Pflanzenlexikon

Gemeine und Spätblühende Traubenkirsche – Steckbrief & Pflege

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Mit ihrer malerischen Blütenpracht bringt die heimische Gemeine Traubenkirsche im April und Mai frühlingsfrischen Schwung ins Gartenleben. Neigt sich das Blütenfestival dem Ende zu, tritt die aus Amerika eingewanderte Spätblühende Traubenkirsche an, um mit weißem Blütenflor die Herzen der Hobbygärtner höher schlagen zu lassen.

Die dunklen Früchte beider Laubgehölze fungieren im Herbst vornehmlich als Augenweide, denn der bittere Geschmack verdirbt recht drastisch die erhoffte Gaumenfreude. Mit welchen Attributen die beiden Ziergehölze in Ihrem Garten auftrumpfen, vermittelt dieser Steckbrief. Anschließend beleuchtet die praxisorientierte Anleitung zur Pflege alle relevanten Details kompakt und verständlich.

Steckbrief

  • Blüte der Gewöhnlichen Traubenkirsche Pflanzengattung: Prunus
  • Art: Gemeine Traubenkirsche (Prunus padus)
  • Art: Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina)
  • Laubabwerfender Baum oder Strauch
  • Wuchshöhe: 10 bis 20 Meter, selten bis 30 Meter
  • Weiße, duftende Blüten von April bis Mai und Mai bis Juni
  • Wertvolle Bienen- und Schmetterlingsweide
  • Orange-gelbe Färbung im Herbst
  • Dunkelrote bis schwarze, erbsengroße Steinfrüchte ab August
  • Trivialnamen: Ahlkirsche, Sumpfkirsche respektive Späte Traubenkirsche, Amerikanische Traubenkirsche

Wenngleich beide Traubenkirschen-Arten der Gattung Prunus zugeordnet werden, unterscheiden sich die Gehölze deutlich. Während die Gemeine Traubenkirsche vornehmlich als Laubbaum gedeiht, bevorzugt die Spätblühende Traubenkirsche ein Dasein als Groß-Strauch. Die Früchte einer Ahlkirsche schmecken bitter; sind dennoch für den Verzehr geeignet, insbesondere eingekocht zu Marmelade. Demgegenüber enthalten die grünen Pflanzenteile einer Spätblühenden Traubenkirsche Blausäure von bis zu 210 mg je 100 g. Darüber hinaus verursacht der Verzehr der Steinfrüchte bereits in kleinen Mengen erhebliche Vergiftungserscheinungen aufgrund des hohen Gehaltes an Glykosiden und anderen Toxiden.

Standort

Die Traubenkirsche gilt als Halbschattenbaum, der sich gerne in feuchten Regionen ansiedelt. Aufgrund seiner toleranten Einstellung gegenüber den örtlichen Gegebenheiten, gedeiht das Laubgehölz an nahezu allen Standorten. Ihr Optimum erzielen die Prunus-Arten unter folgenden Rahmenbedingungen:

  • Prunus padus Sonnige bis halbschattige Lage
  • Windexponierte Standort sind kein Problem
  • Frisch-feuchter bis mäßig trockener, Feinerde-reicher Boden
  • Vorzugsweise ein leicht saurer, neutraler bis schwach basischer pH-Wert von 6,5 bis 7,5

Seinem flachen Wurzelsystem verdankt das Blütengehölz die Fähigkeit, kurzzeitige Überschwemmungen unbeschadet zu überstehen.

