Mehlbeeren sind besser unter dem Namen Vogelbeeren oder Ebereschen bekannt, obwohl es deutlich mehr Arten gibt. Für alle typisch sind die Beeren. Viele Vogelarten lieben die auffälligen Früchte, allen voran Amseln, Drosseln und Stare. Allerdings gibt es weit mehr Arten von Mehlbeeren, etwa 100. Sie ähneln sich, haben aber auch deutliche Unterschiede. Typisch für viele Mehlbeeren ist die weiße, filzige Behaarung an der Blattunterseite. Der Name Mehlbeere leitet sich wohl von der Tatsache ab, dass früher in Notzeiten die Früchte getrocknet und gemahlen wurden. Die so entstandene Masse wurde zum Brotbacken, sozusagen als Mehlersatz genutzt. Mehlbeergehölze sind langsam wachsend und pflegeleicht. Es gibt gute Sorten für den Hausgarten, aber auch recht groß werdende, die dort besser nichts zu suchen haben. Vor dem Kauf sollte man sich über die einzelnen Arten informieren.
Steckbrief
Pflanzengattung der Kernobstgewächse
Familie der Rosengewächse
Ca. 100 Arten
Gedeiht in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel
Typischer Fruchtschmuck im Herbst
Bekanntester Vertreter – Vogelbeerbaum
Sommergrüne Sträucher und Bäume
Meist mehrstämmig
Zwischen 3 und 30 m hoch, je nach Art
Blütezeit zwischen Frühjahr und Sommer, je nach Art
Gelblich-weiß bis weiß-rosafarbene Blüten
Samenbalgfrüchte – gehören zu den Apfelfrüchten
Früchte je nach Art weiß, gelb, rosa, braun, orange oder rot
Sorbus-Arten
Zwerg-Mehlbeere (Sorbus chamaemespilus) – kleinste europäische Art, 1,5 bis 3 m, starke Ähnlichkeit mit normaler Mehlbeere, Blüte Juni und Juli, braunrote bis scharlachrote Früchte
Vogelbeere/Eberesche (Sorbus aucuparia, L) – wertvolle Futterpflanze, in ganz Europa verbreitet, bis 15 m, Blüte Mai bis Juli, leuchtend rote Früchte
Speierling (Sorbus domestica L.) – sehr seltener Baum, bis 20 m hoch, bis 400 Jahre alt, deutlich größere Früchte, Blüte im Mai, grün-gelbliche Früchte im September/Oktober
Echte Mehlbeere (Sorbus aria) – 3 bis 12 m, Blüte Mai und Juni, weiße Blüten, gelbrote bis scharlachrote Früchte ab August, behaarte Blattunterseiten
Breitblättrige Mehlbeere (Sorbus latifolia) – Bastard-Mehlbeere, Kreuzung, 10 bis 15 m, weiße Filzhärchen an der Blattunterseite, weiße Blüten im Mai, braunorange Früchte
Elsbeere (Sorbus torminalsi) – 15 bis 25 m, weiße Blüten zwischen Mai und Juli, braune Früchte mit hellen Punkten, Fruchtreife ab Oktober, mag warme Standorte
Österreichische Mehlbeere (Sorbus austriaca) – Blüte Mai bis Juni, Fruchtreife von Juli bis September, deutlich dicker Haare an den Blättern und weniger spitz abzweigende Seitennerven
Kordigast-Mehlbeere (Sorbus cordigastensis) – Bastard, also Kreuzung, regional gebundene Art, 3 bis 7 m hoch, weiße Blüten
Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia) – kommt in den nördlichen Ländern Europas vor, Tripelbastard, bis 15 m, weiße Blüten von Mai bis Juni, orange bis rote Früchte
Achtung: Alle Mehlbeeren sind sehr gefährdet durch Feuerbrand. Besonders häufig trifft es Speierling, Vogelbeere, Elsbeere und die Echte Mehlbeere. Sie zählen mit zu den Hauptwirtsgruppen!!!
