Pflanzenlexikon

Kakaobaum – Anzucht und Pflege der Kakaopflanze

Kakaobaum mit Früchten

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Erst einen Kakaobaum anpflanzen, dann die eigene Schokolade herstellen – ein Plan, der sicher nicht nur bei den Jüngsten in der Familie Beifall finden wird. Leider gelten Sie in unseren Breiten schon als Experte, wenn Sie einen Kakaobaum zum Fruchten bringen, das ist noch lange keine Schokolade. Seine Anschaffung lohnt sich trotzdem, Kakaobäume können bei uns zu sehr attraktiven Pflanzen heranwachsen, mit sehr vielen und sehr großen Blättern und stattlicher Größe. Dazu müssen Sie dem Kakaobaum aber eine angemessene Umgebung und die richtige Pflege bieten, keine ganz simple Aufgabe.

Steckbrief

  • Die Kakaopflanze gehört zur Ordnung der Malvenartigen, Familie Malvengewächse
  • In dieser Familie bilden die Kakaobäume eine eigene Gattung Theobroma
  • Der zur Kakaogewinnung genutzte Kakaobaum ist der “Theobroma cacao”
  • Dieser Kakaobaum wird in der Natur um 20 Meter hoch
  • In Kultur bleibt er kleiner, kann aber zu einer sehr stattlichen Zimmerpflanze werden
  • Allerdings stellt der “Theobroma cacao” einige Ansprüche an seine Umgebung
  • Denn in seiner Heimat ist es deutliche wärmer und feuchter als bei uns…

Eigene Anzucht – nicht empfehlenswert

Wenn Sie diesen Artikel lesen, sind Sie wahrscheinlich noch kein Experte im Umgang mit Kakaopflanzen. Vielleicht wollen Ihre Kinder Sie dazu bewegen, die Tüte Kakaobohnen auszusäen, die Sie neulich als Snack geschenkt bekommen haben, um daraus eine Kakao-Zimmerplantage mit jährlicher Ernte anzulegen … Schwierig, diese Kakaobohnen können geschält und geröstet sein, vielleicht auch ungeschält und ungeröstet, aber immer sind sie fermentiert, und aus einer fermentierten Kakaobohne keimt nichts mehr, niemals. Sie brauchen vielmehr eine frische Kakaoschote.

Wo es die gibt und warum die Anzucht selten gelingt, erfahren Sie unten bei Fragen. An Ihre erste Kakaopflanze kommen Sie leichter über Internet-Handelsplattformen und -Tauschbörsen, in Geschäften mit exotischen Pflanzen und in Botanischen Gärten heran.

Standort

Kakaobaumplantage Der Kakaobaum kommt aus dem tropischen Regenwald im Amazonasgebiet und wird heute bis hinauf nach Mittelamerika angebaut. Aber nur in einem begrenzen Streifen links und rechts vom Äquator, in warmem, lichtreichen und feuchtem Klima. Dort wächst er in einer der unteren Etagen, also ziemlich im Dunkeln, deshalb kommt er mit  deutschem Licht einigermaßen aus und verträgt auch hier keine brennende Mittagssonne.

Oft kann man jedoch lesen, dass Kakaopflanzen halbschattige Standorte brauchen, was für viele Zimmergärtner bedeutet, dass die Pflanzen irgendwo in einer Zimmerecke am besten gedeihen. So ist das nicht, auch das hellste Plätzchen in einer deutschen Wohnung empfängt (besonders im Winter) nicht die Lichtmenge, die zu einem Halbschatten in Brasilien durchdringt.

Wenigstens ausreichend Wärme können wir dem Kakaobaum in der Wohnung unkritisch bieten, wobei auch hier Aufmerksamkeit angesagt ist: Von der Lichtmenge besehen, steht ein Kakaobaum im Wintergarten sehr gut, wenn der Wintergarten im Winter jedoch eher kühl gehalten wird, könnte es ihm dort schnell zu kalt werden. Temperaturen unter 24 °C kennt ein Kakaobaum aus seiner Heimat nur als gelegentliche Ausnahmen. Ab 18 °C abwärts soll die Kakaopflanze schwächeln – obwohl natürlich immer auch die Aufzucht/Abhärtung eine Rolle spielen. Der Topfboden sollte immer schön warm gehalten werden, mindestens 20 °C, hier bewährt sich eine Heizmatte. Nach oben gibt es keine Grenzen, 24 °C sind ideal, 30 °C vollkommen in Ordnung.