Gießen

Der Wasserbedarf einer Gemeinen oder Spätblühenden Traubenkirsche bewegt sich auf hohem Niveau. Auf Trockenstress reagiert das ansonsten so tolerante Gehölz mit einem empörten Abwurf von Blüten und Blättern. Demgegenüber wird kurzzeitige Staunässe zwar problemlos hingenommen. Stehende Nässe sollte gleichwohl kein Dauerzustand des Bodens sein. So machen Sie es richtig:

  • Den Boden konstant leicht feucht halten
  • Die Erdoberfläche zwischenzeitlich antrocknen lassen
  • Idealerweise mit weichem und normalem Wasser im Wechsel gießen

Während trockener Sommerperioden ist es von Vorteil, wenn Sie ein bis zwei Mal pro Woche durchdringend gießen. Lassen Sie an einer adulten Traubenkirsche den Wasserschlauch 20-30 Minuten laufen. Tägliches Wässern in geringen Mengen bewirkt, dass sich knapp unter der Oberfläche ein reich verzweigtes Wurzelsystem entwickelt, das kaum noch in die Tiefe reicht. Da ja ohnehin täglich Wasser angeliefert wird, sieht die Traubenkirsche keine Notwendigkeit darin, Energie in eine tief reichende Verwurzelung zu investieren. Im Ergebnis leidet die Standfestigkeit darunter.

Düngen

Hornspäne als Startdünger Mit fortschreitendem Alter nimmt der Nährstoffbedarf ab. Eine gut etablierte Traubenkirsche versorgt sich eigenständig über ihr mächtiges Wurzelwerk. Bis dahin empfehlen wir eine Startdüngung im März mit Kompost und Hornspänen. Arbeiten Sie das organische Material leicht mit der Harke ein und gießen nach. Alternativ verabreichen Sie im März einen Mehrnähstoffdünger mit Langzeitwirkung, der ebenfalls ein ausgiebiges Nachgießen erfordert.

Tipp: Regelmäßiges Mulchen mit Laub, Grasschnitt oder Rindenhumus hält den Boden einer Traubenkirsche länger feucht. Zugleich erhalten die emsigen Bodenorganismen konstanten Nachschub, um den Wurzeln wertvolle Nährstoffe zu liefern.

Schneiden

Zu den tragenden Säulen einer fachgerechten Pflege der heimischen Ahlkirsche und der Amerikanischen Traubenkirsche zählt der alljährliche Form- und Erhaltungsschnitt. Wählen Sie einen frostfreien Tag während der laubfreien Zeit, um den Groß-Strauch so zu schneiden:

  • Alles Totholz an der Basis auslichten
  • Bei Bedarf die Zweige um bis zu zwei Drittel einkürzen
  • Sich kreuzende und nach innen gerichtete Äste abschneiden
  • Die Schere 1-2 mm oberhalb eines nach außen gerichteten Blattknotens ansetzen

Kultivieren Sie die Sumpf-Kirsche als kleinen Baum, verläuft der Schnitt ähnlich. Bitte achten Sie bei der Entfernung kompletter Äste aus der Krone darauf, dass Sie auf Astring schneiden. Das bedeutet, dass Sie nicht in die Stammrinde schneiden, sondern einen kleinen Wall stehen lassen. Sehr dicke Zweige schneiden Sie idealerweise etappenweise mit einer scharfen Säge. Dabei sägen Sie den Ast zunächst von oben an, um anschließend von unten her den gesamten Trieb abzuschneiden.

Tipp: Dank ihrer Schnittverträglichkeit nehmen Ihnen die Prunus padus und Prunus serotina unterjährig einen leichten Rückschnitt nicht krumm. Solange es gerade nicht friert oder der pralle Sonnenschein auf den Strauch fällt, schneiden Sie zu lange Triebe auf zu gewünschte Länge zurück. Bitte beachten Sie, dass ein Schnitt der verwelkten Blüten einen Ausfall des herbstlichen Fruchtschmucks nach sich zieht, sehr zum Leidwesen der Vögel.

Überwintern

Prunus padus Eine gut etablierte Traubenkirsche ist vollkommen winterhart. Einzig im Jahr der Pflanzung empfehlen wir einen leichten Winterschutz, da sich die Frosthärte noch in der Entwicklung befindet. Bedecken Sie die Wurzelscheibe dick mit Herbstlaub, Stroh oder Nadelreisig. Die jungen Triebe erhalten eine atmungsaktive Haube aus Vlies. Alternativ stecken Sie rundherum Reisig bei oder stellen Schilfmatten auf.

