es von den Gartenpflanzen her kennen. Wer sich dazu verleiten lässt, unerwünschte Blätter kurzerhand abzureißen, könnte dieses Vorgehen bereuen. Verbleibt auch nur der geringste Rückstand an der Pflanze, droht Fäulnis, die Bakterien, Pilzsporen und Schädlingen anlockt.
Überwintern
Im Grunde genommen gedeiht das Afrikanische Veilchen das ganze Jahr hindurch bei normalen Zimmertemperaturen. Das ist auch gut so, denn auf diese Weise verbleibt sie an genau dem Standort, der sich als mustergültig erwiesen hat. Neigt sich die Vegetationsperiode im September/Oktober dem Ende zu, stehen umsichtige Hobbygärtner freilich vor der Entscheidung, ob sie ihrer emsigen Blütenpflanze nicht doch eine winterliche Ruhepause gönnen.
- Idealerweise weilt die Drehfrucht am bewährten Platz bei Temperaturen von 13° bis 15° Celsius.
- Alternativ zieht sie um ins helle, kühle Schlafzimmer, das Treppenhaus oder den Wintergarten.
- Während der Ruhepause weniger gießen und keinen Dünger verabreichen.
- Ab Februar/März wird die Zimmerpflanze nach und nach an mehr Wärme gewöhnt.
Der Umzug in ein adäquates Winterquartier stellt die risikoreichste Phase des Jahres dar. Zunächst bedeutet der Standortwechsel für das Afrikanische Veilchen ein hohes Maß an Stress. Sofern der winterliche Platz zu dunkel, zu warm oder zu kalt ist, droht die Drehfrucht abzusterben, insbesondere wenn ihr zugleich ein zu trockenes oder zu nasses Substrat zugemutet wird. Werden jedoch alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Überwinterung erfüllt, kommt das Samtglöckchen zur Ruhe, um Kraft zu sammeln für eine weitere blütenreiche Saison.
Vermehren
Die gelungene Kultivierung einer Drehfrucht stellt die beste Motivation dar, die Vermehrung dieser anspruchsvollen tropischen Blütenschönheit eigenhändig in Angriff zu nehmen. Als wollte Mutter Natur erfolgreiche Gartenfreunde für ihr Werk belohnen, präsentiert sich dieser Aspekt in der Pflege als erfreulich unkompliziert.
Blattstecklinge
- Im Frühjahr wird ein gesundes, vitales Blatt abgeschnitten.
- Im Querschnitt in drei bis vier Teile zerschneiden.
- Die Schnittkanten ca. 1 cm tief in Anzuchtsubstrat stecken.
- Kleine Holzstäbchen oder Streichhölzer dienen als Stütze.
Im Anschluss an diese Vorbereitung, verbringen die zukünftigen Zierpflanzen ca. 5 Wochen an einem hellen, warmen, nicht vollsonnigen Fensterplatz. Das Substrat wird regelmäßig angefeuchtet, ohne dass die Blattstecklinge nass werden aufgrund der Gefahr durch Fäulnis. Entlang den Schnittkanten bilden sich kleine Pflänzchen mit eigenen Wurzeln. Sobald sie eine Höhe von 7 cm erreicht haben, sind sie ausgereift genug, um vom Blattsteckling getrennt und fortan in eigenen Töpfen weiter kultiviert zu werden.
Die Erfolgsaussichten erhöhen sich, wenn ein Blatt entlang des Mittelnervs in zwei Teile zerschnitten wird. Dank der höheren Biomasse in Verbindung mit den Vitalstoffen der zentralen Nervenbahn, steht einfach mehr Ausgangsmaterial zur Verfügung für den Nachwuchs.
Stecklinge
Eine weitere Vermehrungsvariante bieten Hybriden mit einer hängenden Wuchsform, wie die Streptocarpus saxorum. Diese Sorten sind fernerhin für die Verwendung von Kopfstecklingen geeignet.
- Im Frühjahr Kopfstecklinge von 7 cm bis 10 cm Länge abschneiden.
- Bis auf das obere Blattpaar wird jeder Trieb entlaubt.
- Einzeln gepflanzt in kleine Töpfe mit Torf-Sand-Gemisch, bewurzeln die Stecklinge zügig.
Bis die Anzuchtgefäße durchwurzelt sind, darf das Substrat nicht austrocknen, indes auch nicht vollständig durchnässt sein. Treibt ein Steckling an der Spitze neu aus oder wachsen die zarten Wurzeln aus der Bodenöffnung heraus, wird umgetopft in ein größeres Gefäß.
Bezaubernde Sorten
Drehfrucht ‘Roulette Cherry’ (Streptocarpus ‘Roulette Cherry’)
- Samtige Trompetenblüten, pink umrandet mit weißem Schlund.
- Wuchshöhe 30 cm bis 35 cm.
Drehfrucht ‘Harlekin’ (Streptocarpus ‘Harlekin’)
- Wunderschöne, tricolore Blüten.
- Wuchshöhe 25 cm bis 35 cm.
Drehfrucht ‘Iona’ (Streptocarpus ‘Iona’)
- Tiefrote Blüten mit dunkelblauem Rand.
- Trägt bis zu 10 Monate im Jahr ihren Blütenflor.
Drehfrucht ‘Asia’ (Streptocarpus ‘Asia’)
- Reinweiße Blüten mit hübsch gekräuseltem Rand.
- Zur Mitte hin wechselnd in ein zartes Gelb.
Drehfrucht DS-Expression (Streptocarpus ‘DS-Expression’)
- Faszinierende Rarität aus den USA.
- Burgunderrote doppelte Blüten (Blüte in Blüte).
Eine Vielzahl weiterer, attraktiver Sorten steht im Fachhandel zur Auswahl bereit.
Häufig gestellte Fragen
Ist eine Drehfrucht eigentlich anfällig für Krankheiten und Schädlinge?
Exotische Pflanzen sind fernab der Heimat stets ein wenig anfälliger, als einheimische Gewächse. Wird beispielsweise bei hoher Luftfeuchtigkeit eine gute Durchlüftung versäumt, macht sich Mehltau breit. Dabei handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die erkennbar ist an einem weißen, mehligen Belag auf den Blättern. In einem frühen Stadium des Befalls ist es heilsam, erkrankte Pflanzenteile abzuschneiden und im Hausmüll zu entsorgen.
Ich möchte gerne eine Drehfrucht im Fachhandel erwerben. Worauf muss ich achten, um eine gesunde Pflanze zu erhalten?
Leuchtende Farben sind ein erster Hinweis auf eine gesunde Streptocarpus. Nehmen Sie zudem die Blätter genau in Augenschein. Meiden Sie Pflanzen mit beschädigtem Laub, wie Rissen oder gar Fraßspuren. Zuletzt machen Sie noch eine Daumenprobe. Das Substrat sollte sich mäßig feucht anfühlen, weder ausgetrocknet, noch triefend nass.
Eignet sich das Afrikanische Veilchen auch für die Hydrokultur?
Ja, auf jeden Fall ist die Hydrokultur überaus vorteilhaft für eine Drehfrucht, weil die sensible Wasserversorgung einfacher wird. Die Pflanze gedeiht nicht in Erde, sondern Perlite, Blähton oder Seramis, wobei sie selbst genau so viel Wasser entnimmt, wie sie für ein gesundes Wachstum benötigt. Ihre Aufgabe beschränkt sich darauf, den Wasserstandsanzeiger im Auge zu behalten und den Vorrat rechtzeitig aufzufüllen sowie die Nährstoffversorgung sicherzustellen.