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Essigbaum, Rhus typhina – Pflege-Anleitung

Essigbaum - Rhus typhina

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Mit dem Essigbaum kultiviert der fantasievolle Hobbygärtner eine Pflanze, die einerseits für Furore sorgt und andererseits genug pflegerischen Freiraum lässt, um auch einmal die Seele baumeln zu lassen. Das Ziergehölz gedeiht als Baum oder Strauch, dessen leicht schimmernde Fiederblätter im Verlauf des Jahres wiederholt ihr Erscheinungsbild wechseln, das in einer spektakulären Herbstfärbung mündet.

Dabei zeigt sich der Rhus typhina so genügsam, dass er lediglich sporadisch der Pflege bedarf. Einzig sein invasiver Ausbreitungsdrang trübt den sympathischen Pflanzen-Charakter leicht. Mithilfe einer fundierten Pflege-Anleitung behält der Gartenfreund diesen gärtnerischen Aspekt souverän unter Kontrolle.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Sumachgewächse (Anacardiaceae).
  • Wissenschaftlicher Name Rhus typhina.
  • Bezeichnung der Art: Essigbaum.
  • Gedeiht als mehrstämmiger Baum oder Strauch.
  • Wuchshöhe in Kultur 300 cm bis 500 cm.
  • Weibliche rote Kolbenblüten im Frühjahr vor dem Blattaustrieb.
  • Männliche, gelbgrüne, 20 cm lange Blüten.
  • Sommergrüne Fiederblätter mit Herbstfärbung.
  • Kleine Steinfrüchte, umgeben von langen, roten Haaren.
  • Winterhart bis -20° Celsius.

Im deutschsprachigen Raum wird der Essigbaum häufig als Hirschkolbensumach bezeichnet, weil die Triebe in jungen Jahren mit einem filzigen, braunen Bewuchs überzogen sind, der aus der Ferne an ein Hirschgeweih erinnert.

Standort und Pflanzerde

Die Auswahl des Standortes für den Essigbaum kann der Gartenfreund entspannt angehen, denn in dieser Hinsicht zeigt sich das Ziergehölz überaus flexibel.

  • Essigbaum - Rhus typhina Sonnige bis halbschattige Lage.
  • Normaler, gut durchlässiger Gartenboden.
  • Vorzugsweise nicht zu kalkhaltige Pflanzerde.
  • Sandig-trockenes Substrat wird ebenso akzeptiert, wie lehmig-feuchte Erde.

Ähnlich der überwiegenden Mehrheit der Gartenpflanzen und Gehölze, mag der flach wurzelnde Rhuy typhina nicht in stauendem Wasser stehen. Enthält das Substrat dann noch reichlich Kalk, gibt selbst ein so robuster Strauch, wie der Essigbaum auf und gedeiht nur kümmerlich – wenn überhaupt.

Gießen und Düngen

Der Essigbaum bohrt seine Wurzeln zwar nicht sonderlich tief in die Erde, dafür breitet er sich weitflächig aus, um die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen bis in die Krone zu gewährleisten. Der Gartenfreund ist folglich nur selten gefordert, unterstützend tätig zu werden.

  • Den Essigbaum nur bei längerer Trockenheit gießen.
  • Idealerweise kalkarmes Wasser verwenden.
  • Von April bis August ab und zu Kompost auf der Baumscheibe einarbeiten.
  • Alternativ Pferde- oder Rinderdung verwenden für die Nährstoffversorgung.

Als ein probates, umweltfreundliches Düngemittel hat sich Brennnesseljauche erwiesen.
Die Anwendung von Langzeit- bzw. Vorratsdünger, wie Blaukorn, erübrigt sich bei diesem genügsamen Ziergehölz. Der Bedarf an zusätzlichen Nährstoffen ist so gering, dass es bei derartigen Präparaten schnell zu einer Überdüngung kommt, mit ernsthaften Folgeschäden für den Rhus typhina.

Schneiden

Der Essigbaum entwickelt seinen formschönen Habitus ganz ohne einen Formschnitt. Da er am geeigneten Standort, bei adäquater Pflege sehr dicht gedeiht, wird der erfahrene Hobbygärtner ab und zu einen Erhaltungsschnitt in Erwägung ziehen. Diese Maßnahme ist insofern sinnvoll, als dass der buschige Strauch von innen her verkahlt, wenn Luft und Sonne nicht mehr bis dorthin gelangen.

