Der Ritterstern, gern aber nicht ganz korrekt als Amaryllis bezeichnet, ist eine auffällige Blühpflanze. Gerade um die Weihnachtszeit erfreut sie in unseren Räumen mit ihren großen wunderschönen Blüten. Es gibt unheimlich viele verschiedene Arten und Zuchtformen, in vielen Farben und Blütenformen. Wer einmal anfängt zu sammeln, kann selten wieder aufhören. Rittersterne sind pflegeleicht und anspruchslos, solange man ihnen ihre Ruhepause gewährt. Dann blühen sie zuverlässig. Wie man sie bis dahin pflegt und was es zu beachten gibt, erfahren Sie hier.
Steckbrief
Pflanzengattung aus der Familie der Amaryllisgewächse
Etwa 80 Arten und 600 Zuchtformen
Zwiebelpflanzen
Achtung: In allen Teilen giftig!!!
Stammen aus Südamerika, aus Gebieten mit ausgeprägter Trockenzeit
Bei uns käufliche Exemplare sind fast ausschließlich Hybriden
Botanisch korrekt sind Amaryllis eine eigene und andere Gattung
Drei Vegetationsphasen
Blühphase – im Winter
Wachstumsphase im Frühling und Sommer
Ruhephase im Herbst
Zuerst bildet sich der Blütenschaft
Später kommen die Blätter dazu
Blütenfarben von weiß, über gelb und orangerot bis zu verschiedene Rottönen. Auch mehrfarbige Blüten
Schöne Sorten
H. ’Exotica’ – marmorierte hellgelbe bis blass apricot-orangefarbene Blüten. Erinnern an Orchideenblüten. Wunderschön.
H. ’Lima’ – rot-hellgrüne Blüten, sehr spitze und schmale Blütenblätter, sehr auffälliges Aussehen
H. ’Apple Blossom’ – weiß-rosafarbene Blüten, klassische Blütenform
H. ’Aphrodite’ – rosa-weiß gefüllte, große Blüten
H. ’Gelbe Lemon’ – strahlend hellgelbe Blüten, etwas spitzere Blütenblätter, wie riesige Narzissenblüten
H. ’Gervase’ – filigrane erdbeerfarbene, gesternte Blüten
H. ’Papilo Butterfly’ – sehr auffällige Sorte, braunrote Maserung und grüne Spitzen, Farben fein gestreift. Wunderschön.
H. ’Moonlight’ – zartgelbe, fast weiße Blüten, nach innen etwas grünlich auslaufend. Sehr große lilienartige Blüten
H. ’Sweet Nymph’ – gefüllte rosa Blüten mit feiner hellerer Aderung
H. ‚Pötschkes Königliche’ – gefüllt blühend, sehr große weiße Blüten mit rotem Rand und Muster, wahrhaft königlich
H. ’Sweet Lady`- große, feuerrote und weißgeflammte Blüten
H. ’Dancing Queen’ – gefüllte, cremefarbene Blüten mit rot-orangen Streifen
H- ’Blossom Peacock’ – gefüllte, sternenförmige Blüte in rot-weiß
Pflege des Rittersterns
Wichtig bei der Pflege ist, dass man die in der Heimat des Rittersterns gegebenen Umweltbedingungen, welche die drei Phasen einleiten, einhält. Ohne Ruhephase wird die Pflanze nicht blühen. Die richtigen Kulturbedingungen sind wichtig. Je besser ein Ritterstern gepflegt wird, um so mehr Blütenstängel bringt er hervor. Drei bis vier sind absolut möglich.
Standort
Beim Standort ist es wichtig, in welcher Phase sich der Ritterstern befindet. In der Ruhephase muss er ruhen, darf ruhig dunkel gelagert werden, Hauptsache trocken. Während der Blütenbildung und der Blüte benötigen die Pflanzen viel Licht. Den Sommer über stehen sie am besten im Freien, allerdings nicht sonnig.
Während der Blütezeit hell und warm stellen, bei Temperaturen zwischen 18 und 20°C. Bei höheren Temperaturen welken die Blüten schneller.
Nach der Blüte, ab Mitte Mai können die Pflanzen auch gern ins Freie. Sie sollten allerdings einen eher schattigen, maximal halbschattigen Standort bekommen, damit die Blätter nicht verbrennen. Unbedingt langsam an die Sonne gewöhnen.
