Pflanzenlexikon

Anleitung zur Kakteen-Pflege – Arten und Pflege-Tipps

Kakteen

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Wenn Ihnen beim Stichwort Kaktus nur das verstaubte Alibi-Grün in einem besonders tristen Büro einfällt, könnte Ihnen dieser Artikel eine neue Welt eröffnen: Eine Welt mit immerhin um die 2000 verschiedenen Kakteengewächsen, unter denen sich viele sehr interessante Kakteen finden lassen.

Die nicht nur so verschieden aussehen, dass Sie in Ihren Wohnräumen echtes “Kakteen-Design” betreiben könnten, sondern auch Kakteengewächse für die unterschiedlichsten Standort-Bedingungen bieten. Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick zu den vielen unterschiedlichen Kakteen-Gattungen und Arten und grundsätzliche Pflege-Tipps, die bei jeder Anleitung zur Kakteen-Pflege zu beachten sind.

Große Pflanzenfamilie mit vielen Arten

Weihnachtskaktus - Schlumbergera Die Pflanzenfamilie der Kakteengewächse ist mächtig und vielfältig, mit irgendetwas zwischen 100 und 130 Gattungen, die irgendetwas zwischen 1500 und 2000 Arten enthalten. “Irgendetwas zwischen” deshalb, weil Botaniker nie Erkenntnisse á la “1 + 1 = 2” hervorbringen, sondern Pflanzen entdecken und einteilen; und es werden nicht nur laufend neue Pflanzen entdeckt, sondern man ist sich bei der Einteilung in voneinander abgrenzbare Arten auch öfter einmal alles andere als einig.

Die Kakteengewächse werden zunächst in vier Unterfamilien eingeteilt, wobei die Unterfamilie der Cactoideae rund 85 Prozent aller Arten enthält. Sie besteht fast ausnahmslos aus vollkommen blattlosen Pflanzen, die mit dicken, gerippten, mitunter platten grünen Sprossen ihre Photosynthese durchführen und ihre Blätter zu Dornen reduziert haben. Also Pflanzen, die genau unserer Vorstellung von Kakteen entsprechen, fast alle unserer Kakteen gehören zu den Cactoideae. Die folgende Liste nennt die beliebtesten Gattungen der Cactoideae und Beispiele einzelner, besonders bekannter Arten:

  • Die Gattung Astrophytum enthält fünf Arten von kissenförmigen Kakteen, von denen vor allem “Astrophytum myriostigma” als Bischofsmütze bekannt ist, auch andere Arten werden kultiviert.
  • In der Gattung Carnegiea ist der “Carnegiea gigantea” die einzige Art, er wird kultiviert und ist als Kandelaberkaktus oder Saguaro bekannt.
  • Die Gattung Cereus umfasst 36 Arten, von denen z. B. der “Cereus jamacaru oder C. monstrosus” als Säulenkaktus, Felsenkaktus, Riesenkaktus oder Wachsfackel-Kaktus verkauft wird.
  • Die Gattung Echinocereus enthält rund 60 Arten, von denen Sie in einer guten Kakteen-Handlung um 40 Arten im Verkauf finden werden.
  • Aus der Gattung Echinocactus ist der Echinocactus grusonii als Schwiegermutterstuhl berühmt. Die fünf weiteren Arten werden kultiviert, aber in Deutschland selten gehandelt.
  • Echinopsis cuzcoensis Aus der rund 125 Arten mit 30 Unterarten umfassenden Gattung Echinopsis ist z. B. der  Seeigelkaktus bekannt, rund ein Dutzend weiterer Arten werden kultiviert.
  • In der Gattung Ferocactus sind über 20 seiner 30 Arten im Handel zu finden, z. B. unter der Bezeichnung Fass-Kaktus.
  • Von den 80 Arten + 45 Unterarten der Gattung Gymnocalycium werden rund 50 kultiviert und sind wegen ihrer Blühfreudigkeit beliebt.
  • Die Gattung Hatiora enthält Hatiora und Rhipsalidopsis in 5 Arten, von denen vor allem Hatiora salicornioides (ein lustiger Gliederkaktus, der in England als “Trunkenbolds Traum” und “Tanzender-Knochen-Kaktus” bekannter als bei uns zu sein scheint) und Hatiora rosea artenrein kultiviert werden.
  • In der Gattung Mammillaria  gibt es um 180 Arten, von denen mindestens 150 kultiviert werden, z. B. der als Warzenkaktus bekannte “Mammillaria elongata”.
  • Die Gattung Rhipsalis mit rund 40 Arten schenkt uns eine Reihe interessanter Blattkakteen-Arten, die auch als Binsenkaktus, Hängekaktus, Korallenkaktus, Rutenkaktus bekannt sind, z. B. der Brasilianische Hängekaktus “Rhipsalis pilocarpa”.
  • Die Schlumbergera sind besser als Weihnachtskaktus bekannt, wohl jede der 6 natürlichen Arten wird unter dieser Bezeichnung verkauft.