  • Essigbaum mit Herbstlaub Im Herbst oder im Frühjahr bei Bedarf den Essigbaum auslichten.
  • Vertrocknete und verkümmerte Äste herausschneiden.
  • Sich kreuzende Zweige abschneiden.
  • Soweit auslichten, dass der Abstand der Äste ca. 20 cm beträgt.
  • Jeder Schnitt wird leicht schräg und ca. 3-5 mm über einem Auge angesetzt.

Bei dieser Gelegenheit nimmt der geübte Gartenfreund die Baumscheibe genau in Augenschein und entfernt sogleich unerwünschte Triebe, die aus den bis zu 5 Meter langen Wurzeln wachsen. In einem frühen Stadium ist es noch möglich, sie einfach aus der Erde zu ziehen.

Da der Essigbaum als giftig eingestuft wird, ist es ratsam bei sämtlichen Pflege- und Schneidearbeiten Handschuhe und einen Augenschutz zu tragen.

Vermehren

Der Hirschkolbensumach vermehrt sich aus eigener Kraft so emsig, dass er zu den invasiven Gartenpflanzen zählt. Entweder treibt er aus seinem breit gefächerten Wurzelsystem aus oder verteilt seine Samen mithilfe der Vögel. In den seltensten Fällen gedeiht in der Folge ein neuer Essigbaum im Garten genau dort, wo der Hobbygärtner ihn sich wünscht. Daher nimmt er die Vermehrung des Strauches selbst in die Hand, wobei er sich zwischen verschiedenen Methoden entscheiden kann.

Aussaat
Die trockenen Steinfrüchte sind im Herbst ausgewachsen und fallen auf den Boden, wenn sie reif sind. Darin befinden sich die Samen. Da es sich um Kaltkeimer handelt, ist zunächst ein Kältereiz erforderlich, um die Keimhemmung zu brechen. Dabei wird der natürliche Rhythmus nachgeahmt.

  • Essigbaum - Rhus typhina Die Samen für 24 Stunden in warmem Wasser quellen lassen.
  • In Töpfen mit Anzuchterde pflanzen und für ca. 4 Wochen hell und warm platzieren.
  • Anschließend eine Plastikfolie ausbreiten, darauf feuchten Sand und die Samen ausstreuen.
  • Zu einer Rolle formen, die an beiden Enden fest zusammengebunden ist.
  • Für 8 bis 12 Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks oder dem Balkon aufbewahren.

Im Anschluss an diese Stratifikation werden die Sämlinge einzeln in Töpfe mit Anzuchtsubstrat gesteckt, mit Erde bedeckt und leicht feucht gehalten mit gesammeltem Regenwasser. Während dieser Zeit ist es erforderlich, sie schrittweise an steigende Temperaturen und Sonnenlicht zu gewöhnen. Trotz dieses Aufwands liegt erfahrungsgemäß die Keimquote bei spärlichen 37 %.

Steckholz
Aussichtsreicher ist die Vermehrung mithilfe von Steckhölzern. Im Winter schneidet der Hobbygärtner die gewünschte Anzahl zweijähriger, verholzter Triebe ab. Die Triebspitze wird mit einem geraden Schnitt gekappt. Der untere Teil wird schräg geschnitten, sodass Steckhölzer entstehen mit einer Länge von 10 cm bis 15 cm und 3 bis 4 Blattknoten.

Anzuchttöpfe werden mit einem Torf-Sand-Gemisch gefüllt, worin die Steckhölzer einzeln bis zur Hälfte eingesetzt werden. Den Winter verbringen sie bei 5° bis 12° Celsius an einem hellen, nicht vollsonnigen Standort, um ein eigenes Wurzelsystem zu entwickeln. Im Verlauf der Monate erhalten die Steckhölzer lediglich so viel Wasser, dass das Substrat bzw. der Wurzelballen nicht austrocknet.

Die Steckhölzer bewurzeln zügiger, wenn über dem Anzuchtgefäß eine Plastikhaube gestülpt und alle 1 bis 2 Tage gelüftet wird.