Die Pflanzen können bis Ende August, Anfang September draußen bleiben.
Alternativ können die Rittersterne natürlich auch hell in der Wohnung platziert werden.
Ab September, wenn das Laub eingetrocknet ist und die Zwiebel ohne Laub übrig ist, kann man sie dunkel stellen. Sie muss die Ruhephase einhalten. Ideal sind Temperaturen um die 15°C. Es geht aber auch kühler, aber nicht unter 5°C.
Damit sich Pflanze und Blütenstängel gleichmäßig entwickeln und nicht alle immer nur dem Licht entgegen wachsen, ist es sinnvoll, den Pflanztopf regelmäßig zu drehen. Gedreht wird alle 4 bis 5 Tage, jeweils um 180°C. So ist für gerade Stängel gesorgt.
Pflanzsubstrat
Das Pflanzsubstrat muss vor allem durchlässig sein. Ansonsten stellen die Pflanzen keine großen Ansprüche. Während der Ruhephase kann man sie auch komplett aus der Erde nehmen.
Gemisch zu gleichen Teilen aus Blumen- und Kakteenerde
Auf jeden Fall wasserdurchlässig, nährstoffreich und locker
Günstig ist leicht saurer Boden, der auch kalkhaltig sein darf
pH-Wert des Bodens etwa 6.
Günstig ist auch Hydrokultur. Man nimmt dazu eine spezielle Amaryllisvase oder ein Glas. Dieses sollte etwas größer als die Blumenzwiebel sein. Der untere Teil des Gefäßes wird mit Wasser und einer Nährsalzlösung gefüllt. Dosiert wird entsprechend der Herstellerangaben. Als Granulat nimmt man für Hydrokultur typische Produkte, also Seramis, Perlite oder Blähton. Die Zwiebel wird auf den oberen Teil gelegt und etwas angedrückt, damit sie fest sitzt. Sie darf auf keinem Fall nass werden, immer nur die Wurzel. Es ist immer auf die Höhe des Wasserstandes zu achten.
Pflanzen
Beim Pflanzen ist vor allem wichtig, nicht die gesamte Zwiebel mit Erde zu bedecken. Die obere Hälfte lässt man herausschauen.
Die Zwiebeln zwischen Dezember und Februar in Gefäße setzen.
Ideal sind Pflanzgefäße aus Ton, sie haben genug Gewicht, damit die Pflanze nicht umfällt, wenn sie viele Blüten tragen muss.
Alternativ kann auch ein Kunststoffgefäß genutzt werden, dass dann aber in einen schweren Übertopf gehört.
Nur die halbe Zwiebel mit Erde bedecken.
Nach dem Pflanzen kräftig angießen.
Fünf bis acht Wochen nach der Pflanzung ist mit den Blüten zu rechnen.
Nur im Notfall, maximal alle drei bis vier Jahre umtopfen!
Gießen und Düngen
Beim Gießen und Düngen sind die einzelnen Wachstumsphasen wichtig. In der Ruhephase wird gar nicht gegossen und gedüngt. In der Blühphase muss anders gedüngt werden, als in der Wachstumsphase. Ansonsten ist nicht so viel zu beachten. Wichtig ist, nie auf die Zwiebel zu gießen.
Nach dem Pflanzen kräftig angießen.
Anschließend nicht mehr gießen, bis sich die erste Blütenknospe zeigt.
Dann Gießmenge erhöhen, je nach Blattmasse und Blütenanzahl.
Am Anfang reicht eine Wassergabe pro Woche. Bloß nicht zu viel gießen!
Staunässe ist tödlich. Die Zwiebel beginnt recht schnell zu faulen.
Auch nach der Blüte weiter gießen, aber sparsamer, je nach Blattmasse.
Hin und wieder kommt es im Sommer zu einer zweiten Blüte.
Rittersterne können recht groß werden und viel Blattmasse bilden. Dementsprechend müssen den Sommer über auch die Gießmengen ausfallen.
Ab August das Gießen einstellen!!!
Düngen von Mai bis Juli, 14tägig mit Flüssigdünger. Jetzt werden die neuen Blüten angelegt. Gute Nährstoffversorgung ist wichtig.
Im November oder Dezember beginnt der Kreislauf von vorn.
