Pflanzenlexikon

Wilder Wein, Jungfernrebe – Pflege-Anleitung & Vermehren

Wilder Wein - Vitis vinifera

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Dekorativ, anspruchslos und farbenfroh – so präsentiert sich der Wilde Wein, der häufig auch als Jungfernrebe bezeichnet wird. Die Pflanze, die zur Familie der Weinrebengewächse gehört, ist ursprünglich in den gemäßigten Breiten Nordamerikas und Asiens beheimatet; die insgesamt 13 Arten des Wilden Weins finden vor allem zur Hausbegrünung, aber auch als Zierpflanze Verwendung.

Zum Einsatz kommen dabei jedoch vor allem die Dreiblättrige und die Fünfblättrige Jungfernrebe. Dabei präsentiert sich die Pflege durchweg problemlos, so dass das Gewächs insbesondere auch für Anfänger leicht zu handhaben ist. Wer der Jungfernrebe einen optimalen Standort bietet und regelmäßig diverse Schneidemaßnahmen durchführt, kann sich über eine äußerst dekorative Pflanze freuen, an der jeder Hobbygärtner lange Freude hat.

Steckbrief

Dreiblättrige Jungfernrebe:

  • Klettergehölz mit einer Gesamthöhe zwischen 5 und 15 Metern
  • ranken meist mit Haftscheiben
  • glänzend hellgrüne, in drei spitze Lappen auslaufende herzförmige Blätter (auch ungelappte Blätter)
  • Herbstfärbung präsentiert sich in leuchtend gelben bis dunkelroten Nuancen
  • unscheinbare, gelbgrüne Blütchen in Trauben und kleine schwarzblaue Beerenfrüchte

Fünfblättrige Jungfernrebe:

  • ähnliches Aussehen wie die dreiblättrige Variante, aber schwächer wachsend
  • insgesamt zierlicher
  • gefingerte Blätter aus fünf schlanken Abschnitten (manchmal auch 3 oder 7)
  • Herbstfärbung in Rottönen

Standort

Wilder Wein - Vitis vinifera Damit der Wilde Wein optimal gedeiht, sollte der Standort sorgfältig ausgewählt werden. Um seine intensiv leuchtende Herbstfärbung auszubilden, benötigt das Gewächs einen sonnigen und warmen Bereich innerhalb der Grünanlage. Zwar gedeiht die Jungfernrebe auch an einem halbschattigen Platz; dort bilden sich jedoch die herbstlichen Farben nicht besonders kräftig aus. Vor allem ist bei der Wahl des Standorts jedoch darauf zu achten, dass dieser der Pflanze ausreichenden Schutz vor klimatischen Einflüssen bietet, vor allem vor Winden. Auch die Himmelsrichtung kann das Wachstum und die Ausbildung von Herbstlaub beeinflussen: Besonders gut geeignet ist die Südost- oder Ostseite.

Da Wilder Wein vorwiegend zur Begrünung eingesetzt wird, gehören Mauern, Hauswände und Fassaden zu den typischen Standorten der Pflanze. Daneben können Pergolen und Lauben mit der Jungfernrebe bestückt werden. Das Gewächs rankt dann an den Wänden empor. Wer die Pflanze eine Hausfassade erklimmen lassen möchte, muss allerdings im Vorfeld die Mauern auf Schäden, zum Beispiel Risse, untersuchen; Triebe könnten in die Ritzen eindringen und erhebliche Bauschäden hervorrufen.

Neben dem idealen Standort spielt auch das Substrat, das für die Kultivierung des Wilden Weines verwendet wird, eine wichtige Rolle. Die Erde sollte bestimmte Eigenschaften aufweisen:

  • reich an Nährstoffen
  • hohe Durchlässigkeit
  • frisch bis leicht feucht
  • tiefgründig
  • lehmig

Die Jungfernrebe gilt jedoch als sehr robust und anpassungsfähig; das Gewächs kann deshalb auch auf Böden gedeihen, die von den optimalen Bedingungen abweichen, zum Beispiel auf Sandböden.

Da sich der Wilde Wein rauchhart präsentiert, kommt das Gewächs problemlos auch mit klassischem Stadtklima zurecht.

Gießen und Düngen

Wilder Wein benötigt grundsätzlich viel Wasser und sollte deshalb regelmäßig gegossen werden; allerdings zeigt sich das Gewächs gegenüber Staunässe sehr empfindlich.

Die Jungfernrebe kann während der Wachstumsperiode gedüngt werden; allerdings sollte die zusätzliche Gabe von Nährstoffen mit Bedacht erfolgen und keinesfalls zu häufig ausfallen; es besteht leicht die Gefahr, dass im Herbst die Triebe nicht richtig ausreifen und die herbstliche Färbung ausbleibt.

Auch ein Umtopfen ist in der Regel nicht erforderlich, weil die Jungfernrebe meist direkt in die Erde gepflanzt wird. Wer das Gewächs im Topf kultivieren möchte, sollte ein Umtopfen erst in Betracht ziehen, wenn der Wurzelballen das Gefäß ausfüllt.

