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Wenn Sie sich eine schöne Hecke anlegen möchten, aber in einer eher klimatisch nicht so begünstigten Gegend Deutschlands wohnen, werden Sie in der Nachbarschaft wahrscheinlich schon so viel von schwächelnden Gehölzen gehört haben, dass Sie vorsichtig geworden sind. Diese Vorsicht ist berechtigt, je größer das zu umrundende Grundstück ist, um so mehr, für Heckenpflanzen kann man schnell eine Menge Geld ausgeben. Wir nennen Ihnen wirklich winterharte Heckenpflanzen und weisen Ihnen den Weg zu den besten Hecken, die auch wirklich kalte Winter ohne Probleme aushalten.
Deutschlands Winterhärtezonen
Sie suchen vermutlich nach winterharten Heckenpflanzen, weil Sie in einer der klimatisch weniger begünstigten Ecken von Deutschland beheimatet sind. Da nicht jedem Menschen bewusst ist, dass der “deutsche Winter” eine erkleckliche Bandbreite von durchschnittlichen Wintertemperaturen kennt, vorab ein paar Worte zu den deutschen Winterhärtezonen:
Deutsche Winterhärtezonen sind es nicht, sondern internationale Winterhärtezonen. Sie wurden in den USA entwickelt, vom USDA, dem United States Department of Agriculture (Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten), und von den anderen Staaten übernommen. In Deutschland kommen mehrere Winterhärtezonen vor, von 5b bis 8b. In den kältesten Gegenden Deutschlands mit USDA-Winterhärtezone 5b wurden durchschnittliche Minustemperaturen von -26 °C gemessen. Die wärmsten Gegenden Deutschlands liegen in USDA-Winterhärtezone 8b, da wird es im Winter durchschnittlich höchstens -9,4 °C kalt.
Bei der Angabe solcher Winterhärtezonen geht es zwar immer nur um Durchschnittstemperaturen, beim Blick auf die Winterhärte einer Heckenpflanze ist also immer die Einrechnung deutlicher Abweichungen nach unten empfehlenswert. Trotzdem machen diese Zahlen ziemlich drastisch nachvollziehbar, warum die schöne Hecke im Garten von Tante Dora in Kiel (Winterhärtezone 8a) bei Ihnen in Amberg (Winterhärtezone 6a) seit Jahren vor sich hin mickert – bei Ihnen ist es einfach mal gut 10 Grad kälter, Durchschnitt hin oder her.
Winterhart und frosthart
Die Überschrift dieses Artikels entspricht dem Sprachgebrauch, ist “botanisch” aber eigentlich nicht korrekt. Winterhärte und Frosthärte sind nämlich für Botaniker unterschiedliche Begriffe, die Winterhärte bezeichnet die Kälte, die eine Pflanze aushält, wenn sie in fremden Umfeld angepflanzt wird, ist also ein vornehmlich von Gärtnern verwendeter Begriff. Von Frosthärte sprechen alle Biologen, die sich mit Pflanzen beschäftigen, sie bezeichnet nämlich einfach die Fähigkeit, mit Kälte im natürlichen Umfeld zurechtzukommen. Sehr frostharte Pflanzen (z. B. Apfelbäume) kommen gut mit jeder Kälte in ihrer Heimatregion zurecht; weniger frostharte Gehölze (z. B. Aprikosen) tragen in außergewöhnlich kalten Jahren gerne einmal Frostschäden davon.
Winterhärte ist dagegen ein Begriff, der von Menschen verwendet wird, die sich mit der Kultur von Pflanzen beschäftigt. Dabei geht es darum, ob eine Pflanze aus einem bestimmten Umfeld den Winter in einem Garten in einem anderen Umfeld überstehen wird, die Winterhärte ist vor allem bei Import-Pflanzen ein relevantes Kriterium. Bei einheimischen Pflanzen nähern sich die Begriffe wieder an, eine Pflanze in ihrem natürlichen Umfeld ist in der freien Natur mehr oder weniger frosthart und im Garten mehr oder weniger winterhart.