Pflege der Mehlbeere
Mehlbeeren sind recht pflegeleicht. Sie wachsen langsam und sind genügsam. Wichtig beim Pflanzen ist, dass auf Konkurrenz von anderen Gehölzen geachtet wird. Das vertragen die Bäume nicht gut. Sie benötigen Platz und Licht, viele auch Wärme. Auch sollte der Standort nicht zu trocken, aber auch nicht zu nass sein. Beim Pflanzsubstrat sind Mehlbeeren wenig anspruchsvoll. Sie kommen von sandigem bis lehmigen Boden mit allem klar, solange er durchlässig ist. Mehlbeeren können wurzelnackt oder mit Ballen gepflanzt werden.
Wichtig bei Heckenpflanzung ist ein ausreichender Pflanzabstand. Der Wasser- und Nährstoffbedarf ist recht gering. Schneiden ist kein Problem, allerdings ist der Schnittzeitpunkt wichtig. Um eine schöne Baumform zu erreichen, muss jährlich geschnitten werden. Ansonsten müssen die Gehölze nur ausgelichtet und von krankem und totem Holz befreit werden. Das Überwintern bereitet in der Regel keine Schwierigkeiten. Die Vermehrung erfolgt über Wurzelausläufer oder Aussaat. Bei Krankheiten ist vor allem der Feuerbrand zu erwähnen, bei den Schädlingen sind es Wildtiere (Verbiss) und die Larven des Dickmaulrüsslers.
Standort
Mehlbeeren sind extrem anpassungsfähig. Sie gedeihen notfalls in Felsspalten, Dachrinnen und auf nährstoffarmen oder sauren Böden. Je nährstoffreicher und humoser ein Substrat ist, umso besser wachsen die Gehölze. Einige Arten lieben kalkhaltige Böden. Viele Mehlbeeren mögen Trockenheit nicht. Deshalb ist ein nicht zu trockener Standort wichtig.
Sonnig bis lichter Schatten – Lichtbaumart
Möglichst warm
Nicht zu trocken
Nicht zu nah neben schnell wachsende Gehölze , Mehlbeeren sind konkurrenzschwach
Pflanzsubstrat
Das Pflanzsubstrat sollte weder zu trocken, noch zu nass sein.
Lehmig bis sandig
Durchlässig
Kalkhaltig
Neutraler bis alkalischer pH-Wert
Gern nährstoffreich
Kein verdichteter Boden
Pflanzen
Gepflanzt werden Mehlbeeren am besten im Frühjahr oder Herbst, wobei der Frühling optimal ist, am besten gleich nach dem letzten Frost. So hat das Gehölz ausreichend Zeit, bis zum Winter richtig anzuwachsen und ihn unbeschadet zu überstehen.
Am besten im Frühjahr pflanzen
Alternativ im Herbst
Kann gut wurzelnackt gepflanzt werden, die Exemplare sind preisgünstiger und wachsen ebenfalls gut an.
Mindestens 3 bis 4 m Pflanzabstand zu anderen größeren Gehölzen
Bei Heckenpflanzen etwa 4 Pflanzen pro Meter, besonders gut geeignet Sorbus aria
Gießen und Düngen
Wichtig ist, dass der Boden nicht dauernass ist. Trockenheit ist für das Gehölz kein Problem, Dauernässe schon. Obwohl Trockenheit recht gut vertragen wird, sollte bei langer Hitzeperiode und ausbleibendem Regen gewässert werden. Düngen ist nicht notwendig. Besser ist, im Frühjahr Kompost einzuarbeiten.
Recht geringer Wasserbedarf
Bei langanhaltender Trockenheit gießen
Im Frühjahr Kalk zugeben, da die Gehölze diesen lieben, aber nur, wenn der Boden kalkarm oder –frei ist.
Tipp: Bei sehr windexponierten Standorten muss mehr Wasser zugeführt werden, denn der Wind lässt den Boden schneller und stärker austrocknen. Eine Mulchschicht kann das zum Teil verhindern.
Schneiden
Bei der Mehlbeere kann, muss aber nicht geschnitten werden. Will man einen Hochstamm mit schöner Krone erzielen, empfiehlt sich ein regelmäßiger Schnitt. So kann man die Optik gestalten und auch altes Holz herausschneiden. Da am besten ein ein- oder zweistämmiger Baum wirkt, der eine geschlossene Krone besitzt, sollte von Anfang an in diese Richtung erzogen werden.