Nie über die Zwiebel gießen. Die muss immer trocken bleiben. Gegossen wird immer in den Übertopf oder Untersetzer. Allerdings darf Wasser dort nicht zu lange stehen bleiben. Man muss also eine Zeit nach dem Gießen kontrollieren, ob alles Wasser verbraucht ist. Ist das nicht der Fall, ist der Rest zu entsorgen. Stehendes Wasser unbedingt vermeiden, das führt zu Wurzelfäulnis.
Schneiden
Beim Ritterstern muss nicht viel geschnitten werden. Etwa im Februar schneidet man die verwelkten Blütenstiele ab, ziemlich weit unten. Der Rest bleibt stehen. Es bilden sich kräftige und auch reichlich Blätter, je nach Alter der Zwiebel und der entsprechenden Pflege. Wenn die Wassergaben eingestellt werden, trocknen die Blätter ein. Sie können am Ende einfach aus der Zwiebel gezogen werden, oder sie werden mit einem Schnitt abgeschnitten.
Ruhephase
Die Ruhepause dauert von September bis Anfang Dezember. In dieser Zeit kann man die Zwiebel getrost vergessen. Sie benötigt keinerlei Pflege und kann dunkel und etwas kühler als bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Ideal sind Temperaturen um die 15/16°C. Sie können bis 10 °C fallen. Tiefer sollten sie nicht gehen, zumindest nicht auf Dauer.
Vermehren
Rittersterne können auf drei verschiedene Arten vermehrt werden, durch Brutzwiebeln, durch Aussaat und durch Teilen der Zwiebel.
Brutzwiebeln – kleine Zwiebeln, die sich neben oder rund um die Mutterzwiebeln bilden
Die Ausbildung ist sortenabhängig
Zu erkennen meist an den Blättern, die aus der Erde wachsen
Brutzwiebeln sitzen meist unter der Erdoberfläche
Sie werden vorsichtig von der Mutterpflanze gelöst.
Am besten kann man das, bevor die Hauptzwiebel wieder frisch eingepflanzt wird.
Aussaat – durch Samen einer selbst- oder fremdbestäubten Blüte
Samen sind nicht lange keimfähig
Sie müssen bald nach der Ernte ausgesät werden
Sie keimen in Wasser oder in Anzuchterde
Zwiebel teilen („Chippen“)
Die Zwiebel kann in mehrere Stücke zerteilt werden, aber nur in eine Richtung, immer von unten nach oben.
Wichtig ist, dass an jedem abgeteilten Stück etwas Basalplatte (Wurzelfläche) vorhanden ist
Die Stücke werden einzeln eingepflanzt.
Wichtig zum bewurzeln ist eine hohe Luftfeuchte, weshalb es günstig ist, eine durchsichtige Tüte über den Topf zu stülpen
Die Erde leicht feucht halten
Nach etwa drei Monate sollten sich Blätter zeigen
Tüte entfernen
Jedes Teilstück bildet eine komplette Zwiebel aus
Bei dieser Art der Vermehrung muss sehr sauber gearbeitet werden. Werkzeug und Hände sollten sterilisiert und müssen nach der Arbeit gut gereinigt werden. Am besten nutzt man Handschuhe, denn die Zwiebel ist voller Giftstoffe.
Krankheiten und Schädlinge
Zwar ist der Ritterstern nicht besonders empfindlich, aber auch er kann von Krankheiten und Schädlingen befallen werden. Die typischste Krankheit ist die Pilzerkrankung „Roter Brenner“. Ansonsten schadet zu viel Wasser, die Knolle fault. An Schädlingen treten vor allem Thripse, Narzissenfliege und Weihhautmilben auf.
Wurzel- und Zwiebelfäule
Auslöser ist zu viel Nässe bzw. Staunässe
Hilfreich kann Umtopfen sein, wenn die Fäule noch nicht zu weit fortgeschritten ist
Dann muss unbedingt auf weniger Wasser geachtet werden.
Weichhautmilbenbefall
Kleine Milben, nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen
Treten bei hohen Temperaturen und einer hohen Luftfeuchte auf
Bekämpfung mit entsprechenden Raubmilben
Alternativ kommen Insektizide zum Einsatz
Roter Brenner
Folgeerkrankung der Weichhautmilben
Pilzerkrankung
Zu erkennen an kleinen Punkten und roten Streifen an der Zwiebel, aber auch an den Blättern und Blütenschäften
Diese dehnen sich aus und werden zu ovalen Flecken.
