Gemüsegarten

Tomaten-Anzucht – Tomatenerde, Säen und Pikieren

Tomaten

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Im 17. Sowie 18. Jahrhundert galt die Tomate als reine Zierpflanze und man sah nur ihre medizinische Wirkung. Italien galt damals als Vorreiter im kulinarischen Bereich, denn hier wurde die Tomate bei der Speisenzubereitung häufig verwendet. Erst um 1900 fand die rote Frucht auch den Weg in unsere Küchen in Deutschland und wurde schnell als geschmacklich hochwertiges Lebensmittel bekannt. Es ist unumstritten, dass sich Tomaten aus dem eigenen Garten erheblich im Geschmack von gekauften unterscheiden. Viele Hobbygärtner setzen deshalb auf die eigene Tomaten-Anzucht. Da die saftigen Früchte äußerst sensibel auf äußere Einflüsse reagieren, sollte bei der Zucht Fingerspitzengefühl zum Einsatz kommen.

Sorten

Tomatensorten Tomate ist nicht gleich Tomate. Seit vielen Jahren gibt es eine größere Sortenvielfalt, die sich im Geschmack und Aussehen unterscheidet.

Kirschtomaten

  • kleine, rundliche Tomate
  • Durchmesser lediglich 2,5 Zentimeter
  • ausgezeichneter Geschmack
  • wachsen in Trauben heran

Mittelgroße Tomaten

  • wenig gerippt
  • guter Geschmack
  • eintriebig oder als Buschtomate gezogen
  • Unterschiede im Grad der Rotfärbung

Eiertomaten

  • längliche, ovale Fruchtform
  • besonders in Mittelmeerländern verbreitet
  • dickschalige Früchte
  • besitzen wenig Samen

Fleischtomaten

  • große, gerippte Früchte
  • besonders saftig
  • hervorragendes Aroma
  • kräftiger, gesunder Wuchs
  • benötigen längere Reifezeit

Aussaattermin und -standort

Wer seine Tomatenpflanzen nicht im Handel kaufen, sondern selber heranziehen möchte, der muss kein Fachmann in punkto Gemüse sein. Wichtig im Vorfeld ist allerdings die Frage nach der bevorzugten Sorte. Einige eignen sich vortrefflich für die Aussaat in Balkonkübeln oder Hängeampeln und finden Platz in der kleinsten Hütte. Ist die Auswahl getroffen, dann kann es losgehen.

  • Anzucht von Tomaten Aussaat erfolgt ab dem Monat März
  • ideal ist ein Frühbeetkasten, Wintergarten oder frostfreies Gewächshaus
  • bei reinem Fensterplatz mit der Aussaat erst im April beginnen

Bei der Auswahl des Standortes für die Aussaatgefäße sollte darauf geachtet werden, dass die Pflanzen absolut keine Zugluft vertragen. Ein sehr heller, warmer sowie geschützter Platz gilt als ideal.

Sollten die kleinen Tomatenpflanzen später zu  sehr in die Höhe schießen, sogenannten lange Hälse bekommen und anschließend kippen, dann war der Standort nicht genügend mit Licht versorgt und einfach zu dunkel. Die kleinen Pflänzchen benötigen viel Licht und recken sich dem entgegen.

Aussaatgefäß

Als Aussaatgefäß sind flache Schalen oder auch Behälter aus Plastik oder Styropor ideal. Wichtig ist, dass diese einen guten Wasserabzug besitzen, damit die nicht benötigte Feuchtigkeit perfekt abfließen kann. Staunässe muss bereits bei den Sämlingen unbedingt vermieden werden, da sonst ein Faulen oder Schimmeln des Substrates vorprogrammiert ist. Im Handel sind zudem auch sogenannte Anzuchtschalen erhältlich, die äußerst nützlich sind. Für größere Samen haben sich auch Quelltöpfe oder andere kleinere Töpfe bewährt.

Aussaatsubstrat

Wer möchte, der kann für das Aussaatsubstrat auf einfache Blumenerde zurückgreifen. Das ideale Substrat ist

  • humusreich
  • nährstoffarm
  • locker
  • gut durchlässig
  • keimfrei

Die Keimfreiheit ist besonders wichtig, da so von Anfang an ein Befall mit Pilzen verhindert wird. Wird das Substrat selbst gemischt, dann empfiehlt es sich die Erde im Backofen bei 100 Grad Celsius für ungefähr 30 Minuten zu sterilisieren. Wird spezielle Aussaaterde im Fachhandel gekauft und diese über den Winter im Keller oder dem Schuppen gelagert, muss diese vor Einbringen der Samen hereingeholt und einige Zeit bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden.

