Ziergarten

Kastanienbaum ziehen – Kastanien keimen und pflanzen

Junger Kastanienbaum

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Damit sich eine Kastanie in einen prachtvollen Baum verwandelt, ist kein aufwändiges Prozedere erforderlich. Wer einige wenige Aspekte beherzigt, versetzt die braunen Nussfrüchte in Keimlaune und zieht sich seinen eigenen Kastanienbaum heran. Im Fokus steht für die Familie dabei die Edelkastanie, da sie uns mit essbaren Früchten beschenkt. Statt die herbstliche Ernte als geröstete Maronen zu verspeisen oder den Kindern als Bastelmaterial zu überlassen, erleben Sie hautnah ein fesselndes Wunder der Natur. Lesen Sie hier, wie Kastanien keimen und fachgerecht zu pflanzen sind.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Buchengewächse (Fagaceae)
  • Gattung: Kastanien (Castanea)
  • 10-12 Arten mit mehr als 700 Sorten
  • Sommergrüne Bäume oder Sträucher
  • Wuchshöhen von 10 bis 30 Meter
  • Längliche, lanzettliche Blätter mit gelber Herbstfärbung
  • Männliche Kätzchenblüten, weibliche Blüten stehend oder sitzend
  • Blütezeit von Juni bis Juli
  • Braune Nussfrüchte in stacheliger Hülle ab September/Oktober

Es sind 4 Arten innerhalb der Gattung, die sich weltweiter Beliebtheit im privaten Ziergarten erfreuen. Allen voran die Edelkastanie  (Castanea sativa), dicht gefolgt von der Amerikanischen Kastanie (Castanea dentata), der Chinesischen Kastanie (Castanea mollissima) und der Japanischen Kastanie (Castanea crenata). Alle diese Arten werden gewerblich angebaut als Schalenobst und Holzlieferant, wobei insbesondere die Edelkastanie auftrumpft mit Holz, das auch ohne Konservierung witterungsbeständig ist.

Aussaat

Sie erhöhen die Erfolgsaussichten auf einen selbst gezogenen Kastanienbaum, indem die Aussaat der Samen im Topf erfolgt. Gegenüber den Unwägbarkeiten einer Direktaussaat, verläuft die Keimung unter kontrollierten Bedingungen und mündet in einem vitalen Wachstumsvorsprung, wenn der Jungbaum ausgepflanzt wird.

Vorbereitungsarbeiten
Es gilt, 2 Hürden zu überwinden, um eine Kastanie in Keimlaune zu versetzen: die kräftige Schale und der erforderliche Kältereiz. Das Abschälen der braunen Samenhülle hat sich der Praxis nicht bewährt, da dieser Eingriff zumeist eine Verletzung der zarten Keimwurzel nach sich zieht. Erschwerend kommt hinzu, dass die ledrige Samenschale mitunter in den Embryo hineinreicht. Besser ist, Sie folgen dieser Anleitung zu den fachgerechten Vorbereitungsarbeiten:

  • Mit einer Feile oder Schmirgelpapier die Kastanienschalen aufrauen
  • Die Samen für 24 bis 48 Stunden einweichen in lauwarmem, kalkfreiem Wasser
  • Anschließend eine Plastiktüte mit feuchtem Sand füllen, um die Kastanien darin einzudrehen
  • Für 4-6 Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks deponieren
  • Den Sand leicht feucht halten

Frische Kastanie Alternativ stecken Sie die eingeweichten Kastanien mit der Spitze nach unten in Einzeltöpfe mit magerem, leicht sauren Substrat, wie Pikier- oder Kräutererde. Stellen Sie die Töpfe an einen geschützten Platz auf dem Balkon, damit die Samen auf natürliche Art und Weise den Kältereiz erhalten. Konkret bedeutet das eine Temperatur zwischen + 4 und – 4 Grad Celsius über eine Zeitspanne von mindestens 4 Wochen. Achten Sie bei trockener Witterung bitte darauf, dass die Erde auf keinen Fall austrocknet. Schneien die Anzuchttöpfe ein, ist dies von Vorteil, da der schmelzende Schnee die Keimung vorantreibt.

