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Lenzrose, Nieswurz, Helleborus orientalis – Pflege & Schneiden

Lenzrose - Nieswurz - Helleborus orientalis

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Als florale Botschafterin des nahenden Frühlings, vertreibt die Lenzrose mit traumhaft schöner Blütenpracht die Tristesse der dunklen Jahreszeit. Verwundert reiben wir uns die Augen, wenn die farbenfrohen Schalenblüten inmitten von Eis und Schnee erscheinen. Um jedes Jahr aufs Neue in den Genuss des spätwinterlichen Blütenspektakels zu kommen, bewegt sich der Arbeitsaufwand auf überschaubarem Niveau. Wie Sie eine Helleborus orientalis aus der Gattung Nieswurz richtig pflegen und schneiden, vermitteln Ihnen diese Zeilen. Überdies erkunden Sie hier, worin der Unterschied zur verwandten Christrose besteht.

Steckbrief der Lenzrose

  • Pflanzenfamilie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
  • Gattung: Nieswurz (Helleborus)
  • Bezeichnung der Art: Lenzrose (Helleborus orientalis)
  • Schalenblüten in Weiß, Rosa, Rot, Purpur oder Gelb
  • Blütezeit von Februar bis Ende April
  • Wuchshöhe 30-40 cm
  • Buschiger, üppig verzweigter Habitus
  • Winterhart und wintergrün
  • In allen Teilen sehr giftig
  • Trivialnamen: Orientalische Nieswurz, Frühlings-Christrose

Die Nieswurz-Gattung kommt ausschließlich in den Ländern der Nordhalbkugel vor, überwiegend im Kaukasus und der Türkei. Neuerdings wurden in freier Natur einige Exemplare in Baden-Württemberg gesichtet, wo sich die Lenzrose in Waldgebieten als Neophyt betätigt.

Standort

Blüte der Lenzrose Im lichten Schatten und unter dem Schutz mächtiger Laubgehölze legt die Lenzrose ihr schönstes Blütenkleid an. Unter pralle Sonneneinstrahlung darf die robuste Staude nicht geraten, während halbschattige Lagen problemlos toleriert werden. Im Tiefschatten werden Sie nur wenig Freude an der winterlichen Schönheit haben, denn unter stark reduzierten Lichtverhältnissen gerät die Blüte mehr als mickrig. Die idealen Standortbedingungen im Überblick:

  • Halbschattige Lage bis lichter Schatten
  • Gerne im Staudenbeet, auf Freiflächen oder am Gehölzrand
  • Frisch-feuchter Boden, gut durchlässig und kalkhaltig
  • Idealerweise mit einer 25 bis 30 cm dicken Humusschicht
  • Im Topf als Substrat eine strukturstabile Kübelpflanzenerde mit geringem Torfanteil

Die räumliche Nähe zu Nadelgehölzen, Moorbeetpflanzen oder Rhododendron sollte vermieden werden, da im sauren Boden das Wachstum einer Nieswurz sehr zu wünschen übrig lässt. Im Zweifel gibt ein einfaches Test-Set aus dem Gartencenter Aufschluss über den pH-Wert des Bodens. Anhand einer Färbereaktion erkennen Sie im Handumdrehen, ob der Boden für eine Frühlings-Christrose geeignet ist.

Tipp: Reicht die Bodenbeschaffenheit am Standort für eine Lenzrose nicht an die Idealbedingungen heran, schaffen Bodenhilfsstoffe einen Ausgleich. Sandige Erde wird optimiert mit Kompost, Lehm und einer Handvoll Hornspänen. Verdichteter Boden wird aufgelockert mit Sand, feinem Splitt, Lauberde, Kompost und Rindenhumus. Saures Erdreich erhält eine Kalkdüngung, um den pH-Wert zu heben.

