Pflanzenkrankheiten

Monilia-Spitzendürre – Die Krankheit richtig bekämpfen

Monilia-Spitzendürre an Apfel

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Monilia-Spitzendürre wird durch verschiedene Pilze einer Gattung verursacht, rund 30 Arten, die sich über die verschiedensten Pflanzen hermachen. Diese Gattung heißt eigentlich botanisch Monilinia, die “Monilias” sind nur eine bestimmte Fruchtform, sogenannte Nebenfrüchte. Unter der der Monilinia-Pilz allerdings Nicht-Fachleuten besser bekannt ist, denn die Nebenfrüchte sind es, die sich auf Früchten als hässliche braune Ringe bemerkbar machen. Neben dieser Fruchtfäule verursacht der Pilz die Spitzendürre, hat aber eigentlich wenig Chance auf bleibende Schadenverursachung, wenn Sie die Krankheit von Anfang an richtig bekämpfen und sie so in Schach halten.

Krankheiten und Infektion

Monilia-Pilze verursachen verschiedene Krankheiten, wobei vor allem die Spitzendürre und die Fruchtfäule wirtschaftlich und für den Hausgärtner bedeutsam sind. Die verantwortlichen Erreger sind bei Steinobst und Kernobst vor allem drei Arten: Monilia laxa, Monilia fructigena und Monilia fructicola. Mehr zu diesen Krankheiten und den Schadbildern:

1. Spitzendürre

  • Gummifluss an SüßkirscheDie Monilia-Spitzendürre tritt an den Blättern auf
  • Hier sind meist die Pilzarten Monilinia laxa und in jüngerer Zeit auch Monilinia fructicola beteiligt
  • Die Infektion geschieht durch Wind, Regen und Insekten
  • Steinobst wird häufiger befallen als Kernobst
  • Begünstigend wirkt feuchtes Wetter im Frühjahr
  • Der Erreger dringt über die Blüten in die Pflanze ein
  • Dort verursacht er ein Absterben der Triebspitzen
  • Mitunter zeigt sich an der Übergangsstelle zwischen gesundem und befallenem Holz “Gummifluss”
  • Gummifluss ist “eine Art eigener Krankheit” geschwächter Bäume
  • Er tritt auf, wenn der Baum physiologisch gestört ist, z. B. durch einen Pilz
  • Holzteile werden verflüssigt, vor allem Jungholz, unter der Rinde bilden sich Krankheitsherde
  • Die geben eine Flüssigkeit ab, die ein wenig wie Harz wirkt

2. Fruchtfäule

  • Für die Fruchtfäule ist v. a. Monilinia fructigena, manchmal auch Monilia laxa verantwortlich, die das Verfaulen der Frucht verursachen

Wenn Sie Früchte einlagern und diese auf einmal schwarz werden, sind auch Monilia-Pilze verantwortlich, die sich erst im Lagerobst ausreichend vermehren konnten, um die auch als Schwarzfäule bekannte Fruchtschädigung zu verursachen.

Situation einschätzen, Befall erkennen

Ob ein Befall Ihrer Obstbäume mit Monilia wahrscheinlich ist, können (und sollten) Sie bereits im Frühjahr einschätzen:

  • Wetterbeobachtungen ist angesagt, Monilia-Pilze laufen vor allem bei feuchtem, kühlem Wetter zu großer Form auf
  • Zeigerpflanzen sind Aprikose, Forsythie und Mandelbaum, die früher blühen als die Obstbäume
  • Wenn sie befallen werden, können sich die Pilzsporen z. B. auf die Kirschen verbreiten
  • Wenn nach der Zeigerpflanzenblüte noch feuchtkühle Witterung folgt, ist kaum mit Keimen der Monilia-Sporen zu rechnen
  • Wenn es um 20 °C warm ohne viel Regen bleibt, keimen die Pilzsporen auch meist nicht aus
  • Folgt kühles und feuchtes Wetter, wird sich der Monilia spätestens kurz nach der Blüte bemerkbar machen
  • Bereits die Blüten können braun werden, rund einen Monat später fangen die Triebspitzen an zu welken
  • Blütenbüschel können dann welk und fast senkrecht vom Trieb herab hängen
  • An den Enden der Triebe werden die Blätter fahl und blass, bis sie schlaff am Zweig hängen
  • Dann vertrocknen sie, die Zweige sterben von der Spitze her ab
  • Ganze Triebspitzen bis zu einer Länge von 30 cm können vertrocknen
  • Falls Gummifluss folgt, tritt der an der Grenze zum gesunden Holz auf

