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Holz ist ein herausragender Baustoff. Geliefert von Mutter Natur, unkompliziert zu bearbeiten, verbreitet einen angenehmen Duft und ist von edler Optik. Aus dem Haus- und Möbelbau ist Holz einfach nicht wegzudenken. Wehe, es bröselt plötzlich Holzmehl vom Dachbalken, aus der Holzdecke erklingen eigenartige Fraßgeräusche oder in der massiven Holzkommode erscheinen kreisrunde Löcher; dann ist der räuberische Holzwurm zu Gast, der eigentlich gar kein Wurm ist. Vielmehr handelt es sich in den hiesigen Breiten um die Larven des Hausbockkäfers oder des Gemeinen Nagekäfers, die im Grunde keine Holzart verschonen.
Steckbrief
- Gemeiner Nagekäfer (Anobium punctatum).
- 2,5 mm bis 5 mm lang.
- Hausbockkäfer (Hylotrupes bajulus)
- 8 mm bis 26 mm lang
- Beide Arten werden als Holzwurm bezeichnet.
- Larven fressen sich durch das Holz.
- Entwicklungszeit der Larven 1 bis 8 Jahre.
- Fraßgänge destabilisieren jedes Holzobjekt.
- Gemeiner Nagekäfer hinterlässt Bohrholzmehl.
- Hausbockkäfer verschließt die Fraßgänge wieder.
Die wissenschaftliche Differenzierung der Käferarten innerhalb der Entomologie wird den geplagten Haus- und Wohnungsbesitzer herzlich wenig interessieren. Daher ist in der folgenden Darstellung der Bekämpfungsmittel grundsätzlich die Rede vom Holzwurm.
Den Befall erkennen
Die Käferweibchen legen bis zu 200 Eier im Jahr, aus denen sich innerhalb kurzer Zeit unersättliche Larven entwickeln, die sich bis zur Verpuppung jahrelang durchs Gebälk oder die Holzmöbel bohren. Auf diese Weise entsteht im Laufe der Zeit ein weitläufiges System aus Fraßgängen, die den Querschnitt des Holzes vermindern und die Stabilität reduzieren.
Die kreisrunden Fluglöcher, die den verpuppten Larven als Ausgang dienen, sind noch kein sicherer Hinweis auf einen aktiven Holzwurmbefall. Das Objekt kann trotzdem längst aus den verschiedensten Gründen von den Schädlingen verlassen worden sein oder sie sind dort durch Umwelteinflüsse eingegangen. Es gilt also, nach weiteren Hinweisen auf Holzwürmer Ausschau zu halten, bevor Gegenmaßnahmen eingeleitet werden:
- Unter dem Bauteil oder Möbel liegen kleine Sägemehlhaufen.
- Holzwürmer legen mitunter eine Fresspause ein.
- Daher ein Blatt Papier unter die verdächtigen Stellen legen.
- Ist nach einigen Tagen Holzmehl darauf gerieselt, liegt ein aktiver Befall vor.
- Bei absoluter Stille im Raum sind Fress- oder Klopfgeräusche zu hören.
- Mit dem Staubsauger verdächtige Löcher aussaugen und den Beutel auf Holzmehl untersuchen.
- Verstärktes Aufkommen natürlicher Feinde, wie dem Blauen Fellkäfer und dem Hausbuntkäfer.
Thermische Bekämpfung
Da es sich bei den Holzwürmern um Larven handelt, die hauptsächlich aus Eiweiß bestehen, hat sich der Einsatz von Wärme mit Temperaturen über 55° Celsius bewährt. Bei diesem Wärmegrad gerinnt das Eiweiß und der Holzwurm stirbt ab. Damit das befallene Holz durchdringend auf die erforderliche Temperatur erhitzt wird, bleibt diese kontinuierlich für 60 Minuten erhalten. Bei beweglichen Bauteilen oder Möbelstücken ist es möglich, die thermische Bekämpfung ohne die kostenintensive Konsultation eines Spezialisten durchzuführen.
- Kleine Holz-Segmente im Backofen oder der Mikrowelle erhitzen.
- Größe Teile in der Sauna aufheizen bis 60° Celsius.
- Diese Methode nur anwenden, wenn die hohe Luftfeuchtigkeit keinen Schaden anrichtet.
- Im Sommer die befallene Holzkomponente in ein Auto unter praller Sonne legen.
Handelt es sich zwar um ein mobiles Teil, das indes zu groß ist für Backofen, Mikrowelle, Sauna oder Auto, baut sich der pfiffige Heimwerker den thermischen Behandlungsraum selbst. An einem vollsonnigen, warmen Sommertag wird eine schwarze Plane möglichst luftdicht über das Holzwurm-verseuchte Stück gestülpt. Die Sonnenstrahlen werden innerhalb kurzer Zeit die Temperaturen unter dieser Hülle drastisch in die Höhe schnellen lassen. Ein zur Kontrolle installiertes Thermometer erbringt den optischen Beweis.
