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Was die Einen gezielt als Wildgemüse oder Heilpflanze im Garten anbauen, ist für die anderen Gärtner eine regelrechte Plage: die Gewöhnliche Vogelmiere. Hat man sie erst einmal im Garten, wird man sie so schnell nicht wieder los. Dabei hat die krautige Pflanze doch eigentlich eine wichtige Aufgabe in der Natur zu erfüllen. Sie schützt neu entstandene Flächen vor Erosion und Austrocknung durch starke Sonneneinstrahlung. Was der umweltbewusste Gärtner gegen die starke Ausbreitung der Vogelmiere tun kann, haben wir hier zusammengefasst.
Steckbrief
- botanischer Name: Stellaria media
- auch Vogel-Sternmiere, Hühnerdarm, Hustdarm, Hühnerabbis, Mäusedarm, Sternenkraut, Vögelichrut oder Hühnerscherbe genannt
- gehört zur Familie der Nelkengewächse
- einjährige krautige Pflanze
- eiförmig, spitz zulaufende Blätter
- behaarte Stängel zwischen 3 und 40 Zentimeter Länge
- weiße, etwa 6 Millimeter große Blüten
- Blütezeit: an geschützten Stellen über die ganze Vegetationsperiode
- bildet winzige Kapselfrüchte (Selbstausstreuer)
- Samen sind im Boden bis zu 60 Jahre keimfähig
- keimen schon bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt
Arten und Vorkommen
Die Vogelmiere kommt weltweit in den gemäßigten Breitengraden vor und ist eine sehr anpassungs- und vermehrungsfreudige Pflanze. Frisch bearbeitete Böden überzieht die Kriechpflanze schnell mit einem dichten Teppich. Eine einzelne Vogelmiere bildet bis zu 15.000 Samen und kann pro Jahr bis zu sechs Generationen hervorbringen. Bei vielen Gärtnern ist die Vogelmiere als lästiges Unkraut verschrien, obwohl sie auch als Wildgemüse und Heilpflanze Verwendung finden kann. Unter der Artengruppe Vogelmiere gibt es folgende Varianten:
- Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media)
- Großblütige Vogelmiere (Stellaria neglecta Weihe)
- Bleiche Vogelmiere (Stellaria pallida Crepin)
Die Namensgebung der Stellaria media beschreibt ihre zarte Schönheit, denn die Blüten wirken wie kleine Sternchen. Bei uns wird die Pflanze als Vogelmiere bezeichnet, weil Vögel gerne ihr grünes Kraut und die Samen fressen. Die Vogelmiere bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden. Bei der Lichtmenge ist die krautige Pflanze nicht besonders wählerisch, sie kommt auf sonnigen Böden genauso vor wie an Plätzen, die im Schatten liegen. Wegen ihrer besonderen Ansprüche an die Bodenverhältnisse wird sie auch als Zeigerpflanze für folgende Standortbedingungen genannt:
- Anzeiger für Böden mit schwachem Säure- bis schwachem Basencharakter
- hohe Stickstoffgehalte
- gute Speicherkapazität für Wasser
Erkennungsmerkmale
Die einjährige Pflanze breitet sich kriechend aus und wird in der Regel zwischen 5 und 40 Zentimeter hoch. Sie hat nur sehr dünne Stängel mit einem runden Querschnitt, die mit einer Reihe feiner Härchen überzogen sind. Da sich ihre Wurzeln nur flach im Boden ausbreiten, dienen diese Härchen der zusätzlichen Wasserversorgung. Die eiförmigen Blätter laufen am Ende spitz zu und haben einen Durchmesser von etwa 4-7 Millimeter. Bei klimatisch günstigen Bedingungen blühen Vogelmieren über das ganze Jahr hinweg. Die kleinen weißen Blüten sind sternförmig, wobei die fünf Kelchblätter die fünf Kronblätter kaum in der Größe überragen. Die weißen Blütenblättchen sind dabei bis fast zum Grund hin eingeschnitten und erwecken daher den Anschein, dass es sich nicht um fünf, sondern um zehn Kronblätter handelt.