Aktuellen Befall bekämpfen

Wenn es soweit gekommen ist, sollte Sie tätig werden:

  • Obstbaum auslichten Der Baum kann die vertrockneten Blüten bzw. Triebe nicht selbst loswerden
  • Sie würden bis in den Winter hinein am Baum hängen bleiben
  • Deshalb sollten Sie befallene Triebe zurückschneiden, sobald Sie die Infektion bemerken
  • Der Schnitt sollte rund 15 cm gesundes Holz erfassen, um alle Sporen zu erfassen
  • Auch befallene Früchte sollten entfernt werden
  • Die Abfälle sollten in einem gartenfernen Müll vernichtet oder verbrannt werden.

Für die aktuell laufende Saison ist damit zwar nicht viel gerettet, die Ernte wird schmaler ausfallen. Aber wenigstens haben Sie alles getan, um eine erneuten Befall mit dem Erreger in der nächsten Saison zu vermeiden.

Wenn Sie den aktuellen Befall nicht bekämpfen, sorgen Sie dafür, dass die Pilze im nächsten Jahr aus einer guten Ausgangsposition heraus “auf Ihre Bäume losgehen”. Vor allem nicht beseitigte Fruchtmumien ernähren und stärken den Erreger über den Wintern …

Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln

Es gibt Pflanzenschutzmittel gegen die Monilia-Pilze, sogenannte Fungizide. Pflanzenschutzmittel mit drei verschiedenen Wirkstoffen sind für eine Anwendung im Haus- und Kleingarten zugelassen. Pflanzenschutzmittel dürfen aber nach unserem aktuell geltenden Pflanzenschutzgesetz nur im Rahmen einer guten fachlichen Praxis eingesetzt werden. Damit die Anwendung der Pflanzenschutzmitteln erlaubt und sinnvoll ist, sind deshalb einige Voraussetzungen zu beachten:

  • Alle anderen Mittel, die Monilia-Pilze im Zaum zu halten, wurden ausgeschöpft
  • Damit sind vor allem die Beseitigung der Fruchtmumien und sichtbar befallen Äste gemeint
  • Insgesamt sollten befallene Bäume sorgfältig und regelmäßig beschnitten werden
  • Das heißt nicht “mehr beschnitten”, sondern 2 x, 1 x nach der Ernte und einmal im Winter
  • Bei jedem dieser Schnitte finden Sie ein paar Triebspitzen oder Fruchtmumien
  • Insgesamt kann der Befallsdruck so meist erheblich gesenkt werden

Erst wenn sich trotz aller Hygiene-Maßnahmen im Frühjahr Monilia-Pilze bemerkbar machen – in einem Befallsdruck, der ein Einschreiten mit Pflanzenschutzmitteln erforderlich macht, was im Zweifel durch Beratung mit einem Fachmann geklärt werden sollte – und das Wetter im Frühjahr so feucht und kühl ist, dass die Monilia-Pilze sich “zu wohl fühlen werden”, im Frühjahr, kann über eine Bekämpfung mit Frühjahr nachgedacht werden.

