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Beim Namen “Kastanie” müssen viele Gärtner unweigerlich an die rotbraun gefärbten Nussfrüchte aus ihrer Kindheit zurückdenken, welche nach dem Einsammeln eine stundenlange Bastelaktion mit sich brachte. Doch neben der ungenießbaren Rosskastanie gehört auch die Edelkastanie mit ihren essbaren Früchten zu den klassischen Kastanienbaum-Arten. Die Sorten haben eines gemeinsam: Beides Arten entwickeln sich zu imposanten Laubbäumen. Für Vorgärten oder kleinere Grünflächen sind beide Baumarten deswegen vollkommen ungeeignet. Und während Aesculus einfach zu kultivieren ist, reagiert die Esskastanie, Castanea sativa, empfindlich auf zweistellige Minustemperaturen.
Steckbrief
- Die sommergrünen Bäume und Sträucher sind in Asien, Europa und Nordamerika anzutreffen.
- Weit über 12 Arten von Rosskastanien sind weltweit bekannt.
- Edelkastanien sind mit weit über 100 Arten auf der ganzen Welt vertreten.
- Die kugel- bis eiförmigen Samen der Aesculus ähneln denen der Edelkastanie.
- Kastanienbäume können eine Wuchshöhe von bis zu 30 Metern erreichen.
- Die Kapselfrüchte der Rosskastanie sind ungenießbar und können leichte Vergiftungserscheinungen hervorrufen.
Standort und Substrat
Kastanien sind keine Bäume, welche sich in direkter Nähe zu Haus- oder Garagenwänden wohlfühlen. Unter idealen Bedingungen entwickelt sich die Kastanie zu einem imposanten Baumriesen, welcher einen enormen Platzbedarf hat. Bedenken Sie deswegen bereits bei der Pflanzung des noch jungen Baumes, dass dieser im Alter eine Höhe von über 30 Metern und einen fast ebenso üppigen Kronenumfang erreichen kann. Die Gewächse reagieren empfindlich auf Streusalze im Winter. Wählen Sie einen Standort aus, der nicht direkt neben einer stark befahrenen Straße liegt.
Um das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit von Kastanienbäumen zu fördern, sollte der Pflanzort das richtige Substrat aufweisen.
- Boden sollte tiefgründig und durchlässig sein.
- Bereits bei der Pflanzung genügend Kompost dem Erdreich beimischen.
- Ein schwach saures bis alkalisches Substrat wird bevorzugt.
- Magere Böden mit Lehm und Sand aufwerten.
Düngen und Gießen
Auch älteren Bäumen sollten hin und wieder in der Hauptvegetationsperiode wichtige Nährstoffe zugeführt werden. Idealerweise wird bereits bei der Pflanzung einer Kastanie das Erdreich mit ausreichend Kompost und Humus angereichert. Später können Sie im Frühjahr und Spätsommer eine dickere Schicht aus Hornspänen oder Kompost ausbringen. Arbeiten Sie das Material behutsam in den Boden ein. Auch das welke Herbstlaub sorgt durch seine langsame Zersetzung dafür, dass dem Erdreich neue Nährstoffe zugeführt werden.
Kaum ein Gärtner wird an besonders heißen Sommertagen mit Unmengen Litern Wasser versuchen, seine Laubbäume zu wässern. In der Tat ist das nur bei jüngeren Kastanienbäumen sinnvoll. Ältere Pflanzen sind in der Lage, durch ihr massives und tief reichendes Wurzelwerk Feuchtigkeit aus dem Boden auszunehmen. Versorgen Sie nur frisch gepflanzte und junge Kastanienbäume in der Hauptvegetationsperiode regelmäßig mit Wasser. Das Substrat sollte niemals vollständig austrocknen, um das Gewächs nicht unnötig zu schwächen.
