Ein Stück Natur im eigenen Haus oder Garten ist eine Wohltat für unsere Seele. Das Umweltbewusstsein nimmt zu und so wird Chemie immer mehr aus diesem Refugium verbannt. Doch was soll man tun, wenn Läuse und andere unerwünschte Pflanzenvernichter auftauchen? Ihnen die eigenen, lieb gewonnen Pflanzen kampflos zu überlassen, ist auch nicht die richtige Lösung.
Natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel sind gefragt, denn sie versprechen eine umweltfreundliche Vernichtung der ungebetenen Besucher. Auch Tabaksud wird als natürliches Mittel angepriesen. Natürlich ist es schon, aber deswegen auch bedenkenlos gut?
Ein wirksames Bekämpfungsmittel?
Ja, aus Tabak können Sie einen Sud herstellen, mit dem Sie effektiv zahlreiche tierische Plagegeister loswerden können. Diese Wirkung ist keine Überraschung, enthält der Tabak doch unzählige, hochgiftige Inhaltsstoffe. Aus den Raucherdebatten sind uns die gesundheitsschädigenden Wirkungen dieser Stoffe nur zu gut bekannt.
Aus Tabak hergestellter Sud, der auf befallene Pflanzen gesprüht wird, soll seine vernichtende Wirkung gegen einen Schädling entfalten. Endlich mal eine gute Tat des Giftstoffs Nikotin, mag der eine oder andere denken. Doch bei dieser gewünschten Wirkung bleibt es nicht allein.
Gefährliches Nikotin
Wenn in vielen Gartenratgebern selbsthergestellter Sud aus Tabak als natürliches Bekämpfungsmittel genannt wird, ist die unbewusste Assoziation “natürlich = immer gut” automatisch in den Köpfen der Menschen.
Die Anwendung selbst birgt Gesundheitsrisiken, doch auch lange Zeit danach kann uns das Gift auf Umwegen erreichen. Es löst sich nicht einfach in Luft auf, sondern lagert sich auf der Pflanze und in der Erde ab. Insbesondere wenn damit Gemüse oder Obst besprüht wird, gelangt Nikotin über die Früchte und gänzlich ungefiltert in den menschlichen Organismus.
Folgende Tatsache mag die Augen weiter öffnen: Die EU, die sich nicht scheut zahlreichen umweltschädigenden Stoffen die Zulassung zu erteilen, hat im Jahr 2010 Nikotin wegen seiner hohen Giftigkeit als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln verboten. Es ist eins der stärksten Pflanzengifte und greift das zentrale Nervensystem an.
Umfassende Aufklärung wichtig
Warum wir trotz des Verbots und der Gefährlichkeit von Tabaksud weiter detailliert darüber schreiben, hat mit folgenden Punkten zu tun:
- trotz Verbot ist die Versuchung da
- Tabak ist überall verfügbar
Deswegen werden wir darüber berichten und alle Nachteile schonungslos nennen, was andere Quellen leider häufig vernachlässigen. Manche mögen daraufhin von der Herstellung Abstand nehmen, andere sollen zumindest zu einem Maximum an Schutzmaßnahmen angeregt werden.
Tabaksud selbst herstellen
Für einen Liter Tabaksud benötigen Sie folgende Zutaten und Utensilien:
- 200 Gramm Tabak
- 1 Liter kochendes Wasser
- einen verschließbaren Behälter
- ein feines Sieb
- später eine Sprühflasche
- Geben Sie den Tabak in einen verschließbaren Behälter.
- Bringen Sie das Wasser zum Kochen.
- Übergießen Sie damit den Tabak.
- Lassen Sie die Mischung mind. eine Stunde durchziehen.
- Sieben Sie den Sud, um die groben Tabakstücke zu entfernen.
- Fühlen Sie den Sud in eine Sprühflasche.
Anwendung
Der Sud kann sowohl für Zimmerpflanzen als auch für Gartenpflanzen verwendet werden. Das Nervengift ist so stark, dass Sie damit viele Schädlingsarten loswerden können. Besonders effektiv ist es gegen weichhäutige Lebewesen wie Blattläuse, Raupen und Schnecken.
In den meisten Fällen wird der Sud auf die Pflanze gesprüht, es ist aber auch möglich, die Pflanze damit zu gießen. Dafür wird der Sud verdünnt mit dem Gießwasser verabreicht.
Hohe Giftkonzentration
Während der Verzehr einer halben Zigarette noch überlebt wird, kann ein Teelöffel von diesem Sud bei kleinen Kindern schon zu Tode führen, so hoch ist die Giftkonzentration. Der Geruch und der Geschmack sind nicht gerade einladend, trotzdem kann aus Neugier schnell ein Stück in den Magen eines Kindes landen.
Wenn der Sud, wie es bei der Schädlingsbekämpfung der Fall ist, als feiner Nebel versprüht wird, verteilten sich die Giftstoffe im Raum und können leicht eingeatmet werden. Beim Rauchen von Zigaretten ist die Nikotinaufnahme geringer als beim Einatmen des Sprühnebels.
Vorsichtsmaßnahmen
Verwenden Sie dieses Mittel nicht für Pflanzen, die Ihnen als Nahrungsquelle dienen. Ziehen Sie auch andere natürliche Bekämpfungsmittel in Erwägung. Diese mögen zwar in der Herstellung ein paar Euro teuer sein, aber die Sicherheit Ihrer Gesundheit ist es wert. Wenn Sie dennoch die Schädlinge mit diesem Sud loswerden wollen, sollten Sie unbedingt folgende Hinweise beachten:
- unmittelbar vor Einsatz herstellen
- nur so viel herstellen, wie notwendig
- Sud bis zur Verwendung sicher lagern
- unerreichbar für Kinder und Haustiere
- bei Sprühen Atemmaske verwenden
- nicht in Nähe von Kindern und Haustieren versprühen
- nicht in geschlossenen Räumen sprühen
- Topfpflanzen rausbringen
- draußen sollte es windstill sein
Natürliche und “harmlose” Alternativen
Gegen viele schädliche Lebewesen ist ein natürliches Kraut gewachsen, mit dem Sie Schädlinge loswerden können, ohne ihre eigene Gesundheit oder die Ihrer Familie zu gefährden. Vorneweg sind folgende zwei Mitten zu nennen, die sehr effektiv gegen viele Schädlinge wirken:
- Schachtelhalmtee
- Rainfarntee
Auch Brennnesseljauche kann mit gutem Erfolg gegen Läuse & Co. eingesetzt werden. Sie entwickelt bei der Gärung allerdings einen starken Geruch.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich unverbrauchten Tabaksud lagern?
Der Sud kann in einem fest schließenden Gefäß länger aufbewahrt werden. Der Inhalt bleibt allerdings hochgiftig und stellt eine Gefahr dar, wenn es in Kinderhände gelangt. Der Geruch nicht, aber die braune Farbe erinnert an Cola. Der Sud darf deshalb niemals in leere Getränkeflaschen abgefüllt werden, damit es nicht zu unbeabsichtigten Verwechslungen kommen kann.
Ist Tabaksud biologisch abbaubar?
Ja, die Inhaltsstoffe des Suds sind biologisch abbaubar, sodass sie nicht auf ewig im Boden verbleiben. Bis dieses Gift abgebaut ist, bleibt es jedoch gefährlich und das nicht nur für Schädlinge.