Folgend Mittel gegen Monilinia laxa (v. a. Spitzendürre) sind im Haus- und Kleingarten zugelassen, unter Befolgung der auf den Packungen gegebenen Anwendungshinweisen:

  • mit Myclobutanil: “Bayer Garten Rosen-Pilzschutz M”, “Bayer Garten Universal-Pilzfrei Baycor M”, “Bayer Garten Universal-Pilzfrei M”, “Klick&GO Pilzfrei Saprol” und “Pilzfrei Ectivo”
  • mit Difenoconazol: “Duaxo Rosen Pilz-frei”, “Duaxo Universal Pilz-frei” und “Duaxo Universal Pilzspritzmittel”
  • mit Fenhexamid: “Bayer Garten Obst-Pilzfrei Teldor”, “Monizin Obst Pilz-Frei” und “Teldor”

Monilia-Fruchtfäule - Monilinia fructigena Gegen Monilinia fructigena (v. a. Fruchtfäule) wirken nur die drei zuletzt genannten Mittel mit Fenhexamid. Wenn Sie gelegentlich im Internet von einem Pilz namens “Monilia fructicola” lesen (“kann” beides, Spitzendürre und Fruchtfäule), kann der bei Ihnen theoretisch überhaupt nicht vorkommen, der ist nämlich von der EU als “Quarantänepilz” eingestuft, dessen Einführung verboten ist.

Wenn Sie “in die chemische Bekämpfung” einsteigen möchten, müssen Sie wissen, welchen Pilz sie bekämpfen. Meist weiß das jemand in Ihre Siedlungsverband.

Vorbeugung gegen Pilzbefall

Die beste Vorbeugung gegen einen Pilzbefall bei vorhandenen Bäumen ist die rundum gesund erhaltende Pflege des Baumes und ein regelmäßiger Auslichtungsschnitt. Nur gesunde Bäume können Widerstand leisten, nur locker gewachsene Bäume können nach Regen so schnell abtrocknen, dass Pilze wenig Chancen haben.

Wenn Sie an vielen Stellen in Ihrem Garten mit allen möglichen Schädigern zu kämpfen haben, reicht es wahrscheinlich nicht, wenn Sie sich noch einmal genauer über die Pflege Ihrer Obstbäume informieren. Vermutlich ist Ihr Garten dann soweit aus dem natürlichen Gleichgewicht, dass eine grundlegende Umgestaltung in Richtung naturnaher Garten erforderlich ist.

Häufig haben Sie mit derartigen Schwierigkeiten zu kämpfen, wenn Sie einen Garten übernommen haben, der ohne Rücksicht auf Verluste, aber mit sehr viel Zeitaufwand von “nicht mit gärtnerischem Fachwissen belasteten” Menschen mit der Chemiekeule gepflegt wurde. Wenn Sie keine Zeit (oder Willen) haben, den ganzen Tag eine chemische Substanz gegen die andere zu sprühen, fliegen Ihnen die aus dem Rhythmus geratenen Abläufe erst einmal um die Ohren … ruhig bleiben, kriegt man wieder hin, mit naturnahem Gärtnern müssten Sie sich allerdings ein wenig beschäftigen, der befallene Obstbaum wird bis dahin so gut wie möglich von jedem Monilia-Pilz befreit und mit Pflanzenstärkungsmitteln „verwöhnt“.

Vorbeugung durch die richtige Sortenwahl

Alte Apfelsorte 'Boskop' Bei Neuanpflanzung wird meist geraten, resistente, neue Zuchtsorten zu wählen. Noch besser als die Wahl neuer robuster Zuchtsorten wäre allerdings nach Meinung vieler unabhängiger Fachwissenschaftler, wenn Sie als Hausgärtner auf die Suche nach einer alten Sorte gingen, die dem Monilia-Pilz einen guten Widerstand entgegensetzt.

Der Einsatz alter Sorten ist zunächst einmal eine Art Rückversicherung dagegen, dass die Züchter bei der Resistenz-Zucht auf einem anderem Gebiet ein entscheidendes Gen “vergessen” haben.