Vermehren

Im Hobbygarten hat sich die Vermehrung mithilfe von Steckhölzern bestens bewährt. Im Gegensatz zu Stecklingen, handelt es sich hierbei um blattlose, vollständig verholzte Zweigstücke. Diese werden während der Saftruhe im Herbst und Winter geschnitten. Da zu dieser Zeit ohnehin der Rückschnitt auf dem Pflegeprogramm steht, halten Sie im gleichen Zug reichlich Material für die Nachzucht in Händen. So gelingt es:

  • Einjährige, gut verholzte und gesunde Triebe abschneiden
  • Die Triebspitze entfernen, sodass ein Mittelstück mit der Länge von 20-40 cm übrig bleibt
  • Ein geeignetes Steckholz verfügt in der Spitze und am Ende über eine kräftige Knospe

Wahlweise stecken Sie die Steckhölzer direkt in die locker-humose Erde an einem sonnigen bis halbschattigen Standort im Beet. Sie gehen auf Nummer sicher, wenn Sie die Triebe zunächst in einen Topf in ein Erde-Sand-Gemisch setzen. Maximal ein Viertel der Länge sollte noch aus dem Boden hervorschauen. Gießen Sie regelmäßig, während die Steckhölzer in der Erde emsig bewurzeln.

Krankheiten und Schädlinge

Gespinst an Traubenkirsche Traubenkirschen-Gespinstmotte
Unter den Schmetterlingen hat sich ein Falter auf die Traubenkirsche spezialisiert. Die Traubenkirschen-Gespinstmotte ist mit ihren zarten, weißen und schwarz gepunkteten Flügeln eigentlich schön anzusehen. Mit einer Körperlänge von bis zu 25 Millimetern ist der Nachtfalter mit bloßem Auge leicht ausfindig zu machen. Es sind nicht die hübschen adulten Schmetterlinge, sondern deren Larven, die einer Ahlkirsche oder Amerikanischen Traubenkirsche zusetzen. Die Brut ernährt sich ausschließlich von diesen beiden Prunus-Arten, indem die Winterknospen und Frühjahrstriebe vertilgt werden. Die Larven rotten sich unter weißen Gespinsten zusammen, denen sie ihren Namen verdanken. Schneiden Sie diese Befallsstellen konsequent heraus, bis keine Schädlinge mehr auftauchen. Das Ausbringen von Insektiziden läuft ins Leere, da die Mittel an den Gespinsten einfach abperlen.

Rostpilz
Die Gemeine Traubenkirsche wird häufig von Rostpilzen heimgesucht. Dabei handelt es sich um Ständer- oder Schlauchpilze, die im Zier- und Nutzgarten weit verbreitet sind. Als sichtbares Symptom entwickeln sich aufgrund der Sporen auf den Unter- und Oberseiten der Blätter gelbe, orangefarbene oder braune Flecken. Im weiteren Verlauf stirbt das infizierte Laub vollständig ab, sodass der gesamte Baum oder Strauch in seinem Bestand bedroht ist. Entfernen Sie die befallenen Blätter umgehend, um diese im Hausmüll zu entsorgen. In der Regel handelt es sich an einer Prunus padus um den Fichtenzapfen-Rostpilz, der von dort aus einen Wirtswechsel vornahm. Bei hohem Befallsdruck wenden Sie ein für den Hausgarten zugelassenes Fungizid an. Vorbeugend wässern Sie die Pflanzen nicht Überkopf, sondern stets unmittelbar auf die Wurzelscheibe.

Schöne Sorten

Die Wildarten Prunus padus und Prunus serotina nahmen Züchter zum Vorbild, um einige sehr schöne Hybriden zu kreieren.

Gewöhnliche Traubenkirsche 'Colorata' Colorata
Die Premium-Sorte besticht mit einem frühen Austrieb purpurfarbener Blättern, die im Verlauf des Sommers vergrünen. Darüber erheben sich im April und Mai rosa Blütentrauben in verschwenderischer Fülle, umschwärmt von Bienen und Schmetterlingen. Im Herbst freuen sich die Vögel des Gartens über die zahlreichen schwarzen Früchte. Mit einer Wuchshöhe von 5-7 Metern, eignet sich Colorata hervorragend zum Hausbaum im kleinen Garten.

