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Marder vertreiben ist ein mühsames Geschäft; was gegen Marder hilft, ist oft ein Geheimnis des einzelnen Marders. Die richtige Frage für Menschen, die mit den in Ihrer Umwelt existierenden Lebewesen ohne besondere Anstrengungen auskommen möchten, lautet nicht: Was hilft gegen Marder? Sondern sie lautet: Wie lebe ich mit dem Marder, wie mache ich ihn mir zunutze (lasse ihn für mich arbeiten). Das ist auch die bequemere Strategie, falls Sie ihrem Leben anderes vorhaben als Mardervertreibung. Nachfolgend erfahren Sie, wie Sie Marderschäden vorbeugen und Marder rechtzeitig in ein passendes Umfeld verweisen.
Steckbrief
- Der Marder, um den es bei Vertreibung geht, ist der Steinmarder
- Er ist neben dem Baummarder unser einziger Marder
- Baummarder sind reine Waldbewohner und folgen Menschen nicht in Siedlungen
- Steinmarder leben als Kulturfolger seit Menschengedenken mit uns
- Da sie nachtaktiv sind, bekommen wir sie selten zu Gesicht
- Auf Dachböden ziehen sie nur ein, weil Menschen ihnen den Lebensraum nehmen
- Marder ziehen lieber in hohle Bäume, Totholzhaufen etc. im Garten ein
- Dann räumen die anspruchslosen Fresser im Garten auf
- Jeder alte Fruchtrest verschwindet, verendete Kleintiere und aller mögliche sonstige Unrat
Tiere in menschlichen Siedlungen
1950 lebten gut 190 Einwohner pro Quadratkilometer in Deutschland, heute knapp 230. Das ist rund ein Fünftel “mehr Mensch”, mit dem Wildtiere umgehen müssen, und diese Menschen nutzen die Landflächen um sie herum in steigendem Maße, zum Anbau und als Erholungsfläche, Freizeit- und Sportfläche.
So wird der Lebensraum unserer Wildtiere immer mehr beschränkt, es gibt immer weniger geeignete Quartiere für die Aufzucht von Nachwuchs, immer weniger natürliche Verstecke und immer weniger Nahrungsquellen in der Natur. Die Wildtiere haben nur eine Wahl: Aussterben oder Anpassen, und die schlaueren unter ihnen haben sich für Anpassen entschieden und dringen in die menschlichen Lebensräume vor, zunehmend auch ins Stadtgebiet.
Wenn Sie dann da sind, verlieren sie mehr oder weniger schnell die Scheu vor uns Menschen, und wir müssen lernen, mit ihnen umzugehen, im eigenen Interesse:
Warum Deutschland auf sein wildes Leben stolz sein kann
Deutschland ist ein hoch industrialisiertes und dicht besiedeltes Land, und trotzdem haben wir es geschafft, unseren Lebensraum weit natürlicher zu erhalten als manch andere Industrienation. In der die Menschen in den großen Städten Atemfilter vor dem Mund tragen … während die deutsche Hauptstadt zu den grünsten Städten Europas zählt, in Berlin leben 53 verschiedene Säugetierarten und rund 180 Vogelarten, im Berliner Tiergarten wachsen unglaublich viele verschiedene Arten von Pflanzen, insgesamt kam Berlin beim letzten “Tag der Artenvielfalt” auf über 1.000 Arten “wildes Leben in Fauna und Flora”.
In anderen Orten Deutschlands sieht es nicht anders aus, und all diese wilden Tiere und wildwachsenden Pflanzen erfüllen in unserer Umwelt mehrere wichtige Funktionen – sie erhalten und verbessern die natürliche Umwelt; sie zeigen uns, dass unsere Umwelt (noch) für Lebensformen geeignet ist, die sensibler als der Mensch auf Umweltschäden reagieren, und sie sind eine große Bibliothek gesammelten Wissens, das in jahrhundertelanger Evolution entstand und noch ganz am Anfang seiner Erforschung zum Nutzen der Menschheit steht.
