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Meist geht es um Muttererde, wenn nach dem Hausbau die Gartengestaltung auf dem Neubaugrundstück ansteht. Im Artikel lernen Bauherren, dass Sie sich weit früher um die Erde auf ihrem Grundstück kümmern sollten, dass Bodenschutz beim Bau gesetzlich vorgeschrieben ist und dass der Mutterboden auf einem Neubaugrundstück am besten von genau diesem Grundstück stammt. Die Einbringung zusätzlicher Muttererde kann auch einem bepflanzten Garten gut tun, Sie erfahren Sie im Artikel, welche Händler für Muttererde es gibt, wie Sie guten Mutterboden erkennen und nach welchen Mechanismen sich die Preise für den Mutterboden bilden.
Definition Mutterboden
Die Muttererde ist der Oberboden, der eigentliche Gartenboden, in dem all das gerade beschriebene so wichtige Leben stattfindet. Auf dieser obersten Schicht des Bodens wachsen im Garten die Pflanzen. Landwirte nennen diese Schicht die Ackerkrume, vor der die Menschheit die gesamte Kulturgeschichte hindurch Ehrfurcht bis hin zum Kult um “Mutter Erde” hatte. Dieser oberste und fruchtbarste Horizont des Bodens enthält neben den Mineralien (Sand, Schluff, Ton, Lehm …) einen hohen Anteil an Nährstoffen (vor allem Stickstoff) und organischer Substanz (Humus) und viele, viele Bodenlebewesen (Edaphon). Dieser sogenannte A-Horizont in unseren Gärten sollte 20 bis 30 cm dick sein, und er ist nicht nur für gesundes Pflanzenwachstum zuständig, sondern ist neben Wasser und Luft auch die eine wichtigste Lebensgrundlage für Tiere und Menschen – eine wertvolle, aber endliche Ressource.
Bodenentwicklung
Bis ein Mutterboden entsteht, dauert es Jahrtausende: Die Erdkruste besteht aus nacktem Gestein, das erst mit der Zeit durch Einwirkung von Regen und Sauerstoff, Hitze und Kälte, Wasser und Wind verwittert und zu immer kleiner werdenden Körnchen abgeschliffen wird. Die Bodenbildung der verwitterten Gesteinskruste beginnt mit der Besiedelung durch Mikroorganismen, die die Ansiedlung hochspezialisierter Flechten ermöglicht.
Diese Flechten bestehen aus einem Pilz- und einem Algenpartner und scheiden Säuren aus, die Gestein zersetzen und Nährstoffe freisetzen. Eine Lebensgrundlage für Milben und Springschwänze, die im Gefieder von Vögeln zuwandern und die bisher produzierte Nahrung so verstoffwechseln, dass sie zusammen mit Gesteinsmehl der nächsten Stufe eine Lebensgrundlage bietet, Moosen und höheren Pflanzen, aus vielfach variablen Ausgangsbedingungen entstehen so verschiedenste Bodentypen.
Unverzichtbarer Teil jeden Bodentyps ist der Humus, der das “Ökosystem Boden” im Gleichgewicht hält. Humus sorgt für eine körnige Bodenstruktur und damit Wasserspeicherfähigkeit, gleicht Temperaturschwankungen aus und verhindert Erosion, liefert Nährstoffe für Bodenorganismen und Pflanzen. Der Humusgehalt im Boden ist sehr variabel, Ackerböden haben einen Gehalt von rund 2 Humus, Wiesenböden 5 bis 10 Prozent, Waldböden rund 20 Prozent. Der Rest besteht aus mineralischen Bodenteilen (ca. 45 %), Luft (0 – 30 %) und Wasser (20 – 50 Prozent).
Diese ganze Entwicklung bis hin zu einem Boden mit einem gesunden Humusgehalt ist nicht nur langwierig, sondern auch störanfällig. Seit der Mensch seine Finger im Spiel hat, wird der gute Boden durch Erosion, Versiegelung, Schädigung mittels eingebrachten Giftstoffen und anderem Raubbau zunehmend weniger. Deshalb wird der Boden gesetzlich geschützt, deshalb sollte jeder Inhaber eines Neubau-Grundstücks-Inhaber “seinen Mutterboden” schon beim Bau im Blick behalten.
Vorbereitung vor dem Aufbringen
Wenn Sie wegen schlechter Bodenqualität Mutterboden aufbringen wollen oder wenn es um ein Baugrundstück geht, bei dem nicht nur der Oberboden (Mutterboden) “verschwunden” ist, sondern auch der Unterboden durch Einsatz zu schwerer Baumaschinen zu sehr verdichtetet wurde, bringt es nichts, einfach den Mutterboden aufs Grundstück zu kippen. Dann sollte vor dem Aufbringen des Mutterbodens vielmehr erst eine Bodenlockerung erfolgen.