Gibberellinsäure beschleunigt die Keimung
Als pflanzliches Wachstumshormon unterstützt Gibberellinsäure bei Kalt- und Schwerkeimern, wie Kastanien oder Nüssen die Keimung. Nicht nur die Keimzeit profitiert davon, sondern ebenso die Keimrate. Die wochen- und monatelange Stratifikation im Kühlschrank oder auf dem winterlichen Balkon kann dank dieses Regulators entfallen. Die Anwendung funktioniert denkbar einfach, indem die Kastanien für 12 Stunden in einer 0,1-prozentigen Gibberellinlösung eingeweicht werden. Anschließend kann die Aussaat ohne weitere Zwischenschritte erfolgen. So stellen Sie die Lösung her:

  • 0,1 g Gibberellinsäure GA3 auflösen in 4-5 ml reinem Alkohol
  • Auffüllen mit 95 ml weichem Wasser
  • Die Lösung 1 Stunde ruhen lassen und anwenden

Gibberellinsäure ist im Fachhandel erhältlich. 5 Gramm kosten rund 6 Euro zuzüglich Versandkosten.

Pflege nach der Keimung

Im Inneren einer Kastanie befindet sich das Embryo, welches überwiegend aus 2 Keimblättern besteht. Stimmen alle Rahmenbedingungen, brechen sich diese beiden Blättchen Bahn durch die Schale. Im gleichen Zug beginnt die Keimwurzel zu wachsen. Kontrollieren Sie die im Kühlschrank deponierten Früchte regelmäßig, um keimende Samen auszusortieren. So gehen Sie weiter vor:

  • Möglichst tiefe Anzuchttöpfe füllen mit neutraler Einheits- oder Kräutererde
  • Darin eine kleine Mulde anlegen, um je einen keimenden Samen 1-2 cm tief einzusetzen
  • Mit weichem Wasser angießen und auf die halbschattige Fensterbank stellen

Während Sie das Substrat kontinuierlich leicht feucht halten, bildet sich im ersten Jahr eine bis zu 40 cm tiefe Pfahlwurzel. Zeitgleich gesellen sich zu den Keimblättern die ersten echten Laubblätter hinzu. Ab einer Wuchshöhe von 20-30 cm erhalten die jungen Kastanien alle 2-3 Wochen ein wenig Flüssigdünger ins Gießwasser. Falls erforderlich, topfen Sie die Jungpflanzen um, sobald sie einen Topf vollständig durchwurzelt haben. Achten Sie dabei bitte auf eine Drainage aus Tonscherben, die über der Bodenöffnung schädlicher Staunässe vorbeugt.

Pflanzzeit

Kleiner Kastanienbaum Ein Kastanienbaum erhält die besten Startbedingungen, wenn sie als Pflanzzeit den Herbst bestimmen. Die Sommersonne hat das Erdreich tiefgründig aufgewärmt, sodass die Pfahlwurzel rasch zahlreiche Seitenwurzeln austreibt. Bis zum ersten Frost hat sich ein vitales Wurzelsystem entwickelt, das die Standfestigkeit verbessert.

Standort

Im Rahmen der fachgerechten Standortwahl ist ein Reigen an Kriterien zu beachten. Neben den Licht- und Temperaturverhältnissen sowie der Bodenbeschaffenheit, spielen die Abstände zum Nachbarn, zu Gebäuden und zur Straße eine wichtige Rolle. Darauf kommt es an:

  • Eine sonnige bis halbschattige Lage, warm und windgeschützt
  • Nährstoffreiche, humose und tiefgründige Erde
  • Frisch-feucht bis mäßig trocken, mit einem pH-Wert zwischen 5 und 6
  • Der Abstand zu Gebäuden entspricht der zu erwartenden Wuchshöhe

Um den optimalen Pflanzabstand zum Nachbarn und zur Straße zu ermitteln, liefert das Nachbarschaftsrecht Ihres Bundeslandes genaue Daten. Im Zweifel konsultieren Sie das zuständige Ordnungsamt und lassen sich die gesetzlich vorgeschriebene Distanz schriftlich bestätigen, damit es später keinen Ärger mit dem Nachbarn oder der Gemeinde gibt.

