Obstgarten

Marillenbaum richtig pflegen – Anleitung zum Pflanzen und Schneiden

Aprikose - Marille - Prunus armeniaca

Haben Sie einen Garten, lieben Sie vollreife, süße Marillen? Die gibt es im Laden nie, weil vollreife Marillen so druckempfindlich sind, dass sie am besten direkt in Mund oder Knödelteig “transportiert” werden. Am Marillenbaum im eigenen Garten können sie ausreifen; wie Sie den Marillenbaum zu Erntereife und Zufriedenheit bringen, wird nachfolgend beschrieben.

Standort

Die Aprikose ist eine Prunus wie Kirsche und Pflaume, aber eine mit ganz eigenen Standort-Ansprüchen. “Prunus armeniaca” wurde nach ihrer ursprünglichen Heimat benannt: Das armenische Siedlungsgebiet, warmes, bergiges Land weit um das heutige Armenien. Deutlich wärmer und sonniger als bei uns, weshalb ein Marillenbaum hier nur an Standorten mit viel Sonne gedeiht bzw. nur dort seine Früchte richtig ausreifen lässt. Auch der Boden sollte warm sein, zumindest ein paar Stunden am Tag; wenn eine Marille “untenherum” ständig in feuchter Kälte steht, wird sie auch bei Dauerbesonnung der Krone keine wohlschmeckende Ernte zu erzeugen.

Das Holz ist frosthart, bis in USDA-Winterhärtezone 5-7; während Deutschland die wärmeren Winterhärtezonen 6 bis 8 zu bieten hat (und es gibt Marillensorten, deren Holz bis zu minus 40 °C aushält, siehe gleich). Aber die Gattung Prunus gehört zur Familie der Rosengewächse, Gehölze mit wunderschönen zartblättrigen, kälteempfindlichen Blüten. Diese traumhaften Blüten erscheinen bei den Marillen sehr früh im Jahr, im März und noch vor dem Austrieb der Blätter.

Aprikose - Marille - Prunus armeniaca Eine frei in den Garten gepflanzte Marille kommt deshalb nur in besonders milden Lagen problemlos zum Fruchtansatz, während in raueren Lagen Blüte und Frucht regelmäßig Spätfrösten zum Opfer fallen. Wer nicht in solchen besonders begünstigten Gebieten Deutschlands (neben Weinbaugebieten, in der Rheinebene) wohnt, muss sich etwas einfallen lassen, um die Wärmeansprüche der Marillen zu erfüllen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Pflanzen an gut geschützte Standorte setzen, an denen die Blüte niemals überraschender Kälte ausgesetzt wird
  • Z. B. umbauter Standorte mit wärmerem Mikroklima
  • Mit Windschutz, damit kein Spätfrost die frühen Blüten erreicht
  • Am Spalier an der Hauswand, an dem der Baum vom Haus abstrahlende Wärme genießt
  • Die nächste Variante setzt auf Verzögerung der Marillenblüte
  • Z. B. durch Standort am nach Nordosten geneigten Hang, der im Vorfrühling kaum von der Sonne bestrahlt wird
  • Oder durch Standorte, die dem Baum nur morgens und vormittags Sonne bieten
  • An solchen Standorten können Stamm und stärkere Äste zusätzlich durch Weiß-Anstrich geschützt werden
  • Auch das hemmt die vorzeitige Erwärmung des Baumes ein wenig und lässt die Blüten ein wenig später austreiben
  • Vor überraschendem Spätfrost kann der Baum per Schutzwand aus Maschendraht und Fichtenreisig geschützt werden
  • Sie verzögert die Blüte und kann sogar über die Eisheiligen dafür sorgen, dass die jungen Früchte nicht erfrieren

Sorten für problematische Standorte

Aprikose - Marille - Prunus armeniaca Nicht jeder hat nach Nordosten geneigte Hänge, Areale mit warmem Mikroklima oder einen Garten am Rhein zu bieten. Wenn Marillenbäume in deutsches Durchschnittsklima gepflanzt werden sollen, muss der Schutz “von innen” kommen. Es gibt einige Sorten von Aprikosen, die es gewohnt sind, unter Härtebedingungen zu gedeihen:

