Pflanzenlexikon

Hornveilchen, Viola cornuta – Pflege und Vermehren

Hornveilchen - Viola cornuta

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Hornveilchen sind “in”, könnte man sagen – sie sind in letzter Zeit sogar dabei, den Stiefmütterchen den Rang abzulaufen, die über die Zeit vielleicht ein wenig langweilig geworden sind. Hornveilchen sind kleiner, aber irgendwie lebendiger, wie kleine Gesichter spähen ihre bunten Blütenköpfe aus den Beeten hervor und begrüßen den Frühling und jeden vorübergehenden Menschen, der sich freut darüber. So klein sie sind, haben Hornveilchen viel zu bieten, Blüten in vielen bunten Farben und ein anspruchsloses Gemüt, und wenn noch viel vom wilden Vorfahren in ihnen steckt, auch eine ziemliche Langlebigkeit.

Steckbrief

  • Horn-Veilchen gehören zur Gattung der Veilchen (Viola) aus der Familie der Veilchengewächse
  • Sie heißen mit wissenschaftlichem Namen “Viola cornuta” und gehören zu den bekannteren Veilchen
  • “Cornuta” heißt “gehörnt”, auf der Rückseite der Blüte hat das Hornveilchen tatsächlich ein kleines Horn
  • Außer ihnen gibt es noch rund 500 Arten Veilchen, von denen unser Stiefmütterchen eine Zuchtform ist
  • Hornveilchen neigen zur Selbstaussaat und zum Verwildern
  • Dadurch haben sie einen reichhaltigen Genpool, der immer wieder neue Erscheinungsformen hervorbringt

Standort

Hornveilchen - Viola cornuta Hornveilchen wollen in der Sonne oder im hellen Halbschatten stehen, wo sie eben ab und zu ein wenig Sonne abbekommen. Ansonsten ist ihnen jeder Standort recht, an dem ihre zarte Schönheit zur Geltung kommt, sie erfreuen im Steingarten ebenso gerne wie im Staudenbeet. Wichtiger für die Auswahl des Standorts ist sicher, dass die Hornveilchen einen Platz bekommen, wo man sie auch sieht, was bei einer Maximalhöhe von rund 20 cm durchaus kurz durchdacht werden sollte: Es muss schon ein Standort in Sichtachse her, damit Sie die putzigen Gesichter der Hornveilchen näher betrachten können … Einen solchen Standort sollten Sie den Hornveilchen schon aus Eigennutz geben, denn Hornveilchen blühen recht früh im Jahr, von April bis Juni das erste Mal, und es kaum möglich, bei ihrem Anblick keine gute Laune zu bekommen.

Der Winter bei uns ist meist ziemlich trist und verschafft vielen Menschen eine dauerhafte Missstimmung, die schon in der Nähe einer Winterdepression liegt. Wenn Sie zu diesen Menschen gehören, sollten Sie nicht nur im Frühjahr häufig ans Licht gehen, sondern ein wenig Seelenmassage ist dann auch eine gute Idee, zum Beispiel, indem Sie sich im Garten ein Beet mit Frühblühern anlegen, das Sie besuchen können, wenn Sie tagsüber kurz “Licht tanken” gehen. Hornveilchen stehen natürlich in diesem Beet, andere Stimmungsaufheller mit früher Blüte sind Blaustern (Scilla bifolia) und Krokus (Crocus spec.), Märzenbecher (Leucojum vernum) und Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus), Primeln (Primula vulgaris) und Schneeglöckchen (Galanthus nivalis). Diese Aufmunterer waren früher im Frühling in jedem Garten zu finden, heute selten, vielleicht haben viele Leute deshalb immer schlechtere Laune…

Substrat und Boden

Das eigentliche, wilde Horn-Veilchen kommt aus Süd-Frankreich bzw. Nord-Spanien, wo es bis in die Höhen der Pyrenäen auf dem Grasland zwischen den Felsen wuchs, und in vielen der Zuchtarten steckt noch viel von den ursprünglichen Hornveilchen-Genen. Klingt nicht nach großen Ansprüchen, ist auch nicht so, Horn-Veilchen kommen mit jedem lockeren, wasserdurchlässigen Boden zurecht, wie gesagt auch mit dem Magerboden im Steingarten.

