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Fetthennen sind in einer derart umfangreichen Artenvielfalt vertreten, dass sie innerhalb der Dickblattgewächse eine eigene Gattung bilden, in einer schier unendlichen Farben- und Formenvielfalt. Flecken, die bislang trotzig jedem Bepflanzungsversuch widerstanden erblühen plötzlich in malerischen Impressionen.
Zu diesem Wunder der Natur sind lediglich die zahlreichen Sedum-Arten in der Lage, die sich gleichzeitig dank ihrer Sukkulenz und Genügsamkeit nahezu vollständig selbst versorgen. Ob auf der kargen Mauerkrone, im Schatten der Gehölze, auf dem sonnendurchfluteten Dachgarten oder am abgasverseuchten Straßenrand; die Fetthenne hat für jeden Bedarf die passende Variante auf Lager.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).
- Gattung der Fetthennen.
- Wissenschaftlicher Name Sedum.
- Mehrzahl der Arten ist sukkulent, immergrün und winterhart.
- Von 420 bekannten Arten sind rund 100 in Europa heimisch.
- Zumeist niedrig, kriechend wachsend.
- Kultivierte Zierhybriden erreichen Höhen bis 50 cm.
- Geeignet für Beet- und Kübel- und Ampelbepflanzung.
- Artenabhängige Blütezeit von Mai bis November.
Unter den vielfältigen Sedum-Arten sind verschiedene Pflanzen vertreten, die sich als delikate Küchengewürze einen Namen gemacht haben. Fetthenne punktet also in vieler Hinsicht und hat sich demgemäß in jedem Hausgarten einen Stammplatz verdient.
Standort
Fetthenne gedeiht an jedem nur denkbaren Standort:
- Vollsonnige, halbschattige bis schattige Lage.
- Am zu dunklen Standort leiden allerdings das Wachstum und die Färbung.
- In extra trockener Erde gedeiht Sedum genauso, wie in feuchtem Substrat.
- Sommerliche Hitze macht ihr genauso wenig aus, wie winterlicher Frost.
- Ideales Wachstum bei Temperaturen zwischen 18° und 24° Celsius.
- Der Kalkgehalt der Pflanzerde interessiert die Sedum-Arten herzlich wenig.
- Mit Staunässe und zu nährstoffhaltigem Substrat kommt die Fetthenne nicht zurecht.
Angesichts dieser extraordinären Standort-Toleranz verwundert es wenig, dass Fetthenne in 2011 zur Staude des Jahres erkoren wurde vom Bund deutscher Staudengärtner. Schräge, steinige Hänge verwandelt sie in ein farbenprächtiges Blütenmeer. Knochentrockene Dachgärten, die unter permanenter Sonneneinstrahlung liegen, dekoriert die Fetthenne innerhalb kurzer Zeit mit einem bunten Teppich. Im mageren Boden des Steingartens laufen einige Fetthennen zur Hochform auf. Zudem ergänzen sie sich prächtig als Unterpflanzung hoch wachsender Stauden im Beet und im Kübel.
Gießen und Düngen
Dank der dickfleischigen Blätter sind alle Sedum-Arten in der Lage, einen reichlichen Vorrat an Feuchtigkeit zu speichern, um selbst längere Dürre-Perioden unbeschadet zu überstehen. Folglich erübrigt sich die Gabe von Gießwasser bei Fetthennen, solange es ab und zu regnet.
- Im Beet nur während längerer Trockenperioden gießen.
- Fetthenne im Kübel benötigt regelmäßig eine kleine Dosis Wasser.
- Zwischen den Wassergaben die Oberfläche gut antrocknen lassen.
- Von April bis Oktober alle 14 Tage verdünnten Volldünger verabreichen.
- Alternativ im Beet ab und zu Kompost und Hornspäne einarbeiten.
