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Sanfter Schilf weht auf den Dünen, darüber vergnügen sich Schmetterlinge, Vögel singen Ihr Lied dazu – fühlen Sie sich gerade wie im Urlaub? Dann sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie sich dieses Gefühl nicht in den eigenen Garten holen möchten, ein wenig “Urlaub zwischendurch” ist immer gut. Das geht sehr gut, wenn Sie sich Schilfgräser in den Garten pflanzen. Erfahren Sie im folgenden Artikel, dass der Begriff “Schilf” ziemlich weitläufig ist, welche Schilf-Pflanzen in einem normalen Garten Sinn machen und das Wichtigste zur Pflege und zum Schneiden von Schilfgräsern.
Steckbrief
- Der Begriff Schilf hat mehrere Bedeutungen
- Er steht für Schilf im engeren Sinne (Schilfrohr)
- Und für die Feuchtgebiets-Vegetation “Röhricht”
- Nachfolgend lernen Sie die vielen Gräser kennen, die zum Schilf gehören
- Und andere Gräser, die kein Schilf, aber als Schilfgräser für den Garten beliebt sind …
Schilf
Schilf ist nicht gleich Schilf, und besonders Schilfgräser, die für den Garten angeboten werden, verlassen häufig die eigentliche Definition von “Schilf”. Eine kurze Übersicht:
1. “Schilf” ist ein umgangssprachlicher Begriff, der häufig verwendet wird, um einen hochwüchsigen, krautigen Vegetationsbestand am Rand eines Gewässers zu bezeichnen. Botaniker bezeichnen eine solche Vegetation als Röhricht, sie bildet einen eigenen Biotoptyp mit einer bestimmten Pflanzengesellschaft. Röhricht wird von Schilfrohren und Glanzgräsern bewachsen, von Rohrkolben und Igelkolben und von Wasser-Schwaden (und von Pflanzen, die nicht mehr zu den Gräsern gehören, Kalmus, Sumpf-Schwertlilien, Schwanenblumen und Froschlöffeln z. B.).
Mit den Schilfgräsern für einen Garten hat dieses Röhricht samt der in ihm wachsenden Pflanzen in zweierlei Richtungen etwas zu tun:
- Am Naturteich im großen Garten können und sollten Sie durchaus ein ökologisch wertvolles Röhricht anlegen
- Die in diesem Röhricht wachsenden Schilfpflanzen wachsen zum Teil auch im normalen Garten, werden Ihnen also weiter unten begegnen
2. Schilf ist auch der Name, der für das Schilfrohr im engeren Sinne (der Röhricht bildenden Pflanzenart der Gattung Phragmites) abkürzend verwendet wird.
3. Schilf im botanischen Sinne besteht also zu den Familien der Süßgräser und der Rohrkolbengewächse. Im Garten ist der Schilf-Begriff weiter: Es gibt einige Gräser, die “ziemlich schilfartig” wachsen und gerne als Ziergräser in den Garten gepflanzt werden, aber zur Familie der Sauergräser oder Riedgräser gehören. Und es gibt beliebte Süßgräser für den Garten, die als “Schilfgräser” verkauft werden, aber in einem Röhricht nie wachsen würden, weil sie trockenere Böden vertragen.
“Ganz echter” Schilf
Das Schilf im engeren Sinn, das “Gemeine Schilfrohr” Phragmites australis, können Sie durchaus in Ihren Garten pflanzen, wenn Sie Wert auf Authentizität legen und/oder ein Ufer bepflanzen. Aber mit Vorsicht, das Gemeine Schilfrohr ist nicht ganz ohne:
- Gemeines Schilfrohr ist eine sommergrüne Grasart, die weltweit verbreitet ist
- Es wächst meist als natürliche Monokultur, und das hat seinen Grund:
- Das Gemeine Schilfrohr ist extrem starkwüchsig und schafft es meist im Handumdrehen, andere Pflanzen zu verdrängen
- Das schafft es aber nur unter optimalen Bedingungen, am Rändern von stehenden oder leicht fließenden Gewässern
- (Sehr nützliches) Schilfrohr am Gartenteich sollte deshalb nach Anleitung und mit Wachstumskontrolle gepflanzt werden
- Im Rest des Gartens ist das Schilfrohr nicht so nützlich, aber auch nicht so gefährlich
- Wenn Sie ihm einen mäßig feuchten Standort geben, wächst es vielleicht gerade noch so, ohne sich zu sehr auszubreiten
- Sicherheitshalber sollten Sie das rhizombildende Schilfrohr in Körbe pflanzen, dann kann nicht viel passieren
