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Nicht nur traumverlorene Gärtner mögen die “Blauen Blumen der Romantik”, und die Blaue Fächerblume hat gute Chancen, die bisher in dieser Hinsicht “dienstverpflichtete” Kornblume abzulösen, bei allen Balkongärtnern. Die Blaue Fächerblume kommt diesem Sinnbild für Liebe, Sehnsucht und metaphysischem Streben nach Unendlichkeit zumindest im Hinblick auf das Stichwort “Unendlichkeit” nämlich sehr viel näher – sie ist im Gegensatz zur Kornblume mehrjährig, und sie blüht auch länger, vom Frühjahr bis zum ersten Frost. Dazu ist die Blaue Fächerblume ist auch noch angenehm pflegeleicht.
Steckbrief
- Die Blaue Fächerblume gehört zur Ordnung der Asternartigen und zur Familie der Goodeniengewächse
- Die Gattung nennt sich Fächerblumen (Scaevola) und umfasst 70 bis 130 Arten
- Die Heimat der Fächerblumen ist Australien, Tasmanien und Polynesien
- Von den Arten werden einige kultiviert, aber nur die Blaue Fächerblume hat es bis zu uns geschafft
- Die Blaue Fächerblume trägt den wissenschaftlichen Namen Scaevola aemula
- Der anspruchslose Dauerblüher ist in Ozeanien so häufig, dass sie auch wild wächst
- Die schöne Zierpflanze kann im Sommer in Garten und Balkon eingesetzt werden
Standort
Die Blaue Fächerblume kommt aus dem warmen Ozeanien und kann bei und nur in der Sommersaison kultiviert werden. Als Balkonpflanze ist die hübsche Blütenpflanze gerade dabei, sich hier einen Namen zu machen. Sie ist sehr dekorativ, wächst buschig und überhängend und wird bestens balkongeeignete 40 bis 50 cm hoch, und sie entwickelt auffallend attraktive lilafarbene bis wirklich blaue Blüten, den ganzen Sommer über in Massen.
Noch kaum bekannt, aber einer Sortenprüfung des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaats Sachsen wurde Scaevola aemula im Freiland geprüft:
- Die Blaue Fächerblume hat gute bis sehr gute Blütenleistungen gezeigt
- Dies im Beet, im Kübel in der Sonne und im Schatten und in der Ampel
- Fünf Wochen nach dem Einpflanzen hatte sich im Beet ein geschlossener Bestand gebildet
Demnach scheint die Blaue Fächerblume ein echter Geheimtipp für das sommerliche Beet zu sein …
Boden und Substrat
Gießen und Düngen
Die Blaue Fächerblume wächst in Australien im Trockenbusch und an der Küste im Sand. Sie muss zwar regelmäßig gegossen werden, kann aber insgesamt etwas trockener gehalten werden. Wenn Sie das Gießen einmal vergessen, macht das wenig, nur in Staunässe sollten Sie Fächerblumen wirklich auf keinen Fall baden, die Pflanzkästen sollten also funktionierende Abläufe haben.
Scaevola im Garten sollten in einer gut nährstoffreichen Erde die Saison überstehen, gegen eine Gabe von etwas zusätzlichem Kompost oder organischem Dünger kurz vor der Hauptblüte hat die Fächerblume aber sicher nichts einzuwenden. Pflanzen im Balkonkasten oder Kübel müssen meist gedüngt werden, für Selbstversorgung aus der Erde ist auch von einem sehr nährreichen Substrat einfach zu wenig vorhanden. Die Scaevola aemula gedeiht gut, wenn Sie sie zu Anfang der Saison mit Langzeitdünger versorgen oder ihr in der Wachstumsphase alle zwei Wochen Flüssigdünger für Blühpflanzen geben.
Schneiden
Vermehren
Die Blaue Fächerblume lässt sich wie jede Pflanze durch Aussaat vermehren. Es wird aber nicht empfohlen, dies selbst zu tun, Samen gibt es auch nicht im normalen Handel. Die Aufzucht erfolgt vielmehr in speziellen Betrieben, in denen man sich bemüht, kompakte Sorten ohne Peitschentriebe zu züchten. Dabei braucht es Wuchshemmstoffe, die Jungpflanzen werden während der Aufzucht gestutzt, und die Anzucht dauert lange, mindestens 2,5 Monate. Nicht unbedingt ein Spaß für Hobbygärtner, und wenn Sie selbst gewonnene Samen keimen lassen würden, können Sie nicht unbedingt sicher sein, dass die Nachkömmlinge einen geschlossenen Wuchs zeigen.
Besser, aber auch nicht einfach, soll die Vermehrung durch Kopfstecklinge funktionieren. Schneiden Sie Stecklinge von den Triebspitzen, mit einer Länge von etwa 5 cm. Die sollen in Bewurzelungshormon getaucht werden, kommen in einen Anzuchtkasten unter Folie und sollen sich in etwa drei Wochen bewurzeln. Allerdings brauchen die Stecklinge unter der Folie ein sehr feuchtes Klima und Temperaturen zwischen 20 und 22 °C. Eine Umgebung, in der sich gerne Schimmel entwickelt, der die Keimlinge dann zum Absterben bringt.