Für kaum eine andere Pflanzengattung, als für die Sedum-Arten, gilt der Grundsatz ‘Weniger ist mehr’. Mit zu wenig Wasser oder Dünger kommen die Fetthennen sehr viel besser zurecht, als mit einer Überdosierung. Werden beispielsweise die Triebe weich und es hängen die Blätter schlaff herab, ist dies ein untrügliches Zeichen für ein übermäßiges Gießen und Düngen.
Vermehren
Haben sich erst einmal Fetthennen im Garten angesiedelt, ist die Vermehrung kein Problem mehr und der Kauf neuer Exemplare erübrigt sich. Der Hobbygärtner hat dabei die Wahl unter verschiedenen Methoden.
Stecklinge
- Im Frühjahr, kurz nach dem Austrieb, 4 cm bis 5 cm lange Triebe abschneiden.
- Die Schnittstellen einen Tag antrocknen lassen oder ganz kurz in heißes Wasser tauchen.
- Anzuchttöpfe mit nährstoffarmem, leicht feuchtem Torf-Sand-Gemisch füllen.
- Darin die Stecklinge bis zur Hälfte hineinstecken und am hellen Fensterplatz bewurzeln lassen.
- Eine übergestülpte Plastiktüte mit einigen kleinen Löchern, beschleunigt den Vorgang.
Sobald das Anzuchtgefäß nach 4 bis 6 Wochen durchwurzelt ist, können die jungen Fetthennen an ihrem neuen Standort in normalem Substrat eingepflanzt und wie adulte Pflanzen gepflegt werden.
Aussaat
- Nach der Blüte bilden sich Balgfrüchte, denen die Samen entnommen werden.
- Die Saat gründlich reinigen, trocknen und in einem dunklen Schraubglas aufbewahren.
- Im nächsten Frühjahr ab Mitte Mai im Beet breitwürfig verteilen.
- Die Lichtkeimer dürfen nicht mit Erde bedeckt werden.
Damit die sehr feinen Samen nicht sogleich vom nächsten Windhauch von dannen geweht werden, erhalten sie eine sanfte Wasserbrause. Wenn die Witterungsbedingungen mitspielen, dürften sich bei 20° Celsius innerhalb weniger Wochen kräftige Jungpflanzen entwickeln. Stehen sie zu dicht, werden die schwächeren Exemplare aussortiert, damit keine Wurzelkonkurrenz entsteht. Hobbygärtner, die ein Vogelschutznetz zur Hand haben, spannen es über die Aussaat, bis die Keimblätter erscheinen.
Teilung
- Im Frühjahr vor dem Austrieb eine kräftige Mutterpflanze ausgraben.
- Mit dem Spaten in mehrere Einzelstücke zerteilen.
- Alternativ die Mutterpflanze einfach mit den Händen auseinander reißen.
- Jedes Teilstück sollte über 2 bis 3 Knospen verfügen.
Ohne lange Wartezeit, werden die Einzelteile der Fetthenne an ihrem neuen Standort eingepflanzt und gut angegossen.
Pflanzen
Die selbst herangezogenen oder fertig gekauften Sedum-Arten sind in Windeseile gepflanzt:
- Am passenden Standort Unkraut und Steine beseitigen.
- Den Boden mit der Harke gut auflockern.
- Die Fetthenne in einem Gefäß mit Wasser vollsaugen lassen.
- In der Zwischenzeit ein Pflanzloch ausheben.
- Verdichteten, nährstoffreichen Boden mit Sand, Splitt oder Kies mischen.
- Die ausgetopfte Fetthenne einpflanzen und gut angießen.
- Der Pflanzabstand variiert sortenabhängig deutlich; daher vorher genau informieren.
