Erden, Substrate und Dünger

Urin gegen Unkraut und als Dünger | Dosierung von Harnstoff

Urin als Dünger

Urin, auch Harn genannt, ist, unabhängig davon, ob er menschlich oder tierisch (von Säugetieren) ist, von vielen Mythen umgeben. Dabei liegt die Spanne sehr weit, denn sie reicht von eklig bis “Allheilmittel”. Wie sieht jedoch die Anwendung von Urin, menschlich oder tierisch, bei Pflanzen im Garten aus?

Die Antwort auf diese Frage ist zwiespältig, denn Urin kann das Pflanzenwachstum fördern und sie zugleich schädigen. Daher sollte sein Einsatz im Garten gut überlegt werden, denn ein Allroundmittel ist Urin auf keinen Fall.

Bestandteile und Zusammensetzung

Urin, den manche auch als Goldwasser bezeichnen, enthält Inhaltsstoffe, die Pflanzen als Nährstoffe brauchen. Dazu gehören:

  • Kalium(K)
  • Kalzium (Ca von Calcium)
  • Phosphor (P)
  • Stickstoff (N)

Werden die in den Klammern angegebenen Elementsymbole näher betrachtet, dann wird deutlich, dass Urin jene Stoffe enthält, die auch in einem handelsüblichen Dünger, dem sogenannten N-P-K-Dünger, vorkommen. Diese Parallele ist der Grund, warum Urin sich grundsätzlich als Dünger für Pflanzen eignet. Allerdings ist die Handhabung, also die Dosierung nicht so einfach wie bei einem herkömmlichen Dünger, denn die genaue Zusammensetzung der nützlichen Stoffe ist beim Urin natürlich nicht genormt.

Urin als Düngemittel

Urin als Dünger Soll Urin, lat. Urina, zum Düngen verwendet werden, dann muss Einiges beachtet werden. Dabei ist an erster Stelle das richtige Dosieren zu nennen, denn Urin in seiner reinen Form ist ein hochkonzentrierter Dünger, der bei unverdünnter Anwendung die Pflanzen sogar schädigen und abtöten kann.

Deshalb darf das “Goldwasser” nur in verdünnter Form zum Einsatz kommen. Empfohlen wird, den Urin mindestens mit der acht- bis zehnfachen Menge Wasser zu verdünnen. Handelt es sich um schwachzehrende Pflanzen muss er sogar noch mehr verdünnt werden. In diesem Fall beträgt das Mischverhältnis 20: 1 (Wasser: Urin). Neben dem richtigen Dosieren gilt es aber auch noch andere Dinge zu beachten.

Inhaltsstoffe
Neben den für Pflanzen positiven Inhaltsstoffen kann menschlicher Urin aber auch Stoffe enthalten, die den Pflanzen schaden. So darf der Urin von Raucherinnen und Rauchern sowie von Personen, die Medikamente einnehmen nicht zum Düngen verwendet werden. Denn ihr Urin enthält für Pflanzen schädliche Inhaltsstoffe.

Hinweis: Auch der Kochsalzgehalt im Urin, der von der Ernährung abhängig ist, sollte nicht unterschätzt werden. Denn dieser kann in Gebieten mit eher geringen Niederschlägen zu einer Versalzung des Bodens führen.

Teststreifen zur pH-Wert-Bestimmung pH-Wert
Der pH-Wert des Bodens ist für viele Pflanzen überlebenswichtig, denn manche bevorzugen einen sauren, andere einen basischen Boden. Der pH-Wert von menschlichem Urin liegt bei normaler Ernährung im Bereich von 4,6 und 7,5. Er ist also leicht sauer. Ist die Ernährung eiweißreich, dann geht der pH-Wert weiter in Richtung sauer. Bei einer Ernährung, die reich an Gemüse ist, verschiebt sich der pH-Wert in Richtung basisch.

Hinweis: Der pH-Wert des Urins unterliegt täglichen Schwankungen. Er muss zum Düngen also immer vorab überprüft werden.

Keime

  • menschlicher Urin nicht keimfrei
  • kann bis zu 10000 Keime pro Milliliter enthalten
  • bei regelmäßiger Anwendung können pflanzenschädliche Bakterien an Pflanze gelangen
  • keine Gewissheit, aber es wird darauf hingewiesen

Lagerfähigkeit
Im Gegensatz zum handelsüblichen N-K-P-Dünger ist menschlicher Urin nicht lagerfähig. Dies merken Sie daran, dass abgestandener Urin sehr schnell nach Ammoniak riecht. Die Ursache dafür ist die Umwandlung des Harnstoffs durch Bakterien. Neben dem beißenden Geruch kommt es bei der Umwandlung auch zu einer Verschiebung des pH-Wertes in Richtung basisch mit einem Wert zwischen 9,0 und 9,2.

Potential als Düngemittel

Obwohl Urin als Düngemittel in der Handhabung nicht einfach ist, da er schnell Nachteile für die Pflanzen mit sich bringt, ist sein Potential als Dünger nicht zu unterschätzen. Um die Vorteile des Goldwassers jedoch nutzen können, ohne dass die erwähnten Nachteile entstehen, muss der Urin professionell aufbereitet werden.

Urin gegen Unkraut

Löwenzahn als Unkraut Während Urin als Düngemittel ganz gut erforscht ist, ist die Frage, ob er sich als Mittel gegen Unkraut eignet, bislang weniger wissenschaftlich untersucht worden. Es können jedoch einige Überlegungen dazu angestellt werden. Die erste geht in die Richtung der Nachteile von Urin als Düngemittel.

So kann argumentiert werden, dass die für Pflanzen schädlichen Eigenschaften zur Vernichtung des Unkrauts führen, sich also in Vorteile wandeln. Geht man jedoch davon aus, dass ein gezielter Einsatz von Urin nur sehr schwer möglich ist, dann liegt der Schluss nahe, dass nicht nur das Unkraut, sondern auch Nicht-Unkräuter vernichtet werden. Denn der Urin dringt in jedem Fall in den Boden ein.

Hinweis: Auch hier spielt also die Dosierung eine entscheidende Rolle.

Häufig gestellte Fragen

Mein Mann pinkelt oft in den Garten. Schadet das den Pflanzen?
Aus der Sicht der Pflanzen handelt es sich dabei um die Gabe eines Düngemittels. Da dieses jedoch hochkonzentriert ist, kann es den Pflanzen schaden, v.a. wenn der “Dünger” immer an derselben Stelle verabreicht wird.

Welche Pflanzen kann ich mit Urin düngen?
Ob Urin als Dünger Ihren Pflanzen guttut oder nicht, hängt hauptsächlich vom Urin ab. Normaler Urin gilt als neutral bis leicht sauer. Ist er abgestanden wird er stark basisch. Auch die Ernährung ist ein wichtiger Faktor beim pH-Wert des Urins, denn durch sie kann er sich in Richtung sauer oder basisch verschieben. Der Urin von Raucherinnen und Raucher sowie von Menschen, die Medikamente einnehmen, ist auf keinen Fall als Dünger zu verwenden, da er zu viele Giftstoffe enthält.

Schadet der Urin von Hunden meinen Pflanzen im Garten?
Nein. Um einen echten Schaden anzurichten, müsste der Hund immer auf die gleiche Stelle pinkeln.
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