Schädlinge

Apfelwickler biologisch bekämpfen – Tipps gegen Cydia pomonella

Wurmstichige Äpfel

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Unsere Obstbäume können selbst bei bester Pflege von Schädlingen befallen werden, unter denen der Apfelwickler sicherlich einer der Schlimmsten ist. Der Nachtfalter, dessen Raupen sich in die Früchte hineinfressen und damit für enorme Schäden sorgen können, sollte sofort beim Bemerken des Befalls bekämpft werden, um die Ernteverluste so gering wie möglich zu halten. Das gilt auch in Hinsicht auf das kommende Jahr, denn die Larven können bei der nächsten Ernte erneut große Schäden anrichten. Wir sagen Ihnen, wie Sie am besten gegen die Schädlinge vorgehen können.

Steckbrief

  • Apfelwickler, Cydia Pomonella, auch Obstmade, Schmetterling aus der Familie der Tortricidae – Wickler
  • er gilt als der sprichwörtliche Wurm im Apfel
  • etwa 1,4 – 2,2 cm großer Nachtfalter, der pro Jahr eine Generation hervorbringt
  • Körperfarbe gräulich-meliert, besitzt hellgraue Streifen und einen auffälligen kupferfarbenen Fleck am Ende der Flügel
  • Flugzeit hauptsächlich Mai und Juni in der Dämmerung gegen Abend
  • bei Temperaturen um die 20° und hoher Luftfeuchtigkeit besonders aktiv
  • Eiablage erfolgt auf Früchten und Blättern der Obstbäume auf ebenen Oberflächen
  • Raupen sind gelblich mit schwarzem Kopf
  • Larven ernähren sich von Fruchtfleisch und Samen der befallenen Bäume
  • Larvenentwicklung dauert etwa 3 – 4 Wochen
  • ab Ende Juli Verpuppung und Überwinterung im Kokon, meist in der Rinde
  • bei besonders günstigen Bedingungen auch 2. Generation in einem Jahr möglich

Befall und Erkennen

Apfelwickler - Cydia pomonella Sobald die reifen Äpfel von korkenzieherartigen Gängen durchzogen sind, ist es eindeutig, dass der Apfelwickler ein neues Zuhause gefunden hat. Allerdings ist der Befall zu diesem Zeitpunkt schon eine Weile im Gange, denn es sind die Larven, die sich in die Früchte hineinfressen und dort große Schäden anrichten. Die etwa 2 cm großen Nachtfalter mit dem auffälligen Fleck am Flügelende haben dann schon im Mai und Juni ihre Eier abgelegt, und die geschlüpften Raupen fressen sich seit einigen Wochen durch die Ernte.

Aufgrund der klimatischen Veränderungen befallen die Obstmaden mittlerweile nicht mehr nur Apfelbäume, sondern entwickeln auch Appetit auf andere heimische und hier kultivierte Obstsorten. Daher kann ein Überspringen von einem Baum auf den anderen kaum verhindert werden. Die sehr platten, winzigen Eier fallen kaum auf, so dass der Befall häufig erst bemerkt wird, wenn schon große Teile der Ernte befallen sind.

Um jedoch diese und die nächste Generation der Apfelwickler wirkungsvoll zu bekämpfen und eine Ausbreitung zu verhindern, ist es wichtig, so schnell wie möglich zu handeln. In großen Obstplantagen wird man kaum umhin kommen, mit der chemischen Keule zuzuschlagen, der Hausgärtner, der die Ernte im heimischen Garten schützen will, darf jedoch keine Insektizide einsetzen. Es gibt eine Reihe von biologischen Mitteln, mit denen man den Schädlingen zu Leibe rücken kann.

Beginnen Sie früh mit der Bekämpfung, um die Schäden so gering wie möglich zu halten.

Standort

In der Regel überwintert der Apfelwickler in der Rinde gut ausgewachsener Obstbäume, wo die Larven im Kokon Schutz finden, bis die Fressphase einsetzt. Jeder Gartenbesitzer kann bereits im Frühjahr kontrollieren, ob seine Bäume befallen sind. Gerade lose Rindenstücke bieten das perfekte Winterquartier und können gleichzeitig dem aufmerksamen Gartenbesitzer erste Hinweise bieten. Unter den losen Borkenstücken können die Larven rasch entdeckt werden. Von da an bietet sich bereits eine erste Bekämpfung an. Mit einer harten Bürste oder einem speziellen Rindenschaber sollten die losen Rindenstücke entfernt werden und damit auch die Schädlinge. Achten Sie dabei jedoch darauf, die Rinde nicht zu verletzen.

Entfernen Sie die heruntergefallen Schädlinge sofort, sie kriechen sonst zurück.