Gießen und Düngen

Neben dem richtigen Standort, zählt ein ausgewogener Wasser- und Nährstoffhaushalt zu den tragenden Säulen einer sachgemäßen Pflege. Behalten Sie die folgenden Aspekte im Auge, gibt eine Helleborus orientalis ihr Bestes:

  • Während des Wachstums in der ersten Jahreshälfte regelmäßig und reichlich gießen, ohne Staunässe zu verursachen
  • Im weiteren Verlauf der Vegetation verträgt die Lenzrose kurzzeitige Trockenheit, darf indes nicht austrocknen
  • Eine Lenzrose im Kübel favorisiert ein wechselfeuchtes Substrat, das zwischenzeitlich an der Oberfläche antrocknet

Nieswurz junge Blüte Die Nährstoffzufuhr für eine Nieswurz verläuft noch unkomplizierter als die Wasserversorgung. Mulchen Sie wiederholt mit Rindenmulch, Laub, Grasschnitt oder Moos. Unter Laubgehölzen bleibt das herbstliche Laub kurzerhand liegen. Unmittelbar vor Beginn der Blütezeit und nach dem Pflegeschnitt verwöhnen Sie die Blütenschönheit mit einer Portion Kompost und Algenkalk oder Gesteinsmehl. Kultivieren Sie eine Helleborus orientalis als Kübelpflanze, erhält sie von Februar bis April alle 14 Tage einen flüssigen Dünger für Blühpflanzen.

Schneiden

Der dritte Eckpfeiler, auf dem die gekonnte Pflege einer Orientalischen Nieswurz ruht, ist der Rückschnitt. Kurz vor Beginn der Blütezeit ist das bis dato wintergrüne Laub nicht mehr schön anzusehen, da es jetzt zum größten Teil eingezogen ist. Setzt die Lenzrose zum frischen Austrieb an, werden daher die verwelkten Blätter herausgeschnitten, um freie Sicht auf die Blüten zu geben.

Neigt sich die Blütezeit dem Ende zu, obliegt es Ihrer individuellen Entscheidung, in welchem Umfang ein Rückschnitt erfolgt. Sofern die Selbstaussamung einer Helleborus orientalis erwünscht ist, verweilen die verwelkten Blütenstände bis zum Sommer an den Zweigen. Anschließend schneiden Sie die Triebe zurück bis zum ersten gesunden Blattpaar. Soll die Vermehrung unter gärtnerischer Kontrolle erfolgen, nehmen Sie den Schnitt Ende April/Anfang Mai vor.

Tipp: Bitte beachten Sie den extremen Giftgehalt von Lenzrosen. Tritt Pflanzensaft aus, kann dieser zu sehr unangenehmen Hautreizungen führen. Das Tragen von Handschuhen ist daher unverzichtbar. Überdies wird das Schnittgut möglichst nicht auf dem Kompost entsorgt, wenn Haustiere oder Weidevieh daran herumknabbern könnten.

Vermehren

Teilung
Helleborus Eine gut etablierte Lenzrose ist unkompliziert zu vermehren durch Teilung des Wurzelballens im Spätsommer oder Frühherbst. Zu diesem Zweck graben Sie die kräftigen Rhizome aus, legen diese auf eine stabile Unterlage und zerteilen die Pflanze in zwei oder mehr Segmente. Solange ein Teilstück über mehr als zwei Triebe verfügt, wird es am neuen Standort gedeihen. Wichtig zu beachten ist, dass die bisherige Pflanztiefe beibehalten wird.

Darüber hinaus ist eine regelmäßige Wasserversorgung in den folgenden Wochen essenziell für die Verwurzelung am neuen Platz. Eine dicke Mulchschicht aus Kompost unterstützt den Vorgang. Setzen Sie sich auch bei diesen Arbeiten nicht dem direkten Kontakt mit dem giftigen Pflanzensaft aus und tragen langärmelige Kleidung, lange Hosen und Handschuhe.

