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Wenn ein Kirschbaum unkontrolliertem Wachstum überlassen wird, wird sich auch ein kleinwüchsiges Exemplar sehr schnell zu einem meterhohen Baum entwickeln und eine dichte Krone bilden. Das Sonnenlicht kommt nur noch selten in die innen liegenden Äste, sodass die Kirsche von innen her verkahlt. Meist reicht es nicht aus, oben ein wenig Schönheitspflege an den Kronenästen zu betreiben. Wie Sie den Kirschbaum richtig schneiden, lesen Sie hier.
Wann Kirschbaum schneiden?
Kirschbäume wachsen in der Natur sehr schnell und bilden üppige Kronendächer aus. Während bei Sauerkirschen eine Wuchshöhe von über zehn Metern erreicht werden kann, wächst die Süßkirsche bis zu stattlichen 30 Metern heran. Obstgehölze für den Garten sind meist veredelte Bäume, bei denen fruchtbildende Triebe auf einen Stamm aufgepfropft wurden. Auch wenn diese Arten im Handel als niedrig wachsend deklariert werden, so erreichen sie bei unkontrolliertem Wachstum nicht selten in nur wenigen Jahren Höhen wie die Wildarten.
- Kirschbäume tragen Früchte nur an zwei- bis dreijährigen Trieben
- veraltete Triebe bilden nur noch an Spitze Blüten
- zu starkes Wachstum
- holzbildende Triebe, nach innen wachsende Äste und Wasserschosser ziehen Baum viel Energie
Grundlagen zum Wachstum
Wer sich damit auseinandersetzt, welches Wachstumsverhalten ein Kirschbaum zeigt, der tut sich leichter zu erkennen, welche Äste und Triebe dem Baum für eine reichhaltige Ernte eher schaden und welche nützlich sind. Kirschbäume bilden zwei verschiedene Arten von Trieben, die jeweils unterschiedlichen Zwecken dienen:
- Wachstum
- Fortpflanzung
Alle Triebe, die der Fortpflanzung dienen, bilden am zwei- bis dreijährigen Holz im Frühjahr Blüten aus. Die Blütenknospen werden dabei schon im Herbst in Gruppen von 2-10 Blüten angelegt und sind als solche leicht zu erkennen: Direkt aus den Trieben wachsen wenige Millimeter lange Erhöhungen mit 2-10 dunkelbraunen Erhebungen. Zu dieser Zeit sind die Blüten noch in den Knospenschuppen verborgen, die dem Ansatz ein besonderes Aussehen verleihen. Die Blütentriebe wachsen vorwiegend horizontal und nur sehr langsam.
Die zweite Art von Trieben dient dem Wachstum (Holzbildung) des Baumes. Diese Äste wachsen senkrecht nach oben und bilden manchmal schon im Laufe einer Wachstumsperiode meterhohes Neuholz aus. An diesen Trieben bilden sich vorwiegend – bis auf die äußersten Spitzen – nur Blätter aus. Diese Triebe sind bei Kulturpflanzen unerwünscht, da sie der Pflanze die Kraft und den Blütentrieben das Licht nehmen.
Das Geheimnis einer reichhaltigen Ernte
Es sind nur wenige Regeln zu beachten, damit sich genügend Blüten bilden:
- flache Aststellung
- junge Triebe
- kegelförmiger Aufbau der Krone
Bester Schnittzeitpunkt
Die Expertenmeinungen gehen beim Schnitt des Kirschbaumes stark auseinander. Während die einen auf einen Schnitt nach der Ernte schwören, lichten die anderen ausschließlich im Sommer aus. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Für den Laien sind beide Schnitte nur sehr schwierig bei bereits großen Bäumen durchzuführen, da der Kirschbaum zu diesen Zeiten voll belaubt ist. Deshalb ist in der Regel nur sehr schwer erkennbar, welche Wuchsform der Baum insgesamt hat und welche Äste zu welchem Zweck dienen.
- Herbst ungünstigster Zeitpunkt: feuchtkalte Wetterlagen fördern Krankheiten und Pilzbefall
- Frühsommer nach der Ernte: leichte Auslichtung als Wachstumsbremse
- bei der Ernte: Obstbauern, erleichtert ernten
- Winter bis zeitiges Frühjahr (vor dem Austrieb): ohne Laub ist Wuchs für Laien deutlicher zu erkennen und verhindert Fehlschnitte
- Schnitte, die jederzeit getätigt werden sollten: Wassertriebe und krankes Holz so früh wie möglich entfernen
- Schnitt vor der Blüte: Wassertriebe kosten Kraft und reduzieren Blüte und Fruchtbildung
Wie wird geschnitten?
