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Jeder, der Zitronen mag, kann einen Zitronenbaum ganz einfach selbst züchten. Dazu können Sie die Zitronenkerne nehmen oder Ableger von einem gekauften Zitronenbäumchen schneiden. Auch wenn die Pflanzen einige Ansprüche haben, sind sie doch nicht ganz so schwer zu pflegen. Ausreichend Licht, das richtige Pflanzsubstrat, regelmäßiges Düngen und Bewässern sind notwendig, damit das Bäumchen gut wachsen kann. Am sogenannten “Wildling”, der aus den Kernen entsteht, bilden sich nach Meinung der Experten keine Blüten und Früchte. Wenn Sie jedoch schmackhafte Früchte ernten möchten, sollten Sie Ihr Zitronenbäumchen veredeln.
Anzucht aus Kernen
Sofern die Früchte, die Sie regelmäßig im Supermarkt kaufen, nicht bestrahlt sind, können Sie deren Kerne zur Anzucht nutzen. Denn die Kerne bestrahlter Früchte sind nicht keimfähig. In Deutschland allerdings ist die Bestrahlung von Früchten verboten. Oder kaufen Sie sich gezielt BIO-Zitronen, um garantiert keimfähige Kerne zu erhalten. Um Kerne zu entnehmen, gehen Sie wie folgt vor:
- Zitrone aufschneiden und Kerne vorsichtig aus dem Fruchtfleisch lösen
- Kerne in einem Sieb abwaschen
- Kerne anschließend mit Küchenpapier abtupfen
- Kerne gut trocknen lassen
- Kerne sind 2 bis 4 Wochen im Kühlschrank haltbar
Anzuchtsubstrat
Verwenden Sie für die Anzucht Ihres Zitronenbaumes am besten ein Substrat mit guten Wasser speichernden Eigenschaften, wie zum Beispiel ein Substrat aus Kokosfasern, das es direkt für die Anzucht als Quelltöpfe zu kaufen gibt. Sie müssen die Quelltöpfe einfach in Wasser legen, damit diese die entsprechende Größe und luftige Substratsubstanz erreichen. Falls Sie beispielsweise nur sogenannte Kokosbriketts zu Hause haben, können Sie auch diese nach den genauen Herstellerangaben aufweichen und das Substrat in Anzuchtgefäße füllen.
Kerne stecken
Stecken Sie nun pro Topf oder Vertiefung im Eierkarton einen Kern in das Substrat. Aber nur so tief, dass der Kern gerade so unter dem Pflanzsubstrat verschwindet.
Substrat anfeuchten
Sie können nun das Pflanzsubstrat mit den Kernen durch Besprühen anfeuchten oder mit dem sogenannten Anfeucht-Verfahren behandeln. Beim Besprühen mit Wasser achten Sie bitte darauf, dass Sie die Kerne nicht ertränken, aber auch nicht zu trocken halten. Das Anfeucht-Verfahren lässt sich jedoch am besten bei Töpfen mit Löchern im Boden anwenden. Stellen Sie die Gefäße für 30 bis 40 min in ein großes Gefäß mit Wasser, sodass sich das Substrat von unten her mit Wasser vollsaugen kann. Danach lassen Sie die Töpfe auf einem Gitter gut abtropfen.
Wärme
Stellen Sie die Töpfe an ein warmes Plätzchen (ca. 22 bis 28 °C) und halten das Substrat stets feucht. Am besten ziehen Sie eine Folie über die Anzuchtgefäße, damit ein Treibhauseffekt entsteht, der das Keimen der Zitronenbäumchen begünstigt.
Licht
Sobald sich die ersten grünen Spitzen der Keimlinge zeigen, stellen Sie die Anzuchtgefäße an einen Platz mit viel Licht. Vorher ist kein Licht notwendig!
Anzucht aus Ablegern
Bei der Anzucht aus Ablegern (Stecklingen), erhalten Sie sortenechte Zitronenbäumchen. Sie können also vorher kosten, welche Zitronensorte Ihnen am besten schmeckt, falls Sie eine große Auswahl haben. Allerdings werden die Früchte nicht sonderlich groß und erst eine Veredelung bringt größere Früchte hervor. Stecklinge zu schneiden lohnt sich allerdings nur von einer größeren Pflanze. Bei kleinen Pflanzen besteht die Gefahr, dass Sie zu viel wegschneiden. Sie können nun zwischen Kopfsteckling und Teilsteckling wählen und sich Stecklinge zurechtschneiden, die Sie am liebsten mögen. Die Triebe, die Sie abschneiden können, müssen aber nicht unbedingt verholzt sein.