Aussaat
Alternativ vermehren Sie eine Helleborus orientalis durch Aussaat. Diese Variante der Vermehrung verläuft hingegen aufwändiger und verlangt nach einem langen Geduldsfaden. Bis eine Sämlings-vermehrte Lenzrose zum ersten Mal blüht, ziehen 3-5 Jahre ins Land. Darüber hinaus ist das Ergebnis immer für eine Überraschung gut, denn – im Gegensatz zur vegetativen Teilung – steht die Blütenfarbe generativ vermehrter Lenzrosen nicht fest. Alle wichtigen Arbeitsschritte im Überblick:

  • Die eigenhändig geernteten oder erworbenen Samen auf angefeuchteter Saaterde aussäen
  • Als Lichtkeimer das Saatgut nur andrücken und nicht mit Substrat bedecken
  • Eine transparente Haube überstülpen und am halbschattigen Platz für 6 Wochen bei 22-24 Grad Celsius feucht halten
  • Anschließend für 4 Wochen bei Temperaturen zwischen – 4 und + 4 Grad Celsius pflegen
  • chdem die Samen den erforderlichen Kältereiz erhielten, setzt die Keimung ein. Jetzt erhöhen Sie schrittweise die Temperatur, die bis zum Ende der Keimung 10 Grad Celsius nicht überschreiten darf. Pikiert werden Ihre Zöglinge, wenn sie über mindestens 2 Blattpaare verfügen; die beiden Keimblätter und ein echtes Laubpaar.

Unterschied zur Christrose

Lenzrosen Wenngleich die Lenzrose und die Christrose der Nieswurz-Gattung entstammen, repräsentiert jede Blume eine eigenständige Art. Die wesentlichen Unterschiede haben wir im Folgenden für Sie herauskristallisiert:

  • Die Blütezeit einer Christrose erstreckt sich von November bis Februar
  • Die Lenzrose blüht von Februar bis April
  • Christrosen blühen stets in Weißtönen
  • Lenzrosen überraschen mit weißen, roten, rosa, purpurnen und gelben, oftmals gezeichneten Blüten
  • Christrosen erreichen eine Höhe von 15 bis 25 cm
  • Lenzrosen gedeihen 30 bis 40 cm hoch
  • Die Christrose gedeiht ausschließlich in schattigen Lagen
  • Lenzrosen-Hybriden tolerieren bei ausreichender Wasserversorgung einen sonnigen Standort
  • Die Christrose fungiert zumindest über Weihnachten als Zimmerpflanze am kühlen Standort bei 15-16 Grad Celsius
  • Frühlingsblühende Lenzrosen sind als Topfpflanze für die Blumenbank nicht geeignet.

Nicht zuletzt geben sich die Nieswurz-Arten unterschiedlich hinsichtlich des besten Zeitpunktes für die vegetative Vermehrung. Christrosen werden vorzugsweise im Frühjahr, Lenzrosen besser im Herbst geteilt.

Empfehlenswerte Sorten

Lenzrose ‘Blue Metallic Lady’ (Helleborus orientalis-Hybride)
Lenzrose Bezaubernde Züchtung mit purpurfarbenen Blüten, die metallisch glänzen. Die Lenzrose erreicht bei guter Pflege im Laufe der Jahre einen imposanten Umfang, sodass sie mit einem Pflanzabstand von mindestens 50 cm gesetzt werden sollte.

  • Wuchshöhe 30-40 cm
  • Wuchsbreite 50-60 cm

Lenzrose ‘Pink Lady’ (Helleborus orientalis-Hybride)
Ein Prachtexemplar aus der Lady-Serie der bekannten Lenzrosen-Züchterin Gisela Schmiemann, besticht mit rosafarbenen Schalenblüten über sattgrünem Laub.

