In den Sommermonaten beginnen Singvögel ihren melodischen Gesang bereits ab drei Uhr morgens und gehen dabei streng nach Uhrzeit. Doch welche Gründe führen dazu, dass Vögel auch nachts so munter zwitschern?
Gründe für nächtlichen Vogelgesang
Der melodische und oft als zwitschernd wahrgenommene Vogelgesang stammt ausschließlich von Singvögeln, einer sehr artenreichen Unterordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Weltweit gehören dieser Gruppe mehr als 5000 verschiedene Arten an, von denen etwa 130 in Deutschland beheimatet sind beziehungsweise hier als Zugvögel überwintern.
Viele dieser Piepmätze beginnen bereits wenige Stunden bis Minuten vor der Morgendämmerung ihren charakteristischen Gesang, der vornehmlich der Partnerwerbung während der Balzzeit sowie der Revierverteidigung gilt.
Für das nächtliche Zwitschern der Vögel gibt es laut Forschern verschiedene Gründe:
- weniger Futter (z. B. Insekten) unterwegs, deshalb keine Futtersuche möglich und mehr Zeit für Gesang
- nachts mehr Ruhe und weniger Lärm, deshalb ist Gesang lauter und weiter zu hören
- richten Zeitpunkt des Gesangs nach Sonnenaufgang und -untergang aus
Übrigens mögen wir Menschen Vogelgesang um drei Uhr morgens als mitten in der Nacht empfinden, für viele Singvogelarten wird hier schon der neue Tag eingeläutet. Nicht direkt fürs Überleben wichtige Tätigkeiten wie der charakteristische Gesang hingegen werden auf Tageszeiten gelegt, die sich für Futtersuche und Kükenversorgung weniger eignen. Das kann übrigens nicht nur vor dem Sonnenaufgang stattfinden, sondern, je nach Art, auch in der Dämmerung.
Wann singt welche Vogelart?
Anhand der so genannten Vogeluhr können Sie erkennen, welcher Vogel zu welcher Stunde seine Stimme nachts erklingen lässt und zu zwitschern beginnt:
Uhrzeit | Vogelart | Zeitraum |
---|---|---|
ca. 80 Minuten vor Sonnenaufgang | Gartenrotschwanz | zwischen April und Juli |
ca. 70 Minuten vor Sonnenaufgang | Hausrotschwanz | zwischen März und Juli |
ca. 60 Minuten vor Sonnenaufgang | Rauchschwalbe | zwischen April und Juli |
ca. 55 Minuten vor Sonnenaufgang | Singdrossel | zwischen Februar und Juli |
ca. 50 Minuten vor Sonnenaufgang | Rotkehlchen Kuckuck | zwischen Februar und Juli zwischen April und Juni |
ca. 45 Minuten vor Sonnenaufgang | Amsel Goldammer Mönchsgrasmücke | zwischen Februar und Juli zwischen Februar und Juni zwischen März und Juli |
ca. 40 Minuten vor Sonnenaufgang | Zaunkönig | zwischen Februar und Juli |
ca. 35 Minuten vor Sonnenaufgang | Blaumeise Zilpzalp | zwischen Januar und Juni zwischen März und Juli |
ca. 30 Minuten vor Sonnenaufgang | Kohlmeise | zwischen Januar und Juni |
ca. 20 Minuten vor Sonnenaufgang | Fitis Stieglitz | zwischen April und Juni zwischen Februar und Juni |
ca. 15 Minuten vor Sonnenaufgang | Grünfink Star | zwischen Januar und Juli zwischen Januar und September |
ca. 10 Minuten vor Sonnenaufgang | Buchfink | zwischen Februar und Juli |
Die genannten Zeiten dienen vornehmlich der Balz, die bei manchen Arten bereits im Januar oder im Februar beginnt.
Stadtvögel zwitschern nachts
Übrigens konnte die Forschung auch feststellen, dass Vögel in der Stadt im Vergleich zu im Wald lebenden Artgenossen deutlich zeitiger, oftmals schon nachts, zu zwitschern beginnen. Diese Tiere fühlen sich durch den Stadtlärm gestört und legen ihre Gesangsstunden daher mitten in die Nacht – dann ist es auch in Städten ruhiger und der Vogelgesang besser zu hören. Ein weiterer Grund für die nächtlichen Sangesstunden ist zudem die künstliche Helligkeit in den Städten, die die Tiere nicht von der Morgendämmerung unterscheiden können.
Häufig gestellte Fragen
Viele Singvögel singen im Winter nicht mehr, weil sie sich als Zugvögel nicht in Deutschland aufhalten. Die so genannten Standvögel, zu denen etwa Amseln, Spechte, Kleiber, Rotkehlchen oder die verschiedenen Meisenarten gehören, singen und zwitschern auch im Winter. Dazu gesellen sich Vogelarten (beispielsweise das Wintergoldhähnchen), die aus dem hohen Norden stammen und bei uns die Wintermonate verbringen. Forscher vermuten, dass die gefiederten Gesellen ihre Stimmen trainieren wollen. Vögel singen nämlich vor allem in der Brutzeit.
Die meisten Vögel singen kurz vor Sonnenaufgang sowie tagsüber. Manche Arten sind jedoch auch in der Dämmerung zu hören. Dazu gehören etwa die mitternächtlich zwitschernde Nachtigall, aber auch Amseln, Rotkehlchen oder Singdrosseln. Die drei letztgenannten Arten gehören übrigens zu den Singvögeln, die ihre Gesangskünste besonders viel und ausdauernd hören lassen – Sie können ihnen im Grunde von morgens bis abends lauschen.