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Verblühte Tulpen: abschneiden oder ausgraben? So geht es richtig!

tulpen tulipa welk verblüht

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Die Tulpe (Tulipa) aus der Familie der Liliengewächse zählt zu den beliebtesten und elegantesten Frühjahrsblühern und überzeugt mit einfachen oder gefüllten Blüten. Die zahlreichen Blütenfarben und Färbungen sind ebenso vielfältig und variabel wie die Blütenformen und die Wuchshöhen der einzelnen Sorten. Mit dem Ende der Blüte ist es mit der Tulpe aber noch lange nicht vorbei, auch wenn die Blütenpracht einer eher kläglichen Optik gewichen ist. Denn nur mit der richtigen Pflege nach der Blüte und dem Schnitt zur richtigen Zeit wiederholt sich die Blütenpracht auch im nächsten Jahr.

Nach der Blüte ist vor der Blüte

Nach dem Abblühen ist längst nicht alles Leben aus den Tulpen gewichen. Gerade jetzt laufen die Prozesse für den Fortbestand innerhalb der grünen Pflanzenteile und der Zwiebel auf Hochtouren. Die Tulpe investiert jetzt sehr viel Energie in die Ausbildung der Samen, was für sie sehr kräftezehrend ist.
Nach dem Entfernen der Blüten kann sich die Pflanze auf das Wachstum von Tochterzwiebeln fokussieren. Das geht allerdings nicht ohne die noch grünen Blätter. Folglich macht es Sinn, Tulpen in zwei Etappen zu schneiden. Bei der Frage, ob man die Zwiebel anschließend ausgraben soll oder nicht, gehen die Meinungen auseinander, möglich ist beides.

Welke Blüten abschneiden

Verblühte Tulpenblüte auf TischIm ersten Schritt werden ausschließlich die Blüten abgeschnitten, sofern diese komplett verwelkt sind. Ein kräftezehrendes Samenwachstum wird somit unterbunden. Tulpen sind krautige und ausdauernde Pflanzen, die sich aus einer Zwiebel heraus entwickeln. Von Natur aus sind diese Pflanzen bestrebt, sich durch Brutzwiebeln aber auch mittels Samen zu vermehren, um ihren Fortbestand zu sichern.
Dagegen geht es Hobbygärtnern in der Regel eher um eine üppige Blütenpracht. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, welke Blüten abzuschneiden, sofern man sie nicht zur Gewinnung von Samen benötigt. Das Entfernen welker Blüten nimmt innerhalb der Pflege eine tragende Rolle ein. Deshalb sollten die Pflanzen nach der Blüte auf keinen Fall komplett abgeschnitten werden, denn die grünen Blätter erfüllen noch eine wichtige Funktion.

Richtigen Zeitpunkt abpassen

Die verwelkten Blüten sind weg, nur Stängel und Blätter stehen noch und das ist auch gut so. Die in den grünen Pflanzenteilen enthaltenen Nährstoffe, die die Tulpe normalerweise für die Ausbildung der Samen nutzt, kommen jetzt, nach dem Entfernen der welken Blüten den Speicherorganen, also der Tulpenzwiebel bzw. den Brutzwiebeln zugute.
  • Zwiebeln legen ein Energiedepot für die nächste Tulpensaison an
  • Prozess der Umschichtung der Nährstoffe nimmt einige Zeit in Anspruch
  • Sollte nicht durch frühzeitiges Entfernen der Blätter unterbrochen werden
  • Gesunde und kräftige Zwiebel, die Basis für viele Jahre in prachtvoller Blüte
  • Deshalb die Blätter weder zu früh noch zu spät schneiden
  • Blätter trocknen nach und nach ein
  • Sie bleiben stehen, bis auch sie komplett welk sind
  • Es sollten keine grünen Stellen mehr zu sehen sein
Erst dann können Blätter und Stängel ebenerdig abgeschnitten werden. Meist lassen sie sich zu diesem Zeitpunkt ganz leicht abzupfen. Ein zu früher Schnitt der Blätter entzieht der Tulpe wichtige Nährstoffreserven, sie werden praktisch vernichtet. Nicht weniger bedrohlich ist es, wenn man zu lange wartet. Die Blätter werden matschig, beginnen zu faulen und können so sowohl einen Schädlingsbefall als auch Krankheiten begünstigen.

