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Einen eigenen Rhododendron durch Ableger oder Stecklinge zu vermehren, ist gar nicht so schwer. Die richtigen Maßnahmen zur rechten Zeit durchgeführt, dazu eine Portion Geduld und in vier bis fünf Jahren kann man einen wohlgeratenen, kniehohen Rhododendronbusch ins Beet pflanzen. Wer sich noch einen Schritt weiter wagen möchte, kann es auch mal mit einer Veredelung versuchen. Eine gesunde, wurzelstarke Unterlage kann sich dabei mit duftenden, tiefroten Rhododendronblüten vereinen. Eine Veredelung ist jedoch nicht in jedem Fall und mit jeder Sorte die beste Methode der Vermehrung. Bevor es ans Werk geht, macht es Sinn, sich zunächst ein wenig mehr über die unterschiedlichen Techniken zu informieren.
Ableger
Ein Ableger ist praktisch der natürliche Klon einer Mutterpflanze. Die Vermehrung durch Ableger ist vegetativ, das heißt ungeschlechtlich. Eine Mutterpflanze kann Ableger zum Beispiel durch Kindel oder Wurzelausläufer bilden. Im Falle des Rhododendrons hilft man etwas nach, indem man bodennahe Triebe absenkt, damit sie eigene Wurzeln bilden. Die beste Zeit, um mit der Vermehrung durch Absenker zu starten, ist im Sommer, nach der Blüte. Als Mutterpflanze wählt man einen gesunden, älteren Strauch. Für die Arbeiten werden benötigt:
- scharfes Schneidwerkzeug
- Draht
- kleines Holzstück (Streichholz)
- Stützstab
- Band
Zunächst sucht man einen bodennahen, verholzten Trieb an der Mutterpflanze aus. Etwa 20 cm unterhalb des Blattansatzes muss nun mit einem scharfen Messer eine schräge Kerbe hineingeschnitten werden. Dabei vorsichtig zu Werke gehen, denn der Ast darf ja nicht von der Stammpflanze getrennt werden. Man fügt ihm quasi nur eine Wunde zu. Das daraufhin entstehende Wundgewebe (Kallus) ist zunächst unspezifisch. Das heißt, hieraus können auch Wurzeln entstehen. Genau dieser Anreiz wird damit gegeben, bringt man diese Wundstelle mit einem Nährboden in Kontakt. Dazu muss die Wunde mit einem Streichholz oder Stöckchen aufgehalten werden, bevor man sie ins Erdreich absenkt. Diese Schnittstelle versenkt man nun mindestens 5 cm tief in die Erde. Die offene Schnittstelle zeigt dabei nach unten. Damit der Trieb auch sicher im Erdreich bleibt, verankert man ihn mit einem Draht in der Erde. Dafür kann man auch kleine Zeltheringe zweckentfremden. Der neue Rhododendron in spe muss jetzt nur noch an einem Stock hochgebunden werden, damit er weiß, dass er gerade nach oben wachsen soll. Humusreiche Erde und ausreichende Bewässerung in diesem Bereich wird den Prozess der Bewurzelung unterstützen. Im nächsten Frühjahr müsste der Ableger genügend eigene Wurzeln gebildet haben. Jetzt kann er von der Mutterpflanze getrennt und ausgehoben werden. Dabei geht man möglichst achtsam zu Werke, um die zarten Wurzeln nicht zu beschädigen. Bereits jetzt kann man die Jungpflanze an einen gewünschten Standort einpflanzen. Gründliches Angießen nicht vergessen.
Stecklinge
- scharfes Schneidewerkzeug
- Anzuchtgefäß, Anzuchttöpfe
- nährstoffarme Anzuchterde
- eventuell Wurzelbeschleuniger
- Folie
Die Stecklinge schneidet man aus verholzten Trieben aus dem Vorjahr. Die Triebe werden auf ungefähr 15 cm eingekürzt. Die Blätter werden, bis auf den letzten oberen Blätterkranz entfernt. Befindet sich eine Knospe an der Triebspitze, muss auch diese entfernt werden. Wichtig ist, dass sich an der unteren Seite ein Blatttriebknoten befindet. Ein zusätzlicher Verletzungsschnitt am unteren Ende, fördert die Wurzelbildung. Genügend Feuchtigkeit ist das A und O für eine erfolgreiche Bewurzelung. Aus diesem Grund werden die oberen Blätter um die Hälfte eingekürzt. Damit wird die Verdunstung über die Blattoberfläche reduziert. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, taucht die untere Schnittfläche in ein Bewurzelungspulver, bevor er den Steckling in die Anzuchterde steckt. Jetzt benötigt der Trieb gleichmäßig hohe Luftfeuchtigkeit, jedoch keine nasse Erde. Wer ein Gewächshaus hat, kann ideale Bedingungen bieten. Eine Folie oder ein Gefrierbeutel über den Topf gestülpt, leisten ebenfalls gute Dienste. Durch regelmäßiges Benebeln mit Wasser muss in den nächsten sechs Wochen für ausreichend Luftfeuchtigkeit gesorgt werden. Die Temperaturen sollten zwischen 15 und 20 ° C liegen, direktes Sonnenlicht ist zu vermeiden. Nach ein bis zwei Monaten haben sich Wurzeln gebildet und man erkennt erste Anzeichen von Wachstum. Jetzt kann die Luftfeuchtigkeit reduziert werden, bzw. wird die Pflanze von der Folie befreit und kann nun in ein, für Rhododendren passendes, Substrat gesetzt werden.