Am schwierigsten wird die Auswahl des Standorts in Bezug auf die Luftfeuchtigkeit: Die Kakaopflanze ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 75 und 90 % gewohnt – rund 70 % sind aber das absolute Maximum, das in einer deutschen Wohnung denkbar ist, in der sich die Bewohner noch wohlfühlen sollen. Allerdings lauert bei solchen Werten schon Schimmelgefahr, für die Tapeten und für die Kakaopflanze, wenn Sie diese Luftfeuchtigkeit durch Besprühen der Blätter herstellen wollen. Denn im Regenwald bekommt ein Kakaobaum kaum direkten Regen auf die Blätter, das vertragen die schlecht. Besser sind ein Standort möglichst fern von der Heizung, sehr regelmäßige Wassergaben und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit im direkten Umfeld, durch Wasserbehälter um den Topf.

Wie gesagt, auch der hellste Standort in Deutschland entspricht im Winter nie der Lichtintensität eines brasilianischen Halbschattens. Deshalb wird in unserem Winter eine zusätzliche Beleuchtung mit einer Pflanzenlampe empfohlen, um den Kakaobaum ohne durch fehlendes Licht verursachte Mangelerscheinungen über den Winter zu bringen. Informieren Sie sich, welche Leuchten geeignet sind, für eine Pflanzenlampe können Sie einstellige und dreistellige Eurobeträge ausgeben, und die höchsten Stromkosten fallen nicht bei den preiswertesten und effektivsten Pflanzenleuchten an – bei richtiger Wahl können Sie eine Pflanze mit rund 2,- € Stromkosten über den Winter bringen.

Substrat, Topf und Kübel

Jungpflanze des Kakaobaums Der Kakaobaum wächst in ganz normaler Erde, die mit etwas Sand schön wasserdurchlässig eingestellt werden sollte. Der Topf sollte hoch sein, der Kakaobaum bildet eine sehr lange Pfahlwurzel. Unter dem Wurzelbereich sollte eine Drainageschicht angelegt werden, damit die Erde ständig feucht gehalten kann, ohne dass die Wurzeln in Staunässe baden. Wenn der Kakaobaum mächtig zugelegt hat und seine Wurzeln schon fast unten aus dem Topf heraus wachsen, sollte er umgetopft werden

Im Gegensatz zu vielen anderen tropischen Pflanzen sollte der Kakaobaum auch im Sommer keinen “Platz an der Sonne” bekommen, sondern ist innen besser aufgehoben. In dieser Zeit bekommt er nämlich seine neuen Blätter, und die sind so empfindlich, dass sie schon einen leisen Windhauch übel nehmen.

Gießen, Düngen und Überwintern

Ein Kakaobaum steht bei uns – trotz aller Bemühungen, die Feuchte zu erhöhen – meist nicht in der Luftfeuchtigkeit, aus der er sich in seiner Heimat einen Teil seines Wassers holt. Deshalb muss er wirklich sorgfältig und regelmäßig feucht gehalten werden, um fehlende Feuchte in der Luft ausgleichen zu können.

Häufig wird empfohlen, neben Kakaobäumen Luftbefeuchter aufzustellen. Aus Zimmergärtner-Sicht vielleicht eine gute Idee, aus Sicht eines Menschen, der verantwortlich mit der eigenen Gesundheit und der Bausubstanz seiner Wohnung umgeht, eher nicht: Luftbefeuchter können fast nur unter Laborbedingungen und mit einer täglichen, gründlichen, zeitaufwendigen Reinigung davon abgehalten werden, sich in Keim- und Pilzschleudern zu verwandeln. Pflanzen können wie Menschen (die berühmten im Winter zu trockenen Schleimhäute) gegen zu trockene Luft im Umfeld vorgehen – indem sie mehr trinken, und im Gegensatz zu vielen Menschen tun die Pflanzen das auch.