- Je nach Sorte, Standort und Feuchtigkeit im Boden wird das straff aufrecht wachsende Schilfrohr einen oder vier Meter hoch werden…
- Auch wenn der Schilf zu sehr dursten muss und klein bleibt, ist er mit den violettbraunen Rispenblüten sehr attraktiv
- Auch die leuchtend gelbe Herbstfärbung ist wunderschön, und im Winter belebt das Schilfrohr schneebedeckt den Garten
Phragmites australis gibt es in mehreren Unterarten (ssp. = Subspezies) und Sorten:
- Phragmites australis ssp. australis, unser gerade beschriebenes häufigstes Gemeines Schilfrohr
- Phragmites australis ssp. humilis, Zwergschilf, wird auch unter günstigen Bedingung nur um einen Meter hoch, ist aber ebenso ausbreitungswütig
- Phragmites australis “Aurea”, leuchtendes Schilfrohr mit gelb-grün panaschierten Blättern, wird bis 2 m hoch
- Phragmites australis “Variegatus” mit gelbgrünem Laub, bis 1,5 m
- Phragmites australis ‘Pseudodonax’, wird bis 5 m hoch, die drei letztgenannten Zuchtsorten sind nicht ganz so wüchsig wie die Natursorten
- Phragmites karka kommt natürlich überall in der Alten Welt außer in Europa vor. Im Handel wird gelegentlich die Zuchtsorte `Candy Stripe` angeboten, ein Schilfrohr mit markant gelb-grün gestreiftem Laub, das um 2 m hoch wird Schilfrohr ist ziemlich spannend, es wird z. B. seit Ewigkeiten als natürlicher Baustoff und Dämmstoff eingesetzt, und Sie brauchen sich nicht auf das Bewundern des schönen Schilfs in Ihrem Garten zu beschränken: Aus dem Beschnitt kann man eine Menge machen, Sichtschutzmatten und anderes Flechtwerk zum Beispiel, und neugierige Gourmets werden sicher dem Gerücht nachgehen, dass die jungen Sprossen ein interessantes Gemüse ergeben.
Rohrkolbengewächse
Aus der Familie der Rohrkolbengewächse gehören die Rohrkolben und die Igelkolben zur Schilfvegetation Röhricht. Sie werden in vielen Arten kultiviert:
1. Rohrkolben, Typha, sind die Röhricht-Stauden, die im Spätsommer die auffälligen bräunlichen Fruchtkolben tragen, für viele Menschen “der Inbegriff des Schilfs”. Mehrere Sorten werden kultiviert, die teilweise auch auf trockenem Boden wachsen:
- Typha angustifolia, Schmalblättriger Rohrkolben
- Typha latifolia, Breitblättriger Rohrkolben
- Typha latifolia ‘Variegata’, Buntblättriger Rohrkolben
- Typha laxmannii, Lockerer Rohrkolben
- Typha minima, Kleiner Rohrkolben
- Typha lugdunensis, Lyoner Rohrkolben
2. Bei den Igelkolben können Sie wählen zwischen dem einfachen Igelkolben Sparganium emersum, der 30 bis 60 cm erreicht, und dem Ästigen Igelkolben Sparganium erectum, der 80 bis 150 cm hoch wird.
Andere “echte” Schilf-Pflanzen
Andere Süßgräser, die ein Röhricht bewachsen, sind die Schwaden (Glyceria) und die Glanzgräser (Phalaris), von denen einige kultiviert werden:
1. Bei den Wasserschwaden gibt es die Naturform (Glyceria maxima, wird bis 2 m hoch) und die Zuchtsorte ‘Variegata’ mit grün-weiß gestreiften Blättern, die nur um 1 m hoch wird und weniger starkwüchsig als die Wildform ist.
2. Glanzgräser werden als Wildform und in zahlreichen Zuchtsorten mit verschiedenen Endhöhen angeboten: Die Naturform des Rohrglanzgrases Phalaris arundinacea wird bis 1,5 m hoch, ‘Luteopicta’ und ‘Streamlined’ nur 60 cm, ‘Feeseys Form’ und ‘Arctic Sun’ um 75 cm, ‘Picta’ etwa einen Meter, auch die Blattfarben variieren.
Andere Gräser für eher feuchte Böden
Aus nicht-botanischer Sicht gibt es noch viele andere einheimische Gräser, die als Schilf durchgehen, aber nicht zur eigentlichen Röhricht-Vegetation gehören, sondern zum Ried (Kleinröhricht). Mehrere Gattungen aus den Familien der Sauergräser und Binsengewächse werden als Schilfgräser für den Garten kultiviert:
- Von den Seggen (Carex) werden die Zypergras-Segge C. pseudocyperus und die Schwarzschopf-Segge C. appropinquata (beide um 80 cm), die Zierliche Segge C. acuta, die Scharfkantige Segge C. acutiformis und die Steife Segge C. elata (alle um 1 m) gerne in Gärten gepflanzt.