  • Prunus armeniaca ‘Hargrand’: auch im jungen Holz bis -34°C (USDA 4) frosthart, Blüten bis -27.5°C (USDA Zone 5b)
  • Prunus armeniaca ‘Harogem’: frostharte Kanadische Zucht, Zweige bis -34°C (USDA Zone 4), Blüten -27.5°C (USDA Zone 5b)
  • Prunus armeniaca ‘Puget Gold’: Soll ab 600 Stunden mit Temperaturen zwischen 0 und 7 °C blühen und fruchten
  • Mandschurische Aprikose, Prunus armeniaca var. mandshurica: hält USDA-Winterhärtezone 3a (-39.9 °C) aus
  • Schwarze Alexandrinische Marille, Prunus ‘X Dasycarpa’: Hybrid aus P. armeniaca + Kirschpflaume P. cerasifera, gute Winterhärte und Blütenfrostresistenz, blaurote Früchte ab Ende Juni
  • Sibirische Aprikose, Prunus sibirica: Kann Temperaturen bis −45 °C überstehen, Blüten bis USDA Zone 3
  • Prunus armeniaca ‘Scout’ hat entweder P. mandshurica oder P. sibirica im Stammbaum und wird dementsprechend für USDA Zone 3 angegeben

Sorten für geschützte Standorte/Spaliere

Im Massenhandel werden jedes Jahr neue Zuchtsorten beworben; z. B. P. armeniaca ‘Compacta Super Compact®’, laut Händler die perfekte Hausgarten-Aprikose, top gesund und nicht anfällig für die gefürchtete Monilia-Krankheit. Beschwerden auf der Bestell-Seite (“Aprikose hat dieses Jahr zum ersten Mal voll geblüht. Jetzt hat der Baum Monilia, obwohl er einen optimalen Standort hat. Die Süßkirsche daneben ist gesund. Also doch eher eine anfällige Sorte”) und “hochlogische Antworten” auf die Beschwerden (“Gerade Aprikosen reagieren mit Monila, wenn der Standort nicht optimal ist”) lassen hier zu Vorsicht raten.

Aprikose - Marille - Prunus armeniaca Wenn Sie ein wenig Zeit in die Auswahl Ihrer Marillen-Sorte investieren können, lohnt es sich auf jeden Fall, nach besonderen Marillen Ausschau zu halten; hier eine Auswahl interessanter, nicht an jeder Ecke erhältlicher Sorten:

  • P. armeniaca ‘Ananas Marille’, erstmals 1954 beschrieben, feinwollige, orangegelbe Frucht mit rötlichen Punkten, Geschmack nach Kürbis, Melone
  • P. armeniaca ‘Aprikose von Nancy’, starkwüchsig + wenig spätfrostresistent, aber unempfindlich gegen Regen, große Früchte, hoher Ertrag
  • P. armeniaca ‘Frühe Rosenmarille’, alte Zuchtsorte aus Ungarn mit köstlichen Früchten + späten frostfesten Blüten
  • P. armeniaca ‘Gold Rich’ blüht zartrosa, krankheits- und frostunempfindlich, Höhe bis 3 m
  • P. armeniaca ‘Große Frühaprikose’, frostempfindlich, aber große aromatische Aprikosen
  • P. armeniaca ‘ x domestica ‘Flavor Delight’, 75 % Marille + 25 % Pflaume, klarer süßer Marillen-Geschmack
  • P. armeniaca ‘Kuresia’, edle krankheitsresistente Züchtung, die “Aroma-Aprikosen” trägt
  • P. armeniaca ‘Kioto’, mit später Blüte oft als ertragssicherste Aprikose gelobt, kompakter Wuchs, extrem hoher Ertrag, sehr winterhart
  • P. armeniaca ‘Marena’, Selbstfruchtend, früh und viel tragend, gut zum Einmachen geeignet
  • P. armeniaca ‘Marille von Breda’ gehört zu den ältesten Sorten, wächst stark und wird groß
  • P. armeniaca ‘Mombacher Frühe’, sehr saftige, mittelgroße Früchte, hoher und regelmäßiger Ertrag
  • P. armeniaca ‘Orangered’, große, leuchtend orangerote Früchte mit saftigem, süßwürzigem Geschmack, Kälte + Krankheiten widerstehender Baum
  • P. armeniaca ‘Rosina’, kübelgeeignete, selbstbefruchtende Zwergaprikose, die nicht höher als 1,50 m wird
  • P. armeniaca ‘Shipleys Blenheim’, blüht später als andere Sorten, ab August saftige, aromatische Früchte
  • P. armeniaca ‘Temperao de Vila Franca’, trägt an leicht geschützten Plätzen saftige, feste Aprikosen
  • P. armeniaca ‘Ungarische Beste’, frosthärteste Sorte, weiche Früchte voller Aroma (Einkoch-Marillen, ähnlich ‘Klosterneuburger’)