Schneiden

Wilder Wein - Vitis vinifera Wilder Wein sollte regelmäßig geschnitten werden; Exemplare, die ungehemmt wachsen, können schwere Bauschäden verursachen. Aus diesem Grund ist stets darauf zu achten, dass sowohl Dachrinnen und Dachschindeln als auch Rollladenkästen und Abflussrohre stets frei von Trieben sind. Wer die Jungfernreben bis zum Dach wachsen lässt, riskiert darüber hinaus Schäden an der Dachkonstruktion, zum Beispiel das Anheben der Ziegel. Um dies zu verhindern, sollte man die Schnittgrenze etwa einen Meter unterhalb der Dachrinne ansetzen.

Weil Wilder Wein je nach Sorte bis zu zwei Meter pro Jahr wächst, ist der Rückschnitt deshalb meist bereits im Sommer notwendig. Das Gewächs präsentiert sich gut schnittverträglich und verkraftet auch einen radikalen Rückschnitt. Allerdings kleben die Haftplättchen der Kletterpflanze häufig sehr fest an der Mauer, die zunächst abgetrennt werden müssen, damit kein Schaden entsteht.

Zu diesem Zweck kann ein Gasbrenner zur Hilfe genommen werden.
Wer Schneidemaßnahmen durchführt, sollte sich jedoch immer auch klarmachen, dass sich innerhalb der Pflanze häufig Vogelnester und Insekten unterschiedlicher Art befinden; eine Radikalkürzung würde den Lebensraum dieser Tiere stark einschränken. Deshalb gilt: Nur so viel kürzen, wie notwendig ist!

Überwintern

Wilder Wein ist mitunter als winterharte Pflanze erhältlich; zahlreiche Sorten benötigen jedoch zusätzlich einen Winterschutz. Bei der Überwinterung müssen dann folgende Aspekte beachtet werden:

  • geschützter Standort
  • ideal ist eine Südmauer
  • Boden mit Kompost oder Laub bedecken

Pflanzen

Die Pflanzung der Jungfernreben erfolgt entweder im Herbst oder aber im Frühjahr. Wer die Jungfernrebe vor eine Hausfassade pflanzen möchte, sollte ausreichend Abstand von der Kellermauer halten und die Wand zunächst auf Risse untersuchen. Diese müssen erst gefüllt werden, bevor die Pflanzung erfolgt.

Hornspäne als Dünger Bevor das Gewächs eingepflanzt werden kann, muss das Substrat meist noch vorbereitet werden; herkömmliche Gartenerde präsentiert sich in der Nähe von Mauern meist nährstoffarm. Es hat sich deshalb als sinnvoll erwiesen, die Erde mit Hornspänen oder Kompost anzureichern. Anschließend gräbt man das Pflanzenloch aus, das die doppelte Größe aufweisen muss wie der Wurzelballen der Jungpflanze. Auch die ausgegrabene Erde versetzt man mit Hornspänen oder Kompost.

Jetzt kann der Boden des Pflanzenlochs mit einer Grabegabel etwas aufgelockert und der Wilde Wein anschließend in die Erde gesetzt werden. Man füllt die Erde auf und tritt das Substrat rund um das Pflanzenloch fest. Besonders wichtig ist eine kräftige Bewässerung, damit die Wurzeln gut anwachsen. Wer noch ein zweites Exemplar setzen möchte, sollte mindestens zwei Meter Abstand zur Erstbepflanzung einhalten.

Alternativ kann man den Wilden Wein auch in einen Topf setzen; dabei sollte unbedingt ein weiträumiges Gefäß zum Einsatz kommen, damit sich die Wurzeln optimal ausbilden können. Je größer der Topf ist, umso geringer ist zudem das Risiko, dass die Wurzeln während der kalten Jahreszeit erfrieren.

Vermehren

Zur Vermehrung des Wilden Weins stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Veredlung
  • Vermehrung mit Hilfe von Stecklingen
  • Vermehrung mit Hilfe von Absenkern

Zwar erfolgt die Vermehrung meist über gezielte Veredlung; die einfachste Methode, die Pflanze zu vervielfältigen, stellt jedoch das Kultivieren von Stecklingen dar. Die holzigen Triebe, die über drei bis vier Augen verfügen und etwa 25cm lang sein sollten, können im Herbst von der Mutterpflanze abgeschnitten werden. Anschließend gibt man die Stecklinge bis zur Hälfte in das vorbereitete Substrat, das zuvor mit Kompost gemischt wurde. Jetzt gießt man die Triebe kräftig an. Im ersten Jahr der jungen Jungfernreben muss auch an einen entsprechenden Winterschutz gedacht werden, der aus Reisig, Laub oder Sackleinen besteht. Alternativ kann man auch auf die Möglichkeit zurückgreifen, die Stecklinge zunächst im Haus in einem Topf vorzuziehen.

