Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Der Anbau von Tafeltrauben ist längst nicht mehr beschränkt auf die klimatisch privilegierten Weinbau-Regionen. Dank innovativer Züchtungen, gedeihen Weinreben auch unter weniger günstigen Rahmenbedingungen. Dabei fungieren sie zugleich als opulente Fassadenbegrünung oder verwandeln Lauben, Rundböden und Spaliere in eine malerische Augenweide. Somit muss für Hobbygärtner die eigene Weinlese kein Wunschtraum bleiben.
Lernen Sie hier eine Auswahl bester Sorten für der Hausgarten kennen. Vertiefen Sie sich in unsere praxisorientierte Anbau-Anleitung. Sie werden rasch erkennen, dass die Kultivierung von Tafelreben weniger geheimnisvoll ist, als Sie vielleicht vermuten.
Steckbrief
- Gattung: Weinreben (Vitis)
- Art: Edle Weinrebe (Vitis vinifera)
- Verholzende Lianenpflanze mit gelappten Blättern
- Laubabwerfend und winterhart
- Wuchshöhe mit Kletterhilfe bis zu 10 Meter
- Blütezeit von Mai bis Juni mit gelb-grünen, kleinen Blüten
- Kugelige Früchte in dicht besetzten Trauben ab September
Im Gegensatz zu Keltertrauben, sind Tafeltrauben größer, saftiger und dank einer zarten Schale für den Frischverzehr gedacht. Darüber hinaus zeichnet Tafeltrauben aus, dass sie arm an Kernen oder vollkommen kernlos sind.
Sorten
Richten Sie bei der Auswahl Ihrer Sorten-Favoriten den Blick nicht einzig auf Farbe und Geschmack der Trauben. Damit Ihnen der private Anbau viel Freude bereitet und eine reiche Ernte einbringt, rückt das Kriterium der Pilzresistenz in den Fokus. Das Problem des Reblaus-Befalls ist weitgehend unter Kontrolle aufgrund strenger gesetzlicher Vorgaben. Im Handel dürfen einzig auf Reblaus-resistenten Unterlagen veredelte Sorten angeboten werden. Das gilt nicht nur für Keltertrauben, sondern schließt alle Tafeltrauben-Sorten mit ein.
Blaue Tafeltrauben
- Moldawa: Große, knackige Beeren, feinfruchtig, für eine Lese ab Oktober, mit farbenprächtigem Herbstlaub
- Muscat bleu: Blaue Edelsorte für die frühe Ernte, nahezu kernlos, gut geeignet für kühlere Standorte
- Datteltraube Souvenir: Besticht mit 5 cm langen und 1 cm breiten, süßen Trauben
- Muscat de Hambourg: Eine in England sehr beliebte blaue Tafeltraube, ideal für den Anbau im Gewächshaus
- Regent: Mittelgroße, lockerbeerige Trauben, mild im Geschmack, für die Ernte ab Mitte September
Weiße Tafeltrauben
- Bianco: Reichtragend mit mittelgroßen Trauben, saftig-süß, frühe Reifezeit ab August
- Regina: Weltberühmte Tafeltraube mit dattelförmigen, knackigen Beeren und mildem Muskataroma
- Romulus: Kernlose Traubensorte mit kleinen Beeren, sehr ertragreich
- Calastra: Große, kugelige Früchte, arm an Säure, mild im Geschmack, riesige, dekorative Blätter
- Solotoi Don: Ertragreiche Sorte mit fruchtig-süßen, kleinen Beeren, gut winterhart bis – 24 Grad Celsius
Gelbe Tafeltrauben
- Palatina: Premium-Sorte mit goldgelben Früchten, fruchtigem Muskat-Aroma, ideal für den naturnahen Garten
- Lakemont: Kernlose, pilzfreie Edeltraube mit mittelgroßen, dünnschaligen Beeren
- Norkener Goldstock: Edelsorte mit goldenen Beeren, aromatischem Muskatelleraroma und hoher Pilzresistenz
- Birstaler Muskat: Top-Sorte mit zuckersüßen Früchten und langem Erntezeitfenster von September bis Oktober
- Garant: Starkwüchsig, ideal für die Fassadenbegrünung mit großen, grün-gelben Beeren ab Mitte September
Rote und rosa Tafeltrauben
- Canadice: Früh reifende Rebsorte, die sich sowohl für die Kelterung als auch für den Frischverzehr eignet
- Rosella: Kernlos, pilzfest und mild im Geschmack, dank robuster Winterhärte ideale für kühlere Lagen
- Piroschka: Chamäleon-Sorte mit roten Beeren nach der Blüte, kurzzeitiger grüner Farbe, um rosafarben gelesen zu werden
- Vanessa: Kernlose, rosafarbene Trauben, mild im Geschmack, reich im Ertrag und pilzfest
- Suffolk Red: Trägt an der warmen Südwand reiche Ernte an kernlosen, großen Früchten, dekoratives Laub