Aprikose - Marille - Prunus armeniaca Die Marillenbäume in der Baumschule wachsen nicht auf ihren eigenen Wurzeln. Sie entstehen, indem ein Edelreis (= Stückchen Zweig) oder eine einzelne Knospe auf einen Wildling (ursprüngliche, widerstandsfähige Obstsorte, die sog. „Unterlage“) transplantiert werden. Das wird so gemacht, weil hochgezüchtete Zuchtsorten tolle Früchte bringen, aber mit dem Alltagsgeschäft (Wachsen, Krankheiten abwehren, Wurzeln bilden etc.) nicht mehr so gut klarkommen, weil neue Schnellzuchten oft nicht mehr sortenrein sind, und weil es schneller geht.

Wenn Unterlage und Veredelung miteinander verwachsen sind, ist die verkaufsfertige Aprikose entstanden, in der sich die Eigenschaften beider Ausgangsgehölze vereinen. Die Sorte bestimmt Eigenschaften und Geschmack der Frucht; die Unterlage, auf die die Marille veredelt wurde, bestimmt die Wuchsgröße, Wuchsverhalten, Gesundheit und Frosthärte.

Weil mit zunehmender Verbraucher-Kritik an geschmacksfreiem Supermarkt-Obst die Nachfrage nach Marillenbäumen stieg, will der Handel pflegeleichte, robuste Marillenbäume in jeder gewünschten Wuchshöhe anbieten. Der Arbeitskreis “Obstbauliche Leistungsprüfung” hat deshalb im Winter 2010/11 11 Unterlagen geprüft, hier die Ergebnisse:

  • Wavit, schwach wachsende Pflaumenunterlage, Veredlungshöhe 60 cm: nur 4 % Ausfälle trotz des schlimmen Frosts in Müncheberg und Gülzow 2012 (-22, -25 °C), höchster Ertrag 24 kg
  • Wavit, Veredlungshöhe 30 cm: 9 % Ausfälle (Standorte Müncheberg und Gülzow, -22 + -25 °C), höchster Ertrag 30 kg
  • Armstock, vegetative Unterlage aus Aprikosen-Sämling: 11 % Ausfälle, höchster Ertrag 30 kg
  • Ferlenain, Hybridunterlage: 15 % Ausfälle, viele Wurzelausläufer/Stockausschläge, zurückhaltender Wuchs, höchster Ertrag 21 kg
  • Torinel, , schwach wachsende Pflaumenunterlage: 18 % Ausfälle, viele Wurzelausläufer/Stockausschläge, höchster Ertrag 18 kg
  • Docera 5: 19 % Ausfälle, viele Wurzelausläufer/Stockausschläge, höchster Ertrag 12 kg
  • St. Julien A, Pflaumenunterlage: 24 % Ausfälle, höchster Ertrag 16 kg
  • Ute, Pflaumenunterlage: 25 % Ausfälle, unter ‘Orangered’ kräftiger Wuchs, höchster Ertrag 19 kg
  • Citation, Hybridunterlage: 26 % Ausfälle, zurückhaltende Wuchsstärke, höchster Ertrag 14 kg
  • Rubira, Pfirsichunterlage: 31 % Ausfälle, unter ‘Orangered’ kräftiger Wuchs, höchster Ertrag 26 kg
  • Dospina 22, Abstammung nicht genannt: 41 % Ausfälle, viele Wurzelausläufer/Stockausschläge, höchster Ertrag 7 kg

Die oben erwähnte Spalierkultur ist eine traditionell bewährte Möglichkeit, auch an normalen Standorten gut ausgereifte Marillen ernten zu können. Diese Marillenbäume brauchen eine Stütze an der Fassade und einen speziellen Schnitt (der aber auch nicht schwerer als der Schnitt freistehender Aprikosen ist, wenn man sich einmal gründlich mit den Prinzipien des Spalierbäumchen-Aufbaus beschäftigt hat. Neben den bewährten Stützformen für Spalierobst gibt es heute viele moderne Varianten, vom leichten Seilsystem bis zu innovativen Holzstützen.