Shubert
Die Spätblühende Traubenkirsche begeistert mit einem überraschenden Wandel der Blattfarbe. Im Frühjahr erscheint zunächst ein frisch-grüner Austrieb. Noch während der Hybride im Mai und Juni in voller Blüte steht, nehmen die Blätter eine braunrote Farbe an. Als mächtiger Zierstrauch mit einer Höhe von bis zu 8 Metern und einer Breite von 4 Metern, eignet sich diese Züchtung deshalb perfekt als Solitär für den großflächigen Garten.

Pandora
Halten Sie Ausschau nach einer kompakt wachsenden Traubenkirsche, werden Sie bei dieser Sorte fündig. Im Vergleich zu ihren mächtigen Kollegen, bleibt Pandora mit 2-3 Metern Höhe dabei verhältnismäßig klein. Darüber hinaus besticht sie im April und Mai mit einer bezaubernden Blüte in hellem Rosa. Das frisch-grüne Laub nimmt im Herbst eine leuchtend orange-gelbe Farbe an.

Häufig gestellte Fragen

Woran kann ich die Gemeine von der Spätblühenden Traubenkirsche unterscheiden?

Blattvergleich Auf den ersten Blick sind sich die Laubgehölze zum Verwechseln ähnlich. Hinzu kommt, dass die Blütezeiten der beiden Ziergehölze nahtlos ineinander übergehen. Dennoch gibt es ein eindeutiges Indiz, das die beiden Traubenkirschen voneinander abgrenzt. Nehmen Sie die Blätter einmal genau in Augenschein. An der Gemeinen Traubenkirsche reichen die Blattnerven nicht bis zum Blattrand; an der Spätblühenden Traubenkirsche dagegen sehr wohl.

Ist die Traubenkirsche geeignet für die Uferbefestigung?

In freier Natur sucht sich die Gemeine Traubenkirsche gerne ein Plätzen an Bachläufen oder in Auwäldern. Ihre Vorliebe für frische bis nasse Standorte in humoser Erde qualifiziert deshalb in erster Linie die europäische Prunus-Art für die Uferbefestigung. Wenngleich die Spätblühende Traubenkirsche ebenfalls in feuchter Erde prächtig gedeiht, neigt sie zum Wuchern und wird in ihrer amerikanischen Heimat als Neophyt sogar bekämpft.

Sind die Früchte einer Traubenkirsche essbar?

Vom Fruchtgenuß der beliebten Süßkirschen oder den säuerlichen Schattenmorellen sind die Beeren einer Traubenkirsche meilenweit entfernt. Die erbsengroßen, runzeligen Früchte der Gemeinen Traubenkirsche schmecken unangenehm bitter. Wen der Geschmack nicht stört, kann die Kirschen dennoch verarbeiten zu Marmelade oder Sirup. Vom Verzehr der Früchte einer Spätblühenden Traubenkirsche raten wir jedoch ab, da die aus Amerika stammende Pflanze in allen Teilen giftig ist. Dabei konzentriert sich die Toxizität auf die Samen innerhalb des Fruchtfleisches.

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Tipps für Schnellleser

- Sonniger bis halbschattiger Standort
- Frisch-feuchter, nährstoffreicher Boden
- Leicht saurer bis schwach basischer pH-Wert
- Tolerant gegenüber kurzzeitiger Überschwemmung
- Immer dann gießen, wenn die Erdoberfläche angetrocknet ist
- Startdüngung im März mit Kompost oder einem Mehrnährstoffdünger
- Form- und Erhaltungsschnitt im Spätwinter
- Leichter Rückschnitt ist unterjährig kein Problem
- Unkomplizierte Vermehrung mit Steckhölzern im Winter
- Anfällig für Rostpilze und die Traubenkirschen-Gespinstmotte

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