Tipp: Botanische Namen interessieren Sie nicht? Verständlich, wenn Sie sie auswendig lernen müssten, aber darum geht es hier nicht. Nur wenn Sie den botanischen Namen wissen und beim Kauf erfragen, erhalten Sie die gewünschte Pflanze (von der Sie vorher erkundet haben, dass Sie ihre Pflegeansprüche erfüllen können). Dann macht Pflanzenhaltung Spaß. Mehr Spaß, als wenn Sie im Discounter den schmucken “Fächerkaktus” kaufen, der auf irgendwelche extreme Bedingungen angewiesen ist, die schon bei der Aufzucht und im Händlerlager nicht erfüllt wurden, und der jetzt bei Ihnen trotz freundlichem Zureden unter leichtem Seufzen erschöpft sein Leben aushaucht ….

Opuntioideae und Co.

Opuntia engelmanii Auch wenn Sie meist auf einen Vertreter aus der Unterfamilie der Cactoideae treffen werden, wenn Sie Kakteen kaufen, stellen auch die anderen Unterfamilien Kakteen, die kultiviert werden. Darunter sind vor allem die Opuntien (Unterfamilie Opuntioideae) bekannt, aber auch die Unterfamilien Maihuenioideae und Pereskioideae stellen einige Kultur-Arten.

Tipp: Bei diesen “untypischen Kakteen” sind sehr interessante Pflanzen dabei, z. B. der Feigenkaktus Opuntia ficus-indica, viele winterharte Opuntien, die auch bei uns in den Garten gepflanzt werden können, und spannende Baumkakteen wie der “Pereskia aculeata”.

Sorten

Sorten werden aus Arten gezüchtet, entweder aus einer einzigen (Zuchtsorte) oder aus mehreren, nicht unbedingt bekannten (Hybriden). Hier eine Übersicht der bekanntesten Zucht-Kakteen:

  • Aus verschiedensten Arten der Astrophytum wurden Dutzende Hybriden gezüchtet.
  • Die Echinopsis stellen über 100 Hybriden, von ‘Abancay’ bis ‘Rheinsalm’.
  • Eine bekannte Gymnocalycium-Hybride ist “Gymnocalycium × pazoutianum”, auch als G. ‘Jan Suba’ bekannt.
  • Die Hatiora stellen den “Osterkaktus “Hatiora × graeseri und diverse Rhipsalidopsis-Hybriden.
  • Eine bekannte Mammillaria-Hybride heißt “Dolichothele x un pica”
  • Schlumbergera gibt es in mindestens 40 Hybriden

Standort

Der Standort ist die wichtigste Voraussetzung für das Gedeihen einer Pflanze, oft erledigt sich die gesamte Pflege einer Pflanze fast wie nebenbei, wenn Sie nur genügend Zeit auf die Prüfung des Standorts verwendet haben.

Rhipsalis baccifera Kakteen haben sich bis auf Ausnahmen (Rhipsalis baccifera) in Amerika entwickelt, dort in den verschiedensten Lebensräumen – die jedoch eines gemeinsam haben: Wasser steht nicht das ganze Jahr zur Verfügung. Deshalb haben die Kakteen ihre Triebe zu mächtigen Wasserspeicherorganen umgebildet, deshalb stehen Kakteen im Haus gut in normalen Wohnräumen mit trockener Luft.