Samen
Veredelung
Geht es darum, eine wunderschöne Rhododendronsorte zu vermehren, die aber leider recht empfindlich und als nicht gerade wuchsfreudig gilt, dann macht eine Veredelung Sinn. Bei einer Veredelung geht es immer darum, sich für die Vermehrung einer gewünschten Sorte, die Robustheit und Wuchsfreudigkeit einer anderen Sorte zunutze zu machen. In Baumschulen zählt dies zu den üblichen Verfahren. Denn meistens geht es darum, blütenreiche, farbenfrohe oder auch duftende Rhododendren, mit zuverlässigem Wachstum, für den Handel zu erzeugen. Für einen ambitionierten Hobbygärtner kann eine Veredelung ein spannendes Experiment sein und ein Erfolg dürfte das stolze Gärtnerherz höherschlagen lassen. Für die Arbeiten werden benötigt:
- bewurzelter Steckling
- Edelreiser
- scharfe Schneidewerkzeug
- Bast, Veredelungsband (auch Fleicoband genannt)
Die Veredelung beim Rhododendron wird in der Regel durch die sogenannte Kopulation durchgeführt. Das heißt, man bringt einen angewachsenen Steckling als Unterlage, mit dem Edelreis einer anderen Rhododendronart zusammen. In der Regel versucht man auf diese Art, schöne, aber empfindliche, anspruchsvolle, langsam wachsende Arten zu vermehren. Als Unterlage nimmt man bewährte, bodentolerantere und robuste Rhododendron Sorten. Für die Veredelung werden die Sorten ‘Cataw biense’, ‘Cunningham’s White’ oder die Inkarho-Sorten besonders gern genommen. Ist eine geeignete Unterlage gefunden und ein einjähriger Steckling steht daraus bereit, kann es mit der Veredelung losgehen. Schon beim Hochziehen des Stecklings sollte darauf geachtet werden, dass dieser eintriebig, gerade hoch heranwächst. Kleine Seitentriebe muss man immer wieder entfernen. Als geeignete Unterlage wird ein starkes Stämmchen mit kräftigem Wurzelwerk benötigt, für Seitentriebe sollte keine Kraft verschwendet werden. Hat man mehrere Stecklinge zur Auswahl, so nimmt man die höchsten, mit dem kräftigsten Wurzelwerk für die Veredelung. Das sogenannte Edelreis muss nun von der gewünschten Rhododendron-Sorte geschnitten werden. Das passiert am besten im Herbst oder Winter, auf jeden Fall vor dem ersten Frost. Der Reiser sollte ein einjähriger Trieb sein, der zwar ausgereift, aber noch nicht verholzt ist. Die Stielstärke hat ungefähr den gleichen Durchmesser, wie die des Stecklings für die Unterlage. Der Abschnitt erfolgt knapp über einer Blattrosette. Wie schon bei den Stecklingen wird auch dieser Trieb auf 10-15 cm eingekürzt. Eine Blütenknospe am Stielende wird abgeknipst. Bis zur Veredelung im Frühjahr können die Reiser in einem Plastikbeutel im Kühlschrank überwintern.
Häufig gestellte Fragen
Kann man unbewurzelte Stecklinge als Unterlage für das Edelreis nehmen, zusammenbringen und dann beides zusammen stecken?
Wer experimentierfreudig ist, mag diese Möglichkeit einfach mal für sich auszuprobieren. Es kann funktionieren, aber verständlicherweise ist das Verfahren mit einem bereits gut verwurzelten Steckling als Unterlage sicherer.
Kann man Rhododendren auch durch Abmoosen vermehren?
Das Abmoosen klappt nicht immer und bei jeder Art, ist aber durchaus einen Versuch wert. Ob der Versuch Erfolg hat oder nicht, kann man allerdings erst nach 1 bis 2 Jahren feststellen. Dann sollten sich an entsprechender Schnittstelle Wurzeln gebildet haben. Zum Abmoosen einen Zweig vorsichtig einschneiden und mit einem Keil den Schnitt offen halten. Die Schnittstelle mit feuchtem Sphagnum Moos umwickeln, mit einer Folie oben und unten fixieren und warten.