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Der Fingerhut mit seinen markanten Blüten ist eine tödliche und gleichzeitig unvergessliche Schönheit. Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) ist in Mitteleuropa weit verbreitet, an lichten Waldlichtungen ist das Gewächs wild ebenso anzutreffen wie auf Kahlschlägen. Die herzstärkenden Inhaltsstoffe der zweijährigen Pflanze werden seit Jahrhunderten in der Medizin bei Herzbeschwerden eingesetzt.
Digitalis gewinnt zunehmend an Bedeutung als dekorative Zierpflanze, jedoch ist Vorsicht beim Umgang geboten. Selbst die Einnahme kleinster Mengen des Fingerhuts kann zum sofortigen Tod führen. Digitalis purpurea bringt Farbe in den heimischen Garten und ist einfach zu kultivieren.
Steckbrief
- Der Fingerhut gehört der Familie der Wegerichgewächse an.
- Digitalis purpurea ist eine meist zweijährige Sorte.
- Die Pflanze war ursprünglich in Europa und Marokko beheimatet.
- Der Rote Fingerhut ist auch unter den Namen Fingerkraut, Schwulstkraut, Waldglöckchen, Waldschelle und Fuchskraut bekannt.
- Alle Pflanzenteile gelten als stark giftig und können beim Verzehr zum Tod führen.
- Der unverzweigte Stängel kann eine Wuchshöhe von 2 Metern erreichen.
- Die traubigen Blüten richten sich zur Sonne hin aus.
- Zwischen Juni und August erscheinen die roten und weißen Blüten der Digitalis purpurea.
- In der Medizin werden die Wirkstoffe des Fingerhuts gegen Herzschwäche eingesetzt.
Standort und Substrat
In freier Natur ist der Fingerhut häufig an lichten Waldrändern und -Lichtungen anzutreffen. Auch im eigenen Garten lässt die Zierpflanze sich sehr gut an hellen Plätzen im Halbschatten kultivieren. In Steingärten fühlt sich Digitalis purpurea unwohl, was aber vielmehr auf das Substrat, als auf den Standort zurückzuführen ist. Die vielfarbigen Blüten der Fingerhutpflanzen kommen sehr gut als Unterpflanzung von Nadelgehölzen zur Geltung.
Doch auch in sonnigen Zier- und auf Hügelbeeten gedeihen die anspruchslosen Gewächse problemlos. Das Gewächs mit den großen, fingerhutförmigen Blüten braucht einen humusreichen, kalkarmen und durchlässigen Boden. Schwere Böden sollten Sie mit Humus und kleineren Steinen aufwerten. Letztere wirken einer unerwünschten Verdichtung des Erdreichs entgegen, die Wurzeln des Fingerhuts können sich besser entwickeln.
Gießen und Düngen
Der Fingerhut liebt ein mäßig feuchtes Erdreich. Selbst zeitweilige Trockenheit fügt der Pflanze erheblichen Schaden zu, das Wachstum und auch die Ausbildung der Blüten kann darunter leiden. Gießen Sie Digitalis purpurea in der Hauptvegetationszeit – von April bis September – regelmäßig und überprüfen Sie wenn möglich täglich den Feuchtigkeitsgehalt des Substrats. Bei der Wasserversorgung gilt jedoch: Weniger ist mehr. Das Erdreich kann nur eine begrenzte Menge Feuchtigkeit aufnehmen. Gießen Sie deswegen häufiger am Tag nach, statt die Zierpflanze alle zwei Tage mit größeren Wassermengen fast zu ertränken.
Sofern das Erdreich in Nutz- und Zierbeeten jährlich gemulcht und mit Kompost, Mist oder Hornspänen angereicht wird, können viele Pflanzen auf die zusätzliche Gabe von Flüssig- oder Langzeitdünger verzichten. Auch der Fingerhut greift bevorzugt auf eine natürliche, biologische Versorgung von Nährstoffen zurück. Da die Gewächse zweijährig sind, werden kleinere Gaben von Kompost im Frühjahr und Spätsommer vorsichtig um Digitalis herum in den Boden eingearbeitet.
Aussaat und Pflanzen
Passen Standort und Substrat überein, so sät sich die hochgiftige Blütenpflanze gerne fleißig von selbst aus. Um den Fingerhut jedoch gezielt an einem Ort zu kultivieren, sollten Sie das Gewächs selbst dort aussäen oder pflanzen. Im Freiland werden die feinen Samen des Fingerhuts über ein vorbereitetes Beet gestreut und vorsichtig angedrückt. Digitalis purpurea gehört zu den lichtkeimenden Gewächsen und sollte nicht mit Substrat bedeckt werden. Ab Mai, wenn die Temperaturen wieder steigen, zeigen sich die ersten Triebspitzen.