Eine dichte Krone nimmt den unteren und innen liegenden Ästen das Licht, sodass diese nicht nur im Wachstum, sondern auch in der Blütenbildung stark eingeschränkt werden. Ein leichtes Ausdünnen und Verkürzen der kronennahen Äste führt nur zu verstärktem Wachstum. Deshalb ist es sinnvoller, wenn Sie einen wachstumshemmenden Schnitt von ganzen Ästen oder Astteilen vornehmen. Lieber wenige starke Schnitte als viele kleine.
- Baumkrone deutlich verkleinern
- Kegelform optimal
- spitz zulaufende Wuchsform, nach unten hin ausladend
- Werkzeuge: Astschere, Säge
- nach innen wachsende Triebe entfernen
- alte und herabhängende Äste stark einkürzen.
- immer oberhalb eines waagerechten Seitentriebes schneiden
- steil nach oben wachsende Triebe und Äste entfernen
- durch fachgerechten Schnitt splitterndes Holz oder Zerfaserung vermeiden
- zerfaserte Schnittstellen nachschneiden
Pflanzschnitt
Der erste Schnitt eines Obstgehölzes ist nicht erst nach Jahren fällig, sondern schon beim Pflanzen. Zwar sind die Bäume noch klein und selten schon sehr buschig, trotzdem sollte der Gärtner unbedingt kontrollieren, ob auch wirklich alle Äste frei stehen und genügend Sonnenlicht bekommen.
Zudem benötigt der Baum einige Zeit, um neue Wurzeln auszubilden und genügend Wasser in die Triebe zu befördern. Gerade in der ersten Zeit leiden Neupflanzungen daher häufig unter trockenen Spitzen. Um die Verdunstung einzuschränken, wird ein Teil des Blattwerkes entfernt, damit die Verdunstung über die Blätter reduziert wird.
- alle verletzten, kranken und abgestorbenen Triebe entfernen
- alle nach innen wachsenden oder sich kreuzenden Äste herausnehmen
- Triebe generell um etwa ein Drittel einkürzen
- dabei Leittrieb (Stammverlängerung) stehen lassen
Flachstellen von Ästen
Hierzu können die noch biegsamen Seitenäste mit einer Art Klammer (Ast-Fix) von der Stammbasis leicht heruntergebogen werden. Eine andere Alternative ist das Herunterbinden mit einem Seil an den Stamm. Eine dritte Möglichkeit besteht darin, die Äste im äußeren Drittel mit Gewichten (Hängegewichte) zu beschweren. Die jeweilige Vorrichtung sollte über eine Wachstumsperiode am Baum gelassen und danach unbedingt entfernt werden.
Schnitt von Jungbäumen
Wer einen Kirschbaum in den Garten pflanzt, sollte schon von Anfang an das Wachstum seines Baumes beobachten und regulierend eingreifen. Mit einem jährlichen Schnitt halten sich Zeit und Mühe dann in Grenzen und der Baum blüht regelmäßig und trägt reichhaltig Früchte.
- zeitnah alle nach innen wachsende Triebe entfernen
- sich kreuzende oder aneinander reibende Triebe bis zum Ansatz abschneiden
- Wassertriebe und Wildtriebe entfernen
Beim jährlichen Schnitt:
- stärkerer Rückschnitt, wenn Krone unerwünschte Höhe erreicht (über 2,5 Meter)
- kompletten Leittrieb (Stammverlängerung) absägen und Wachstum auf obersten waagerecht stehenden Ast ableiten
- alle steil nach oben wachsenden Triebe astnah schneiden
- Äste mit leicht nach oben zeigender Wuchsrichtung flachstellen
Verwachsene Altbäume
Nicht selten ist ein Gärtner überrascht, dass sein niedrig wachsender Kirschbaum schon nach kurzer Zeit stattliche Höhen erreicht hat und kaum noch Früchte trägt. Aber auch ein verwilderter Altbaum, der seit Jahren nicht mehr beschnitten wurde, kann durch einen radikalen Rückschnitt schon in kurzer Zeit wieder reichhaltig blühen und Kirschen tragen. Hierbei sollte man allerdings nicht einfach drauflos schneiden. Das schadet dem Baum mehr, als es nützt.