Dort fühlen sich wenige Kakteen am Nordfenster wohl, den meisten ist Ost- oder Westrichtung recht, nur einige halten ein Südfenster aus, alle wollen möglichst viel Licht. Ausnahmen gibt es, in den Gattungen der Schlumbergera und Hatiora z. B., die im Tropenwald auf Bäumen wuchsen und auch Standorte mit feuchter Luft und lichtem Schatten aushalten bzw. brauchen.

Dort stehen sie aber nur im Winter gut, im Sommer wollen die meisten Kakteen ins Freie, und dann ist auch noch eine längere Ruhepause ohne Bewässerung erforderlich, wenn Sie jemals Blüten sehen möchten. Je nach Art/Sorte zu einer bestimmten Zeit und bei einer bestimmten Temperatur, der Weihnachtskaktus setzt z. B. in unserem Herbst bei Temperaturen zwischen 12 und 18 °C seine Blüten an. Andere Sorten brauchen 2-10 °C, 5-12 °C, 10-15 °C oder 15-18 °C während der Blüteninduktion, am besten machen Sie sich also vor dem Kauf eine Tabelle, was Sie im Winter, Sommer und als Ruhequartier zu bieten haben und suchen danach die geeigneten Arten von Kakteen aus.

Tipp: Wenn Sie Kakteen ins Sommerquartier stellen, ist immer Gewöhnung erforderlich – Kakteen sind sehr viel mehr sonnenbrandgefährdet, als auch viele Kakteen-Fachleute vermuten. Vor allem Arten mit glatten grünen Oberflächen wie z. B. Echinocactus grusonii müssen erst als Sonnenschutz etwas rote Farbe an der Oberfläche ausbilden, bis dahin sollten sie gut zwei Wochen zeitweise (abnehmend) mit einer alten Gardine oder einem Vlies beschattet werden. Härter im Nehmen sind Kakteen mit dichter Wolle auf der Oberfläche, die genießen jede Sonnenintensität.

Substrat

Die allermeisten Kakteen können Sie mit folgenden Erdmischungen zufriedenstellen

  • Säulenkaktus - Cereus Die meisten Kakteen gedeihen gut in einer humosen Erdmischung mit auflockernden Anteilen
  • Handelsübliche Kakteenerde enthält häufig Torf, der nicht nur aus Umweltgründen in einer optimalen Kakteenerde nichts zu suchen hat
  • Torf macht nämlich Erde gut speicherfähig, bei Kakteen nicht gewünscht, die lagern ja Feuchtigkeit in Ihren Wurzeln ein
  • Wenn das geschehen ist, soll die Erde abtrocknen, sonst machen sich schnell Fäulnispilze breit
  • Also sollten Sie Ihre Kakteenerde selbst mischen, torflose Kakteenerde aus dem Handel + ein Viertel Quarzsand mit grober Körnung (um 3 mm)
  • Solchen Sand bekommen Sie beim Baustoffhändler (ohne Kalk, ohne Zusätze) und im Aquariumszubehör
  • Es gibt Kakteen, die in ihrer Heimat auf mineralreichem Grund wachsen
  • Bei diesen können Sie gut ein Drittel Quarzsand zugeben, und Mineral wie Bimsstein, und Lehm
  • Alle Kakteen mit sehr feinen Wurzeln vertragen einen größeren Humusanteil
  • Säureliebende Kakteen gibt es nicht, höchstens Kakteen, die viel (schädliche) Säure in der Erde tolerieren
  • Meist reagieren diese aber nur empfindlich auf zu viel Nährstoffe und Salz aus Dünger und wachsen in der gerade beschriebenen Mischung
  • Wenn Sie gut gereiften Kompost haben, können Sie auch diesen verwenden, nur “entreichert”
  • Dazu können Sie z. B. 1 Teil Kompost mit 1 Teil Kokosfaser und 1 Teil Holzhäcksel und/oder mineralische Komponenten mischen
  • Eine Drainageschicht aus Kies, Split o. ä. und ein Ablauf schützen die Kakteen vor Staunässe

