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Beim herbstlichen Beschneiden wird unerwünschtes Wachstum entfernt, etwa, weil die betreffenden Triebe und Zweige krank, alt oder einfach hinderlich sind. Allerdings schrecken viele Gärtner vor dieser wichtigen Aufgabe zurück, oft aus Angst, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen oder mit einer falschen Schnittführung irreparablen Schaden anzurichten. Davon dürfen Sie sich jedoch nicht abschrecken lassen. Wer die konkreten Beschnittanforderungen der Pflanzen in seinem Garten kennt, kann deren Aussehen und Gesundheit nachhaltig verbessern. Die folgenden Pflanzen sollten unbedingt im Herbst zurückgeschnitten werden.
Laub abwerfende Gehölze im Herbst schneiden
Der Spätherbst ist der richtige Zeitpunkt, um sommergrüne Bäume und Sträucher zurückzuschneiden. Hierfür gibt es eine ganze Reihe guter Gründe:
- Laub abwerfende Gehölze begeben sich in die winterliche Ruhephase
- weniger Saftdruck, weniger blutende Schnittwunden
- Entfernen von alten, kranken und brüchigen Trieben und Ästen reduziert Bruchgefahr
- besonders wichtig bei großen, durch Sturm bruchgefährdeten Bäumen
Allerdings sollte ein herbstlicher Rückschnitt nach Möglichkeit nicht radikal erfolgen, indem etwa die Kronen von Bäumen gekappt oder sämtliche Triebe von Sträuchern bodennah heruntergeschnitten werden. Derartige Arbeiten sollten Sie sich besser für das Frühjahr aufheben, da diese Pflanzenteile einen gewissen Schutz gegen winterliche Kälte bieten. Schneiden Sie immer nur so viel wie unbedingt notwendig.
Gehölze im Herbst richtig schneiden – So geht’s
Stattdessen sollten Sie Bäume und Sträucher wie folgt beschneiden:
- Entfernen abgestorbener Äste und Zweige
- Entfernen dünner und kraftloser Triebe (“Wasserschosser”)
- Abschneiden kranker Triebe und anderer Pflanzenteile
- Abschneiden bzw. Einkürzen zu langer Triebe
- Auslichten sich überschneidender oder einander reibender Triebe
Lediglich gerade gepflanzte Gehölze müssen nicht zurückgeschnitten werden. Sie erhalten lediglich einen Pflanzschnitt, sofern dieser noch nicht von der Baumschule vorgenommen wurde.
Diese Gehölze unbedingt im Herbst schneiden
Doch Vorsicht bei der Wahl des richtigen Schnittzeitpunktes, denn Herbst ist nicht gleich Herbst! Während Sie die Gartenschere bei manchen Bäumen und Sträuchern eher im Spätsommer / frühen Herbst ansetzen sollten, vertragen andere Arten einen Rückschnitt ab November oder sogar Dezember besser.
Obstbäume
Besonders auffällig ist dies bei den verschiedenen Obstgehölzen. So sollten starkwüchsige Steinobstarten wie beispielsweise Süßkirschen möglichst direkt nach der Ernte beschnitten werden. Dies begrenzt die Wuchskraft der Bäume, die schließlich mehr Fruchtholz ansetzen sollen. Auch Pfirsiche und Aprikosen sind bis spätestens August zu schneiden. Ab September ist jedoch der richtige Zeitpunkt für den Rückschnitt von Sauerkirschen und Pflaumen. Birn- und Apfelbäume wiederum sind so spät wie möglich zurückzuschneiden, hier sollten Sie frühestens im November zur Gartenschere greifen.
Beerensträucher
Viele Beerensträucher wie etwa Brombeeren und Himbeeren sind ebenfalls im Herbst zurückzuschneiden. Brombeeren stutzen Sie wie Apfel- und Birnbäume im späten Herbst. Schneiden Sie die fruchttragenden Zweige des letzten Jahres möglichst direkt am Haupttrieb ab und kürzen Sie starke Seitentriebe bis auf zwei Augen zurück. Befestigen Sie diese anschließend am Rankgerüst, sofern vorhanden.