Erste Maßnahmen

Apfelwicklerlarve im Apfel Schon bei Verdacht auf Befall sollten die Obstbäume gründlich geschüttelt werden, auf diese Weise fallen bereits zahlreiche verpuppte Larven herunter, die anschließend aufgesammelt werden sollten, um die Population deutlich zu verringern. Obst, das bereits von den Raupen befallen ist, sollte rasch vom Baum entfernt werden. Häufig erkennt man den Befall in den kleinen Löchern in den Früchten. Hier heißt es auch, die bereits heruntergefallenen Früchte zu entfernen, in denen sich ebenfalls Larven befinden können.

Nicht immer muss die gesamte Frucht vernichtet werden. Schneiden Sie die Kriechgänge und das Gehäuse großzügig heraus, machen Sie Mus oder Kompott aus den Früchten. Werfen Sie den Abfall nicht auf den Kompost.

Biologische Bekämpfungsmaßnahmen

Die Falter entwickeln sich ab etwa Mai, sie schwärmen auch im Mai und Juni in den Abendstunden. Das ist die Zeit, in der besonders die männlichen Exemplare reduziert werden können. Der Handel bietet zum Beispiel Pheromonfallen an. Sie enthalten Duftstoffe und biologischen Kleber, so dass die Männchen angelockt werden, die dann an der aufgebrachten Leimschicht festkleben. Es handelt sich um unbedenkliche Stoffe, die keinerlei schädliche Auswirkungen auf die Früchte und ihren späteren Verzehr besitzen. Duftstofffallen sind im Fachhandel frei erhältlich.

Eine andere Variante dieser Pheromonfallen führt dazu, dass mit einer hohen Konzentration von Duftstoffen die Männchen orientierungslos werden und nicht mehr zum Weibchen finden. Auch diese Methode dämmt die Population deutlich ein und ist ebenfalls im Handel erhältlich. Weil für jede Art von Schädlingen spezifische Zusammensetzungen hergestellt werden, ist diese Verwirrmethode vorzuziehen, um erwünschte Nützlinge im Garten nicht zu schädigen.

Fressfeinde sind Nützlinge

Nistkasten Natürliche Fressfeinde des Apfelwicklers sorgen ebenfalls für eine Verringerung des Schädlingsaufkommens. So sind Ohrwürmer, Wanzen und Schlupfwespen bestens geeignet, um die Obstmade zu bekämpfen. Seit einigen Jahren ist es auch für Privatpersonen möglich, Schlupfwespen direkt beim Erzeuger zu kaufen. Auf diese Weise können sie direkt an Ort und Stelle eingesetzt werden, was die Ausbreitung der Apfelwickler hemmt. Schlupfwespen benötigen einen Wirt, um die eigene Brut abzulegen, so werden die Larven der Obstmade auf ökologische Weise ausgerottet.

Eine gesunde Ausgewogenheit der Bepflanzung im Garten kann ebenfalls deutlich zum Rückgang der Schädlinge führen. Die Maden sind bei Vögeln als Futter beliebt. Wer also Sträucher, Stauden und Blumen in bunter Vielfalt anpflanzt, bietet zahlreichen Insekten Nahrung, die wiederum von unseren heimischen Vögeln bevorzugt werden. Es handelt sich dabei um eine ökologisch wertvolle Nahrungskette, die zusätzlich ein gesundes Ökoklima im Garten erzeugt. Dichte Hecken und Nistkästen für die heimischen Vogelarten sorgen zuverlässig für eine natürliche Bekämpfung durch Spatzen, Meisen und andere Vögel.

Bringen Sie Nistkästen direkt am Obstbaum an. Pflanzen Sie Gewächse mit nektarreichen Blüten.

Ökologische Spritzmittel

Als fast kostenfreies Schädlingsbekämpfungsmittel hat sich die Wermutjauche erwiesen. Die kann jeder selbst herstellen und im Frühjahr auf die Obstbäume spritzen. Sie hilft auch zuverlässig gegen starken Blattlausbefall, wirkt aber unbedingt gegen die Obstmade. Die Wermutjauche muss gären, es genügt also nicht, die Zutaten einfach nur zu mischen, die Gärung ist notwendig. Um dieses natürliche Spritzmittel selbst herzustellen werden 300 Gramm frische Wermutblätter mit 10 Litern Regenwasser oder abgestandenem Wasser gemischt, in einen Plastikbehälter an einen warmen sonnigen Ort platziert und 10 bis 14 Tage zur Gärung stehen gelassen.