Pflanzen
Die majestätischen Bäume nehmen mit zunehmenden Alter viel Platz in Anspruch. Auch kleinwüchsigere Arten – wie beispielsweise die rot blühende Kastanie – kann immerhin schon eine stattliche Höhe von knapp 10 Metern erreichen. Fernab von Straßen, Hauswänden und Stromtrassen steht der Pflanzung eines Kastanienbaumes jedoch nichts im Weg. Wenn Sie sich die Mühe machen möchten, so können Sie Rosskastanien und Co. auch im Bonsaiformat kultivieren.
Ballenware aus Gärtnereien sollten Sie vor dem Umsetzen ins Freiland ausgiebig wässern. Stellen Sie das Wurzelgeflecht des Kastanienbaumes dafür für etwa 12 Stunden in ein Gefäß mit lauwarmem Wasser.
- Das Pflanzloch muss ungefähr den dreifachen Umfang aufweisen als der gesamte Wurzelballen der Pflanze.
- Streuen Sie eine dickere Schicht halb reifen Kompost auf den Boden der ausgehobenen Grube.
- Der Erdaushub muss mit Kompost und Lehm vermengt werden.
- Den jungen Baum bis zum Wurzelhals in das Pflanzloch einsetzen und mit dem Substrat die Hohlräume füllen.
- Das Erdreich ordentlich einschlämmen.
Bei Bedarf sollten Sie dem jungen Kastanienbaum mit einem Pflanzstab abstützen. Dieser unterstützt den Baum dabei, kräftige Wurzeln und einen aufrechten Wuchs auszubilden. Laubbäume können problemlos auch noch in den frostfreien Herbstmonaten in den Garten gepflanzt werden. Bringen Sie jedoch zusätzlich einen vorbeugenden Schutz gegen zweistellige Minustemperaturen aus. Das kann beispielsweise in Form von Rindenmulch oder Reisig erfolgen.
Für eine Kultivierung im Kübel sind Kastanien nur bedingt geeignet. Wählen Sie bereits vor der Pflanzung ein ausreichend breites Gefäß aus und bringen Sie am Boden eine Drainage aus porösem Material an. Alle zwei bis drei Jahre sollten Sie dem Baum einen größeren Kübel gönnen oder zumindest das alte Substrat durch nährstoffreiche Erde austauschen. Ein regelmäßiger Rückschnitt ist angeraten, um das üppige Wachstum des Baumes einigermaßen in den Griff zu bekommen. Bedenken Sie jedoch, dass Kastanienbäume in Pflanzgefäßen mehr Pflege benötigen. So sollte das Substrat in der Hauptvegetationszeit nie vollkommen abtrocknen, ein Langzeitdünger versorgt die Pflanze mit Mineralstoffen.
Vermehren
Die Samen der Rosskastanie sind im Herbst kaum zu übersehen. Denn die rotbraunen Früchte faszinieren besonders Kinder und laden förmlich zum Basteln, Spielen und Dekorieren ein. Ohne Schwierigkeiten können Sie Aesculus aus den Samen selbst ziehen:
- Sie benötigen eine frische, reife Kastanie.
- Anstelle eines mageren Substrats können Sie den Samen auf oder in ein Stück feuchte Watte packen.
- Legen Sie die umwickelte Kastanie in ein flaches Anzuchtgefäß und halten Sie das Material ausreichen feucht.
- Staunässe und direktes Sonnenlicht vermeiden.
- Innerhalb von 14 Tagen entwickeln sich die ersten Triebspitzen.
- Sobald die junge Pflanze eine ausreichende Größe erreicht hat, pflanzen Sie diese in einen normalen Kübel um.
Die Anzuchtvariante mit Watte ist ungewöhnlich, jedoch besonders bei anspruchslosen Kastanien erfolgreich. Bevorzugen Sie die altbewährte Methode, so wählen Sie eine magere Erde-Sand-Mischung und drücken Sie die Kastanie, mit der weichen Seite nach unten, etwa zur Hälfte in das Substrat hinein. Im zeitigen Frühjahr können Sie den jungen Baum ins Freiland umsetzen.