Setzen Sie zu dicht stehende Digitalis Pflanzen auseinander, der Mindestabstand sollte etwa 25 Zentimeter betragen. Erhöhen Sie die Keimchancen, indem Sie die Samen des Fuchskrauts im Frühjahr oder Sommer in flache Anzuchtkübel streuen. Diese Gefäße werden an einem halbschattigen Standort im Freiland aufbewahrt. Bei warmen Temperaturen von etwa 18°C keimt der Fingerhut rasch. Achten Sie darauf, dass die Anzuchtgefäße perforiert sind und dass das Substrat mäßig feucht gehalten wird.
Aus- bzw. umgepflanzt wird im zeitigen Herbst. Befreien Sie das Erdreich am neuen Standort von alten Wurzeln, Unkraut und größeren Steinen. Kieselsteine allerdings haben einen auflockernden Effekt, wirken sie doch einer Verdichtung des Bodens entgegen. Diese können und sollten im Substrat verbleiben. Im Anschluss den Boden auflockern und mit größeren Mengen Humus anreichern.
- Setzen Sie die Pflanzen vorsichtig in das ausgehobene Loch ein.
- Substrat zurückfüllen und behutsam festdrücken.
- Den Mindestabstand zwischen den einzelnen Gewächsen einhalten.
- Ausreichend mit kalkarmem Wasser gießen.
Pflanzen Sie die Fingerhutpflanzen nicht in direkter Nähe zu essbaren Nutzpflanzen oder der Gartenecke der Kinder. Digitalis purpurea ist eine stark wirkende Giftpflanze, selbst der Verzehr von geringen Mengen an Blättern oder Blüten kann innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen. Versuchen Sie auch nicht selbst, das Gewächs für medizinische Zwecke zu verwenden, sondern greifen Sie stets auf die bereits verarbeiteten und dosierten Produkte aus der Apotheke zurück.
Vermehren
Digitalis purpurea besitzt nur eine kurzweilige Blütenpracht. Abhängig von Witterung und Temperatur, blüht die Pflanze nur von Juni bis in den August hinein. Die farbenprächtigen, trichterförmigen Blüten bilden sich bei vielen Sorten auch erst im 2. Standjahr aus. Leicht lässt sich der farbenfreudige Fingerhut dabei über Samen vermehren. Sammeln Sie die Samen direkt nach der Reife im Spätsommer ab oder warten Sie, bis sich die Pflanze von selbst aussät.
Allerdings werden die leichten Samenkapseln schnell vom Wind weggetragen, sodass das Gewächs häufig auch an unerwünschten Standorten keimt. Um jährlich die Blütenpracht des Fingerhuts im eigenen Garten genießen zu können, sollten Sie die Pflanzen versetzt aussäen und pflanzen. Bringen Sie nicht alle Samen gleichzeitig aus, sondern um einige Monate versetzt, sodass die zweite Generation der Ziergewächse erst im Folgejahr keimt.
Schneiden
Durch die Kurzlebigkeit von Digitalis purpurea ist ein Rückschnitt bei diesem Gewächs normalerweise nicht erforderlich. Sie können Fingerhut jedoch auch als Schnittblume verwenden. Schneiden Sie dazu den Stängel in der gewünschten Länge ab, sobald sich mindestens 2/3 der Blütenknospen geöffnet haben. Um sich lange an der Blütenpracht in der Vase zu erfreuen, sollten Sie etwa alle zwei Tage den Stängel um einige Zentimeter einkürzen und einen Wasserwechsel vornehmen.
Verlängern Sie die Blütezeit der Waldschelle: Entfernen Sie welke Blütenstände, noch ehe sich diese zu Samen entwickeln können. Häufig bildet die Pflanze darauf hin im Folgejahr einen zweiten Blütenflor aus, welcher allerdings wesentlich geringer als die erste Blüte ausfallen kann. Tragen Sie bei allen Schnitt- und Pflegemaßnahmen, welche im direkten Zusammenhang zum Roten Fingerhut stehen, Gartenhandschuhe. 2007 wurde das Gewächs zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Selbst bei dem geringsten Hautkontakt mit der Digitalis kann es bei empfindlichen Menschen zu Rötungen oder gar einem Ausschlag kommen.
Überwintern
Fingerhut ist robust und kommt auch ohne jeglichen Schutz unbeschadet durch die kalte Jahreszeit. Es schadet jedoch nichts, wenn Sie das Substrat mit welken Blättern oder Rindenmulch abdecken. Die Schicht schützt den Boden vor starken Frostschäden und gleichzeitig wird das Erdreich durch die langsame Zersetzung des Materials mit Mineralstoffen versorgt.
Krankheiten und Schädlinge
Schadhafte Insekten sind selten auf dem Roten Fingerhut anzutreffen. Hin und wieder bevorzugen Blattläuse den nahrhaften Zellsaft des Ziergewächses. Viel häufiger hingegen wird die Pflanze von Pilzerregern heimgesucht, welchen Sie jedoch bereits im Vorfeld Widerstand leisten können.