Schneiden
Ein Rückschnitt der Fetthenne ist nicht zwingend erforderlich. Wenn die Triebe im Laufe der Jahre verkahlen und nicht mehr schön anzusehen sind, spricht nichts dagegen, sie durch einen Schnitt zu verschönern und gleichzeitig zu verjüngen. Idealerweise werden die Pflanzen im Frühjahr vor dem Neuaustrieb eingekürzt, um in der Folge wieder frisch auszutreiben. Sind die Triebe nicht zu dick, bietet sich für den Schnitt die Verwendung ein frisch geschliffenes und desinfiziertes Messer an. Ansonsten kommt eine scharfe Schere zum Einsatz, mit deren Hilfe der Trieb an der Basis gekappt wird.
Überwintern
Hinsichtlich der Winterhärte lässt sich keine allgemein gültige Aussage treffen. Einige Arten sindvollkommen winterhart und ertragen selbst tiefste Minusgrade. Andere Arten und Sorten sind ausschließlich für die Kultivierung im Haus geeignet mit einem Temperaturminimum von 5° Celsius. Es ist daher unerlässlich, sich bei der Anschaffung einer Sedum-Art nach deren Frosthärte zu erkundigen und sie entsprechend zu pflegen. Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass selbst winterharte Fetthennen, die im Pflanzgefäß kultiviert werden, einen Winterschutz benötigen, weil die Gefahr besteht, dass der Wurzelballen durchfriert, wovon sich selbst so robuste Pflanzen, wie Mauerpfeffer nicht mehr erholen:
- Den Kübel auf einem Holzblock an der Südwand des Hauses platzieren.
- Mit einer Luftpolsterfolie oder Bastband umwickeln.
- Idealerweise einen Jutesack überstülpen.
- Alternativ mit Laub, Stroh, Reisig oder Tannenwedeln bedecken.
- An frostfreien Tagen bei drohendem Kahlfrost etwas Wasser verabreichen.
Beliebte Arten und Sorten
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)
- kriechender Wuchs 5 bis 10 cm hoch
- gelbe Blüten Juni bis August
Hohe Fetthenne (Sedum Hybride ‘Beth’s Special’)
- Wuchshöhe 40 cm bis 50 cm
- bräunlich-rosa Blüten von September bis Oktober
- winterharter Schmuck im Kübel auf dem Balkon
Hohe Fetthenne (Sedum Hybride ‘Karfunkelstein’)
- Wuchshöhe 40 cm bis 50 cm
- zauberhafte Blüten wie rote Edelsteine von August bis September
- schöner Vasenschmuck im Herbst
Blaublatt-Fetthenne (Sedum Hybride ‘Red Cauli)
- Wuchshöhe 20 cm bis 30 cm
- tiefrote Blüten von August bis Oktober
- sattrotes Laub, das von Jahr zu Jahr intensiver wird
Poster Fetthenne (Sedum hybridum ‘Immergrünchen’)
- Wuchshöhe 15 cm bis 20 cm
- schöner Bodendecker mit gelben Blüten von Juni bis August
- winterhart und immergrün
Schlangen-Fetthenne (Sedum morganianum)
- eine Sedum-Art für die Ampelbepflanzung
- bis zu 90 cm lange Ranken mit rosafarbenen Blüten
- nicht winterhart, daher nur für die Zimmerkultur geeignet
Gold-Tripmadam (Sedum reflexum ‘Angelina’)
- schöner Bodendecker bis 20 cm Höhe
- gelbe Blüten und zauberhafte Laubfärbung im Herbst
- aromatische Würzpflanze für leckere Salate
Tripmadam (Sedum reflexum ‘Elegans’)
- Wuchshöhe 20 cm
- gelbe Blüten Juni bis August
- nadelartige Blättchen mit säuerlichem Aroma
Teppich-Sedum (Sedum spurium ‘Fuldaglut’)
- wunderschöner Bodendecker mit dunkelrotem Laub
- karminrote Blüten im Juni und Juli
- je sonniger die Lage, desto prächtiger das Farbenspiel
Dies ist nur ein kleiner Überblick über die schier unendliche Vielfalt an Arten und Sorten die Sedum zu bieten hat. Da dürfte für jeden Hobbygärtner – ob Einsteiger oder Profi – etwas Passendes dabei sein, das die Sammelleidenschaft weckt.