Der Kakaobaum entwickelt Blätter bis zu 35 cm Länge, dazu braucht er schon ein paar Nährstoffe. Er wird also gedüngt, ab Beginn des verstärkten Wachstums, je nach Wuchsfreude alle ein bis zwei Wochen.

Eigentlich wird die Düngung bei Zimmerpflanzen zum Herbst hin langsam zurückgefahren, der Kakaobaum wird jedoch bei uns üblicherweise das ganze Jahr durchkultiviert und soll sein Wachstum dabei gerne in Schüben absolvieren. Kakaobaum-Halter haben beobachtet, dass der erste Schub im Frühjahr startet und im Spätsommer noch ein Schub folgt. Dann wäre es logischer, die Düngegabe im Herbst nicht zurückzufahren, sondern im Spätsommer kurz vor Einsetzen des zweiten Wachstumsschubes sogar etwas kräftiger zu düngen.

Wenn der Kakaobaum durchkultiviert wird, braucht er auch im Winter Wasser und ein paar Nährstoffe – im Gegensatz zu den Kübelpflanzen, die mit marginaler Bewässerung und ohne Dünger in echte Winterruhe geschickt werden (u. U. im dunklen Keller, wo sie ihre Blätter ablegen). Diese “echte Winterruhe” soll tropischen Pflanzen in unserem Klima zwar durchaus gut tun, es gibt jedoch keine Erfahrungsberichte darüber, dass Kakaobäume bei uns in dieser für tropische Pflanzen üblichen Art überwintert wurden. Auch bei ganzjährig kultivierten Pflanzen wird jedoch die Versorgung eine Zeitlang kräftig zurückgefahren, weil jede Pflanze nach Blüten-/Fruchtentwicklung eine Ruhepause braucht.

Blüte

Blüten des Kakaobaums Der Kakaobaum entwickelt eine ganz besondere Blüte, er hat nämlich die seltene Fähigkeit zur Kauliflorie oder Stammblütigkeit, die Blüten kommen direkt aus dem Stamm. Wie ungewöhnlich und schön das aussieht, können Sie sich hier ansehen: http://www.wz-newsline.de/lokales/krefeld/stadtleben/schokolade-aus-dem-regenwaldhaus-1.559362. Nach einigen Jahren sollte es soweit sein, dass Ihr Kakaobaum Blüten entwickelt, meist im Alter von fünf oder sechs Jahren, in der Wachstumssaison oder unter sehr günstigen Voraussetzungen sogar ganzjährig.

Ernte

So schön die Blüten vom Kakaobaum sind, mit dem Kakao vom eigenen Baum wird es eher nichts werden. Kakaobäume lassen sich nur in einem ganz bestimmten Klima zu einer reichen Ernte motivieren, und zwar in einem Streifen von 20° nördlicher und 20° südlicher Breite um den Äquator. Von diesen tropischen Gebieten ist Deutschland, das sich so ungefähr zwischen dem 47. und dem 55. nördlichen Breitengrad erstreckt, ziemlich weit entfernt…

Dann kann ein Kakaobaum sich zwar selbst bestäuben, die Pollen und Knoten werden aber zu unterschiedlichen Zeiten fruchtbar. In der Natur wird die Bestäubung von kleinen Mücken erledigt, die im Gegensatz zu Bienen dazu kein so großes Talent haben sollen, von Tausenden Blüten pro Baum klappt auch auf einer Kakao-Plantage nur bei einem Bruchteil die Bestäubung.

Ernte des Kakaobaums In der Wohnung wird es kaum genug dieser Mücken geben (vermutlich sind es sowieso brasilianische Mücken) – Sie müssten selbst Hand anlegen, morgens Pollen abnehmen und mit diesen dann abends die Knoten befruchten, das klappt aber innerhalb einer Pflanze wohl auch nicht so sehr gut. Tatsächlich soll die künstliche Bestäubung nur dann eine Chance haben, wenn Sie zwei Kakaopflanzen haben, aber Früchte bringt das dann noch lange nicht – ein guter Prozentsatz der sich entwickelnden Früchte wird in Vorreife-Stadien abgeworfen.