Im Anschluss an die Wärmebehandlung wird das hölzerne Bauteil oder Einrichtungsstück noch einige Tage beobachtet. Steht sicher fest, dass den Holzwürmern der Garaus bereitet wurde, können die Löcher mit flüssigem Heißwachs in der passenden Farbnuance verschlossen werden.
Hausmittel
Bevor der Griff in die chemische Trickkiste in Erwägung gezogen wird, raten erfahrene Heimwerker zu verschiedenen Hausmitteln, die den menschlichen Hausbewohnern nicht schaden, dem Holzwurm hingegen das Durchbohren von Möbeln, Decken, Fußböden und Wandverkleidungen gründlich vermiesen. In erster Linie ist die Senkung der Holzfeuchtigkeit unter 10 % zu nennen:
- Möbelstücke den Winter hindurch in einen beheizten Raum stellen.
- Für regelmäßigen Luftaustausch durch Lüften sorgen.
- Mindestens drei Mal täglich das Fenster öffnen.
- Zusätzlich ein mit Kalziumchlorid gefülltes Sieb in einen Eimer hängen.
- Alternativ einen Luftentfeuchter mit Salzgranulat aus dem Baumarkt aufstellen.
Elektrische Luftentfeuchter haben den Nachteil, dass sie über Monate hinweg unnötig Strom verbrauchen und einen störenden Geräuschpegel entwickeln.
Weitere Hausmittel, von denen häufig die Rede ist, fügen dem Holz hingegen mehr Schaden zu, als der Holzwurm selbst. Hierzu zählen Terpentin, Borsalz, Salmiakgeist oder Petroleum. Derartige Substanzen greifen empfindliche Holzoberflächen an und haben kaum Auswirkungen auf den Schädlingsbefall. Einzig Essigessenz, mithilfe einer Spritze in die kleinen, runden Löcher eingebracht, hat gute Chancen, die Holzwürmer loszuwerden.
Nicht immer geht es ohne Spezialisten
Sofern es sich um bewegliche Holzteile handelt, die vom Holzwurm heimgesucht werden, weiß der informierte Heimwerker sich selbst zu helfen. Handelt es sich hingegen um tragende Bauteile, ist die Statik des Hauses in Gefahr, was den Einsatz eines Fachmannes unerlässlich macht. Wird verbautes Holz von den gierigen Käferlarven befallen, unterliegt dies in einigen Bundesländern laut Bauordnung sogar der Meldepflicht, was den hohen Grad der Bedrohung noch unterstreicht.
Die zertifizierten Spezialisten greifen ebenfalls nur im äußersten Notfall zur chemischen Keule. Für die thermische Bekämpfung des Holzwurms im Dachstuhl sind sie hingegen mit technischen Gerätschaften ausgestattet, die jenseits der Möglichkeiten eines Heimwerkers liegen.
- Nachweis eines Sachkundigen über Insektenart, Lebendbefall und Befallsausbreitung.
- Detaillierte Sanierungserörterung und Planung durch das Fachunternehmen.
- Bei Bedarf vorherige Umsiedlung geschützter Tiere, wie Fledermäuse, Eulen oder Hornissen.
- Einblasung von Heißluft durch Spezialmaschinen nach DIN 68880.
- Bei Holzhäusern erfolgt im Vorfeld eine komplette Einhausung des Gebäudes.
Nicht immer ist das gesamte Gebäude bzw. der komplette Dachstuhl befallen. In diesem Fall hat sich das Mikrowellenverfahren bewährt. Dabei versetzen Mikrowellen im Frequenzbereich von 2,45 GHz die Wassermolekühle im Holz in Schwingungen. An den betroffenen Stellen entsteht von innen heraus ein Temperaturniveau, das die Holzwürmer abtötet. Das Mikrowellenverfahren wird vorzugsweise an gut erreichbaren Lagen eines Holzhauses oder eines Gebälks angewendet sowie an Parkettböden oder Wandtäfelungen.
Weitere Sondertechniken stehen bei Bedarf zur Verfügung, wie Infrarot oder das Hochfrequenzverfahren. Die Regel ist hingegen der Einsatz von Heißluft, weil auf diese Weise das gesamte Gebäude behandelt werden kann, mit dem Vorteil, dass diese rein physikalische Vorgehensweise den Einsatz chemischer Mittel erübrigt.
Begasung
Wird eine wertvolle Antiquität vom Holzwurm befallen, droht mitunter ein hoher wirtschaftlicher Schaden, der die recht teure Bekämpfung durch Begasung rechtfertigt. Da die geeigneten Gase entweder hoch toxisch oder erstickend wirken, dürfen sie nur durch geschulte Experten angewendet werden.
- Anwendung nur in speziellen Räumen.
- Alternativ in Bereichen, die mit gasdichter Folie abgedeckt sind.
- Die Einwirkzeit hängt ab von der eingesetzten Gasart und dem Begasungsgut.
- Je höher die Temperatur im Bereich, desto kürzer ist die Einwirkungszeit.
- Bei Temperaturen unter 16° Celsius macht den Holzwürmern die Begasung nichts aus.