Anbau-Anleitung
Der Anbau von Tafeltrauben im heimischen Garten ist zweifellos eine gärtnerische Herausforderung. Damit das ehrgeizige Projekt gelingt, kommt es auf eine ausgewogene Abstimmung von Standort-Kriterien und Pflege-Maßnahmen an. Alle relevanten Aspekte haben wir in der folgenden Anleitung für Sie zusammengetragen:
Standort und Boden
Weisen Sie Ihren Tafelreben einen warmen, sonnenverwöhnten Standort zu. Je mehr Sonne die Pflanzen tanken können, desto vitaler schreitet das Wachstum voran mit einer verschwenderischen Blüte und entsprechend hohem Ernteertrag. Befindet sich Ihr Garten in einer kühleren Region, empfehlen wir den Anbau an der geschützten Südwand des Hauses. Die Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit sind ohne Umstände zu erfüllen. Reich an Nährstoffen, humos und frisch-feucht bis mäßig-trocken sollte die Erde sein. Ein leichter bis mittlerer Kalkgehalt ist ebenso möglich, wie ein Boden mit leicht saurem pH-Wert. Solange am Standort ein erstklassiger Wasserabzug gegeben ist, werden die Reben problemlos verwurzeln.
Pflanzzeit
Das Zeitfenster für die Pflanzung von Tafelreben öffnet sich Mitte April und bleibt für Containerpflanzen bis Juni geöffnet. Wichtig zu beachten ist, dass der Boden im Frühjahr vollständig aufgetaut ist und keine heftigen Bodenfröste mehr zu erwarten sind. Bevorzugen Sie die Pflanzung wurzelnackter Ware, setzen Sie diese im Herbst in die Erde.
Pflanzung
Ihre Tafelreben erhalten den besten Start in ein langes Pflanzenleben, wenn Sie bereits im Vorjahr die Weichen stellen. Im vorhergehenden Herbst lockern Sie das Erdreich am gewählten Standort 2 Spaten tief auf. Daraufhin arbeiten Sie reifen Kompost, Algenkalk, Steinmehl und einige Handvoll Sand in den Boden ein. Überdies ist eine Gründüngung empfehlenswert, beispielsweise mit dem neutralen Bienenfreund. Am Pflanztag selbst gehen Sie in diesen Schritten vor:
- Die eingetopften Tafelreben mit dem Wurzelballen in Wasser stellen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen
- Im Abstand von 100-200 cm (je nach Sorte) Pflanzgruben ausheben mit einer Tiefe von 50 cm
- Den Aushub in eine Schubkarre schaufeln und dort anreichern mit Kompost, Algenkalk und Hornspänen
- In jede Grube eine ausgetopfte Pflanze so tief einsetzen, dass die Veredelungsstelle 3-4 cm über dem Boden steht
- Jede Rebe in leichter Schräghaltung zur Rankhilfe ausrichten
Gießen Sie die jungen Tafelreben gut an und breiten anschließend eine Laubschicht aus. Ergänzend schützen Sie Ihre Zöglinge mit Vlies gegen verspätete Bodenfröste.
Gießen
Mit zunehmendem Alter nimmt der Gießbedarf eines Rebstocks ab. Stimmen Sie darauf die Wasserversorgung ab, trägt diese Umsicht maßgeblich bei zu einem vitalen und gesunden Wachstum. So geht es fachgerecht:
- In den ersten 6 Wochen nach der Pflanzung alle 2-3 Tage durchdringend gießen
- Gut etablierte Reben einzig bei anhaltendem Ausbleiben des Regens wässern
- Erst gießen, wenn die Erde 1-2 cm tief angetrocknet ist
Verwenden Sie normales Leitungswasser, da der darin enthaltene Kalk in der Pflege von Tafelreben erwünscht ist.
Düngen
Da die Tafeltrauben für den gesunden Frischverzehr angebaut werden, sind Kunstdünger in der Nährstoffversorgung verpönt. Stattdessen empfehlen wir die Verwendung organischer Dünger. Greifen Sie zu Kompost, Guano, Geflügel- oder Pferdedung, Stallmist, Pflanzenjauchen oder Wurmtee für die natürliche Nährstoffzufuhr. So machen Sie es richtig:
- Zum Start in die Saison im März/April den organischen Dünger oberflächlich einharken und nachgießen
- In der Folge alle 14 Tage erneut düngen
- Anfang September letztmalig düngen mit Kalium-reicher Beinwelljauche für die Stärkung der Frosthärte
Ab Mitte September werden Tafelreben nicht mehr gedüngt, damit die Triebe rechtzeitig vor dem Winter ausreifen.