Alternativ können auch 30 Gramm getrocknete Blätter verwendet werden. Der strenge Geruch lässt sich durch die Zugabe von Steinmehl mindern. Nach dem Gären wird die Flüssigkeit durch ein Sieb geschüttet und kann sofort angewendet werden. Das Mittel nutzt nichts mehr im Spätsommer, es muss im Frühjahr aufgebracht werden. Da stark wirkende chemische Mittel im Garten nicht erlaubt sind, ist die selbst herstellte Wermutjauche eine gute Alternative. Insektizide gegen Apfelwickler werden auch in Plantagen nur in einem sehr eng begrenzten Zeitrahmen eingesetzt, um die Larven zu bekämpfen. Für den Hobbygärtner ist mit natürlichen Mitteln die Bekämpfung erfolgreich, wenn konsequent und entsprechend des Lebenszyklus vorgegangen wird.

Füllen Sie die Jauche in eine Druckluftspritze, um sie zu verteilen. Tragen Sie dabei einen Einmal-Schutzanzug gegen die unvermeidlichen Spritzer.

Raupen behindern

Baumleimring Sobald die Larven aus den Eiern geschlüpft sind, machen sie sich auf den Weg, um so viel Nahrung wie möglich zu finden. Sie verlassen die Borke der Bäume und kriechen auf die verlockenden Früchte zu. Hier gibt es eine weitere Möglichkeit die Schädlinge aufzuhalten. Raupenleimringe, die auf dem Weg zu den Ästen angebracht werden. Der Fachhandel bietet sie in unterschiedlichen Ausführungen an, am besten ist jedoch die Meterware, die jeder Gartenbesitzer selbst nach Wunsch und Bedarf anbringen und zurechtschneiden kann.

Sinnvoll ist es, eine dunkelgrüne Farbe auszuwählen, um andere Nützlinge nicht ebenfalls anzulocken. Der Leim enthält keine chemischen Zusätze und ist damit ebenfalls nicht schädlich beim späteren Verzehr der Früchte, weil keine Insektizide freigesetzt werden. Wichtig ist es, den Weg auf breiter Spur zu behindern, um nicht den nachfolgenden Raupen einen Zugang über die bereits festgeklebten Artgenossen zu ermöglichen. Um zu verhindern, dass aus möglicherweise abgelegten Eiern doch noch Larven schlüpfen, sollten die Leimringe verbrannt werden, statt auf dem Kompost zu landen.

Tragen Sie bei der Handhabung Handschuhe, da sonst  Hände und Kleidung zusammenkleben. Achten Sie darauf, wo sich die meisten Früchte befinden und schützen Sie diese besonders.

Überwinterung verhindern

Um die Verpuppung und Überwinterung der Larven in der Rinde zu minimieren, bietet sich eine einfache und billige Methode an. Von Juni bis Ende September etwa sollten bei Befall die Stämme der Obstbäume mit einfacher Wellpappe umwickelt werden. Die Streifen müssen etwa 15 bis 20 cm breit sein und können mit Klebeband, Bast oder Gärtnerdraht befestigt werden. Auf der Suche nach einem sicheren Ort zum Überwintern suchen die Larven möglichst leicht zugängliche Schutzorte. Die Pappe ist leicht zu durchdringen und gaukelt den Maden eine sichere Zuflucht vor.

Ab Ende September, wenn mit Sicherheit kein weiterer Larvenbefall mehr zu erwarten ist, kann die Pappe abgenommen und vernichtet werden. Hier ist es allerdings wichtig, eventuell aufgestellte Stützpfähle ebenfalls mit Pappe zu umwickeln. Bei der Bekämpfung ist es unabdingbar, den Lebenszyklus der Schädlinge zu kennen, sonst sind die Maßnahmen wenig hilfreich. Bei starkem Befall empfiehlt sich der Einsatz von Nematoden, also Fadenwürmern. Sie sind im Fachhandel erhältlich und vernichten 70 bis 90 % der Apfelwicklermaden.

  • Nematoden am besten bei feuchtem Wetter einsetzen
  • den betreffenden Baum vorher zusätzlich mit Wasser einsprühen
  • die Temperatur darf 8° nicht unterschreiten
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Tipps für Schnellleser

- Apfelwickler, Cydia Pomonella, auch Obstmade genannt
- Schmetterlingsart aus der Familie der Nachtfalter
- richtet starke Schäden durch Fressgänge in den Früchten an
- unter guten Bedingungen sind nicht nur Apfelbäume betroffen
- gräulich-braunes Insekt von etwa 2 cm Länge mit auffälligem braunem Fleck am Flügelende
- legt Eier auf Blätter und Früchte, aus denen Larven schlüpfen
- Raupen bohren korkenzieherartige Gänge bis zum Gehäuse
- Bekämpfung erfolgt am besten über ökologische Art, Chemie im Hausgarten ist nicht erlaubt
- Duftstofffallen mit Leim verhindern Befruchtung der Eier
- Fressfeinde wie Vögel, Ohrwürmer oder Schlupfwespen zeigen guten Erfolg
- Leimringe halten die Raupen von den Früchten fern
- im Frühjahr bereits Bäume auf Befall prüfen, Larven überwintern unter der Rinde

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