- Ein Zypergras für feuchte Standorte ist das Lange Zypergras Cyperus longus, um 1 m hoch.
- Die Sumpfbinsen vertritt die Gewöhnliche Sumpfbinse oder Nadelsimse Eleocharis palustris, die nur 40 cm hoch wird.
- Wollgräser (Eriophorum) gibt es einige: Breitblättriges Wollgras E. latifolium, um 30 cm, Sibirisches Wollgras E. russeolum, bis 40 cm, Schmalblättriges Wollgras E. angustifolium und Scheidiges Wollgras E. vaginatum, beide um 50 cm und Sumpfwolfsmilch E. palustris, auch als Zuchtsorte ‘Walenburgs Glory’, beide über ein Meter.
- Simsen (Scirpus) stehen als Zebrasimse (S. tabernaemontanii ‘Zebrinus’, 1 m), Weiße Teichsimse (S. lacustris ‘Albescens’, 1,80 m) und Teichsimse (jetzt Schoenoplectus lacustris, 2,5 m) bereit.
- Bei den Binsen (Juncus) eignen sich die Zwergbinse (J. ensifolius, 20 cm), die Korkenzieher-Binse (J. effusus ‘Spiralis’, 60 cm) und die Flatter-Binse (J. effusus, 70 cm) für feuchtere Gartenböden.
“Falscher” Schilf
Inzwischen sollte auch das größte Wassergrundstück an den Uferbereichen randvoll mit Schilf-Pflanzen sein, aber für den trockeneren Bereich des Gartens gibt es auch einen Schilf – den Chinaschilf, der in Wirklichkeit mit Schilf nicht viel zu tun hat. Er gehört nämlich zu einer anderen vor allen in den Tropen verbreiteten Unterfamilie der Süßgräser und ist näher mit Hirse, Mais, Zitronengras und Zuckerrohr verwandt als mit irgendeiner echten Schilf-Pflanze.
In seiner asiatischen Heimat heißt der Chinaschilf deshalb auch nicht Schilf, sondern “Stielblütengras“, und er mag wie jedes Gras gute Bewässerung, wächst aber in ganz normaler, nährstoffreicher, humoser Gartenerde. Chinaschilf wächst gerne in der Sonne, aber auch im leichten Schatten, mit ihm können Sie also den trockeneren Bereich Ihres Gartens mit “Schilf” ausstatten. Genug Sorten stehen zur Auswahl, in einer guten Staudengärtnerei sollten Sie um 30 Sorten finden, in jeder Größe und Farbe, nur in den kältesten deutschen Gegenden können manche Sorten schwächeln.
Pflege
Wenn der richtige Standort für ein bestimmtes Schilfgras gefunden ist, ist die Pflege mehr als simpel. Das Entscheidende bei allen Schilf-Pflanzen ist die Feuchtigkeit (oder Trockenheit), die sie (noch) aushalten. Außerdem müssten Sie bei jeder Art und Zuchtsorte im Einzelnen erkunden, wie viel Licht sie braucht bzw. Schatten verträgt, die sonstige Pflege beschränkt sich auf jährliche Kompostgabe (oder etwas normalen Volldünger), ausreichend Gießen und den Beschnitt:
- Schilfgräser werden immer erst im Frühjahr beschnitten
- Im Winter wird das Altgras als Schutz gebraucht, außerdem ist es gerade dann eine wichtige Garten-Deko
- Die Gräser sollten zu Bündeln gebunden werden, damit keine Pilze hineingelangen oder Fäulnis auftritt
- Die Schilfgräser werden so auch zu Winterquartieren für nützliche Kleintiere
- Der Rückschnitt erfolgt kurz vor dem Austrieb, ab Beginn des Frühjahrs je nach Sorte
- Schneiden Sie dann das Schilfgräser bis kurz über den Boden herunter (mit Arbeitshandschuhen, Kanten sind scharf)
- Sollten bereits junge Triebe zu sehen sein, alte Halme einzeln wegschneiden (oder in diesem Jahr auf den Rückschnitt verzichten)
Häufige Fragen
Ich habe Schilf ohne Wurzelsperre gepflanzt, wie werde ich es wieder los?
Mit viel, viel Arbeit, das ist sicher. Ansonsten sollten Sie sich die verschiedenen Vorschläge im Internet ansehen, je nach Boden und Standort und Schilfgras eignet sich die eine oder andere Methode besser.
Ich habe mein Schilf im Griff – kann ich es selbst vermehren?
Ja, durch schlichte Teilung (Wurzelkorb aus der Erde nehmen, in der Mitte durchschneiden, Teile einpflanzen), durch Stecklinge (übliches Vorgehen, bei Schilf muss nur besonders gut auf genug Feuchtigkeit geachtet werden) oder durch Samen (soll knifflig sein, aber ein Versuch kann nichts schaden).