Bei Himbeeren hängt der richtige Schnittzeitpunkt dagegen von der Sorte ab: Sommerhimbeeren kürzen Sie direkt nach der Ernte ein, lediglich Herbsthimbeeren erhalten einen Rückschnitt im Spätherbst oder sogar erst im Winter. Schneiden Sie alle Ruten bis zum Boden zurück, die in diesem Jahr Früchte getragen haben, ebenso schwächere Zweige. Binden Sie die neu gewachsenen Triebe hoch, sofern Sie sie nicht entfernen. Pro Strauch sollten etwa acht bis zehn neue Zweige stehenbleiben.
Weitere Beerensträucher, die im Herbst zu schneiden sind:
- Aronia / Apfelbeere (Aronia melanocarpa)
- Gojibeere / Chinesische Wolfsbeere (Lycium barbarum)
- Heidelbeere / Blaubeere (Vaccinium myrtillus)
- Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
- Schwarzdorn / Schlehe (Prunus spinosa)
- Haselnuss / Gemeine Hasel (Corylus avellana)
Andere Beeren tragende Sträucher wie etwa die Felsenbirne (Amelanchier) oder die Kornelkirsche (Cornus mas) werden – wenn überhaupt, beide Arten brauchen nur selten einen Rückschnitt! – direkt nach der Blüte im Frühjahr zurückgeschnitten.
Laubbäume
In vielen Gärten erfreuen sich kugelförmige Laubbäume aufgrund ihres eher niedrigen Wuchses und der klein bleibenden Krone großer Beliebtheit. Sommergrüner Kugel-Ahorn (Acer platanoides ‘Globosum’), Kugel-Winterlinde (Tilia cordata ‘Green Globe’), Kugel-Robinie (Robinia pseudoacia ‘Umbraculifera’), Kugel-Amberbaum (Liquidamber styraciflua ‘Gumball’), Kugel-Blumenesche (Fraxinus ornus ‘Meczek’), Kugel-Feldahorn (Acer campestre ‘Nana’) oder Kugel-Trompetenbaum (Catalpa bignoides ‘Nana’) verlieren im Herbst ihr Laub und sollten auch zu diesem Zeitpunkt in Form geschnitten werden.
Ohnehin neigen viele sommergrüne Laubbäume stark zum Bluten, was vor allem für Arten wie beispielsweise Berg-, Spitz- oder Feldahorn, Birken oder Walnussbäume gilt. Deshalb sollten man diese Baumarten immer erst zu Beginn der Ruheperiode zurückschneiden, spätestens jedoch dann, wenn das Laub vollständig abgeworfen wurde.
Hecken
Gemäß der deutschen Gesetzgebung dürfen Hecken zwischen dem 1. März und dem 30. September eines Jahres nicht geschnitten werden. Lediglich sanfte Schnittmaßnahmen wie etwa das Entfernen abgeblühter Triebe sind erlaubt. Diese Maßnahme soll brütende Vögel schützen, die durch den Lärm elektrischer oder mit Benzin betriebener Heckenscheren von ihrem Gelege vertrieben werden können. Aus diesem Grund sollten Sie typische Heckenpflanzen wie beispielsweise
- Scheinzypressen (Chamaecyparis)
- Abendländischer Lebensbaum (Thuja occidentalis)
- Feldahorn (Acer campestre)
- Rotbuche (Fagus sylvatica)
- Europäische Eibe (Taxus baccata)
- Lorbeerkirsche / Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
- Liguster (Ligustrum)
- Buchsbaum (Buxus sempervirens)
- oder Stechpalmen (Ilex)
erst ab dem 1. Oktober in Form bringen bzw. stark zurückschneiden.
