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Der Kleine Frostspanner, ein unscheinbarer Falter, ist ein anerkannter, weit verbreiteter Forstschädling. Im Raupenstadium können die Frostspanner ganze Bäume kahl fressen. In die selbe Kategorie gehören auch der Große Frostspanner und der Schwammspinner. Der kleine Frostspanner ist nicht auf eine Laubbaumart festgelegt. Er befällt Eichen und Rhododendren mit dem gleichen Appetit wie Obstbäume. In letztgenannter Kategorie verschont er lediglich den Pfirsichbaum.
Im Frühjahr machen sich die Raupen dann nicht nur über die Blätter her, sondern verputzen auch jungen Blüten und kleine Früchte. Frühzeitige Erkennung und effektive Bekämpfungsmaßnahmen sind wichtig, besonders bei Obstbäumen, von denen man reiche Ernte erhofft.
Steckbrief
- Lateinischer Name: Operophtera brumata
- Familie: Spanner (Geometridae)
- Arten aus derselben Familie: Großer Frostspanner (Erannis defoliaria), Orangegelber Frostspanner (Operophtera fagata), Buchenfrostspanner (Agriopis aurantiaraata)
- Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
- Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa bis nach Norditalien, Kaukasus bis zum Baltikum
- Aussehen Männchen: Flügelspannweite 2-2,5 cm, gelb, grau, braun
- Aussehen Weibchen: flugunfähig, Flügelstummel, braun-grauer Körper
- Schädling, als Raupe durch Fraßschaden
- Raupen-Stadium: April bis Juni
Erkennen
Eier
Die Eier des Kleinen Frostspanners sind gerade mal einen halben Zentimeter groß und länglich oval. Die Haut mit ihren kleinen Dellen, erinnert an eine Orangenschale. Erst sind die Eier weiß und grünlich, später werden sie orange-bräunlich.
Raupe
Die Raupe ist zuerst gräulich und wird zunehmend grün bis braun, mit drei weißen Längsstreifen und einem dunkelgrünen Mittelstreifen. Raupen aus der Familie der Spanner besitzen nur ein Paar Bauchfüße und ein paar Nachschieber am hinteren Ende. Dadurch entsteht die typische spannerartige Fortbewegung. Sie werden bis zu 25 Millimeter lang.
Puppe
Die Puppe ist hell bis dunkelbräunlich, oval gedrungen und 7-8 Millimeter lang.
Falter
Der Falter ist unscheinbar grau bis hellbraun. Die männlichen Exemplare haben eine Flügelspannweite bis zu 3 cm. Das Weibchen besitzt nur Flügelstummel und ist flugunfähig. Ihr Körper ist bis zu 7 mm lang und dunkelbraun mit hellgrauen Sprenkeln.
Lebensweise und Vermehrung
Eier
Ein Gelege enthält 100-300 Eier. Das Weibchen legt die Eier im Spätherbst bis Dezember in hoch gelegenen Verästelungen und an Knospen ab. Die Eier treten während der Frostperiode in ein Ruhestadium ein. Im April schlüpfen daraus dann die gefräßigen Raupen.
Raupe
Gerade wenn die ersten Knospen aufbrechen, schlüpfen auch die jungen Larven aus ihren Eiern und stürzen sich auf das zarte Grün. Wenn sie noch jung sind, können sie vom Wind weiter auf bisher nicht befallene Bäume getragen werden. Unmittelbar nach dem Schlüpfen geht es dann bis in den Juni hinein nur noch ums Fressen.
Puppe
Sind die Larven reif, dann seilen sie sich auf den Boden ab. In einer Tiefe von bis zu 10 cm beginnen sie, sich zu verpuppen.
Falter
Im Herbst ist es dann so weit. An einem milden Tag schlüpfen die fertigen Falter aus ihrer Hülle. Im November, Dezember ist die Hauptflugphase der Männchen. In der Abenddämmerung geht es auf die Suche nach den Weibchen. Diese schlüpfen aus ihrer Puppe und krabbeln an den Stämmen der nahegelegenen “Opferbäume” entlang bis in die Krone hinein. Hier werden sie von den umherfliegenden Männchen aufgespürt und befruchtet. Das Weibchen hält dann Ausschau nach einem geeigneten Platz für die Eiablage, mit Vorliebe an den bereits vorgebildeten Knospen. Nun beginnt der Kreislauf wieder von vorn.