Da es sich bei dem Essigbaum um ein winterhartes Gehölz handelt, spricht nichts dagegen, die Steckhölzer gleich am vorgesehenen Standort im Garten in die Pflanzerde zu stecken. Im Rahmen dieser Methode ist hingegen mit einer hohen Ausfallquote zu rechnen.

Wurzelschnittlinge
Als Flachwurzler mit einem weitläufigen Wurzelsystem, ist der Essigbaum prädestiniert für die Vermehrung durch Wurzelschnittlinge.

  • An einem frostfreien Tag im Spätwinter mehrere Wurzeln freilegen.
  • Bleistiftdicke, gesunde Wurzelstücke mit dem Messer oder Spaten abstechen.
  • Maximal 30 % der vorhandenen Wurzeln abschneiden, um die Mutterpflanze nicht zu gefährden.
  • Die Wurzeln in ca. 10 cm lange Teilstücke zerschneiden.
  • Die Wurzelspitze wird gerade, der untere Teil wird schräg geschnitten.
  • Mit dem schrägen Ende nach unten in Töpfe mit nährstoffarmem Substrat stecken.
  • Die Spitze des Schnittlings schließt bündig mit der Erdoberfläche ab.

Zu guter Letzt, wird noch eine dünne Schicht Sand oder Kies aufgetragen und die Töpfe mit den Wurzelschnittlingen in einem kalten Kasten, einem Frühbeet oder einem anderen kühlen Ort bei maximal 12° Celsius aufgestellt. Die erste Dosis Wasser gibt es erst dann, wenn die Wurzeln sprießen und sich erste Sprossen zeigen. Bei Bedarf werden die Wurzelschnittlinge in größere Gefäße umgetopft, bis sie dann als junge Essigbäume im Herbst ausgepflanzt werden.

Pflanzen

Essigbaum - Junges Exemplar Bei aller Freude, das gärtnerische Repertoire durch den schnellwüchsigen Essigbaum zu vergrößern, darf die Tatsache seines invasiven Charakters nicht aus den Augen verloren werden. Wird dieser Umstand bereits bei der Pflanzung berücksichtigt, wird der verstärkte Ausbreitungsdrang des Rhus typhina von Beginn an in seine Schranken verwiesen und den Gartenfreund in späteren Jahren nicht behelligen.

Folglich wird am vorgesehenen Pflanzort eine stabile Wurzelsperre senkrecht in den Boden gelassen. Um dem enormen Druck der Wurzeln des Essigbaums standzuhalten, darf hier nicht an der Qualität gespart werden. Teichfolie oder Unkrautvlies sind völlig ungeeignet. Besser ist eine mindestens 2 mm dicke Rhizomsperre aus Hochdruck-Polyethylen.

  • Die Pflanzstelle von Unkraut, Wurzeln und Steinen reinigen.
  • In einem Umkreis von mindestens 2 Metern die Wurzelsperre senkrecht eingraben.
  • Die beiden Enden überlappen sich mindestens 10 cm bis 15 cm.
  • Mithilfe einer Aluminium-Schiene wird die Rhizomsperre geschlossen.
  • Den Wurzelballen des Hirschkolbensumachs in einen Eimer Wasser stellen.
  • In der Zwischenzeit eine Grube ausheben, die doppelt so breit und tief ist, wie der Wurzelballen.
  • Den Aushub in einer Schubkarre mit Kompost, Hornspänen oder Pferdedung mischen.
  • An der Sohle des Pflanzlochs eine Drainage anlegen aus Kies, Perlite oder Tonscherben.
  • Darüber eine erste Schicht des selbst gemischten Substrats verteilen.
  • Den Essigbaum austopfen, in der Mitte der Grube einpflanzen und angießen.

Die Standfestigkeit des jungen Rhus typhina wird erhöht mithilfe von drei Stützpfosten, die im Abstand je jeweils 30 cm um den Baum herum in die Erde geschlagen werden. Als Bindematerial dienen breite Bastbänder oder Kokosstricke. Spätestens ab dem 2. Standjahr haben die Stützen ihre Aufgabe erfüllt.

Die Wurzelsperre darf nicht zu eng um den Wurzelballen herum in die Erde gelassen werden. Ein zu enger Wurzelraum verursacht innerhalb kurzer Zeit Kümmerwuchs und Trockenstress.