Krankheiten und Schädlinge
Die Fetthenne ist nicht nur äußerst robust, genügsam und pflegeleicht; sie erweist sich zudem als äußerst resistent gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Sogar die gefräßigen Nacktschnecken machen einen großen Bogen um die Sedum-Arten. Mit einem Freßfeind kann der Hobbygärtner es hingegen zu tun bekommen:
Dickmaulrüssel-Käfer
Die nachtaktiven Schädlinge scheinen unersättlich und hinterlassen auf den Fetthennen kreisrunde Fraßstellen. Dem nicht genug, treiben deren Larven ebenfalls ihr Unwesen und fressen sich durch die Pflanze bis sie abstirbt. Wie gut, dass es mittlerweile eine ganze Reihe von effektiven Bekämpfungsmaßnahmen gibt, um die Plage im Zaum zu halten:
- Nematoden ausbringen, die sich über die Larven hermachen.
- Spezielle Fallen mit Nematoden-Gel auslegen für die adulten Käfer.
- Die Behandlung mehrfach wiederholen.
- Keine gleichzeitige Anwendung anderer Bekämpfungsmittel.
- Alternativ Neemöl-haltige Mittel ausbringen, die Dickmaulrüssler fernhalten.
Darüber hinaus hat sich bewährt, mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe umgekehrt aufzustellen. Die Käfer suchen diese als Versteck für den Tag auf und können so problemlos entsorgt werden. Sollten alle biologischen Bekämpfungsmittel keinen Erfolg zeigen, stehen verschiedene Insektizide zur Verfügung, die bislang im Hausgarten erlaubt sind, wie Spinosad, Calypso, Acetamiprid, Deltamitrin und Thiacloprid. Die Online Datenbank des BVL gibt aktuelle Informationen über zugelassene Präparate für den privaten Gebrauch.
Wurzelfäule
Wird die Fetthenne zu häufig gewässert oder entsteht an ihrem Standort Staunässe, ist sie vom Befall der Wurzelfäule bedroht, einer weit verbreiteten Pilzkrankheit. Stängel und Wurzeln faulen langsam aber sicher ab. Angesichts dieses Schadbildes, ist eine Rettung kaum noch möglich. Die erkrankte Fetthenne sollte umgehend weiträumig ausgegraben und im Hausmüll entsorgt werden.
Häufig gestellte Fragen
Ich verwende Teppich-Sedum ‘Fuldaglut’ als Bodendecker im Staudenbeet. Nun beginnen die Triebe allerdings, von unten her zu verkahlen. Woran kann das liegen?
Sehr wahrscheinlich ist der Boden zu nährstoffreich für diese Sedum-Sorte. Insbesondere die Triebe, die am Boden liegen, sind davon betroffen. Vermeiden Sie, dass der Dünger der Stauden an die Fetthenne gerät und senken Sie den Nährstoffgehalt des Bodens durch Einarbeiten von Sand, Kies oder Splitt.
Die Purpur-Fetthenne (Sedum cauticola ‘Bertram Anderson’) hat es mir besonders angetan. Welche Pflanzpartner passen dazu?
Die horstig wachsende Purpur-Fetthenne mit ihren rosaroten Blüten und den pflaumenvioletten Blättern harmoniert sehr gut mit Pflanzen, die einen dezenteren Auftritt bevorzugen. Hierzu zählen das Teppich-Hornkraut (Cerastium tomentosum ‘Silberteppich’) mit seinen weißen Blüten und dem silbergrauen Laub, das Polster-Schleierkraut (Gypsophila repens ‘Rosea’) mit den zartrosa Blüten sowie die Silberblatt-Margerite (Tanacetum haradjanii), eine attraktive Schönheit mit weißfilzigen Zweigen und gefiederten Blättern.