- die ganze Pflanze ist saftig grün und weich (keine Verholzung)
- rundliche Blätter mit spitzem Blattende
- Knospen an langen Stielen, hängen meist bogenförmig herab
- weiße, sternförmige Blüten
- einzeilige Härchenreihe entlang der Stiele
- beim Abreißen der Haupttriebe verbleibt häufig ein Stück vom Inneren des Triebes (Hühnerdarm)
Bei der Gewöhnlichen Vogelmiere besteht Verwechslungsgefahr mit:
- Ackergauchheil (Anagallis arvensis) – jedoch rötliche Blüte, leicht giftig
- Ackerhornkraut (Cerastium arvense) – größere Blüten, Blätter lanzettenförmig
- den beiden anderen Arten der Vogelmiere
Nützliche Pionierpflanze
Auch wenn so manch ein Gärtner verzweifelt versucht, die wuchsfreudige Pflanze aus seinem Garten zu eliminieren, so hat die Vogelmiere in der Natur doch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und kann nicht einfach als Unkraut abgetan werden. Stellaria media ist eine Pionierpflanze. Als Pionierpflanzen werden all solche Gewächse bezeichnet, die als Erste neue, noch vegetationsfreie Gebiete besiedeln, weil sie eine ganz besondere Anpassungsfähigkeit besitzen. Diese Arten ertragen deutlich extremere Umweltbedingungen als andere Spezies. Bezeichnend für die meisten Pionierarten ist, dass sie konkurrenzschwach sind. Das heißt, sie werden im Verlauf der natürlichen, biologischen Verbreitung im Laufe der Zeit durch andere Pflanzenarten verdrängt. Typische Gebiete für Pionierpflanzen:
- Lavaflächen nach Vulkanausbrüchen
- karge Flächen nach Bränden
- auf Schutt und Geröll nach Erdrutschen
- an Küstenlinien nach Hochwasser
- auf abgeschmolzenen Gletschergebieten
Warum Pionierpflanzen wie die Vogelmiere so wichtig sind, lässt sich leicht erklären: Sie bedecken den aufgerissenen, verbrannten oder kargen Boden schützend und verhindern damit Auswaschungen durch Regenwasser, Austrocknung durch die Sonne und die damit verbundene Erosion.
Bekämpfung
Eine Vogelmiere wächst nicht einfach irgendwo im Garten, sondern nur dort, wo sie entsprechende Bedingungen vorfindet. Als sogenannte Zeigerpflanze signalisiert sie dem Gärtner, dass es sich an dieser Stelle um einen lockeren und stickstoffreichen, sonst aber eher nährstoffarmen, feuchten Boden handelt.
Unkrautvernichtungsmittel
In seiner Verzweiflung, die wuchernden Vogelmieren endlich aus seinem Garten zu vertreiben, mag sich manch ein Gärtner dazu genötigt fühlen, chemische Unkrautvernichtungsmittel einzusetzen. Doch diese Mittel sind nicht nur für die Umwelt bedenklich, sondern führen auch bei alleinigem Einsatz nicht zum gewünschten Erfolg. Eine sinnvollere, erfolgreiche und umweltschonende Unkrautbekämpfung sollte immer aus einer Kombination verschiedener Maßnahmen bestehen.
Auf Beeten und im Rasen
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Jäten: Die effektivste, aber vielleicht auch beschwerlichste Maßnahme in der Bekämpfung der Vogelmiere besteht immer noch aus dem Jäten. Auch wenn diese Tätigkeit auf der Beliebtheitsskala der attraktiven Gartenarbeiten ganz unten rangiert, wird sie sich bei der Bekämpfung von sogenannten Unkräutern nicht ganz vermeiden lassen. Eine Behandlung sollte möglichst früh erfolgen, bevor die Stellaria media andere Pflanzen (wie den Rasen) verdrängt. Die Vogelmiere sollte möglichst mitsamt ihren flachen Wurzeln entfernt werden, denn übrig gebliebene Pflanzenteile können sich wieder zu einer vollständigen Pflanze entwickeln. Auf Bestäubung durch Insekten ist die Stellaria media nicht angewiesen, denn sollten diese ausbleiben (wie im Winter), kann sie sich selbst befruchten. Rasenflächen sollten regelmäßig vertikutiert werden.Wer nicht ständig jäten möchte, sollte wenigstens alle blühenden Pflanzenteile entfernen, damit sich die Vogelmiere nicht selbst aussät.
- Lücken mit Nutzpflanzen füllen: Nach einer Entfernung der Vogelmiere müssen die so entstandenen Lücken möglichst zeitnah mit Nutzpflanzen geschlossen werden, damit die Vogelmiere sich nicht wieder neu ausbreiten kann. In einer Rasenfläche kann dies durch Nachsäen erfolgen, in Blumenbeeten sind schnell wachsende Bodendecker vorteilhaft.
- Gezielt düngen: Im Landschaftsbau wird der Vogelmiere gezielt mit Düngung zu Leibe gerückt. Gartenbaubetriebe empfehlen während der Vegetationsperiode eine Düngung mit Kalidünger (Kalium). Zusätzlich kann im Herbst Kalkstickstoff (Kalzium) in den Boden eingearbeitet werden, das tötet die Samen ab.Dünger sollten nur in verhaltenem Maße eingesetzt werden, da es schnell zu einer Überdüngung oder Veränderung des Boden-pH-Wertes kommen kann, was auch den Wuchs der Nutzpflanzen negativ beeinflusst.