Schadwirkung
Wenn die Raupen im Frühjahr schlüpfen, gleichzeitig mit dem ersten jungen Grün des Wirtsbaumes, beginnt das große Fressen. Bei der Auswahl ihres Baumes sind die Kleinen Frostspanner nicht besonders wählerisch und zudem äußerst polyphag (viel essend). Bereits über die Knospen der Blüten und Blätter fallen die kleinen Raupen her. Sie werden mit einem Gespinst umgeben, ausgehöhlt und unwiderruflich zerstört.
An den Blättern erkennt man einen Befall durch Lochfraß. Bei starkem Befall kann ein regelrechter Kahlfraß des Baumes entstehen. Bei den Früchten fällt ein sogenannter Löffelfraß auf. Die Früchte sind halbseitig angeknabbert, was zu einer Missbildung und zum vorzeitigen Abfallen der noch unreifen Frucht führt. Bäume und Ziergehölze, die vom Befall des Kleinen Frostspanners besonders gefährdet sind:
- Ahorn
- Birke
- Eiche
- Esche
- Hartriegel
- Hainbuchen
- Linde
- Rhododendren
- Rosen
- Weide
- Stein- und Kernobst
Bekämpfung
Zur Bekämpfung des Kleinen Frostspanners stehen viele unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Dabei sollten alle Maßnahmen für den Menschen, für nützliche Insektenarten, überhaupt für die Umwelt völlig unschädlich und auf keinen Fall giftig sein. Dafür bieten sich mechanische Abwehrsysteme, wie Lehmringe, der Einsatz natürlicher Fressfeinde sowie der Einsatz biologischer Pflanzenschutzmittel an.
Mechanische Bekämpfung
Wie heißt es so schön? “Wehret den Anfängen!” und: “Vorbeugen ist besser als heilen.” Also am besten noch vor dem Zeugungsakt eingreifen. Das machen uns die flugunfähigen Weibchen recht einfach. Sie müssen nach dem Schlüpfen am Baumstamm heraufkrabbeln, um von den umherfliegenden Männchen wahrgenommen zu werden. Dafür befestigt man Ende September, bevor die Falter schlüpfen 8-15 cm breite Lehmringe um den Stamm des gefährdeten Baumes herum an. Die Weibchen werden auf dem Weg zur Befruchtung daran haften bleiben.
- Der Leimring muss den Stamm dicht umschließen, damit das Spannerweibchen nicht darunter her krabbeln kann.
- Der Leimring muss ab und zu kontrolliert werden, ob Blätter oder eine Vielzahl festgeklebter Weibchen, den nachkommenden Faltern eventuell eine Überquerungshilfe darstellen.
- Unterhalb des Leimringes ist regelmäßig die Rinde zu kontrollieren, eventuell wurden die Eier von unterhalb des Leimringes befruchteten Weibchen, aus der Not heraus, dort abgelegt.
- Die Farbe des Leimes spielt für die Spannerweibchen keine Rolle, daher ist es besser moderate, grüne Farben zu wählen als helle, grelle Farben wie gelb. Diese könnten auch andere Insekten anlocken und töten.
- Bei Rinden mit tiefen Furchen muss man die Rinde zuvor an dieser Stelle ebnen oder die Furchen mit Papier oder ähnlichen Materialien gründlich zustopfen. Ansonsten zwängen sich die Weibchen hindurch.
Wer viele Bäume mit Leimringen versehen muss und wem daher das fertige Leimband daher zu teuer wird (ca. 2-3EUR), der kann sich die Leimringe auch selbst anfertigen. Es gibt unterschiedliche Rezepte für die Zusammenstellung solch einer Leimmasse. Öle und Harze sind die Hauptbestandteile. Einige gängige Rezepte sind:
- 700 g Holzteer
- 500 g Kolophonium
- 500 g braune Schmierseife
- 300 g Tran
- 2.500 g Rapsöl
- 200 g Schweineschmalz
- 200 g Terpentin
- 200 g Kolophonium
- 1.000 g Kolophonium
- 600 g Olivenöl
- 200 g Terpentin
Die Zutaten werden im erwärmten Zustand verrührt, bis eine streichfähige Masse entsteht. Den Baustamm umwickelt man mit einem mindestens 10 cm breiten Streifen Packpapier, den man mit Draht befestigt und anschließend mit der Masse bestreicht.