Vorbeugung ist alles
Auch wenn Sie grundsätzlich einverstanden damit sind, dass nicht alles Leben um uns herum ausgerottet werden sollte, geht es nicht ohne Konflikte. Menschliches und wildes Leben werden immer wieder in einer Art und Weise in Berührung kommen, in der Menschen gestört werden (auch wenn die Wildtiere es nicht darauf anlegen).
Sie werden immer viel darüber lesen, dass und wie Sie mit Mardern leben können oder nicht leben können und wie Sie sie vertreiben können und warum Sie das nicht dürfen und und … alles mit unheimlich viel Arbeit und Kosten verbunden, wenn der Konflikt schon da ist – und doch wird das eigentlich Wichtige meist nicht deutlich herausgestellt, nämlich wie Sie eine Konfliktsituation von vornherein vermeiden.
Denn dass Sie einem Marder einen Teil Ihres Hauses zur Verfügung stellen, verlangt niemand von Ihnen. Besser (und wesentlich stressfreier) als wilde Ausrottungspläne, durch die Sie mindestens dauerhafte schlechte Laune bekommen und sich im schlimmsten Fall strafbar machen, sind Strategien, die Ihnen helfen, mit den Wildtieren in der Stadt friedlich zu leben:
Marder dem Dachboden sind eine schwer lösbare Konfliktsituation, Marder sind orts- und reviertreu und lassen sich nicht gerne vertreiben. Deshalb ist die bequemste und geschickteste Strategie, dass Sie Ihr Haus von vornherein „mardersicher“ machen, was so funktioniert:
- Fassadengrün zurückschneiden, Rankgitter so montieren, dass Marder nicht aufs Dach kommen
- “Mardertüren” im Dachaufbau beseitigen, z. B. lückenhafte Abschlussbleche
- Dach Instand halten, lose Dachziegel befestigen, verrottete Bretter ersetzen
- Jede Lücke über 5 cm muss verschlossen werden
- Einschlüpfe zwischen Dachrinne und Dachpfannen mit Lochblech abdichten
- Äste dürfen dem Dach nicht näher als zwei Meter kommen
- Näher stehende Bäume bekommen Stamm-Manschetten (glattes Alu-Blech)
- Oder nach unten geöffnete Trichter oben am Stamm
- Oder werden mit einem Elektro-Weidezaun (Elektriker wg. Abständen/Sicherheit fragen) gesichert
- All diese Mardersicherungen erfordern mehr Aufmerksamkeit als teures Material, die meisten Zutaten gibt es für wenig Geld im Baumarkt
Anstatt Vertreibung – im Garten arbeiten lassen
Wenn Sie Mardern den Dachboden-Zugang verwehrt haben, müssen sie woanders wohnen, auf dem Dachboden eines Nachbarn z. B., der nicht so vorausschauend agiert hat wie Sie. Aber es ist gar keine so schlechte Idee, den Marder im eigenen Garten einziehen zu lassen:
- Marder sind Raubtiere und interessieren sich nicht für Ihre Pflanzen
- Dafür für viele Tiere, die Sie nicht in Ihrem Garten haben möchten
- Der Marder wird Sie gerne von Mäusen und Ratten befreien …
- Wenn er sie im Garten vertilgt hat, bringt er die Population im Umfeld in Ordnung
- Damit Ihr nützlicher Marder sich bei Ihnen wohlfühlt und für Sie arbeitet, bekommt er eine Wohnung gestellt
- Zum Beispiel den Kaminholzstapel hinten im Garten, der sonst voller Mäuse steckt
- Oder einen Haufen aus altem Holz mit einer Höhlung in der Mitte
- Sie können “Ihrem” Marder sogar eine Marderhütte bauen, Anleitungen gibt es im Internet
Der Marder mit Garten-Appartement wird nicht nur Ratten fernhalten, er wird Ihnen auch sonst im Garten helfen – das Aas aller im Garten verendeter Kleintiere beseitigen, Sie von heruntergefallenen Früchten befreien und mit seinen zurückhaltenden Ernährungsansprüchen auch sonst von vielem Unangenehmen, er frisst Schnecken, Wespennester, Wühlmäuse, den aufs Grundstück gespuckten Kaugummi …
Außerdem haben Sie mit dem eigenen Garten-Marder Ihre Ruhe – vorm Marder im Dachboden und vor anderen Mardern; Marder sind Einzelgänger und dulden keine anderen Marder im ca. einem Quadratkilometer großen Revier.