Blattfleckenkrankheit
Fleckenartige Gebilde auf den Blättern des Fingerhuts können auf die durch Viren und Bakterien hervorgerufene Blattfleckenkrankheit zurückzuführen sein. Neben den Blattflecken, welche Farben von beispielsweise Rot, Braun, Grau, Schwarz oder auch Gelb aufweisen können, äußern sich die Symptome häufig auch in Form eines Pilzrasens auf der Pflanzenoberfläche. Achten Sie auf die richtige Pflege der Digitalis. Gesunde Pflanzen werden weniger befallen, als bereits geschwächte Gewächse. Entfernen Sie stark befallene Blätter sofort, um ein Fortschreiten der Blattfleckenkrankheit einzudämmen. Wiederholen sich die Anzeichen der Krankheit jährlich, sollten Sie über einen Standortwechsel nachdenken oder zumindest das alte Substrat komplett durch neues Erdreich ersetzen.
Echter Mehltau
Warme Sommertage und von Trockenheit geschwächte Gartenpflanzen sind die idealen Voraussetzungen für diesen Mehltau-Erreger. Der “Schönwetterpilz” äußert sich durch eine staubende, mehlig graue Schicht auf den Blatt- und Trieboberflächen. Diese ist leicht staubend und wegwischbar. Echten und auch Falschen Mehltau können Sie einfach bekämpfen und auch wirkungsvoll verhindern.
- Lassen Sie das Substrat nicht abtrocknen.
- Einen ausreichenden Mindestabstand zwischen den Gewächsen einhalten.
- Betroffene Pflanzenteile sofort abschneiden und entsorgen.
- Einen Sud aus einer Milch und Molke Mischung sprühen.
- Mit Brennnesselbrühe gießen.
Fungizide sollten nur im Ausnahmefall zum Einsatz kommen. Etwa dann, wenn sich trotz aller getroffenen Vorkehrungs- und Bekämpfungsmaßnahmen der Echte Mehltau nicht eindämmen lässt. Um Nachbarpflanzen vor einem Befall zu schützen, können Sie auf wirksame Produkte aus dem Fachhandel zurückgreifen. Im Übrigen sollten Sie nicht versuchen, den Belag abzuwischen. Die Pilzsporen werden dadurch weitergetragen, zudem lässt sich der Erreger selbst nicht durch diese Maßnahme beseitigen.
Wurzelfäule
Ein humusreicher und feuchter Boden fördert das Wachstum der Pflanze. Allerdings neigt auch der Fingerhut zu Wurzelfäule. Hervorgerufen durch einen Pilzerreger, entsteht diese Krankheit vor alledem bei Staunässe und einem verdichteten Erdreich. Ein Fäulnisstadium tritt dabei an den Wurzeln ein und zersetzt diese langsam. Gegen diese Krankheit sind keine wirksamen Mittel erhältlich, jedoch können Sie einem Befall entgegenwirken. Reduzieren Sie die Wassermenge, gießen Sie dafür aber häufiger. Bei Kübelpflanzen – zu denen der Fingerhut allerdings nicht gehört – können Sie mit einer Drainage Staunässe vermeiden.
Häufig gestellte Fragen
Die Blätter der Fingerhutpflanze sind mit kleineren Löchern durchsetzt, was könnte die Ursache dafür sein?
Digitalis purpurea gehört zu den schneckenresistenten Pflanzenarten. Selbst die frisch gekeimten Gewächse werden von den schleimigen Gartenbewohnern gemieden, weswegen ihre Fraßspuren am Roten Fingerhut nicht anzutreffen sind. Löcher in den Blättern der Pflanze sind eher ein sichtbarer Hinweis auf andere gefräßige Insekten, wie beispielsweise die Raupen verschiedener Schmetterlings- und Mottenarten. Dieser Nachwuchs ist besonders in den Dämmerstunden stark aktiv, kontrollieren Sie bei einem Verdacht gründlich die Ober- und Unterseite der betroffenen Gewächse. Auf Gifte müssen Sie übrigens nicht zurückgreifen. Selten schädigt der Hunger der Raupen den Fingerhut nachhaltig. Sammeln Sie die Tiere ab und setzen Sie diese an einem anderen Ort wieder aus.
Kann der Rote Fingerhut auch als Kübelpflanze im Haus kultiviert werden?
Das Fingerkraut kommt nur optimal zur Geltung, wenn mehrere Fingerhutpflanzen direkt nebeneinander gepflanzt werden. In geschlossenen Räumen fehlen die optimalen Lichtverhältnisse, damit die Digitalis richtig gedeihen kann. Darüber hinaus ist die Kultivierung im Haus auch mit Risiken verbunden, denn die Pflanze hat nichts in direkter Nähe zu kleinen Kindern und neugierigen Haustieren zu suchen.