Die beliebten Laubbäume lassen sich auch durch Stecklinge vermehren. Schneiden Sie dafür im Frühjahr mehrere etwa 20 bis 30 Zentimeter lange Triebe von der Pflanze ab. Bis auf 4 obere Blattpaare werden alle Blätter entfernt. Ein spezielles Pulver hat sich zur schnelleren Bewurzelung bewährt, jedoch ist dieses nur im Handel erhältlich und nicht unbedingt notwendig. Stecken Sie die vorbereiteten Triebe 5 Zentimeter tief in das Erdreich ein und halten Sie das Substrat feucht. Anstelle einer Gießkanne sollten Sie zur Bewässerung einen Wasserzerstäuber verwenden. Damit beugen Sie Staunässe vor. Die Ausbildung der Wurzeln nimmt bei Kastanien nur wenig Zeit in Anspruch. Der gesamte Vorgang ist abgeschlossen, sobald bei den Stecklingen neue Triebe und Blattwerk austreiben.
Bei Edelkastanien ist die Vermehrung schwieriger. Denn um die Bäume zu einer ertragreichen Ernte anzuregen, bedienen sich Gärtnereien häufig der “Aufpfropfung”. Durch Samen oder Steckling gezogene Pflanzen sind oft anfälliger Krankheiten gegenüber und schwach im Wuchs.
Schneiden
Wie bei allen Laubbäumen benötigen auch Kastanien einen regelmäßigen Rückschnitt. Abhängig von der Größe des Baumes, sollten Sie zur Absicherung auf nachbarschaftliche Hilfe zurückgreifen oder aber direkt einen Fachmann hinzuziehen.
- Kümmernde, welke und abgestorbene Äste einkürzen.
- Geiltriebe – quer und schnell wachsende Triebe – komplett entfernen.
Schneiden Sie den Baum gleichmäßig, um eine einseitige Belastung zu vermeiden. Der ideale Zeitpunkt für den Schnitt liegt zwischen Oktober und März. Verwenden Sie nur gut geschärftes Werkzeug und achten Sie auf einen gleichmäßigen Kronenwuchs.
Überwintern
Spezielle Vorkehrungen für die kalten Wintermonate müssen Sie bei Rosskastanien nicht treffen, denn diese halten selbst zweistelligen Minustemperaturen problemlos stand. Eine Ausnahme bilden hier nur frisch gepflanzte Bäume und Kübelpflanzen. Im Freiland schützt eine wärmende Schicht aus Reisig, Rindenmulch, Kompost oder Rasenschnitt das Wurzelwerk vor Frostschäden.
Pflanzgefäße können Sie mit einer Folie oder einem Vlies umwickeln. So verlockend es auch erscheinen mag, aber siedeln Sie selbst junge Kastanien nicht in ein frostsicheres Winterquartier um. Der Baum wird – auch im Kübel – nicht immer so leicht zu transportieren sein wie in den ersten Lebensjahren. Darüber hinaus ist die Gefahr groß, dass die Pflanze bei zu warmen Temperaturen zur Bildung von Geiltrieben neigt.
Edelkastanien hingegen wird nachgesagt, dass diese einen warmen Standort bevorzugen und auf strenge Winter häufig empfindlich reagieren. Gegen eine wärmende und gleichzeitig nährstoffreiche Schutzdecke aus Rindenmulch haben die Bäume grundsätzlich wenig einzuwenden.
Krankheiten und Schädlinge
Kastanien-Miniermotten
Der gefräßige Nachwuchs dieser geflügelten Insekten ernährt sich vom inneren Zellgewebe der Blätter. Eingerollte und verwelkende Blätter sind ein sichtbarer Hinweis auf den Schädling. Innerhalb eines Jahres können mehrere Generationen von Miniermotten auf ein und derselben Wirtspflanze auftreten. Eine Bekämpfung mit chemischen Mitteln ist nicht zugelassen und nicht notwendig. Wirkungsvoller sind folgende Maßnahmen:
- Das Laub befallener Bäume konsequent über den Hausmüll entsorgen.