- Stroh, Mulch oder Folie: Wer nicht ständig jäten möchte, kann auch dem Unkraut auf eine andere Weise zu Leibe rücken: Stroh und Mulch wirken hemmend auf das Wachstum und die Ausbreitung von Vogelmiere. Kommt nur wenig Licht auf den Gartenboden, so tun sich niedrig wachsende Pflanzenarten schwer. Es reicht also eine dünne Schicht Mulch, Laub oder auch Stroh, um den Lichteinfall auf den Gartenboden zu minimieren und so das Wachstum des Unkrautes zu unterbinden. Die gleiche Wirkung kann mit lichtundurchlässiger Folie erreicht werden, die auf die Beete ausgelegt wird. Ein Nachteil der Folie liegt darin, dass kein Regenwasser durch sie hindurchdringen kann.
Auf befestigten Flächen
Manche Bei- oder Wildkräuter machen sich auch gerne in den Fugen zwischen Pflastersteinen breit. Sie hier auszureißen, gestaltet sich sehr schwierig, da häufig ein Großteil der Wurzeln im Erdreich verbleibt und die Pflanze schon nach kurzer Zeit nachwächst. Auf befestigten Flächen kommen in der Regel andere Verfahren zur Beseitigung der Vogelmiere zum Einsatz als in Beeten.
- Mechanische Entfernung: Eine sehr beschwerliche Methode besteht darin, mit einem Küchenmesser die Fugen von Unkräutern zu befreien. Meist sind stundenlange Jätarbeiten auf den Knien notwendig. Eine rückenschonendere Variante besteht in der Nutzung von langstieligen Fugenbürsten mit sehr harten Borsten, die die weichen Unkräuter mechanisch aus den Fugen entfernen. Verschiedene mechanische Methoden: jäten oder herauskratzen, Fugenbürste, Hochdruckreiniger Für alle Gärtner, die am liebsten ihre Arbeit mit motorbetriebenen Geräten erledigen: Gartenfugenbürsten gibt es auch mit Elektromotor!
- Thermische Verfahren: Große Hitze vertragen die wenigsten Pflanzen. Die empfindlichen Zellen sterben gerade bei unverholzten Trieben sehr schnell ab. Haben sich die ungeliebten Vogelmieren zwischen den Steinen einer Hofeinfahrt oder eines Weges breitgemacht, hilft das Übergießen mit kochendem Wasser. Da ihre Wurzeln nur sehr flach im Erdreich verankert sind, werden diese bei der Prozedur auch zu einem erheblichen Teil in Mitleidenschaft gezogen. Brenner mit Gaskartusche verbrennen in der Regel alle oberirdischen Pflanzenteile, die Wurzeln überleben meist. Verschiedene thermische Verfahren:
- mit kochendem Wasser übergießen,
- mit heißem Dampf behandeln (spezielle Dampf- oder Hochdruckreiniger)
- Flamme aus Brenner mit Gaskartusche
- Infrarotbrenner (Temperaturen bis 1000 Grad)
Vorsicht bei der Kompostierung
Die Vogelmiere besitzt die Fähigkeit, aus ausgerissenen Teilen wieder neue Wurzeln zu bilden. Da sie über das ganze Jahr hinweg blüht und Samen bildet, sollte sie am besten im Hausmüll entsorgt werden. Wenn sie auf dem Kompost verrotten soll, so darf sie keinesfalls schon Samen gebildet haben. Das Entfernen der Vogelmiere aus den Beeten oder dem Rasen erfolgt am besten so frühzeitig wie möglich und mehrfach im Jahr, am besten bei trockener Witterung, damit sie schon ein wenig welk ist. Auf dem Kompost wird sie dann umgehend mit einer dicken Erdschicht bedeckt. Zusätzlich ist es dringend notwendig, dass der Kompost mindesten einmal im Jahr umgesetzt (gut durchmischt) wird. Nur so wird sichergestellt, dass hohe Temperaturen erreicht werden, die sowohl die Samen wie auch die Keimlinge abtöten.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich die Vogelmiere an meine Haustiere verfüttern?
Vogelmiere enthält viele wichtige Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin C. Gerade Wellensittiche, Hühner und Enten fressen dieses Grünfutter sehr gerne. Aber auch Meerschweinchen und Kaninchen kann die Vogelmiere als Frischfutter gegeben werden. Wie für alle Grünfutterarten gilt: nicht zu viel von einer Sorte. Also eine gelegentliche Fütterung etwa einmal bis zweimal je Woche im Wechsel mit anderen Grünfutterarten sind völlig in Ordnung.
Wie sieht es mit der Düngung aus, wenn ich Vogelmiere im Rasen oder Beet habe?
Vogelmiere ist eine Zeigerpflanze für hohe Stickstoffgehalte im Boden. Findet sich Stellaria media im Garten wieder, sollte eine Düngung mit Stickstoff unterbleiben. Zu den stickstoffhaltigen Düngern gehören nahezu alle organischen Dünger wie Kompost oder Pferdemist. In Rasenflächen hat es sich bewährt, leicht saure Böden (pH-Wert zwischen 5 und 6) großzügig zu kalken. Dabei steigt der pH-Wert an, was dem Rasen nichts ausmacht, allerdings ungünstig für die Lebensbedingungen der Vogelmiere ist.