Überwintern

Der Essigbaum ist winterhart bis -20° Celsius, wobei er keinerlei Schutzmaßnahmen bedarf. Da insbesondere die Zwergsorten des Rhus typhina gerne im Kübel kultiviert werden, ist ein Winterschutz empfehlenswert, damit der Wurzelballen bei starkem Frost nicht vollständig durchfriert. Steht kein frostfreies Winterquartier zur Verfügung, wird das Pflanzgefäß an einer nach Süden ausgerichteten Hauswand auf einem isolierenden Holzblock platziert.

Darüber hinaus erhält der Kübel einen Schutzmantel in Form von Vlies oder Folie. Ein Jutesack, der über die Triebe und Äste gestülpt wird, ist zwar nicht zwingend erforderlich, verhindert hingegen zuverlässig Erfrierungen an den Zweigspitzen. Ist abzusehen, dass sich die kalte Jahreszeit verabschiedet, entfernt der Gartenfreund rechtzeitig den Winterschutz, damit sich bei steigenden Temperaturen darunter kein Schimmel bildet.

Schöne Sorten

Geschlitzter Essigbaum (Rhus typhina ‘Dissecta’)

  • Geschlitzter Essigbaum - Rhus typhina 'dissecta' auch Farnwedelsumach genannt
  • Wuchshöhe 300 cm bis 350 cm
  • bis zu 30 cm lange Fiederblätter

Geschlitzter Essigbaum (Rhus typhina ‘Laciniata’)

  • Wuchshöhe bis 500 cm
  • wirkt wuchtiger, als Dissecta
  • tritt vorzugsweise als Baum auf

Gelbgrüner Essigbaum (Rhus typhina ‘Tiger Eyes’)

  • Wuchshöhe 150 cm bis 250 cm
  • beliebte Zwergsorte für den Kübel
  • gelbgrünes Laub verwandelt sich im Herbst in feuerrot

Unter den insgesamt 150 bekannten Arten des Essigbaumes, sind dies diejenigen von gärtnerischer Bedeutung für den privaten Garten.

Häufig gestellte Fragen

Ist es eigentlich möglich, den Essigbaum als Sichtschutz bzw. Hecke zu verwenden?
Da der Rhus typhina ausgesprochen schnittverträglich ist, wäre diese Form der Nutzung durchaus denkbar. Zu einer exakten, streng geometrisch geschnittenen Hecke eignet sich das Gehölz hingegen nicht so gut, weil die bis zu 30 cm langen Blätter gestutzt würden. Als lockerer, frei wachsender Sichtschutz dürfte der Essigbaum eine gute Figur abgeben, weil in diesem Fall lediglich aus der Form wachsende, lange Äste zu schneiden wären.
Bei der Pflanzung des Essigbaumes habe ich es versäumt, eine Wurzelsperre in den Boden zu setzen. Sie nachträglich zu installieren ist mir zu aufwändig.

Wie kann ich die Ausbreitung des Hirschkolbensumachs trotzdem unter Kontrolle halten?
Wenn Sie jeden unerwünschten Trieb sogleich aus dem Boden ziehen, hat der Essigbaum keine Chance, Ihren Garten zu erobern. Wir empfehlen, eine Routine einzuführen, bei der nach jedem Rasenmähen die neuen Triebe ausgerupft oder mit dem Spaten einschließlich ihrer Wurzeln abgestochen werden.

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Tipps für Schnellleser

- Der Essigbaum möchte möglichst sonnig stehen.
- Lichten Halbschatten akzeptiert er ebenfalls.
- Die Erde ist durchlässig und kalkarm.
- Nur bei längerer Trockenheit wird der Rhus typhina gewässert.
- Der geringe Nährstoffbedarf wird mit Kompost oder Mist gedeckt.
- Bei Bedarf beschränkt sich das Schneiden auf Auslichten.
- Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat, Steckhölzer und Wurzelschnittlinge.
- Winterschutz ist lediglich bei Kübelhaltung erforderlich.
- Beste Pflanzzeit sind das Frühjahr und der Herbst.
- Als invasive Pflanze wird der Essigbaum mit Wurzelsperre gepflanzt.
- Den Durchmesser der Wurzelsperre nicht zu eng bemessen.
- Der Essigbaum gilt als giftig.
- Bei der Arbeit sind stets Handschuhe und Augenschutz zu tragen.

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