Einzug stoppen
Wenn es für Vorbeugung zu spät ist, weil der Marder Ihren Dachboden bereits entdeckt hat, können Sie seinen Einzug vielleicht noch stoppen. Wenn er gerade erst beim Umzug ist, ist er noch für Überlegungen zugänglich, ob das neue Heim seinen Ansprüchen entspricht … Der erste Anspruch eines Marders ist Ruhe, für das nachtaktive Tier Ruhe am Tag, während Sie wach und aktionsbereit sind – und dem Marder die angepeilte Behausung durch ein Höllenspektakel vermiesen können, hier ein paar Ideen:
- Räumen Sie Ihren Dachboden auf, machen Sie ihn dabei gründlich sauber
- Morgens, mit geruchsintensiven Reinigungsmitteln und lautem Herumpoltern
- Danach können Sie alle möglichen “menschlichen” (chemischen) Düfte einbringen
- Vom scheußlichen Parfum, das seit Jahren im Schrank steht, bis zu stinkenden Lackresten
- Und Lärm, z. B. ein Radio, das sich Nachts/Morgens einschaltet …
- Wenn Sie den Dachboden dabei gleich abriegeln, müssen Sie natürlich darauf achten, dass der Marder raus kommt
- Wenn das Radio angeht, sollte also eine Dachluke offen sein
Ein absoluter Geheimtipp gegen Automarder soll ein Becher mit menschlichem Urin sein, den Sie auf dem Motorblock verteilen, riechen soll das nicht … Vielleicht hilft ja auch ein Eimerchen auf dem Dachboden ..
Häufig gestellte Fragen
Woher weiß ich, dass es ein Marder ist?
Detektivarbeit, wichtig gerade dann, wenn Sie irgendwo zwischen Dachabdichtung und Vergrämen stecken und wissen wollen, ob der Marder (schon, noch) ein und aus geht: Nach Kot fanden (dunkle Mini-Hundewurst, meist durchsetzt mit allem möglichen Kleinkram, Haare, Samen, Obstkern-Stückchen), Spuren legen, rund ums Haus mit feinem Sand, auf dem Dachboden mit fein verstäubtem Mehl, nach Abdrücken der Branten (Marder-Pfoten) suchen.
Der Marder ist auf dem Dachboden eingezogen, was nun?
Vergrämen und Aussperren funktioniert auch jetzt noch, kann halt nur etwas dauern, bis der Marder resigniert und sich auf seine anderen Behausungen beschränkt. Wenn er im Frühjahr eingezogen ist, sollten Sie mit ihm bis Mitte Juli leben, wenn Sie sich nicht um eine Schar Jungmarder kümmern wollen … Auf mardergerecht eingerichteten Dachböden gibt es fast nie Schäden: Offene Kabel mit Plane abdecken und verkleben, “Marder-Toilette” auf dem Kotplatz einrichten, mit wasserdichter Plane und Zeitungspapier darüber. Sie dürfen in der Marderwohnung auch gerne Reinigungsdienste vollbringen, indem Sie Beutereste entfernen und von der Toilette, die der Marder ähnlich reinlich wie eine Katze benutzen wird, Zeitung samt Kot entfernen (etwas Kot muss bleiben, damit der Marder die Toilette wiederfindet, neue Zeitung auslegen).