Tipp: Traditionelle Spalierkultur hat nichts mit “Balkonsorten” oder wundersamen Säulen-Aprikosen mit wundersamen Namen mit einem ‘®’ dran zu tun. Solche “am Stab schlank und schön” gezogenen Säulenaprikosen sollen auch noch an halbschattigen Standorten extrem reich tragen und zur Erntezeit die ganze Familie mit süß-saftigen Aromafrüchten verwöhnen … die den Lobpreisungen folgenden Bewertungen versprechen jedoch eher das Gegenteil: “Die Aprikose trägt anfangs im Frühling viele kleine Früchte, diese fallen jedoch jedes Jahr alle ab”, “Bäumchen steht seit 4 Jahren im Garten am sonnigen Standort, habe noch nie auch nur eine Blüte oder Knospe gesehen”, “2013 eingepflanzt, bis jetzt (2017) keine einzige Aprikose gesehen”, usw., dutzendfach.

Marillenbaum pflanzen

Aprikose - Marille - Prunus armeniaca Der Boden am Standort sollte durchlässig, tiefgründig und gut wasserhaltig sein, z. B wäre ein lehmiger Sandboden mit einem reichlichen Humusanteil genau das Richtige für den Marillenbaum. Aber die Marillen wachsen eigentlich in jedem normalen Gartenboden; es handelt sich ja nicht gerade um einen Exot, der das erste Mal in Mitteleuropa wächst.

Im Zweifel wird der Gartenboden passend gemacht: Verdichteter Lehmboden bekommt die Menge von grobem Sand und/oder anderen lockernden Substanzen untergemischt, die den Boden wasserdurchlässig macht; nährstoffarmer, leichter Sandboden wird durch Untermischen von reifem Kompost oder Humus fit für die Marille.

Heben Sie ein Pflanzloch aus, dass groß und vor allem tief genug ist, um den Wurzelballen des Marillenbaums ohne Abknicken von Wurzeln aufzunehmen. Die Marille wird so in das Pflanzloch gesetzt, dass die Stelle, an der Wurzelgewebe in Stammgewebe übergeht, auf gleicher Höhe sitzt wie in der Baumschule (im Container). Mischen Sie das ausgehobene Erdreich mit reifem Kompost (keinen Mineraldünger untermischen, den sollen Marillenbäumen nicht so gerne haben) und geben Sie die angereicherte Erde ins Pflanzloch. Nach dem Pflanzen wird der Baum gut angegossen; ein kleiner “Gießring” (in einem Ring um die Baumscheibe angehäufelte Erde) und das Abdecken der Baumscheibe mit Mulchmaterial halten die Feuchtigkeit in der Erde.

Auch wenn Sie Containerware erwerben, von der immer betont wird, dass sie das ganze Jahr gepflanzt werden darf: Pflanzen Sie Ihre Marille möglichst im Frühjahr, je mehr Zeit zum Anwachsen sie hat, desto eher übersteht sie unzeitgemäße Spätfröste.

Pflege und Schnittpflege

Bis zum Anwachsen auf jeden Fall durchgehend feucht halten, auch im ersten Winter bzw. dessen frostfreier Zeit. Wenn der Marillenbaum erst einmal angewachsen ist, gestaltet sich die Pflege simpel: Immer schön feucht halten (womit keine “nassen Füße” gemeint sind, die verträgt nur eine Wasserpflanze). Mit der Blüte und bis zur Ernte in nicht so nährstoffreichen Böden ein wenig düngen (am besten mit langsam verwertbarem organischem Dünger), nach August höchstens noch ein wenig die Winterhärte fördernden Kali-Dünger geben.