Biologische Pflanzenschutzmittel
Ist der Baum bereits von den Raupen befallen, dann helfen biologische Pflanzenschutzmittel. An erster Stelle stehen die sogenannten Bt-Präparate. Sie fügen Nützlingen wie Schwebfliegen und Marienkäfern keinen Schaden zu. Bt steht für Bacillus thuringiensis. Dieses Bakterium ist für den Menschen, für Nützlinge und auch für die Pflanzen nicht schädlich. Die Frostspannerraupen, die das Mittel mit ihrer Nahrung aufnehmen, hören sofort auf zu fressen und sterben nach einigen Tagen.
Fressfeinde
Ein gutes Mittel für alle Fälle, bzw. für den Kampf gegen sämtliche Entwicklungsstadien des Kleinen Frostspanners, ist der Einsatz natürlicher Fressfeinde. Da sind zunächst die heimischen Kohlmeisen sehr nützlich. Sie vertilgen am Tag hunderte von Raupen. Am besten erwischen sie die Raupen auf ihrem Weg zur Verpuppung. Aber auch aus dem Boden können sie die Schädlinge noch herauspicken. Mit natürlichen, heimischen Hecken und Sträuchern sowie Nistkästen kann man es den kleinen Vögeln im Garten bequem machen. Hühner sind Weltmeister im Picken. Sie picken sich die Raupen und Puppen des Frostspanners, die sich im Boden zurückgezogen haben, heraus.
Schlupfwespen sind fast schon eine Allzweckwaffe gegen viele schädliche Insekten im Garten. Auch im Einsatz gegen den Kleinen Frostspanner sind sie äußerst wirksam. Die Schlupfwespen spritzen ihre kleinen Eier in die Eier der Kleinen Frostspanner und heraus kommt die Larve einer Schlupfwespe. Wenn man seinem Garten auch naturbelassene Ecken gönnt, heimische Gewächse anpflanzt und altes Holz gerne auch einfach mal herumliegen lässt, wird sich die Schlupfwespe lebhaft vermehren und gegen die Schädlinge angehen. Aber auch andere Insekten, wie zum Beispiel Spinnen und Laufkäfer dezimieren den Bestand der Raupen, indem sie die Eier vertilgen. Mit all diesen nützlichen Insekten sollte man sich gut stellen:
- Aufstellen von sogenannten Insektenhotels
- Altes Holz liegen lassen
- Anpflanzung heimischer Heckensträucher, Wildstauden und Kräuter
- Naturbelassene Gartenecken
Weitere Bekämpfungsmethoden
Die Fortpflanzung der Frostspanner lässt sich durch Pheromonfallen reduzieren. Eine mit weiblichen Lockstoffen (Pheromonen) und Leim versehene Schachtel lockt die liebestollen Männchen an und hält sie fest. Eine andere Möglichkeit, die auch mit den Pheromonen arbeitet, besteht darin, diesen Duftstoff großflächig überall im Garten zu verteilen. Dadurch wird den Männchen das Auffinden eines echten Weibchens erschwert.
Häufig gestellte Fragen
Warum heißt der Frostspanner “Frostspanner”?
Für die Befruchtung lieben es die Frostspanner dunkel und eisig kalt, eben frostig. Das hat gleich zwei gute Gründe: Erstens gibt es in dieser Jahreszeit kaum Duftkonkurrenz, die das Weibchen befürchten müsste. Zweitens haben Fressfeinde, wie Fledermäuse, Igel und Schwalben Winterruhe, bzw. sind im warmen Süden.
Tötet ein besonders harter, eisiger Winter die Eier des Kleinen Frostspanners?
Nein, kaltes und eisiges Wetter schadet dem Gelege überhaupt nicht. Gefährlich können da schon milde und regenreiche Winter sein. Die Eier können dann durch Pilzkrankheiten regelrecht verschimmeln.