Spätblühende, winterharte Stauden
Im Gegensatz zu bereits zeitig im Jahr blühenden Gehölzen und Stauden sollten Sie spät blühende, mindestens zweijährige Stauden (die im Gegensatz zu Sträuchern nicht verholzen) ebenfalls nach der Blüte – die meist erst im Herbst beendet ist – zurückschneiden. Bei den folgenden Arten kürzen Sie die Triebe um etwa zwei Drittel zurück und schneiden Sie dünne, kraftlose Stängel bis auf den Boden:
- Flockenblumen (Centaurea)
- Herbstastern (Symphyotrichum)
- Storchschnabel (Geranium)
- Schlangenkopf / Schiefe Schildblume (Chelone obliqua)
- Ballonblume (Platycodon grandiflorus)
Auch der Rittersporn (Delphinium) mit seinen leuchtend blauen Blütenkerzen wird erst nach der zweiten Blüte im Herbst zurückgeschnitten.
Niemals bei Frost schneiden
Sollte der Herbst ungewöhnlich kalt sein und durch frühen Frost gekennzeichnet, verzichten Sie besser auf einen Rückschnitt. Ein Frostschnitt kann gravierende Folgen haben, da er das empfindliche Schutzsystem eines Baumes oder Strauches aus dem Gleichgewicht bringen kann. Durch den Schnitt liegt das Kambrium bloß, was während einer Frostperiode zum Absterben des betreffenden Zweiges oder Astes führt – und diesen brüchig werden lässt. Holen Sie den Schnitt lieber zu einem geeigneteren Zeitpunkt nach, wenn es wärmer als fünf Grad Celsius ist, der Himmel bedeckt und die Witterung trocken.
Häufig gestellte Fragen
Viele Sträucher und mindestens zweijährige Stauden, neben der Hortensie beispielsweise auch Lavendel sowie Roseneibisch, Seidelbast, Glocken- und Besenheide, winterharte Fuchsien oder Kamelien, sollten die vertrockneten Blüten- und andere Triebe über den Winter behalten. Diese Pflanzenteile dienen dem Frostschutz und sorgen dafür, dass die Pflanzen besser und gesunder über den Winter kommen. Schneiden Sie die vertrockneten sowie frostgeschädigte Triebe daher erst zum Austrieb im nächsten Frühjahr zurück. Diese Regel gilt übrigens auch für viele frostempfindliche Gräser, die im Winter eintrocknen und im Frühjahr wieder neu austreiben.
Wann Sie Ihre Rosen schneiden, hängt von der konkreten Sorte ab. Rosen werden in verschiedene Schnittgruppen eingeteilt, die nach öfterblühenden und einmalblühenden Sorten sortiert werden. Öfterblühende Rosen werden tatsächlich im Frühjahr geschnitten, außerdem sollte Verblühtes so schnell wie möglich entfernt werden. Einmalblühende Sorten dagegen beschneiden Sie direkt nach der Blüte. Allerdings ist aus Gründen der Gesunderhaltung ein Herbstschnitt sinnvoll, bei dem abgestorbene, dünne und schwache Triebe noch vor dem ersten Frost entfernt werden – und zwar ganz egal bei welcher Sorte. Diese Maßnahme schützt die empfindlichen Rosen vor einer Infektion mit Pilzen oder Bakterien.
Die leuchtend gelb blühenden Forsythien gehören zu den ersten Boten des Frühlings. Sie sollten diese und andere frühblühende Gehölze jedoch immer erst nach der Blüte und nach Möglichkeit nicht im Herbst schneiden: Ein zu starker Herbstschnitt birgt die Gefahr, dass Sie die bereits angelegten Blütenknospen fürs Folgejahr wegschneiden – und somit die Blütenpracht ausbleibt. Doch Vorsicht: Nicht alle Gehölze vertragen einen Rückschnitt! Magnolie sollten Sie beispielsweise besser in Ruhe lassen, Scheinhasel (Corylopsis) und Zaubernuss (Hamamelis) ebenfalls.