Wasserdurchlässig und locker ist aber wirklich ernst gemeint, schon zu stark durchwurzelten Boden mögen die Hornveilchen nicht so sehr, sobald der Boden aber Feuchtigkeit aufnehmen kann und trotzdem so wasserdurchlässig ist, dass keine Staunässe zu befürchten ist, kommen sie auch in nährstoffreicheren Böden meist gut zurecht.

Aussaat und Pflanzen

Hornveilchen - Viola cornuta Hornveilchen gehören zu den Stauden, von denen (wie bei vielen anderen Stauden auch) Sorten gezüchtet werden, die durch Samen vermehrt werden und Sorten, die durch Stecklinge vermehrt werden. Beide haben leicht unterschiedliche Eigenschaften:

1. Durch Samen zu vermehrende Horn-Veilchen lassen sich schneller und einfacher heranziehen, sie können den ganzen Sommer über direkt ins Beet ausgesät werden. Die im Handel erhältlichen Samen sind stratifiziert, d. h. einer künstlichen Kältebehandlung unterzogen worden, sie brauchen jetzt nur noch mit einer feinen Schicht Erde bedeckt werden, die möglichst gleichmäßig feucht gehalten wird. Wenn Sie Samen von eigenen Hornveilchen gesammelt haben, weil Sie sie woanders im Garten ansiedeln wollen, sollten Sie diese Samen sofort aussäen, sie brauchen die Winterkälte, um zum Keimen zu kommen.

Ansonsten sollen die Samen-Sorten je nach Quelle etwas üppiger oder auch weniger ausdauernd blühen als die aus Stecklingen vermehrten, wahrscheinlich Glückssache oder Sache der in der Packung versammelten Gene. Einig ist man sich wieder, dass die Samen-Hornveilchen längst nicht so langlebig sind wie die aus Stecklingen gezogenen.

2. Die aus Stecklingen gezogenen Hornveilchen können Sie im Frühjahr als Jungpflanzen in der Gärtnerei erwerben und direkt in den Garten pflanzen, sie sind für ihre Langlebigkeit, schön geschlossenen Wuchs und eine sehr lange Blütezeit bekannt. Wobei Sie bei sehr frühem Pflanzen erfragen sollten, ob die Pflanzen schon an Kälte gewöhnt wurden. Wenn die Hornveilchen gerade aus dem warmen Gewächshaus kommen, würde ihnen eine einzige Frostnacht wahrscheinlich ein vorzeitiges Ende bereiten.

3. Kaufen Sie Jungpflanzen unbedingt im Fachhandel,  Greenpeace hat im April 2014 quer durch ganz Europa Blumen und Zierpflanzen aus Baumärkten,  Supermärkten und großen Garten-Centern getestet und in 3/4 der untersuchten Pflanzen bienengefährdende Pestizide gefunden. Hornveilchen waren auch dabei, teils waren es sogar Pestizide, die überhaupt nicht für den Zierpflanzenbau zugelassen sind.

Kübel auf Balkon und Terrasse

Wenn Sie keinen Garten haben oder die Hornveilchen auf der Terrasse “vor der Nase” haben möchten – was sich unbedingt lohnt, sie strömen einen köstlichen Duft aus – können Sie die Hornveilchen auch gerne Kübel, Töpfe oder Hängeampeln pflanzen. Jede normale Blumenerde eignet sich, die Töpfe sollten einen Ablauf haben, damit keine Staunässe aufkommen kann.

Gießen und Düngen

Hornveilchen - Viola cornuta Hornveilchen möchten gerne gleichmäßige Feuchtigkeit, bei Trockenheit sollten sie also zusätzlich gegossen werden, aber bloß nicht zu viel – stauende Nässe können sie wirklich überhaupt nicht ab. In der Zeit der Blütenentwicklung können die Hornveilchen bei heißem Wetter ganz schön Wasser verbrauchen, die Blüten “schlucken” eben, auch bei ziemlichen Winzlingen.