Grundregeln der Pflege

Wenn der Kaktus am richtigen Platz steht, wird er gedeihen, wenn Sie folgende Pflege-Grundsätze beachten:

  • Echinocactus grusonii - Goldkugelkaktus Nach dem Kauf Kakteen umtopfen und auf Schädlinge kontrollieren, dann erst wieder nach rund drei Jahren umtopfen
  • Mit einem Pflanzgefäß aus Ton können Sie nie etwas falsch machen, die schlucken sogar etwas zu viel Feuchtigkeit
  • Die Gestalt des Pflanzgefäßes wird je nach Wurzel gewählt, Rübenwurzel = schmaler, hoher Topf, Feinwurzeln = breite, flache Schale
  • Zu Beginn der Wachstumszeit relativ kräftig angießen (ca. alle zwei Wochen), bis die Speicher gefüllt sind
  • In der Vegetationszeit dann erst wieder gießen, wenn die Erde oben ganz trocken ist, in der Ruhezeit gar nicht
  • Dünger brauchen Kakteen ebenfalls eher wenig, besonders Stickstoff, und nur in der Wachstumssaison
  • Der Dünger sollte eher Phosphor und Kalium betont sein, das sorgt für widerstandsfähige Kakteen mit starken Dornen

Häufig gestellte Fragen

Kann ich für Kakteen normale Blumenerde verwenden?
Besser nicht, die Blumenerde ist üblicherweise mit Dünger angereicht, für Kakteen zu viel Stickstoffdünger, was diese zu einem hässlichen Schnell-Wachstum veranlasst. Auch handelsübliche Kakteenerde macht verantwortliche Kakteenhalter mit ihrem großen Torfgehalt nicht glücklich, sonst ist als Unterschied zu normaler Blumenerde noch Sand drin, den bekommen Sie beim nächsten Baustoffhändler um ein paar Hundert bis Tausend Prozent billiger. Der “Kakteenhalter mit Durchblick” mischt sich deshalb seine Kakteenerde (und jede andere Pflanzerde) selbst, das Grundrezept steht oben im Artikel.

Gibt es eigentlich eine besonders gute Zeit, um Kakteen zu kaufen?
Ja schon, aber zunächst eher eine besonders schlechte Zeit, zumindest für bestimmte Kakteen: Wenn im Schnell-und-Billig-Handel Weihnachtskakteen als Saisonangebote auftauchen, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen Kaktus kaufen, der in einer Art industriellen Produktion in einer großen Halle schnell hochgezogen wurde, dann weit und unter nicht sehr günstigen Bedingungen transportiert wurde und dann noch eine Zeit lang in einem dunklen Lager gestanden hat. Eine gute Zeit für den Kakteenkauf ist der späte Frühling, wenn viele sachgemäß aufgezogene Kakteen aus spezialisierten Gärtnereien auf den Markt kommen.

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Tipps für Schnellleser

- Kakteen gibt es in rund 2000 verschiedenen Arten
- Dazu kommen die vielen Zuchtsorten, die aus mehreren Arten entwickelt werden
- Und Hybriden, also Kreuzungen über mehrere Arten hinweg
- Gemeinsam haben eigentlich alle Kakteen die Wasserspeicher-Möglichkeit
- Sonst haben sie sich zwar in Amerika, aber in verschiedenen Lebensräumen entwickelt
- Auf die wichtigsten Unterschiede werden Sie in der Pflegeanleitung im Artikel hingewiesen
- Auch bei den Ansprüchen an das Substrat sind einige Grundsätze zu beachten
- Die meisten Kakteen kommen bei Beachtung dieser Grundsätze gut durch
- Je mehr Sie Kakteen kennenlernen, desto mehr werden Sie wahrscheinlich Spezialisten für besondere Standorte entdecken
- Im Artikel lernen Sie, wie diese Kakteen botanisch einordnen, um sich über besondere Ansprüche zu informieren

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