Besonders keimfreie Anzuchterde erhält man von den meist unliebsamen Gartenbesuchern. Frisch aufgeworfene Erde von Maulwurfshügeln gilt als ideales Aussaatsubstrat. Allerdings sollte die Erde nicht zu lehmhaltig sein.

Aussaat

Das vorbereitete Pflanzgefäß oder die Anzuchtschalen werden nun mit dem gewählten Substrat 4 bis 5 Zentimeter hoch befüllt. Die Erde darf vorsichtig etwas angefeuchtet werden, darf aber keinesfalls tropfnass sein. Nun wird für jedes einzelne Samenkorn ein kleines zirka 5 mm kleines Loch in die Erde gebohrt, in  welches der Samen eingebracht wird. Werden unterschiedliche Tomatensorten verwendet, dann sind Kennzeichnungen sinnvoll, um die Sorten später nicht zu verwechseln.

Jetzt werden die ausgelegten Samen noch mit einer 1 Zentimeter hohen Schicht Erde bedeckt und diese mit einer Sprühflasche angefeuchtet. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn das Substrat darf keinesfalls austrocknen, aber auch nicht zu feucht sein. Das Einsprühen der Erde sollte von nun an täglich erfolgen. Um ein schnelles Verdunsten des Wassers zu verhindern, können die Schalen und Töpfe mit einer Folie versehen werden, in die Belüftungslöcher geschnitten werden. Die optimale Anzuchttemperatur liegt zwischen 20 und 24 Grad Celsius.

Pikieren

Tomaten pikieren Unter optimalen Klimabedingungen dauert es gar nicht lange und bereits nach wenigen Tagen erscheinen die ersten Keimlinge. Jetzt ist es wichtig, dass Anzuchtgefäß an einen etwas kühleren, aber dennoch hellen Platz zu stellen. Auf Grund der Wärme werden die Pflanzen zwar lang, erhalten aber nicht die benötigte Stabilität und fangen an zu vergeilen. Zuerst erscheinen die beiden Keimblätter. Doch erst wenn sich auch das dritte Blatt zeigt, ist die Pflanze soweit, dass sie pikiert werden kann.

Nach ungefähr 14 Tagen werden die Pflanzen in einzelne Töpfe umgesetzt. Jetzt müssen die Keimlinge allerdings tiefer in die Erde gesetzt werden, damit sie gut wurzeln können. Als Substrat eignet sich einfache Blumenerde. Als Substrat eignet sich einfache Blumenerde. Die Größe des Pflanzgefäßes sollte ungefähr einen Durchmesser von 8 Zentimetern besitzen. Auch jetzt gilt: sparsam gießen!

Auspflanzen

Bis Ende Mai haben sich aus den Sämlingen stabile, kräftige Pflanzen entwickelt, deren Wurzelballen gut durchwurzelt ist. Wenn die letzten Nachfröste vorbei sind, dürfen die Pflanzen im Freiland ausgesetzt oder in größere Blumenkästen oder Blumenampeln gesetzt werden. Bestimmte Tomatensorten benötigen bei einer Größe ab 10 Zentimeter eine Wuchs- und Rankhilfe. Im Freiland wird im Abstand von 50 Zentimeter gepflanzt, so können sich die Tomaten richtig ausbreiten. Mit Ausnahme von der Buschtomate, müssen alle Seitentriebe der Tomatenpflanze ausgebeizt und oberhalb des 5 Blütenstandes sollte die Pflanze gekappt werden.

Düngung

Die Tomaten gelten als Starkzehrer und benötigen deshalb einen humusreichen Erdboden. Ab und an etwas Kompost deckt den Nährstoffbedarf voll ab. Der Einsatz von Mineraldüngern ist nicht notwendig. Schlimmer als ein Nährstoffmangel ist eine Überdüngung. Dadurch erhöht sich die Anfälligkeit für Krankheiten und Boden sowie Wasser werden zusätzlich immens belastet. Findet eine Überversorgung zum Beispiel mit Stickstoff statt, dann erkennt man diese an einer dunkelgrünen Blattfärbung. Ein Abdecken mit Rasenschnitt oder Stroh hingegen hilft vorbeugend gegen Krankheiten.

Für einen intensiveren Geschmack der Tomate kann der Boden mit etwas Düngekalk vorbehandelt werden.

Erntezeit

Der ideale Erntezeitpunkt ist bei einigen Tomatensorten sehr unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Reifegrad der Tomaten ab. Sobald sie aber sonnenverwöhnt kräftig rot und schön prall sind, weisen sie auch einen aromatischeren Geschmack auf und dürfen geerntet werden. So beginnt die Erntezeit bei einigen Sorten bereits im Monat Juni, wo hingen andere Pflanzen ihre Früchte erst im September komplett ausgebildet haben.