  • Wuchshöhe 30-40 cm
  • Gute Schnittblume

Lenzrose ‘Favorit’ (Helleborus orientalis-Hybride)
Die sehr robuste Sorte entfaltet ihre rote Blütenpracht in Vollendung erst im März. In Kombination mit früher blühenden Lenzrosen, lässt sich somit die Blütezeit im Beet spürbar verlängern, denn Favorit hält durch bis weit in den Mai.

  • Wuchshöhe 25-30 cm
  • Ein Elternteil entstammt der russischen Wildart, was in einer ausgezeichneten Frosthärte resultiert

Lenzrose ‘White Lady’ (Helleborus orientalis-Hybride)
Mit weiß-grüner Blütenpracht verleiht diese Sorte dem Frühlingsbeet eine edle Note. Die Schönheit kommt ausgesprochen gut zur Geltung, wenn vor Beginn der Blütezeit das alte Laub abgeschnitten wird, um Platz zu schaffen für den diesjährigen Austrieb.

  • Wuchshöhe 30-40 cm
  • Sehr gut für den ersten Vasenschmuck des Jahres geeignet

Getüpfelte Lenzrose ‘White Spotted Lady’ (Helleborus orientalis-Hybride)
Dem Zauber dieser weißen, rot gepunkteten Blüten, kann sich niemand entziehen. Mit bis zu 8 cm Durchmesser, lassen sie im Frühlingsbeet und Kübel die Hoffnung auf den Beginn der schönsten Jahreszeit aufkeimen.

  • Wuchshöhe 30-40 cm
  • Bei ausreichender Wasserversorgung für sonnige Standorte geeignet

Häufig gestellte Fragen

Welche Pflanzen harmonieren im Beet besonders gut mit Lenzrosen?
In Nachbarschaft mit Frühjahrsblühern setzen sich Lenzrosen wunderbar in Szene. Empfehlenswert sind Schneeglöckchen (Galanthus), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Duftveilchen (Viola), Elfenblümchen (Epimedium) und klassische Zwiebelblühern. Damit nach der Blüte keine unansehnlichen Lücken im Beet entstehen, empfehlen wir Farne und kleine Ziergräser mit Lenzrosen zu kombinieren oder hübsche Storchschnabel-Sorten (Geranium). Diese setzen ebenso, wie Purpurglöckchen (Heuchera micrantha), die Blütezeit im Sommer fort.

Welche Krankheiten sind an einer Lenzrose zu befürchten?
Ihr hoher Giftgehalt bewahrt die Helleborus orientalis leider nicht vor einer Infektion mit Mehltau. Breiten sich weiße Flecken auf den Oberseiten der Blätter aus, hat Echter Mehltau zugeschlagen. Innerhalb kurzer Zeit ist das gesamte Laub mit einem mehlig-grauen Pilzrasen bedeckt. Diesem Dilemma können Sie entgegenwirken mit Milch-Wasser-Spritzungen. Mischen Sie frische Milch und Wasser im Verhältnis 1:9, füllen die Lösung in einen Handsprüher ein und behandeln die erkrankten Pflanzen alle 2-3 Tage.

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Tipps für Schnellleser

- Halbschattiger Standort bis hin zum lichten Schatten
- Humoses, tiefgründig lockeres und kalkhaltiges Erdreich
- Im Kübel Blumenerde mit geringem Torfanteil
- Regelmäßig gießen, ohne Staunässe zu verursachen
- Mulchen mit Herbstlaub, Grasschnitt, Rindenmulch
- Zu Beginn der Blüte und nach dem Rückschnitt düngen mit Kompost
- Lenzrose im Topf von Februar bis April alle 14 Tage flüssig düngen
- Im Spätwinter eingezogenes Laub abschneiden
- Verwelkte Blütenstände im Mai oder Juli abschneiden bis zum ersten Blattpaar
- Vermehren mittels Teilung oder Aussaat
- Samen sind Licht- und Kaltkeimer
- Anfällig für Echten Mehltau
- Christrose unterscheidet sich maßgeblich in Blütezeit und Wuchshöhe

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