Aprikose - Marille - Prunus armeniaca Zum Winter hin im Freiland Wurzelbereich mit Reisig oder dicken Laubschichten mulchen. Kübel-Marillen müssen im Winter wirklich gut eingepackt werden, gegen Kälte von unten geschützt werden, bei plötzlichen Spätfrost-Einbrüchen können Sie hier auch die Blüte nur durch eine wärmende Verhüllung schützen.

Wenn Sie genug Platz haben, müssen Sie den Marillenbaum überhaupt nicht schneiden, ganz ohne Schnitt entwickeln sich die Bäume am besten. Aber unter Umständen auch ziemlich in die Breite, deshalb wird das Wachstum meist durch Beschnitt in die gewünschten Bahnen gelenkt. Folgendes Vorgehen wird empfohlen:

  • Es geht darum, die abgeernteten Triebe wegzunehmen
  • Aprikosen tragen am einjährigen Holz und können so einjährige Neutriebe bilden
  • Traditionell wird im Frühjahr direkt nach der Blüte geschnitten, bevor die jungen Triebe erscheinen
  • Besser sind die abgeernteten Triebe gleich nach der Ernte zu erkennen, dieser Schnittzeitpunkt ist auch möglich
  • Damit sich neues Fruchtholz entwickelt, alle Seitentriebe auf 2-3 Augen kürzen (= 2-3 austriebsbereite Augen bleiben stehen)
  • Augen sind Triebknospen am Zweig, kleine runde Verdickungen
  • Zu dicht stehende Äste, die andere beschatten, werden beim Schnitt ständig ausgedünnt
  • Auch welke, kranke, gebrochene Triebe sollten im Zuge der Schnittpflege entfernt werden
  • Baumwachs und ähnliche Wundverschlüsse werden heute höchstens noch bei riesigen, krankheitsbedingten Schnittkratern eingesetzt
  • Denn diese Schutzschichten schließen gewöhnlich dicht, darunter sammelt sich Wasser und unter dem Wasser holzzerstörende Pilze “im exklusiven Biotop”
  • Bei normalem Schnittstellen achtet man eher auf glatte Ränder, die gut trocknen und vom Baum von innen gut verschlossen werden können

Tipp: Falls Sie die gelegentlich noch zu lesende Anleitung zum Winterschnitt vermissen: Der langjährige Streit der Fachleute über den besten Schnittzeitpunkt neigt sich immer mehr dem Sommerschnitt zu (öffentliche Baumpfleger schneiden wohl inzwischen fast alle im Sommer). Ist auch nicht unlogisch, vor allem wenn man weiß, dass die (Un-) Sitte des Winterschnitts historisch entstanden ist, weil die Landwirte nur im Winter Zeit zum Obstbäume schneiden hatten: Im Winter durchlebt der Baum eine Ruhephase mit herabgesetztem Stoffwechsel, deshalb kann er auch Schnittwunden nur mit halber Kraft versorgen. Je mehr das Gehölz ohnehin schon mit der Kälte zu tun hat, desto schlechter werden die Wunden abgeriegelt. Im Sommer hat der Baum wenig Mühe mit der Kallusbildung, Wunden heilen schneller und besser.

Wenn der Marillenbaum seine ersten Früchte getragen hat, sollte er nach seinem größten Wachstumsschub im Juni schon (oder noch, je nach Zeitpunkt des Hauptschnitts) einmal genauer betrachtet werden: Wenn er bei der Triebbildung übereifrig war, sollten überzählige Jungtriebe sofort entfernt werden. Die Profis reißen diese Triebe am liebsten aus, weil diese Methode mehr Ruhe in den Baum bringt als die Entfernung mit der Schere, “Juniriss” wird das genannt.

Wenn nach ein paar Jahren der volle Fruchtertrag des Baumes eingesetzt hat, kommt kurz vor der Ernte “die schlimmste Pflege”: Nachdem der Baum im Juni die erste Runde zu dicht neben anderen sitzende Früchte abgeworfen hat, sollten Sie weiter ausdünnen, sodass von Frucht zu Frucht ein Mindestabstand von 5 cm zur Verfügung steht (bringen optimistische Gemüter regelmäßig nicht sofort über sich; aber ohne Ausdünnen bleiben alle Früchte kleiner, und das Abnehmen überflüssigen Ballasts bzw. zu eng sitzender Früchte fördert auch die Baumgesundheit und schützt vor Pilzbefall).

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