Im Vorfeld der Begasung ist es unverzichtbar, die Eignung des Objektes für diese Art der Behandlung zu prüfen. Darüber hinaus ist diese Bekämpfungsmethode genehmigungspflichtig und wird nur dann erlaubt, wenn alle anderen physikalischen Verfahren keinen Erfolg versprechen.
Nützlinge gegen Holzwürmer?
Erfahrene Gartenfreunde kennen aus der Schädlingsbekämpfung an Pflanzen das Aufgebot von Nützlingen. Da liegt die Überlegung nahe, dass es gegen den Holzwurm doch ebenfalls natürliche Gegenspieler geben müsste, die ihnen den Garaus bereiten. Diese gibt es tatsächlich, wie beispielsweise Raubmilben, Spinnen, Schlupfwespen oder den Blauen Fellkäfer.
Diese Prädatoren, wie sie im Fachjargon bezeichnet werden, dringen in die Ausfluglöcher und Fraßgänge ein und machen dort Jagd auf die Holzwürmer. Da sie diese nie restlos beseitigen werden, weil sie nicht daran interessiert sind, sich ihrer Nahrungsgrundlage berauben, werden Nützlinge als Mittel zur Holzwurmbekämpfung nicht eingesetzt. Nimmt die Befallsquote ab, wandern sie ab, um Ausschau zu halten nach ergiebigeren Jagdgebieten. Der Nutzen der Prädatoren in der Holzwurmbekämpfung liegt einzig darin, dass ihr verstärktes Aufkommen auf eine Infektion durch die Schädlinge hindeutet.
Vorbeugung
Damit es erst gar nicht zu einem Befall durch Holzwürmer kommt, stehen dem Hausherrn verschiedene Methoden der Prophylaxe zur Verfügung:
- Ausschließlich trocken gelagertes Holz verwenden.
- Es werden vorzugsweise Farbkernhölzer verbaut, wie Kiefer oder Douglasie.
- Im Außenbereich mit wetterschützenden Lasuren behandeln.
- Im Innenbereich nur Präparate mit dem ‘Blauen Engel’ verwenden.
- Regelmäßig Kontrollen auf Feuchtigkeit und Befall durchführen.
Als Faustregel gilt, dass eine trockene Holzkonstruktion immer auch den optimalen Schutz vor einem Befall durch Holzwürmer darstellt. Wird bereits beim Bau eines Hauses bzw. beim Einbau von Holzbauteilen auf einen konstruktiven Holzschutz geachtet, erspart dies einen oft jahrelangen Kampf, um sich die Holzwürmer wieder vom Hals zu schaffen.
Häufig gestellte Fragen
Erst vor wenigen Wochen haben wir mit großem Aufwand durch eine Fachfirma den Holzwurm durch das thermische Verfahren im Dachstuhl bekämpft. Jetzt liegen dort trotzdem wieder kleine Holzmehlhäufchen herum. Ist es zu einem Wiederbefall gekommen?
Theoretisch kann es jederzeit zu einem Wiederbefall durch Holzwürmer kommen. Die Praxis hat demgegenüber bewiesen, dass es nur äußerst selten der Fall ist. Aufgrund der Trocknung wurden alle holztypischen Düfte ausgedampft. Der Holzwurm erkennt das Holz daher nicht mehr als Nahrungsquelle und macht sich folglich nicht mehr darüber her. Das Bohrmehl, das jetzt noch auftritt, stammt von Nützlingen, die auf der Suche sind nach den Leichen der Holzwürmer.
Meine Weide, die sich seit vielen Jahren im Kübel kultiviere, ist von Holzwürmern befallen. Kann ich sie noch retten?
Sollten sich die Holzwürmer erst seit Kurzem über den Baum hermachen, besteht die Möglichkeit, in die typischen kleinen Löcher mit einer Spritze eine Kalzium-Polysulfid-Lösung einzubringen, auch als Jin-Mittel bekannt. Wenn die Weide hingegen bereits ihre Vitalität verliert, lohnt sich in der Regel der Aufwand einer Holzwurmbekämpfung nicht mehr. Sie sollte im Restmüll entsorgt werden und nicht auf dem Komposthaufen landen, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass die Holzwürmer noch über weitere Pflanzen herfallen.
Meine antike Biedermeiervitrine ist vom Holzwurm befallen. Kann ich die Schädlinge nicht auch mit Kälte bekämpfen?
Der Einsatz des Kälteverfahrens wird unter den Fachleuten kontrovers diskutiert. Da die Schädlinge erst bei Temperaturen unter -15° Celsius erfrieren und die Vitrine über mehrere Stunden dieser Kälte ausgesetzt sein muss, dürfte die Umsetzung schwierig sein. Darüber hinaus sind Schäden durch Gefrierbrand zu befürchten. Bei einer wertvollen Antiquität ist es ratsam, sich von einem Experten beraten zu lassen, ob nicht eher eine thermische Behandlung oder eine Begasung infrage kommt.