Der Boden der Hornveilchen sollte mit einer mäßigen Nährstoffgabe vorbereitet werden, und während der Wachstumssaison sollten Sie gelegentlich Nährstoffe nachgeben, aber bitte recht mäßig und erst, wenn sie etwas in der Blühkraft nachlassen oder wenn die zweite Blüte (siehe gleich bei Schneiden) gerade im Werden ist.Wenn Sie Hornveilchen zu stark mit Dünger eindecken, werden ihre Triebe sich immer mehr verlängern, bis sie so dünn sind, dass sie beim nächsten Regen abknicken. Plötzlicher Höhenwuchs sollte also sofortigen Stopp jeder Nährstoffgabe nach sich ziehen (außer Wasser natürlich).

Schneiden

Sie müssen Hornveilchen nicht schneiden, aber alle Hornveilchen profitieren davon. Wenn Sie die Hornveilchen nach der ersten Blüte etwa um die Hälfte zurückschneiden, werden sie noch einmal durchtreiben, an vielen Stellen des kleinen Busches, und auch an vielen Stellen neue Knospen ansetzen. Die zweite Blüte müssten Sie rechtzeitig beschneiden, bevor die Samen reif sind, wenn Sie nicht wollen, dass die Hornveilchen sich aussäen – aber wer will das schon nicht.

Hornveilchen-Blüten sind essbar, zunächst als essbare Deko für viele Gelegenheiten, sie können Süßspeisen und Salate, aber auch Käseplatten und Suppen mit den Blüten garnieren, schon sieht das Essen nach Gourmet-Restaurant aus. Sie könnten aber auch kandierte Veilchen anfertigen, z. B. als tolle Verzierung für eine Hochzeitstorte (anstatt 80 Gramm davon für 19,90 € zu kaufen).

Vermehren

Wenn Sie die Horn-Veilchen nach Verblühen der letzten Blüten nicht zurückschneiden, werden die Samen reifen und sich selbst aussäen. Die  Hornveilchen sind bekannt dafür, dass ihre sehr leichten Samen weit verweht werden, sodass sie an den unterschiedlichsten Stellen von alleine auftauchen – dass die Hornveilchen in den USA den Spitznamen “Johnny Jump Up” tragen, weil sie überall unvermutet auftauchen, liegt aber nicht nur am Wind. Singvögel fressen die Samen und verteilen sie dann “von ihrer Rückseite aus” noch weiter weg, und Ameisen fressen nur die fetthaltigen Anhängsel,  der Samen bleibt am Ort der Mahlzeit liegen.

Wenn Sie sie lassen, werden die Hornveilchen also richtig Farbe in den Garten bringen. Teils sehr überraschende Farbe, weil die Sämlinge durch die Kreuzungsfreudigkeit der Veilchen über unheimlich viele Gene verfügen, die sich immer neu mischen und immer wieder variierende, spannende  Blütenfarben, ja richtige Farbfeuerwerke in einer kleinen Blüte hervorbringen. Stecklingsvermehrte Sorten sind ziemlich langlebig und legen dabei immer mehr an Umfang zu, Sie sollten deshalb in der dritten oder vierten Saison geteilt werden.

Überwintern

Hornveilchen - Viola cornuta Die Hornveilchen überwintern problemlos, als Schutz gegen Kahlfröste oder sehr niedrige Temperaturen sind sie jedoch durchaus über eine Decke aus Reisig oder Laubmulch dankbar. Die sorgt dann auch dafür, dass Hornveilchen an einem sonnigen Standort nicht zu früh “aufwachen”, Wasser verdunsten und dann verdursten, weil Boden und Wurzelballen noch gefroren sind und sie deshalb kein Wasser von unten aufnehmen können.