1. Kronenschnitt
- beste Zeitpunkt: sehr zeitiges Frühjahr vor Austrieb
- Äste und Stamm ohne Laub, Wuchsform gut erkennbar
- Gärtner sollte Baum aus einiger Entfernung beobachten
- meist muss sehr viel aus Krone herausgeschnitten werden
- auf gewünschter Höhe (etwa 2,5 Meter) knapp über gesundem, gut gewachsenem Fruchttrieb (waagerechte Ausrichtung) kompletten Leittrieb mit Säge kappen
- ist Stamm hier sehr dick oder lang, in mehreren Schritten vorgehen
- zunächst Großteil der Krone um etwa zwei Drittel absägen
- bei sehr dickem und schwerem Stamm reißt häufig restliches Holz beim Schneiden ab und verletzt Teile vom Stamm
- darf nicht an endgültiger Schnittstelle passieren
- deshalb mindestens 30-50 Zentimeter oberhalb endgültiger Stelle absägen
- erst im zweiten bis dritten Anlauf, wenn keine Gefahr des Einreißens mehr besteht, Leittrieb kurz über gewünschtem Seitenast absägen
- auf gerade und möglichst glatte Schnittfläche achten
2. Erziehungs- und Instanthaltungsschnitt
- alle Seitentriebe genauer untersuchen
- alle senkrecht nach oben wachsenden Äste (auch sehr dicke) abschneiden
- dabei Wuchsrichtung immer auf einen noch jungen, waagerechten Trieb umleiten
- niemals Seitenäste endständig absägen
- alle nach innen wachsenden oder sich kreuzenden Äste abschneiden
- Wassertriebe (dünne, meist über 30 Zentimeter lange, senkrecht nach oben wachsende Triebe) schneiden
- überschüssige Seitenäste entfernt
- Seitenäste sollen wechselständig am Stamm stehen und genügend Licht erhalten
- alle entfernten Triebe und Äste ganz unten abschneiden
- bleiben noch Reste des Astes mit Augen, treibt er dort wieder neu aus
- sind übrige Äste zu ausladend oder breit, leicht an Spitze einkürzen
Sinn dieses radikalen Rückschnittes ist es, den Baum in eine Spindelform (Pyramide oder Kegel) zu zwingen. Nur wenn die Krone sehr schmal ist, kann in die unteren Äste genügend Licht fallen. Wichtig ist es, den Baum niedriger zu bekommen, da es einfacher ist, alles vom Boden aus zu ernten. In den Folgejahren ist dann ein einfacher jährlicher Rückschnitt möglich, bei dem nur noch die steil nach oben wachsenden Triebe entfernt werden müssen.
Werkzeuge
Für einen Obstbaumschnitt ist das richtige Werkzeug das A und O. Nur mit scharfen und sauberen Geräten kann die Schnittstelle klein und glatt gehalten werden, sodass sie schnell verheilen kann. Ausgefranste Schnitte müssen unbedingt nachgeglättet werden, da sich sonst das Risiko für Infektionen mit Krankheiten erhöht. Zu einer guten Ausrüstung gehören:
- Gartenschere (Rosenschere): für dünne Äste bis etwa 1,5 Zentimeter
- Astschere: für etwas dickere Äste
- Bügel-, Stich- oder Klappsäge: für sehr dicke Äste oder Stamm
Häufig gestellte Fragen
Bei dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. Prinzipiell gilt: Ist die Schnittstelle gerade und glatt, dann muss auch bei größeren Schnittstellen kein Wundverschlussmittel aufgebracht werden, da die Stelle gut abtrocknen kann und der Baum sie schnell verschließt. Je schärfer das Werkzeug, umso sauberer wird der Schnitt. Ist der Baum jedoch regelmäßig von Krankheiten befallen oder ist mit einer längeren Regenperiode zu rechnen, sollten die Schnittstellen vorsorglich verschlossen werden.
Da der Kirschbaum nur am zwei- bis dreijährigen Holz Blüten produziert, muss ständig für eine Verjüngung der Äste gesorgt werden. Alte Äste, die nur noch wenige Früchte tragen, sind um etwa ein Drittel einzukürzen. Dabei darf der Ast nicht einfach endständig abgeschnitten werden, sondern muss immer auf einen jungen Trieb umgeleitet werden. Dies sollte vorzugsweise ein Trieb auf der Unterseite des entfernten Aststückes sein, der waagerecht nach außen wächst.