Ist die Tomatenpflanze voll von reifen Früchten, dann hat sie ganz schön schwer zu tragen und ist dadurch auch extrem erschöpft und ausgelaugt. In dieser Zeit ist sie auch viel anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Junge Pflanzen hingegen sind resistenter und widerstandsfähiger. Mit einem kleinen Trick lässt sich die Erntezeit etwas verlängern. Es empfiehlt sich, Steckling aus einem Teil der zuvor abgeknipsten Seitentriebe zu ziehen. Diese sind zwar erst mal in der Entwicklung zurück, doch wenn die Mutterpflanze keine Kraft mehr hat und eingeht, beginnen die ersten Tomaten an der neuen Pflanze zu reifen. Auf diese Weise lässt sich die Erntezeit um bis zu 4 Wochen verlängern.

Krankheiten und Schädlinge

Kranke Tomate Die Tomate zeigt sich oftmals als Sensibelchen, wenn es um Nässe geht. Damit einher geht auch die Kraut- und Braunfäule, die sich meist über den Zeitraum Juni-August erstreckt. Auf Grund hoher Niederschläge oder ständiges Feuchthalten durch Spritzwasser bilden sich Pilze, die für schadschafte Stellen sowie Flecken auf Blättern, Stängeln und Trieben verantwortlich sind. Auch die Früchte verändern sich in ihrer Farbgebung, bekommen graue, leicht eingefallene Flecken und werden ungenießbar.

Werden erste Veränderungen sichtbar, dann ist schnelles Handeln angesagt, da der Pilz rasant auf die gesamte Pflanze übergreifen kann. Betroffene Pflanzenteile sollten sofort entfernt und entsorgt werden. Noch unreife, nicht infizierte Früchte können abgenommen werden und zum Nachreifen gelagert werden. Wirksam gegen Braunfäule ist ein Sud aus Rhabarberblättern, der auf die Tomatenpflanzen gespritzt wird. Auch Kupferkalk und eine Meeralgenmixtur können hilfreich sein. Regelmäßige Kontrollen an den Pflanzen bewahren vor zu großen Schäden.

Bei geschwächten, kleinwüchsigen Pflanzen kann sich auch der Echte Mehltau ausbreiten, der sich durch einen weißen, puderartigen Belag bemerkbar macht. Auswirkung auf die Verwendbarkeit der Früchte hat die Krankheit nicht, diese können unbedenklich verzehrt werden. Allerdings wird die Pflanze bei einem Befall weiter geschwächt. Ein Bespritzen mit Moosjauche ist in diesem Fall sehr wirkungsvoll. Weiterhin sollte betroffene Pflanzenteile umgehend entfernt werden.

Häufig gestellte Fragen

Warum wirft die Tomatenpflanze ihre Blüten ab?
Für ein Abwerfen der Blüten gibt es mehrere Ursachen. Sind diese nicht befruchtet worden, dann werden sie auch nicht benötigt und somit abgeworfen. Zum anderen kann auch ein Umsetzen der Pflanze für einen Blütenabwurf verantwortlich sein oder auch durch zu kalte Nächte hervorgerufen werden. Erscheinen wieder neue Blüten, dann ist nichts zu befürchten.

Was muss beachtet werden, wenn Tomaten auf dem Balkon gehalten werden?
Tomaten gedeihen auch auf dem Balkon sehr gut, wenn Standort und klimatische Verhältnisse stimmen. Auch hier ist darauf zu achten, dass die Pflanzen genügend Sonne abgekommen, windgeschützt stehen und nicht zu viel gewässert werden. Für die Balkonhaltung eignen sich Sorten wie Kirschtomaten.

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Tipps für Schnellleser

- gehört zur Familie der Nachtschattengewächse
- gilt als Starkzehrer
- große Sortenvielfalt
- verträgt keine Staunässe
- mag windgeschützten, sehr hellen, trockenen Standort
- Blütezeit Juli bis Oktober
- Aussaat März und April
- flaches Aussaatgefäß verwenden
- Substrat sollte locker, nährstoffarm, keimfrei, gut durchlässig sein
- Samen 5 mm tief in die Erde einbringen und bedecken
- Substrat feucht halten
- nach 14 Tagen können die Keimlinge pikiert werden
- Umsetzen in größeres Pflanzgefäß erforderlich
- sind keine Nachfröste mehr zu erwarten, erfolgt das Pflanzen ins Freiland
- während des Wachstums sparsam gießen
- Seitentriebe ausbeizen und Blütenstände kappen
- Düngergaben in Form von Kompost
- Erntezeit Juli bis September
- anfällig für Braunfäule und Echten Mehltau
- ständige Kontrollen notwendig

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