Pflege nach der Blüte

Auch wenn es nicht danach aussieht, benötigt die Tulpe auch nach dem Entfernen der verwelkten Blüten noch etwa zwei Monate lang Pflege, um für die nächste Saison gewappnet zu sein. Dementsprechend düngt man die verbliebenen Pflanzenteile normal weiter und versorgt sie direkt nach der Blüte mit etwas gesiebtem Kompost oder Hornspänen.

Für Tulpen im Topf oder Kübel bieten sich geeignete Flüssigdünger an, die man über das Gießwasser verabreicht. Gegossen wird nicht, die natürlichen Regenaufkommen reichen in der Regel aus, denn die Tulpenzwiebel bevorzugt ohnehin einen eher trockenen Boden.

Zwiebeln ausgraben oder im Boden lassen?

Tulpenzwiebeln können im Sommer ausgegraben aber auch ganzjährig im Boden bleiben, beide Varianten sind möglich. Unter den zahlreichen Tulpensorten gibt es die, deren Zwiebeln sich nach der Wachstumssaison in mehrere kleine Brutzwiebeln teilen, von denen aber nur die größte in der kommenden Saison blüht, bevor auch sie sich wieder teilt.

Dem gegenüber konzentriert sich das Wachstum anderer Sorten vor allem auf eine einzige Blumenzwiebel. Aber was spricht nun fürs Ausgraben und was für den Verbleib der Zwiebeln im Boden?

Ausgraben

Ausgraben einer Tulpenzwiebel Noch vor einigen Jahren war es eher die Regel als die Ausnahme, Tulpenzwiebeln nach dem Abblühen auszugraben. So wollte man sicherstellen, dass sie trocken durch den Sommer kommen. Es gibt Gründe, die das Ausgraben rechtfertigen aber auch einige die dagegensprechen.
  • An dauerhaft nassen Standorten, Ausgraben empfehlenswert
  • Blätter müssen komplett welk sein
  • Zwiebeln im Boden, bei Pflanzarbeiten möglicherweise hinderlich
  • In Beeten mit Sommerblumen und Stauden, aus Platzgründen ausgraben
  • Das schafft Platz für die anderen Pflanzen
  • Zwiebeln vorsichtig aus der Erde holen
  • Am besten mit einer handelsüblichen Grabegabel
  • Auch die Tochterzwiebeln mit ausgraben
  • Speicherorgane dabei möglichst nicht beschädigen
  • Anschließend nur die lose Erde abschütteln
  • Etwas Erde sollte an den Zwiebeln bleiben

Nun müssen die Tulpenzwiebeln bis zur nächsten Pflanzung im Herbst entsprechend gelagert werden. Leider besteht während der Lagerung die Gefahr, dass die Zwiebeln während dessen vertrocknen, da sie durch Verdunstung viel Wasser verlieren. Zudem können beim Ausgraben die Wurzeln der Zwiebeln verletzt werden.

Tipp: Um die Vitalität der Tulpen bzw. ihrer Zwiebeln zu erhalten und Bodenmüdigkeit entgegenzuwirken, sollten Tulpen generell alle drei bis vier Jahre umgepflanzt, d.h. an einen anderen Standort umgesetzt werden.

 

Nach dem Ausgraben richtig lagern

Gelagert werden sollten nur gesunde und intakte Zwiebeln. Um beschädigte Exemplare auszusortieren, entfernt man am besten mit einem Pinsel die noch an den Zwiebeln anhaftenden Erdreste. Danach sind schadhafte Stellen besser zu erkennen und die betreffenden Zwiebeln können aussortiert werden. Die Verbleibenden bewahrt man an einem trockenen, dunklen, kühlen und luftigen Ort, beispielsweise einem unbeheizten Keller auf, bis sie im Herbst bzw. ab September wieder ausgepflanzt werden können.

Tulpenzwiebeln in Aufbewahrungsgefäß Man kann sie beispielsweise in eine herkömmliche Obststiege oder Holzkiste legen, die man mit Papier ausgelegt hat oder in eine Kiste auf trockenem Sand. Zum Schutz vor Nagern und anderen Plagegeistern deckt man die Kiste oder Stiege am besten mit einem engmaschigen Draht, einem Netz oder Gage ab. Während der kompletten Dauer der Lagerung sollte man alle paar Tage jede einzelne Zwiebel in Augenschein nehmen und auf Fäulnis- und Schimmelbildung kontrollieren.