Frosthärte/Winterhärte – auch durch Pflege beeinflussbar
Die Frosthärte einer Pflanze in ihrer Heimat ist natürlich die Grundlage für jede Winterhärte, die diese Pflanze in einem fremden Gebiet zeigen kann. Diese Frosthärte ist keine feste Größe, sondern ist beeinflussbar, auch durch den Gärtner. Darauf kommt es bei der Frosthärte an:
- Die Frosthärte ist zunächst einmal genetisch vorbestimmt – jede Pflanze wächst am besten in einem bestimmten Temperaturbereich
- In diesem Temperaturbereich hat sich die Pflanze in der Regel entwickelt oder in einer langen Zeit angepasst
- Egal ob diese Pflanze zu viel Kälte oder zu viel Wärme ausgesetzt wird – bei abweichenden Temperaturen geht sie im Extremfall ein
- Die Pflanzen, die sich auf Breitengraden über etwa 40° entwickelt haben, sind grundsätzlich frosthart
- Ihr Sprosswachstum setzt bei Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt ein, bei tropischen Arten dagegen erst bei rund 15 °C
- Diese grundsätzliche Frosthärte hängt von der chemischen Konsistenz der Pflanzensäfte in Stamm und Stängel ab
- Und von der “Bauweise” der Pflanze, die z. B. ihre Blätter abwirft, um bei Kälte zu überleben
- Die Frosthärte hängt aber auch von der Pflege der Pflanze ab, z. B. von der Versorgung mit Nährstoffen
- Dabei kommt es besonders auf die Versorgung mit Kalium an, der für Regulierung des Wasserhaushaltes in den Zellen sorgt
- Nur ausreichend mit Kalium versorgte Pflanzen können die Frosthärte zeigen, zu der sie fähig sind
- Und das auch erst als erwachsene Pflanzen, Jungpflanzen sind immer empfindlicher und brauchen in Extrem-Wintern Schutz
Einheimische Heckenpflanzen
Einheimische Heckenpflanzen sind nach dem gerade Gesagten naturgemäß die erste Wahl, wenn es um Frosthärte/Winterhärte geht. Diese Heckenpflanzen wachsen schon Jahrhunderte (Jahrtausende) in der entsprechenden Umgebung und werden die Winter auch in den kältesten Ecken Deutschlands ohne besondere Anstrengungen überleben, wenn sie normal mit Nährstoffen versorgt werden. Einheimische Heckenpflanzen sind auch ökologisch die beste Wahl, unsere Tiere konnten sich seit sehr langer Zeit an sie gewöhnen und anpassen und können meist allen Teilen des Gehölzes etwas anfangen: Zweige und Blätter, Blüten und Früchte geben ihnen Lebensraum von Nistplatz bis zur Nahrung, vom Winterquartier bis zum Versteck vor Feinden.
Es folgt eine Auflistung einheimischen Heckenpflanzen, in der nicht unbedingt die Pflanzen im Vordergrund stehen, die im nächsten Gartencenter gerade besonders gerne empfohlen bzw. verkauft werden, weil sie im Trend liegen und deshalb in Massen produziert werden. Die Liste wurde vielmehr nach den Empfehlungen der Baumschule Lorenz von Ehren aus Hamburg erstellt, einem seit 1865 tätigen Familienunternehmen und eine der führenden Produktionsbaumschulen Europas. Dort richtet man sich nicht nach aktuellen Absatz-Überlegungen, sondern es wird sauber unterschieden, welche unserer einheimischen Gehölze sich besonders gut für welche Hecke eignen. Unter diesen Gehölze werden nur die Heckenpflanzen aufgeführt, die in jeder Winterhärtezone Deutschlands als unkritisch frosthart gelten:
1. Einheimische Gehölze für freiwachsende Hecken
a) Laubbaum-Arten
- Acer campestre, Feldahorn
- Carpinus betulus, Hainbuche
- Fraxinus excelsior, Esche
- Malus sylvestris, Holzapfel
- Populus tremula, Espe
- Prunus avium, Vogel-Kirsche
- Prunus padus, Traubenkirsche
- Quercus petraea, Traubeneiche
- Quercus robur, Stieleiche
- Rhamnus catharticus, Purgier-Kreuzdorn
- Salix caprea, Sal-Weide
- Sorbus aucuparia, Eberesche
- Ulmus carpinifolia, Kultur-Art der Ulme
b) Sträucher
- Amelanchier ovalis, Felsenbirne
- Berberis vulgaris, Berberitzen
- Cornus mas, Kornelkirsche
- Corylus avellana, Haselnussstrauch