Kopfsteckling
Um einen Kopfsteckling zu erhalten, schneiden Sie das obere Stück eines Triebes unterhalb eines Knotens ab. Diese Stecklingsart hat den Vorteil, dass der Steckling von Beginn an gerade aufrecht wächst.
Teilsteckling
Teilstecklinge sind verschiedene Teilstücke eines Triebes unterhalb des Kopfstückes. Diese müssen später erst mit einem Holzstäbchen zum aufrechten Wachsen gelenkt werden.
Zuschneiden des Stecklings
- hohe Sauberkeit von Händen und Schneidwerkzeug
- schräger Schnitt unterhalb eines Knotens
- Blätter bis auf das obere Blatt entfernen
- Blattstiele stehen lassen
- 3 bis 4 Augen (Triebansätze) in den Blattachseln reichen aus
Stecklinge stecken
Als Stecklingssubstrat können Sie wie für das Stecken der Kerne aufgequollenes Kokossubstrat nutzen. Das Substrat sollte jedenfalls keinen Dünger enthalten, da die Stecklinge bis zum Austrieb nicht gedüngt werden. Stecken Sie die Stecklinge nicht zu tief in das Substrat und stellen die Anzuchttöpfe an einen warmen Ort mit einer Umgebungstemperatur von ca. 22 bis 30 °C. Wer mag, kann die untere Schnittstelle der Stecklinge vor dem Stecken in das Substrat in ein Bewurzelungshormon tauchen. Damit bilden sich schneller Wurzeln aus.
Weitere Pflege
Nach ca. 4 bis 6 Wochen bewurzelt der Zitronenbaumsteckling und wächst danach recht schnell. Ab jetzt können Sie ihn regelmäßig düngen in der Sommerperiode und öfter einmal beschneiden, besonders die seitlichen Triebe, sofern Sie einen Baum haben möchten. Wer eher einen Zitronenbusch mag, schneidet sich den Zitronensteckling nach und nach zu einem Busch zurecht. Bei starkem Wachstum wird jeden 6. Monat in spezielle Zitruspflanzenerde umgetopft, ansonsten immer im Frühjahr.
Veredelung
Hobbygärtner, die zum ersten Mal eine Veredelung vornehmen, sollten mehrere Versuche starten. So ist die Chance höher, wirklich erfolgreich zu sein.
Edelreiser zurechtschneiden
Ein perfektes Edelreis muss rund sein und schon eine leichte Verholzung aufweisen. Die Verholzung erkennen Sie beim Zitronenbaum an den dünnen, graubraunen Linien, die sich auf der sonst grünen Rinde gebildet haben. Eine Länge von 10 bis 15 cm ist ausreichend für ein Edelreis. Entfernen Sie die Blätter am Stielansatz mit einem Messer und achten Sie darauf, keine Augen (Knoten) zu verletzen. Falls vorhanden, entfernen Sie die Triebspitze. Es gibt zwei verschiedene Veredelungsarten die für Zitronenbäume angewendet werden können: Kopulation und Okulation. Bei der Kopulation werden Edelreiser mit fünf Augen benötigt, bei der Okulation werden nur die Augen verwendet.
Kopulation
Die Kopulation wird vor der Vegetationsperiode, also innerhalb der Vegetationsruhe vorgenommen. Für diese Methode benötigen Sie nur ein Veredelungsmesser oder eine sogenannte Kopulationshippe. Mancher versierte Hobbygärtner mit viel Übung hat diese Veredelungsart auch schon mit einem normalen Gartenmesser ausgeführt.
Allgemeine Kopulation (weniger stabil)
Die Edelreiser der Sorte, die Sie züchten möchten, sowie die Unterlage müssen einen annähernd gleichen Durchmesser besitzen. Unterlage und Edelreis werden jeweils ca. 5 cm schräg angeschnitten (am besten gegenüber einem Auge) und anschließend so miteinander verbunden, dass ihre Kambiumschichten aufeinanderliegen.
Kopulation mit Gegenzunge (sehr stabil)
Edelreiser und Unterlage werden wie bei der allgemeinen Kopulation angeschnitten, jedoch an ihren Schnittstellen zusätzlich mit einem Einschnitt bedacht. Damit lassen sich die beiden Reiser besser ineinander schieben. Durch diese sogenannten Gegenzungen entstehen größere Kontaktflächen und eine höhere Festigkeit der Verbindung, sodass ein rascheres Zusammenwachsen gegeben ist. Bei beiden Kopulationsmethoden umwickeln Sie die Schnittstellen, mit denen die beiden Reiser aneinanderliegen, fest mit Bast und versiegeln eventuelle freiliegende Wundränder mit Baumwachs.