Bester Schnitttermin – für eine schöne Form im Juni, für größere Schnittmaßnahmen in der laublosen Zeit zwischen Ende Oktober und Februar
Für Stammbildung die unteren Seitentriebe entfernen
Wunden mit Wundverschlussmitteln behandeln
Größere Schnittmaßnahmen in der laublosen Zeit
Totes Holz unbedingt entfernen
Krone auslichten
Astsäge verwenden
Tipp: Bei dicken Ästen erst einmal in 10 cm Abstand zum Stamm den Ast ansägen. Zuerst an der Unterseite des Astes beginnen, erst dann von oben darauf zu sägen. Ist der Ast ab, kann der Stumpf noch etwas eingekürzt werden. Wichtig ist, nicht zu nah an den Stramm zu kommen, nur so bleibt der so genannte Astkragen intakt, also die dicke Basis des Astes.
Überwintern
Die Überwinterung bereitet im Allgemeinen keine Schwierigkeiten, wenn man sich eine Art herausgesucht hat, die in unseren Breiten heimisch ist. Die Gehölze kommen mit mitteleuropäischen Wintern gut klar. Keine Schutzmaßnahmen notwendig.
Vermehren
Die Vermehrung funktioniert einfach, über Wurzelausläufer. Diese werden ausgegraben, abgetrennt und am gewünschten Standort wieder eingepflanzt. Allerdings gelingt auch die Aussaat, wenn dabei einiges beachtet wird.
Samen müssen stratifiziert werden
Sie müssen dafür einige Zeit in den Kühlschrank, allerdings am besten bei 2 bis 4°C
Danach die Samen bei Zimmertemperatur 24 Stunden vorquellen lassen
In Anzuchterde oder Kokosfasern aussäen
Je nach Baumart mehr oder weniger mit Erde bedecken, meist so tief, wie Samen groß
Erde gleichmäßig leicht feucht halten, keinesfalls zu nass
Hell, aber nicht sonnig stellen
Krankheiten und Schädlinge
Mehlbeeren sind eigentlich robust und gesund. Auch werden sie nicht von vielen Schädlingen heimgesucht. Allerdings ist die Mehlbeere von Feuerbrand und Rost bedroht.
Feuerbrand – bakterielle Erkrankung, meldepflichtig, Bakterien dringen über Blüten, Wunden und natürliche Eintrittspforten ein. Ideale Temperatur dafür ab18 bis 30°C und Sonnenschein. Blattläuse sorgen für eine rasche Verbreitung. Blätter, Blüten und Früchte verfärben sich dunkelbraun bis schwarz. Sie sehen wie verbrannt aus. Die Triebspitze krümmt sich hakenförmig. Das Laub vertrocknet und die Früchte schrumpfen zu Mumien zusammen. Hier kann man nur bis weit ins gesunde Holz zurückschneiden. Schnittabfälle verpacken und entsorgen.
Rost – Pilzerkrankung, orangefarbene Flecken auf den Blättern, auf den Unterseiten bilden sich später die typischen höckerartigen Sporenlager. Wirtswechsel mit Wacholderarten. Eine Bekämpfung ist meist nicht erforderlich.
Blattläuse – besonders Grüne Apfelblattlaus und Vogelbeerblattlaus)
Dickmaulrüsslerlarven (meist Gefurchter Dickmaulrüssler) – fressen die Rinden der Wurzeln, können große Schäden verursachen, bis zum Absterben des Gehölzes. Je höher der Humusgehalt im Boden, umso größer die Wahrscheinlichkeit des Befalls.
Sämlinge und junge Gehölze werden von Rehen, Hirschen, Kaninchen, Hasen und Wühlmäusen bedroht.
Häufige gestellte Fragen
Eignet sich die Mehlbeere als Heckenpflanze?
Ja, beispielsweise für Vogelschutzhecken. Man kann die Hecke nur aus Mehlbeeren bilden, aber auch verschiedene Vogelschutz- bzw. Vogelnährgehölze zusammenpflanzen. Wichtig ist, heimische Mehlbeeren zu verwenden. Sie dienen vielen Insekten als Versteck und Nahrung, was wiederum Vögel anlockt.
Ist die Mehlbeere für den Menschen giftig?
Das hört und liest man zwar immer mal wieder, aber es stimmt nicht. Die Früchte enthalten Parasorbinsäure, welche unter Umständen zu Darmreizungen führen kann. Dies ist allerdings selten.