- Klebefallen mit Pheromonen aufstellen.
- Natürliche Fressfeinde in der Nähe der Kastanie aussetzen.
Besonders Rosskastanien werden bevorzugt von Kastanienminiermotten befallen. Greifen Sie auf andere Aesculus Sorten zurück, wie beispielsweise auf “Strauchkastanien” oder “Rotblühende Kastanien”.
Pseudomonas
Schwarz verfärbte, aufgeplatzte und nässende Rinde ist ein Hinweis auf den Pilzerreger “Phyttophtera Pilz”. Je nach dem Stadium des Befalls neigt die Kastanie auch zu absterbenden Ästen und welkendem Laub. Bislang sind noch keine wirksamen Produkte gegen diese Krankheit im Fachhandel erhältlich. Beobachten Sie blutende Kastanien – wie befallene Bäume auch genannt werden – genau. Denn der Pilzerreger fördert die Instabilität des Kastanienbaumes.
Kastanienrindenkrebs
Besonders Edelkastanien sind massiv vom Pilzerreger “Cryphonectria parasitica” betroffen. Der Pilz unterbricht die Wasser- und Nährstoffaufnahme des Baumes, indem er die Rinde befällt. Dadurch fängt der gesamte Baum langsam an, abzusterben. Ein extra dafür gezüchtetes Hypovirus hat sich als effektive Behandlungsmethode gegenüber der aggressiven Rindenkrankheit bewährt.
Esskastanienbohrer
Dieser Rüsselkäfer verursachen starke Fruchtschäden. In den Sommermonaten erfolgt die Eiablage dieser Schädlinge direkt in die Früchte der Kastanien. Unmittelbar nach dem Schlüpfen beginnen die Larven damit, die Frucht innen drin auszuhöhlen. Sammeln Sie alle herabgefallenen Kastanien auf und vernichten Sie diese.
Häufig gestellte Fragen
Meine junge Kastanie weist Blattläuse auf, was kann ich dagegen machen?
Schädlinge sind ein lästiges Übel und fast unvermeidbar bei Nutz- und Zierpflanzen. Besonders Blattläuse sind wenig wählerisch bei ihren Wirtspflanzen. Sie müssen nicht zu chemischen Produkten greifen, denn die gefräßigen Zeitgenossen können rasch mit herkömmlichen Hausmitteln bekämpft werden. Sprühen Sie regelmäßig einen Sud aus Brennnesselbrühe oder duschen Sie die komplette Pflanze – abhängig von ihrer Größe – mit einer Seifenlauge ab. Auch Klebefallen und natürliche Fressfeinde wie Marienkäfer und Florfliegenlarven können Ihnen effizient dabei helfen, die Blattlaus-Plage einzudämmen.
Was ist nötig, um einen Kastanienbaum als Bonsai zu ziehen?
Um einen heimischen Laubbaum im Miniformat zu kultivieren, sollten Sie bereits einiges an Wissen und langjährige Erfahrung mitbringen. Denn Bonsaizucht bedeutet keineswegs, dass Sie den Kastanienbaum nur in einen Kübel pflanzen und lediglich einen jährlichen Rückschnitt in der Höhe vornehmen. Eine wichtige Pflegemaßnahme besteht beispielsweise darin, einen regelmäßigen Form- und Erziehungsschnitt vorzunehmen. Bäume im Miniformat sind faszinierend und können – die richtige Vorbereitung vorausgesetzt – auch den Winter über im Freiland verbringen. Im Fachhandel und auch im Internet erfahren Sie mehr über die Grundlagen einer erfolgreichen Bonsaizucht.