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Mehr als ein Dutzend kleine und schneeweiße Blüten reihen sich an einen Stängel und erinnern so an eine gesellige Ansammlung von Glöckchen. Der Monat Mai ist ihre Bühne, und das Stück, das sie aufführen, heißt “Romantik pur”. Bei so viel Schönheit vergessen wir fast, wie giftig diese Blumen eigentlich sind. Wenn im Juni ihr beeindruckender Auftritt beendet ist, dürfen sie wieder in die Versenkung verschwinden. Doch der Umgang mit der Schere ist hier eine heikle Sache. Ein Teil von ihnen muss nämlich bleiben, während ein anderer Teil unbedingt wegsollte.
Zeitpunkt des Verblühens
Maiglöckchen sind fest mit dem Monat Mai verbandelt, doch die Glockenblüten holen sich auch gern ein paar Tage von den beiden benachbarten Monaten. Wenn die Witterung es zulässt, dürfen wir uns also auch in den ersten Junitagen ein frisches Maiglöckchensträußchen pflücken.
Allzu lange dauert es dann aber nicht mehr, bis nur noch verblühte Glöckchen im Garten hängen. Dann stellt sich auch die Frage nach dem Abschneiden von Maiglöckchen, Maililien bzw. Mairöschen, je nachdem, welche der zahlreichen Namen Sie kennen und verwenden.
Schneiden keine Notwendigkeit
Das Schneiden von Convallaria majalis, wie das der Maiglöckchen mit seinem botanischen Namen heißt, ist keine gärtnerische Pflicht. Auch ohne das Zurechtstutzen mit der Gartenschere werden diese Pflanzen jedes Jahr aufs Neue und in gewohnter Weise erblühen. Wer also diese Arbeit von seiner To-do-Liste streicht, muss kein schlechtes Gewissen haben.
Und dennoch, es kann gute Gründe geben, die für das Abschneiden sprechen. Diese müssen nicht zwangsläufig im Sinne der Pflanze sein. Manchmal soll das Ergebnis des Schneidens einfach nur uns Menschen einen bestimmten Nutzen einbringen.
Keine Nachblüte
Kein Blumenliebhaber greift ohne Grund zur Schere. Wenn an einer Pflanze verblühte Blumen sind, werden sie häufig entfernt, um neuen Platz zu machen. Tatsächlich stecken viele Gewächse daraufhin die eingesparte Energie in die Entwicklung neuer Blütenknospen, nicht jedoch die Maiglöckchen. Wenn ihre Glockenblüten die Frische verlieren, folgen keine neuen Glöckchen mehr nach. Die Saison ist endgültig beendet, erst im Folgejahr zur gewohnten Zeit treiben sie neue Stängel aus.
Kein schöner Anblick
Ein weiterer Grund, die Schere zu benutzen, liegt in der verblassten Schönheit der auch als Maiblumen bekannten Gewächse. Welke Blütenreste kann niemand wirklich genießen, sie werden als ein störendes Element in den sonst so “aufgeräumten” Garten betrachtet. Abgesehen von den schönen Glockenblüten hat die Maiglöckchenpflanze lediglich ein paar schlichte grüne Blätter zu bieten. Auch diese lassen nach der Blütezeit in ihrem Aussehen immer mehr nach.
Vitalität geht vor Schönheit
Es folgt keine Nachblüte und der Rest der Pflanze ist nicht mehr beeindruckend. Darf jetzt die Schere gründlich zu Werk gehen? Nein! Denn auch wenn die Blätter immer “hässlicher” werden, haben sie noch eine wichtige Funktion zu erfüllen:
- Blätter müssen den ganzen Sommer dranbleiben
- es ist die Zeit des Energietankens
- darüber nehmen die Pflanzen neue Nährstoffe auf
- diese werden unter der Erde in sog. Rhizomen gelagert
- im Herbst ziehen sich die Blätter von selbst ein
- Rhizome sind der Energiespeicher dieser Blumen
- daraus sprießt im Folgejahr neues Grün
Wenn Sie die Blätter sofort nach der Blüte abschneiden, greifen Sie damit nachteilig in den Energiehaushalt ein. Die Folgen dieses Tuns werden Sie spätestens im Mai nächsten Jahres erleben, wenn sich die erwarteten Glöckchen nicht blicken lassen.