Falls Sie Früchte zur Reife bringen würden, haben Sie dann immer noch keinen Kakao, noch lange nicht, der wird zwar aus den Samen (den Kakaobohnen) gewonnen, aber in einem mehr als komplizierten Umwandlungsprozess mit mehreren Stufen.

Wenn Sie irgendwann einmal Kakaobaum-Experte sind und Ihr Kakaobaum tatsächlich Früchte trägt, wird Sie ein Versuch eigener Kakao-Herstellung sicherlich reizen. Wenn Sie sich dann durchgelesen haben, was Sie dazu tun müssen, wird er Sie wahrscheinlich nicht mehr reizen, “Kakao machen” ist rasend kompliziert, mit Trocknen und Gären und Fermentation bei bestimmten Temperaturen und über bestimmte Zeitabschnitte. Das alles dauert lange, und während jedes einzelnen Verarbeitungsschritts kann viel schiefgehen, der “Home made Kakao” ist einfach keine reelle Option. Eh Sie sich jetzt vom ganzen “Unternehmen Kakaobaum” abwenden, weil das ja nur Frust bringt, hier andere Aussichten: Die Samen sitzen in einer großen Kakaofrucht (Kakaoschote), die Mengen eines weißen, süßen, sehr schmackhaften und sehr gesunden Fruchtfleischs enthält, dass roh gegessen oder als Saft oder in Cocktails getrunken werden kann.

Häufig gestellte Fragen

Ich bin Anzucht-Experte und würde es wagen – aber wo bekomme ich frische Kakaoschoten her?
Ohne Ihnen nahezutreten – Anzucht-Expertise scheint bei der Anzucht von Kakaobäumen nicht der Erfolgsgarant zu sein, sondern es geht eher darum, dass Sie fast unter Laborbedingungen arbeiten können – auch im Hinblick auf Temperatur und Feuchtigkeit. Wenn irgendetwas nicht stimmt, sollen die Kakaobäumchen nach Erscheinen des ersten Keimblatts einfach umkippen und nicht wieder zum Leben zu erwecken sein. Wenn Sie es versuchen möchten: Frische Kakaoschoten bekommen Sie z. B. bei www.exotic-seeds-shop.de, das Fruchtfleisch lässt sich am leichtesten entfernen, wenn es einfach von den Bohnen = Samen gelutscht wird, schmeckt sehr lecker (und sollte komplett ab, sonst stört es die Keimung und verursacht Schimmel). Dann säen Sie die Samen in eine Keimbox oder ein Zimmergewächshaus mit steriler Anzuchterde/Perlit aus und halten sie durchgehend warm und feucht.

Meine Kakaopflanze bekommt rotbraune Blätter, was kann das sein?
Wenn es sich um die ersten Blätter handelt, die bei Ihnen austreiben, ist es nichts außer Wachstum – neu austreibende Kakaoblätter sind erst einmal rotorange bis rotbraun gefärbt und werden erst nach einiger Zeit dunkelgrün. Wenn sich vorhandene Blätter verfärben, kann es an zu viel Sonne oder Wasser liegen, oder an zu wenig Sonne und Wasser, oder an Schädlingen, oder an zu viel/zu wenig Dünger – gehen Sie bei der Ursachenforschung systematisch vor, angefangen mit dem Pflegefehler, der nach gründlicher Information am wahrscheinlichsten vorliegt.

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Tipps für Schnellleser

- Zumindest bei Ihrem ersten Kakaobaum sollten Sie sich nicht an die Anzucht wagen
- Die Pflege von Kakaopflanzen ist nämlich nicht ganz unkompliziert
- Und sie erfordert eine bestimmte Umgebung, die nicht in jeder Wohnung geboten werden kann
- Ihren ersten Kakaobaum sollten Sie deshalb besser als Jungpflanze kaufen oder eintauschen
- Und ausprobieren, ob er sich bei Ihnen wohlfühlt...
- Im Artikel werden mehrere Ideen genannt, bei welchen Quellen Sie eine Kakaopflanze bekommen können
- Dann wird die Pflege der Kakaopflanze in ihren Grundsätzen beschrieben

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