Das Gewebe löst sich auf.
Zwiebel oft schon beim Kauf infiziert
Komplette Zwiebel fault
Es gibt keine Mittel gegen diese Pilzerkrankung
Die Zwiebeln schnellstmöglich entsorgen, damit der Pilz nicht auf andere Zwiebeln übergehen kann
Nicht auf den Kompost geben!
Thripse
Zu erkennen an silbrig glänzenden Flecken auf den Blättern
Betroffene Pflanzenteile verfärben sich im weiteren Verlauf braun
Die kleinen Insekten verbreiten Bakterien und Viren und können so großen Schaden anrichten.
Ritterstern isolieren.
Pflanze mit einer Seifenlauge abspülen
Bei fliegenden Thripsen helfen auch Gelbtafeln
Narzissenfliege
Schädlich sind die Larven, welche die Zwiebel aushöhlen
Befall ist zu erkennen, wenn sich die Zwiebel zusammendrücken lässt
Wenn man es bemerkt, ist es in der Regel zu spät für jegliche Maßnahmen
Es gibt vollsystemische Mittel. Die Behandlung muss aber im Freien stattfinden
Als Vorbeugung ist es günstig, die Blätter hin und wieder einmal mit Wasser zu besprühen.
Häufig gestellte Fragen
Wenn der Ritterstern nicht blüht, woran kann das liegen?
Der Ritterstern blüht nur, wenn die Kulturbedingungen eingehalten werden, also nach der letzten Blühphase die Wachstumsphase und dann vor allem die Ruhephase. Ausführliche Informationen siehe Text oben.
Ab wann blühen aus Samen gezogene Rittersterne?
Man kann etwa ab dem dritten Jahr mit Blüten rechnen. Meist erscheint erst nur ein Blütenstängel. Um so älter die Zwiebel wird, umso mehr der Schäfte kann sie haben. Sobald die Pflanzen etwa 7 Blätter haben, können sie im kommenden Jahr blühen, vorausgesetzt, die Kulturbedingungen werden erfüllt.
Lässt man die Blütenschäfte auch eintrocknen oder schneidet man sie besser ab?
Das kommt darauf an, ob man Samen ernten möchte. Wer keinen Samen benötigt, sollte die Schäfte oder zumindest den oberen Teil abschneiden, damit erst gar keine Samen ausgebildet werden können. Dieser Akt kostet der Pflanze viel Kraft und das ist unnötig. Wer Samen ernten möchte, muss natürlich alles an der Pflanze belassen. Sind es mehrere Blütenschäfte, sollten nicht alle stehen gelassen werden, nur einer, maximal zwei, weil es sonst wirklich großer Anstrengungen bedarf, alle Samenkapseln reifen zu lassen.
- Ritterstern richtige Bezeichnung
- Amaryllis ist eigentlich die Madonnenlilie
- 80 Arten und 600 Zuchtformen
- In allen Teilen giftig!!!
- 3 Vegetationsphasen, die eingehalten werden müssen
- Blühphase, Wachstumsphase und Ruhephase
- Standort hell und warm
- Während der Blüte zwischen 18 und 20°C
- Während der Wachstumsphase gern im Garten im Halbschatten
- Während der Ruhephase kühl und dunkel
- Pflanzsubstrat – durchlässig, nährstoffreich, locker, leicht sauer und etwas kalkhaltig
- Günstig ist auch Hydrokultur
- Nur die untere Hälfte der Zwiebel einpflanzen
- Kräftig angießen und dann nicht mehr gießen, bis sich erster Blütenschaft zeigt
- Dann regelmäßig gießen
- Wichtig: Nie über die Zwiebel gießen!
- Während Ruhephase nicht gießen
- Düngen von Mai bis Juli
- Ruhephase von August bis Anfang Dezember – 10 bis 15°C, dunkel und trocken
- Anfang Dezember einpflanzen
- Vermehren – Brutzwiebeln, Aussaat, Zwiebel teilen
- Krankheiten – Wurzel- und Zwiebelfäule, Roter Brenner
- Schädlinge – Weichhautmilben, Thripse, Narzissenfliege
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