Schneiden
Damit Sie nach vierjähriger Kultivierung die ersten Tafeltrauben ernten können, kommt es auf den fachgerechten Schnitt an. Bitte bedenken Sie bei jedem Rückschnitt, dass Tafelreben einzig an jungen Trieben gedeihen, die dem zweijährigen Holz entsprießen. Die sachgemäße Schnittführung durchläuft mehrere Phasen, die im Folgenden näher beleuchtet werden:
Stockaufbau
Im Pflanzjahr erwählen Sie den kräftigsten Trieb zum Hauptstamm und binden diesen an einem Stützpfahl fest. Während der Trieb bis zur erwünschten Stammhöhe gedeiht, schneiden Sie konsequent alle Seitentriebe ab. Am Haupttrieb selbst entfernen Sie die Geiztriebe, die sich aus den Blattachseln entwickeln, da diese unnötige Energie verbrauchen. Hat der Rebstock die angestrebte Höhe erreicht, schneiden Sie im September die Spitze etwa 3 cm oberhalb der letzten Knospe ab.
Im Herbst ist es an der Zeit, um rechts und links des Haupttriebes Pfosten in die Erde zu treiben, mit dazwischen gespannten Drähten im Abstand von 40-50 cm. Zu einer Hauswand sollte ein Abstand von 15-20 cm eingehalten werden für eine gute Durchlüftung.
Erziehungsschnitt
Bis April/Mai des zweiten Standjahres haben sich zahlreiche neue Triebe gebildet. Daraus wählen Sie maximal 5 der kräftigsten Exemplare aus. An der installierten Rankhilfe befestigen Sie diese Triebe gemäß der angestrebten Erziehungsform senkrecht, waagerecht oder gegabelt. Alle anderen Zweige schneiden Sie an der Basis ab. Jetzt ist der Stockaufbau in Richtung der favorisierten Erziehung abgeschlossen und mündet in alljährliche Schnittmaßnahmen.
Winterschnitt
Alljährlich erhalten Tafelreben ihren Hauptschnitt zwischen Ende Februar und Anfang März. Dabei schneiden Sie den Haupttrieb wiederum zurück auf die Idealhöhe, die sich um 80 cm bewegt. Die wichtigen Vorjahrestriebe kürzen Sie bis auf 4-6 Knospen ein und binden die Triebe an, weil daran die Trauben gedeihen. Pro Quadratmeter Rebenfläche hat sich die Anzahl von 5-7 Fruchttrieben bestens bewährt. Alle weiteren Ranken müssen vollständig weichen.
Sommerschnitt
Extra wüchsige Tafelreben erhalten ab dem dritten Standjahr im Sommer einen weiteren Rückschnitt, der im Rankengewirr für Ordnung sorgt. Schneiden Sie sämtliche Triebe zurück, die keine Trauben tragen. Ebenso werden aus der Form wachsende Zweige entweder eingekürzt oder angebunden. Sofern Blätter die Tafeltrauben beschatten, werden diese ausgeputzt.
Häufig gestellte Fragen
Reifen Tafeltrauben nach, wenn sie zu früh geerntet werden?
Früchte, wie Äpfel, Birnen, Bananen oder Mangos erhöhen während des Reifeprozesses die Abgabe von Kohlenstoffdioxid. Dieser Umstand lässt die Früchte auch nach der Ernte weiterhin reifen. Der Fachjargon bezeichnet sie als klimakterische Früchte. Tafeltrauben verfügen nicht über diese Fähigkeit. Als nichtklimakterische Früchte reifen die Beeren nach der Ernte nicht nach.
Eignen sich Tafeltrauben für den Anbau auf dem Balkon?
Wer als Hobbygärtner nicht über einen Garten verfügt, muss deshalb nicht auf der Vergnügen einer Weinlese verzichten. Tafeltrauben gedeihen ausgezeichnet im Topf auf dem sonnigen, warmen und geschützten Balkon. Wichtig zu beachten ist, dass Sie einen ausreichend großen Kübel verwenden mit einem Mindestvolumen von 20 Litern. Das ideale Substrat ist ein Mix aus lehmiger Gartenerde, Kompost, Torf und Sand. Darüber hinaus folgen Sie unserer Anbau-Anleitung, um demnächst vom Liegestuhl aus saftig-süße Tafeltrauben zu pflücken und zu genießen.