Überwintern
Arten und Sorten
Wenn Sie in den Zeilen über die Abstammung der Blauen Fächerblume das erste Mal von Goodeniengewächsen gelesen haben, sind Sie nicht alleine. Dabei gibt es bei diesen Goodeniengewächsen sogar eine eigene Gattung Goodenien, eine Schwesterngattung der Scaevola mit 180 Blütenpflanzen, die in Australien etc. wachsen und von denen einige Schönheiten kultiviert werden … Zum Schmunzeln am Rande: Unter denen ist eine “Goodenia konigsbergeri”, die zwar offensichtlich nicht kultiviert wird, weil die Suchmaschine nur drei Wiki-Einträge ausgibt, aber ein bekanntes Auktionshaus weiß mehr und bietet uns zu diesem Stichwort eine “Große Auswahl an Königsberger Klopse” an …
Die Gattung Scaevola selbst hat wesentlich mehr zu bieten als nur die Blaue Fächerblume, nämlich irgendetwas zwischen 70 und 130 Arten (die Biologen streiten sich mal wieder über die genaue Zuordnung mancher “Fächerblumen”). Unter denen sich einige Arten befinden, die in ihrer Heimat bekannte Kulturpflanzen sind:
- Scaevola crassifolia, Thick-leaved Fan-flower, Dickblättrige Fächerblume
- Scaevola oxyclona, Tangled Fanflower, “Verwirrte” Fächerblume
- Scaevola platyphylla, Broad-leaved Fanflower, Breitblättrige Fächerblume
- Scaevola plumieri, Beachberry, Waxy Bush, inkberry, Strandbeere, Wachsbusch
- Scaevola ramosissima, Purple Fan-flower, Snake flower, Purpur-Fächerblume
- Scaevola taccada, Beach Cabbage, Sea Lettuce, Strandkohl, See-Salat, auch Nutzpflanze
Wenn die alle so anspruchslos und pflegeleicht sind wie die Scaevola aemula, ist das sicher eine Anregung für international vernetzte Pflanzenfreunde, auf die Suche nach Samen zu gehen. Bis weitere Arten vom Handel entdeckt werden, brauchen wir aber sicher auch nicht mehr lange warten.
“Unsere” Blaue Fächerblume Scaevola aemula ist in ihrer Heimat die bekannteste Fächerblume, sie wird Fairy Fan-flower (Feen-Fächerblume) oder Common Fan-flower (Gewöhnliche Fächerblume) genannt und in einer großen Vielzahl von Kultivaren gezüchtet. Auch bei uns gibt es inzwischen mehrere Sorten mit Unterschieden in Blüte und Wuchscharakter:
- ‘Amethyst’, bei der Sortenprüfung Freiland- Favorit
- ‘Blue Wonder’, blauviolette Blüten, smaragdgrüne Blätter
- ‘Brilliant’, blaue Blüten
- ‘Crystal’, weiße Blüte
- ‘Diamond’, violettblaue Blüte
- ‘Pink Fan’, pink angehauchte Blüte
- ‘Saphira’, strahlend blaue Blüten
- ‘White Fan’ blüht weiß
- ‘Whirlwind Bombay Tr. Splash’, bei der Sortenprüfung Freiland- Favorit
Häufig gestellte Fragen
Letztes Jahr haben meine Blauen Fächerblumen ab Saisonmitte nicht mehr so richtig geblüht. Was habe ich falsch gemacht?
Pflegefehler? Könnten Sie prüfen, ist aber bei der anspruchslosen Fächerblume eigentlich kaum denkbar. Es könnte höchstens sein, dass Sie wie viele Gärtner bei uns zu fürsorglich sind und es mit der Bewässerung zu gut gemeint haben – Pflanzen mit australischer Heimat möchten wirklich eher trocken als nass gehalten werden. Ansonsten: Der im Artikel beschriebene Rückschnitt, um die Blüte in der Spätsaison zu fördern, eignet sich auch zur “Disziplinierung” blühunwilliger Fächerblumen. Sobald Sie merken, dass die Blühwilligkeit deutlich nachlässt, kappen Sie einfach die ganze Pflanze um zwei Drittel.
Meine Katze nascht gerne an den Balkonblumen herum – ist die Blaue Fächerblume giftig?
Auf einer deutschen Seite über Giftpflanzen für Nager wird die Scaevola aemula ohne die geringste Erläuterung als ungesund/giftig für Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten, Hamster, Mäuse, Chinchillas und Degus angegeben, auf der Seite eines US-amerikanischen Pflanzenhändlers wird angegeben, dass nur die Samen von Scaevola giftig für Haustiere, aber nicht für Menschen seien. Eine weitere amerikanische Seite bezeichnet die ‘Scaevola plumieri’ in allen Teilen der Pflanze als giftig, wenn (Mensch oder Tier) große Mengen verzehren, in Australien wird Scaevola taccada für Gourmet-Restaurants angebaut … Nichts genaues weiß man, ich würde meine Katze jedenfalls kein einziges Stück einer Blauen Fächerblume verzehren lassen, ehe ich nicht einer australischen Katze dabei zugesehen habe, wie sie eine ganze Wiese mit Scaevola aemula abgefressen hat und das lange überlebt hat …