Die Sorten

Dass es bei den Horn-Veilchen samenvermehrte Sorten und stecklingsvermehrte Sorten gibt, haben Sie weiter oben schon erfahren. Bei diesen gibt es jeweils viele Zuchtsorten:

1. Bekannte und beliebte Samen-Sorten sind:

  • “Admiration” mit großer, lila Blüte
  • “Arkwright Ruby” mit rubinroter Blüte
  • “Bambini” in fröhlich gemischtem Farbmix
  • “Blaue Schönheit” zeigt wirklich eine Blüte in leuchtendem Blau
  • “Chantreyland” blüht in strahlendem Orange
  • “Johnny Jump Up” blüht munter in Gelb-Lila
  • “King Henry” zeigt vornehme Blüten in sattem Purpur-Lila
  • “White Perfection” entwickelt Blüten in strahlendem Weiß
  • “Yellow Perfection” blüht wunderschön Goldgelb

2. Eine Auswahl der durch Stecklinge vermehrten Sorten:

  • “Alba Minor”: Trotz der Bezeichnung “Minor” große Blüten, Aussehen und Wuchsverhalten fast wie wilde Hornveilchen
  • “Amethyst” blüht in klarem hellen Violett
  • “Baby Franjo”: Miniaturblütige gelbe Zwergsorte, nur 10 cm hoch
  • “Boughton Blue”: Ausdauernde Sorte mit hellblauen Blüten, passt gut zu Rosen
  • “Columbine” zeigt auffallend große weiße Blüten mit lilafarbener Marmorierung
  • “Etain” blüht hellgelb und groß, mit violetten Rändern, guter Duft
  • “Irish Molly'”: Maronenbraune, ungewöhnliche Sorte mit schokoladenfarbener Mitte, aber nur mäßig winterhart
  • “Magic Latern” zeigt aparte cremefarbene Blüten mit schwarzen Adern
  • “Milkmaid”: Robuste Sorte mit cremeweißen, bläulich schimmernden Blüten
  • “Roem van Aalsmeer”: Alte langlebige Sorte mit samtigen kleinen dunkelvioletten Blüten
  • “Yello King”: Unter den gelbblühenden Hornveilchen die größten Blüten, Goldgelb

Vor allem bei den ausdauernden Stauden unter den Hornveilchen, die noch viel vom Erbe des langlebigen wilden Vorfahren in sich tragen, gibt es noch sehr viele weitere Sorten, ein guter Händler wird um 100 von ihnen anbieten.

Häufig gestellte Fragen

Meine Hornveilchen sind “geschossen”, was mache ich nun mit ihnen?
Hornveilchen aus Samen einfach aussäen lassen und im nächsten Jahr weniger und mit Naturdünger düngen. Stauden-Hornveilchen bis auf 5 bis 10 Zentimeter über den Boden zurückschneiden, möglichst immer kurz über einer Blattachse, aus der sie neu austreiben sollen.

Wie sehe ich, ob die Samen reif sind, wenn ich sie sammeln und an einer anderen Stelle aussäen will?
Das gibt Ihr Hornveilchen Ihnen zu erkennen: Wenn die Samen reif sind, wird die Samenkapsel aufspringen. Sie sollten dann so zwei Dutzend winzige, dunkle, runde Samen sehen – wenn Sie helle Samen sehen, war die Samenkapsel vorwitzig, dann sind die Samen noch nicht reif. Wenn die meisten reif sind, nehmen Sie einfach alle und streuen sie aus, ein wenig feucht halten, einige werden mit Sicherheit keimen.

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Tipps für Schnellleser

- Hornveilchen lösen gerade die (überzüchteten) Stiefmütterchen in der Gunst der Gärtner ab
- Sie sind leichter zu pflegen, langlebiger und  vermehren sich selbst
- Hornveilchen bringen viele bunte und sogar immer neue Farben in den Garten
- Die "Viola cornuta" werden als Samen-Sorten und Stauden-Sorten verkauft
- Sie neigen zu Selbstaussaat/Verwildern, dadurch reicher Genpool und immer neue Farben
- Hornveilchen gedeihen in der Sonne und im hellen Halbschatten
- Die Ansprüche an den Boden sind nicht hoch, locker und wasserdurchlässig, auch Magerboden (Steingarten)
- Nur zu stark durchwurzelten/verdichteten Boden mögen Hornveilchen nicht
- Die Samen-Sorten können den ganzen Sommer über ausgesät werden
- Die Stecklings-Sorten werden im Frühjahr gepflanzt, sie sind langlebiger
- Hornveilchen können gut in Kübeln auf Balkon und Terrasse gezogen werden

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