Verblühte Blüten – was tun?
Anders als die grünen Blätter spielen verblühte Blumenstängel für die bestehende Mutterpflanze keine Rolle mehr. Sie müssen aber deswegen nicht zwangsläufig entfernt werden, denn ihr Dranbleiben hat keinerlei negative Auswirkungen für die Pflanzen.
Dennoch sollten Sie verblühte Maiglöckchenblüten lieber zeitnah und restlos wegschneiden:
- daran bilden sich kleine rote Beeren
- diese sind sehr giftig
- sie bergen im Inneren Samen
- Vögel fressen gern diese Beeren
- und verteilen die Samen in den ganzen Garten
Achtung, giftig!
Maiglöckchen sind in allen Teilen giftig. Blüten, Blätter und Samen enthalten gleich einen Mix aus verschiedenen giftigen Substanzen, die bei Menschen und Tieren schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Bei hoher Dosis kann es sogar zu einem Herzstillstand kommen. Deswegen gehören sie nicht in einen Familiengarten, in dem kleine Kinder oder Haustiere herumtollen.
Erwachsene Menschen, die von der Giftigkeit wissen, können angemessen mit dieser Tatsache umgehen. Sie werden mit Sicherheit keine Pflanzenteile in den Mund nehmen. Eine größere Gefährdung ist daher nicht zu befürchten. Trotzdem ist die Bedrohung nicht ganz gebannt. Schon der bloße äußere Kontakt mit den Pflanzen kann zu Augenproblemen und Hautreizungen führen.
Vorsichtmaßnahmen beim Schneiden
Zum Entfernen von Maiglöckchen muss sich der Mensch in ihre unmittelbare Nähe begeben und sie berühren. Damit das Gift keine Chance hat, müssen entsprechende Schutzvorkehrungen sein:
- nie mit nackten Händen anfassen
- immer Gartenhandschuhe benutzen
- abgeschnittene Pflanzenteile niemals liegen lassen
- sicher auf den Komposthaufen oder in den Restmüll geben
- Gartenschere nach der Benutzung reinigen und desinfizieren
Das Gift bereitet im Kompost keinerlei Probleme, denn es wird im Laufe des Winters vollständig zersetzt.
Häufig gestellte Fragen
Schneeglöckchen haben auch kleine und weiße Glockenblüten. Wie kann ich die beiden Pflanzensorten sicher unterscheiden?
Diese beiden Pflanzen lassen sich gut unterscheiden. Während das Maiglöckchen an einem Stängel mehr als ein Dutzend Blüten ausbildet, bleibt es beim Schneeglöckchen bei einer einzigen Blüte.
Die Blätter des essbaren Bärlauchs sehen denen des Maiglöckchens zum Verwechseln ähnlich. Wie kann ich beim Pflücken sichergehen, dass es wirklich nur ungiftige Bärlauchblätter sind?
In der Tat gleichen sich die Blätter dieser beiden Arten sehr. Allerdings verströmen nur Bärlauchblätter beim Zerreiben einen feinen Knoblauchduft. Daran können sie sicher erkannt werden. Da Sie jedoch erst nach der Duftprobe Gewissheit haben, sollten Sie beim Pflücken sicherheitshalber Handschuhe tragen. Falls es sich doch um das giftige Maiglöckchen handeln sollte, kann Ihnen so nichts passieren.
Ich dachte immer, Maililien blühen nur weiß. Jetzt habe ich gehört, dass es auch eine andersfarbige Sorte geben soll. Stimmt das?
Ja, das stimmt. Es existiert tatsächlich auch eine zartrosa blühende Sorte, doch sie kann nur als eine Randerscheinung betrachtet werden. Noch sind die weißen Glockenblüten als absolut typisch zu bezeichnen.