Zwiebeln, die verletzt oder beschädigt sind, müssen regelmäßig aussortiert und im Hausmüll entsorgt werden.

Tipp: Um die Tulpen im Herbst wieder in der gewünschten Farbkombination pflanzen zu können, ist es ratsam, sie nach Farben sortiert zu lagern und eindeutig zu beschriften.

Im Boden lassen

Alternativ zum Ausgraben können Tulpenzwiebeln auch dauerhaft im Boden bleiben. Auch hier gibt es Gründe, die dafür oder dagegen sprechen. An Standorten ohne stauende Nässe besteht in der Regel keine Notwendigkeit zum Auszugraben, die Zwiebeln können das ganze Jahr über im Boden bleiben. Auch wenn es Tulpenzwiebeln eher trocken mögen, sind sie im Boden vor zu starker Austrocknung geschützt.

Bleiben die Zwiebeln in der Erde, sollte man wissen, dass sie im Laufe der Jahre immer tiefer in die Erde wandern, sodass es ihnen immer schwerer fällt, nach oben zu wachsen und irgendwann sogar ganz verschwunden sind. Durch regelmäßiges Umpflanzen etwa alle drei bis vier Jahre kann man diesem Problem entgegenwirken. Eine weitere Gefahr geht von Wühlmäusen und anderen Nagern aus, auf deren Speiseplan auch und insbesondere Blumenzwiebeln stehen. Um sie vor Fraßschäden oder einem Totalverlust zu schützen, sollte man sie möglichst nur in Pflanzkörben oder nicht zu großmaschigen Drahtgeflechten in die Erde setzen.

Tipp: Wer möchte, dass sich aus den Tulpen irgendwann richtige Blütenteppiche entwickeln, sollte sie auf jeden Fall im Boden lassen. Nur so gibt man ihnen die Möglichkeit, sich auf ganz natürliche Weise zu vermehren.

Tulpe in allen Teilen giftig

Katze riecht an Tulpen Vor jeglichen Pflegearbeiten sowie beim Ein- und Umpflanzen dieser Zwiebelblumen sollte man wissen, dass alle Teile dieser Pflanze giftig sind, sowohl die Blüten, Blätter und Stängel als auch die Zwiebel. Ihre Giftigkeit beruht auf den sogenannten Tulposiden, also Toxine mit schädlicher Wirkung bei Hautkontakt und besonders bei Verzehr einzelner Pflanzenteile. So kann es bei Kontakt zu Hautreizungen, Entzündungen und Ekzemen kommen.
Beim Verzehr mehrerer Zwiebeln oder anderer Teile der Pflanzen können Magenkrämpfe, Erbrechen sowie Kreislaufstörungen auftreten, schlimmstenfalls kann es sogar zu einem Atemstillstand kommen. Das sollte man vor allem dann bedenken, wenn kleine Kinder oder auch Haustiere damit in Kontakt kommen könnten. Darüber hinaus können Tulpenzwiebeln leicht mit herkömmlichen Speisezwiebeln verwechselt werden.
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Tipps für Schnellleser

- Tulpen in zwei Etappen schneiden
- Nach der Blüte nur verwelkte Blüten abschneiden
- Kräftezehrendes Samenwachstum wird so verhindert
- Das ist förderlich für die Zwiebeln
- Blätter und Stängel stehen lassen, bis sie verwelkt sind
- Während dessen weiter düngen
- Grüne Pflanzenteile, Nährstofflieferant für die Zwiebel
- Zu früher Schnitt vernichtet Nährstoffe 
- Zu später Schnitt kann zu Fäulnis und Schimmelbildung führen
- Das fördert Schädlingsbefall und Krankheiten 
- Die welken Blätter ebenerdig wegschneiden
- Zwiebeln an staunassen Standorten besser ausgraben
- Unter optimalen Bedingungen im Boden lassen
- Etwa alle 3-4 Jahre umpflanzen
- Verhindert Bodenmüdigkeit und Absinken der Zwiebeln im Boden
- Zum Schutz vor Nagern in Pflanzkörbe oder Drahtgeflecht pflanzen
- Nach dem Ausgraben dunkel, kühl und trocken lagern
- Regelmäßig auf mögliche Schäden kontrollieren
- Schadhafte, faulige und schimmlige Zwiebeln aussortieren
- Tulpen in allen Pflanzenteilen giftig 
- Gesundheitliche Schäden bei Hautkontakt und Verzehr

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