Alternativ zur Stecklingsvermehrung kann man den Wilden Wein auch mit Hilfe von Absenkern vervielfältigen. Zu diesem Zweck sucht man sich die von dem Gewächs ausgehenden langen Triebe, die man anschließend am Boden mit Erde bedeckt und zusätzlich mit einem Stein beschwert. Diese Tochterpflanzen bilden dann bis zum Herbst des Folgejahres so kräftige Wurzeln aus, dass sie von der Mutterpflanze getrennt werden können. Diese Exemplare verbringt man jetzt an einen neuen Standort und pflanzt sie dort ein.

Krankheiten und Schädlinge

Schnecke an Wildem Wein Grundsätzlich zeigt sich Wilder Wein gegenüber zahlreicher Krankheiten und Schädlinge resistent. Manchmal erkrankt das Gewächs jedoch an der Verticilliumwelke, die sich im Welken der Blätter und Absterben kompletter Triebe zeigt. Der Pilz befällt das Gewächs vom Boden aus und breitet sich anschließend durch die Wasserleitungsbahnen aus. Das Schadbild zeigt deshalb auch einen Verlauf von unten nach oben.

Bisher ist noch kein Mittel bekannt, das gegen diese Erkrankung eingesetzt werden könnte; deshalb ist es besonders wichtig, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Hierzu gehören vor allem häufiger Standort- bzw. Fruchtwechsel und das Vermeiden von Wurzelverletzungen. Ist der Wilde Wein befallen, müssen alle Pflanzenteile entfernt und auch das betroffene Substrat entsorgt werden.

Zu den klassischen Schädlingen, welche den Wilden Wein befallen können, gehört die Wolllaus. Diese verursacht ein charakteristisches Schadbild:

  • flockige Wachausscheidungen auf Teilen der Pflanze
  • Tiere sitzen oft in Kolonien an Blättern oder Trieben
  • Wachstumsstörungen
  • Blattvergilbung

Als vorbeugende Maßnahme kann sich das gezielte Fördern von natürlichen Feinden der Wolllaus lohnen; hierzu gehören beispielsweise Schlupfwespen und Marienkäfer. Ist das Gewächs befallen, streift man die Läuse ab oder schneidet die betroffenen Areale weg. Liegt ein sehr starker Befall vor, helfen auch spezielle Ölpräparate.

Verwechslung mit der echten Weinrebe

Insbesondere Kinder verwechseln Wilden Wein häufig mich echten Weinreben; vor allem die Beeren laden zum Naschen ein. Allerdings sind diese ungenießbar und sogar leicht giftig, so dass von einem Verzehr unbedingt abgeraten werden muss. Tatsächlich gehören beide Arten nämlich zwar der Familie der Weinrebengewächse an, stehen aber ansonsten in keinem engen Verhältnis zueinander.

Sorten

Zu den beliebtesten Sorten der Dreiblättrigen Jungfernrebe gehört Minutifolia, die eine Gesamthöhe von bis zu zehn Metern erreicht und grünglänzende, kleine Blätter mit rötlicher Herbstfärbung präsentiert. Wer besonders intensiv leuchtendes Laub mit kräftigen Farben sucht, wählt hingegen am besten die Sorte Veitchii, die bis zu sechs Meter groß wird und besonders schnell wächst.

Unter den Fünfblättrigen Jungfernreben ist die Sorte Engelmannii sehr beliebt; sie präsentiert sich frostfest und wächst besonders stark; wer ein Exemplar dieser Jungfernrebe im Garten kultiviert, kann sich zudem über eine ausgesprochen intensive und prächtige Herbstfärbung freuen, die von einem leuchtenden Orange bis zu einem Tiefrot reicht. Diese Sorte erreicht eine Höhe von bis zu zwölf Metern und eignet sich als Bodendecker oder zur Begrünung von kleinen Flächen wie Wänden oder Pergolen.

Häufig gestellte Fragen

Die Jungfernrebe stellt plötzlich ihr Wachstum ein. Welche Ursache könnte zugrunde liegen?
Häufig handelt es sich bei Wachstumsstörungen schlicht um einen Wassermangel; der Wilde Wein schaltet auf Sparflamme, was zu Wachstumsstörungen führen kann.

Welche Sorte sollte man wählen, wenn man eine möglichst selbstkletternde Pflanze sucht, die ohne zusätzliche Rankhilfen auskommt?
Hier hat sich die Sorte Perthenocissus quinquefolia eneglmannii bewährt.

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Tipps für Schnellleser

- Standort: sonnig, am besten vor Mauern, Fassaden oder zur Begrünung von Pegolen
- Substrat: tiefgründig, frisch bis leicht feucht, reich an Nährstoffen, lehmig, hohe Durchlässigkeit
- Gießen: regelmäßige wässern, dabei Staunässe vermeiden
- Düngen: kann gelegentlich erfolgen, jedoch insgesamt zurückhaltend
- Schneiden: meist nötig, um Bauschäden zu vermeiden; auch radikaler Rückschnitt möglich
- Pflanzen: im Herbst oder Frühjahr, Abstand von zwei Metern zwischen einzelnen Pflanzen einhalten
- Vermehren: Veredlung, Stecklinge, Absenker
- Krankheiten: Verticilliumwelke
- Schädlinge: Wollläuse

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