- Crataegus laevigata, Zweigriffeliger Weißdorn
- Crataegus monogyna, Eingriffeliger Weißdorn
- Euonymus europaeus, Gewöhnlicher Spindelstrauch
- Lonicera caerulea, Blaue Heckenkirsche
- Lonicera xylosteum, Gew. Heckenkirsche
- Prunus mahaleb, Felsenkirsche
- Prunus spinosa, Schlehdorn
- Rhamnus catharticus, Purgier-Kreuzdorn
- Rhamnus frangula, Faulbaum
- Rosa canina, Hundsrose
- Rosa gallica, Essig-Rose
- Rosa glauca, Rotblatt-Rose
- Rosa pimpinellifolia, Bibernell-Rose
- Rosa rubiginosa, Wein-Rose
- Rubus fruticosus, Brombeere
- Sambucus nigra, Schwarzer Holunder
- Viburnum opulus, Gewöhnlicher Schneeball
2. Einheimische Gehölze für Schnitthecken
a) Laubbaum-Arten
- Acer campestre, Feldahorn
- Carpinus betulus, Hainbuche
- Crataegus in Arten und Sorten, Weißdorn
- Fagus sylvatica in Sorten, Rotbuche
- Quercus petraea, Traubeneiche
- Quercus robur, Stieleiche
- Tilia cordata, Winterlinde
- Tilia europaea, Holländische Linde
b) Sommergrüner Sträucher
- Berberis, Berberitzen
- Cornus mas, Kornelkirsche
- Cotoneaster, Zwergmispeln
- Crataegus, Weißdorn
- Lonicera tatarica, Tataren-Heckenkirsche
- Lonicera xylosteum, Gew. Heckenkirsche
- Potentilla fruticosa, Fingerstrauch
- Prunus cerasifera ‘Nigra’, Blutpflaume
- Prunus spinosa, Schlehdorn
- Ribes vulgare, R. petraeum, R. nigrum und Sorten, Johannisbeeren
c) Immergrüne bzw. wintergrüne Sträucher
- Berberis, Berberitzen
- Cotoneaster, Zwergmispeln
- Lonicera nitida, Heckenmyrthe, in einigen Sorten wie ‘Maigrün’
d) Nadelgehölze
- Juniperus communis, Gemeiner Wacholder
- Larix, Lärche
- Picea abies, Gemeine Fichte
- Pinus mugo, Bergkiefer
- Taxus baccata, Europäische Eibe
Bei manchen dieser Gehölze sind nur bestimmte Arten bzw. Sorten bei uns gut winterhart. Das heißt aber nicht, dass Sie überhaupt keine Importe aus fremden Ländern in Ihre Hecke setzen können:
Fremde Gäste gut informiert auswählen
Auch unter den Import-Gehölzen sind winterharte Heckenpflanzen – es gibt natürlich jede Menge Pflanzen, die in der Natur in Regionen wachsen, in denen es im Winter viel kälter wird als bei uns. So kommt die in Nordamerika bis Kanada beheimatete Gewöhnliche Mahonie “Mahonia aquifolium” ohne weiteres mit unseren Temperaturen klar, und die asiatische Kletternde Kriechspindel “Euonymus fortunei” ist durch lange Zucht in Kulturformen für jedes Klima bis auf die Arktis verfügbar. Es spricht nichts dagegen, solche fremdländischen Gäste in eine Hecke zu mischen, mit Rücksicht auf die heimische Tierwelt aber immer nur vereinzelt.
Mit Importpflanzen werden Sie jedoch nur glücklich werden, wenn Sie sich gut informieren bzw. im Fachhandel kaufen. Was im Discount-Handel als winterhart verkauft wird, wird häufig als winterhart gekennzeichnet, und ist auch winterhart, irgendwo, aber nicht unbedingt an Ihrem Heimatort.
Häufig gestellte Fragen
Gehölze sollen als Jungpflanzen empfindlicher sein – ist es dann nicht unlogisch, dass Gehölze im Herbst gepflanzt werden sollen?
Nicht unbedingt, am logischsten wäre es, Gehölze auszuwählen, die in Ihrer Region unkritisch winterhart sind. Die können dann auch im Herbst gepflanzt werden, bis zum Winter haben sie sich genug eingewurzelt und kommen auch ohne Winterschutz durch. Fremde Gäste sollten auch nicht unbedingt im Herbst gepflanzt werden, sondern werden durchaus im Frühjahr gepflanzt, damit sie mehr Zeit zum gründlichen Einwurzeln haben.
Gibt es besondere Pflegemaßnahmen, die Heckenpflanzen winterhärter machen?
Erst einmal überhaupt den richtigen Standort und die richtige Pflege, eine Pflanze, die schon mit den Grundbedingungen zu kämpfen hat, schwächelt gerne und im Winter noch mehr. Dann etwas Winterschutz für eher mickrige Jungpflanzen, und für jede Pflanze eine gute Kaliumversorgung besonders im Spätherbst.