Okulation
Die Okulation wird während der Vegetationsperiode vorgenommen und erfordert nur ein kräftiges Auge und nicht das gesamte Edelreis. Zum Okulieren benötigen Sie folgendes:
- Okuliermesser
- Gartenschere oder Hippe
- Baumsäge für eventuelle stärkere Unterlagen
- Bast und kaltflüssiges Baumwachs
Vorbereitung der Okulation
- Veredelungsunterlage ca. 10 bis 12 cm über dem Boden absägen
- Wundränder mit dem Messer glätten
- augenlose Stelle an der Veredelungsstelle auswählen
- Reinigen der vorgesehenen Veredelungsstelle
- senkrechter, ca. 3 cm langer Schnitt in die Rinde
- am oberen Ende der Schnittfläche waagerecht einschneiden
- waagerechter Schnitt muss ca. 2 cm breit sein
- am entstandenen T-Schnitt beide Rindenflügel lösen
- Rindenflügel leicht als Tasche aufklappen
Okulationsvorgang
- Edelreis so halten, dass seine Spitze vom Körper abweist
- Okuliermesser ca. 1 cm oberhalb des gewählten Auges ansetzen
- Augen mittels flachem Schnitt aus dem Reis entfernen
- Schnitt unter der Knospe hindurch bis 2 cm über das Auge hinausführen
- das geschnittene Auge zwischen die Rindenflügel der Unterlage schieben
- Veredelungsstelle oben und unten mit Bast verbinden
- nur das Auge selbst schaut in der Mitte noch heraus
- alles sorgsam mit Baumwachs abdecken
Ist das Auge nach 3 bis 6 Wochen noch grün, dann ist Ihnen die Veredlung gelungen. Entfernen Sie die eventuellen Pflanzenreste von der Unterlage erst, wenn das Edelreis die gleiche Dicke wie die Unterlage erreicht hat.
Pflege danach
Der Bastverband wird bei beiden Veredelungsmethoden erst entfernt, sobald der neue Austrieb eine Höhe von 3 bis 5 cm erreicht hat. Bewässern Sie Ihr Zitronenbäumchen danach regelmäßig und gießen erst, sobald die Substratoberfläche abgetrocknet ist. Am besten nutzen Sie dazu wohltemperiertes Regenwasser oder Leitungswasser, das Sie vor dem Gießen einige Zeit stehen lassen. Kaltes Wasser mögen Zitruspflanzen überhaupt nicht. Und vor allem nach dem Veredeln benötigen sie noch einige Zeit, um sich richtig auf die Gegebenheiten der Veredelungsunterlage einzustellen. Pflegen Sie anschließend Ihr Zitronenbäumchen wie ein erwachsenes Exemplar.
Gängige Veredelungsunterlagen
- Citrus × aurantium – Pomeranze
- Rough Lemom – Rauschalige Zitrone
- Citrus volkameriana – Volkamer Zitrone
- Poncirus trifoliata – Dreiblättrige Bitterorange
Häufig gestellte Fragen
Wie kann ich bei meinem selbst gezüchteten Zitronenbäumchen von vornherein eine Chlorose vorbeugen?
Die Chlorose ist auf eine Stoffwechselstörung zurückzuführen, die aufgrund von Mangel des Spurenelements Eisen entsteht. Am besten nutzen Sie beim ersten Umtopfen Ihres selbst gezüchteten Zitronenbäumchens ein spezielles Substrat und speziellen Dünger für Zitruspflanzen aus dem Handel. Im Winter können dieselben Symptome auftreten, die mit Blattfall einhergehen. Aber sobald es wärmer wird und die Zitrone neu austreibt, verschwindet diese “Winterchlorose” im Normalfall.
Kann ich Zitronenstecklinge in ein Glas mit Wasser stellen, damit diese Wurzeln bekommen?
Ja, das ist auch möglich. Ich selbst habe die Bewurzelung im Wasserglas noch nicht ausprobiert, aber ich habe von Freunden gehört, dass das ebenso gut funktioniert, nur ein bisschen länger dauert, bevor sich die ersten kleinen Wurzeln bilden. Dazu müssen die Stecklinge an ihrer Schnittstelle und am unteren Bereich des Stängels leicht eingeritzt oder eingeschnitten werden.