Tipp: Sein Optimum erzielt ein Kastanienbaum in mittelschwerer, frischer Lehm-Sand-Erde mit einem Kalkgehalt von unter 20 Prozent. Ein hoher Gehalt an Phosphor und Kalium ist ebenso von Vorteil, wie eine Jahresmitteltemperatur von 8-15 Grad Celsius.

Pflanzen

Kastanienbaum Hat sich eine Kastanie unter Ihrer pflegenden Hand in einen jungen Baum verwandelt, pflanzen Sie Ihren Zögling im Herbst an den ausgewählten Standort. Lockern Sie den Boden spatentief auf, um Unkraut, Wurzeln und Steine zu entfernen. Derweil stellen Sie den noch eingetopften Wurzelballen in einen Eimer mit weichem Wasser, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. So gehen Sie weiter vor:

  • Ein 60 cm tiefes Pflanzloch ausheben, mit dem doppelten Durchmesser des Wurzelballens
  • Den Aushub in eine Schubkarre schaufeln, um ihn dort mit Laub- oder Nadelkompost anzureichern
  • Den ausgetopften Wurzelballen so tief in die Erde setzen, dass er knapp unterhalb des Bodens liegt
  • Einen Stützpfahl in die Erde schlagen, ohne den Wurzelballen zu verletzen

Treten Sie die Erde fest für einen guten Bodenschluss der Wurzeln. Daraufhin erhält die junge Kastanie einen Pflanzschnitt, indem Sie 3-4 Leitäste auswählen, um alle übrigen Zweige zu entfernen. Verbinden Sie den Stützpfahl mit dem Haupttrieb, ohne dass das Bindematerial in die zarte Rinde schneidet. Zum guten Schluss gießen Sie ausgiebig an mit gesammeltem Regenwasser und mulchen mit Laub oder Rindenmulch.

Häufig gestellte Fragen

Ist ein Kastanienbaum für die Haltung im Kübel geeignet?
Zumindest in den ersten 5 bis 7 Lebensjahren gedeiht ein junger Kastanienbaum ausgezeichnet im großen Kübel. Wählen Sie ein Gefäß, das der tief reichenden Pfahlwurzel genügend Platz bietet. Eine ausreichende Versorgung mit kalkfreiem Wasser schafft dabei die entscheidenden Voraussetzungen. Gießen Sie den Baum im ersten Jahr regelmäßig und durchdringend, bis das Wasser aus der Bodenöffnung herausläuft. In den Folgejahren besteht immer dann Gießbedarf, wenn die oberen 2-3 cm des Substrats angetrocknet sind.

Sind Kastanienbäume winterhart?
Im fortgeschrittenen Alter können winterliche Bedingungen einem Kastanienbaum nichts anhaben. Diese Winterhärte muss sich ein junger Baum hingegen erst erwerben. In den ersten 5-6 Lebensjahren empfehlen wir daher einen Winterschutz. Bedecken Sie die Wurzelscheibe mit Lauberde, Kompost oder Nadelreisig. Die junge Krone erhält eine Haube aus Vlies oder Jutebändern. Bitte beachten Sie, dass dieser Schutz bei verspäteten Bodenfrösten im Frühjahr ebenfalls sinnvoll ist, damit die zarten Knospen nicht erfrieren.

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Tipps für Schnellleser

- Frische Kastanien mit Feile oder Schmirgelpapier aufrauen
- Für 24-48 Stunden einweichen in weichem, lauwarmem Wasser
- In feuchtem Sand für 4-6 Wochen im Kühlschrank aufbewahren
- Alternativ in magerem Substrat auf den winterlichen Balkon stellen
- Keimende Samen 1-2 cm tief in mageres, neutrales Substrat stecken
- Auf der halbschattigen Fensterbank konstant feucht halten
- Ab 20-30 cm Wuchshöhe alle 2-3 Wochen flüssig düngen
- Beste Pflanzzeit ist im Herbst
- Sonniger bis halbschattiger, warmer, windgeschützter Standort
- Frisch-feuchte, lockere Lehmerde mit geringem Kalkgehalt
- Den Aushub anreichern mit Laubkompost
- Einen Stützpfahl neben dem Wurzelballen einschlagen
- Für einen guten Bodenschluss sorgen und durchdringend angießen

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