Unter anderem aus diesem Grund sollten die alten Sorte dringend erhalten werden, aber auch deshalb, weil sie einen unheimlichen Reichtum an Sortenvielfalt darstellen. An dem die industrielle Pflanzenproduktion nur mäßig interessiert ist, weil der Apfel z. B. nicht völlig gleichförmig wächst – eine Jahrhunderte alte Sorte kann man sich auch ganz schlecht patentieren lassen, wie es mit neuen Genmix-Sorten geschieht.

Alte Apfelsorten z. B. sind allgemein robust und nur in Ausnahmefällen gegen Monilia-Pilze anfällig: In einer Liste der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau mit “Bewährten Apfelsorten für den Streuobstanbau” werden z. B. von über 60 Apfelsorten nur zwei als mäßig bzw. leicht anfällig gegen Monilia bezeichnet.

Häufig gestellte Fragen

In Artikeln über Pflanzenkrankheiten ist häufig von guter fachlicher Praxis die Rede. Was heißt das?
Auch dem Gesetzgeber ist aufgefallen, dass unsere Umwelt unter dem unkritischen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln leidet. Deshalb sieht das neue (geltende) Pflanzenschutzgesetz vor, dass der Griff in die Chemiekiste (mit seinen häufig unabsehbaren Folgen) überhaupt nur Gärtnern erlaubt ist, die wissen, was sie tun, ihren Garten also mit Fachwissen pflegen. Das ist mit der “guten fachlichen Praxis” gemeint, zu ihr gehört z. B. Pflanzenschutzmitteln erst nach Überschreitung bestimmter Bekämpfungsschwellen anzuwenden, die am besten geeigneten Mittel in den zugelassenen Mengen mit den zugelassenen Geräten auszubringen und auch im Hinblick auf Vorsichtsmaßnahmen und Wartezeiten die Gebrauchsanleitung zu beachten.

Ich habe die Pilze erst an den reifen Früchten bemerkt, was kann ich jetzt noch tun?
Für viele der genannten Bekämpfungs- bzw. Vorbeugungsmaßnahmen ist es nun etwas spät. Wenn sich der Monilia-Befall erst in den reifen Früchten gezeigt hat, die sehr viel anfälliger gegen Pilze sind, ist er andererseits aber auch nicht ganz so arg. Sie können nach Abschluss der Ernte nun immer noch alle Triebspitzen (Äste) um eine Handlänge zurückschneiden, an denen noch Fruchtmumien hängen. So kriegen Sie alle Fruchtmumien vom Baum, mit denen Sie den Pilz sonst über den Winter füttern würden. Für Steinobst ist ja jetzt ohnehin der beste Schnittzeitpunkt, und auch Kernobst können Sie nach der Ernte schneiden, wenn Sie Monilia-Befall festgestellt haben. Bis zum nächsten Blühbeginn haben Sie Zeit, Fruchtmumien und abgestorbene Triebe zu entfernen.

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Tipps für Schnellleser

• Monilia-Spitzendürre wird durch einen Pilz verursacht
• Dieser Pilz ist überall in unserer Umwelt zu finden
• Er wird erst zur Krankheit, wenn er sich übermäßig vermehren kann
• Das kann der Gärtner verhindern, zunächst durch naturnahe Gartenpflege, die gesunde Pflanzen schafft
• Dann durch Auswahl widerstandsfähiger Obstsorten
• Sicherer als Auswahl neuer, resistenter Zuchtsorten kann der Rückgriff auf alte, robuste Sorten sein
• Alte Sorten sind häufig gut widerstandsfähig gegen Monilinia-Pilze
• Die Hausgärtner sind auch die einzigen, die diese Sorten erhalten können, da die industrielle Pflanzenproduktion daran kein Interesse hat
• Bereits vorhandene, gesunde aber befallene Bäume werden durch Hygiene-Maßnahmen behandelt
• Dazu gehört z. B. sorgfältige Schnittpflege unter Beseitigung der pilzbefallenen Pflanzenteile und Pflanzenstärkung
• In Ausnahmen kann eine Behandlung mit den im Artikel aufgezählten Fungizide empfehlenswert sein

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