Arten von Mutterboden
Mutterboden könnte Ihnen in verschiedensten Qualitäten und mit verschiedensten Argumenten angeboten werden:
1. Mitunter wird Ihnen vom Gartenbau-Unternehmen geraten, den während des Baus auf dem Grundstück gelagerten Mutterboden wegzuschmeißen und neuen gesiebten Mutterboden zu kaufen. Mit den verschiedensten Argumenten, die bekanntesten unter ihnen sind:
- Sie würden ohnehin mehr Boden benötigen als vorhanden sei
- Der gelagerte Boden sei voll Unkraut, das nur mit riesigem Aufwand zu entfernen sei
- Der gelagerte Boden sei im unteren Teil ohnehin tot, da er hoch aufgehäuft wurde und jede Schichtung über eine gewisse Höhe dem Mutterboden schadet
Mal abgesehen davon, dass das Gartenbau-Unternehmen gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen würde, wenn es Ihren Mutterboden tatsächlich wegschmeißen würde, gehen die Argumente häufig fehl:
- Warum Sie mehr Boden benötigen sollten, wenn doch die Muttererde auf der Fläche, auf der jetzt das Haus steht, zusätzlich im Garten verteilt werden kann, ist nicht ganz logisch …
- Natürlich ist der Mutterboden voll Unkraut, die Anforderungen an Bodenschutz konkretisierende DIN 19731 sieht bei Lagerung über sechs Monate sogar eine Begrünung vor
- Wenn die Muttererde bei der Lagerung abgetötet wurde, wäre das bei vertraglicher Verankerung des Bodenschutzes ein Grund, das für die Lagerung zuständige Unternehmen haftbar zu machen
- Die DIN 19731 sagt genau, wie Mutterboden und Unterboden gelagert werden müssen, Sie sollten fragen, ob sie eingehalten wurde…
- Wenn Sie neue Muttererde kaufen, sollte dieser auch von organischen Bestandteilen durchsetzt sein, die natürlich Pflanzen sprießen lassen
- Sollte Ihnen ein “Mutterboden” geliefert werden, bei dem das nicht der Fall ist, sollten Sie sicher mehr als misstrauisch werden…
2. Wenn der eigene Boden schon weg ist oder falsch gelagert wurde oder mit neuer Muttererde ergänzt werden soll/muss, Sie also “fremden Mutterboden” kaufen müssen, kommt es weniger auf den Preis als darauf an, dass Sie so viel wie möglich über diese Erde erfahren können. Diese Angaben sollten Sie über Ihren neuen Boden auf dem Grundstück erhalten:
- Herkunftsnachweis: Schriftliche Bestätigung des Lieferanten mit etwa folgendem Inhalt:
- “Die von Fa. X am TT.MM.JJ gelieferten X m³ Erde ist Erdmaterial aus dem Bauvorhaben “Adresse”. Der Boden stammt von einer Wiese. Am Herkunftsort liegen keine Hinweise auf Belastungen gemäß BBodSchV und DIN 19731 vor.”
- Sehen Sie sich den Boden vor der Lieferung an, vor Ort oder beim Händler
- Nehmen Sie ihn in die Hand, kontrollieren Sie, ob er irgendwelche Teile enthält, die in einem Boden nichts zu suchen haben
- Versuchen Sie Boden zu erhalten, der ähnliche Eigenschaften wie der ursprünglich auf dem Grundstück vorhandene Boden hat
- Vielleicht verrät Ihnen das örtliche Umweltamt, welche Eigenschaften das sind
- Meist wird man Ihnen auch Firmen nennen können, bei denen Sie garantiert gute Muttererde erwerben können
- Sonst sollten Sie versuchen, einen bodenkundigen Gartenfachmann zu finden, der Sie berät
- Das verursacht Kosten, aber Sie werden mit Ihrem Gartenboden auch sehr lange leben …
Preise und Händler
Muttererde fällt auf jeder Baustelle an, und er wird durch gesetzliche Vorschriften geschützt, ist also sozusagen per Gesetz vor Verknappung geschützt, die einen Preisanstieg nach sich ziehen würde. Die Lagerung und der Transport von Muttererde kosten natürlich, was auf der anderen Seite bedeutet: Wenn Sie Mutterboden finden, der irgendwo bei Ihnen in der Nähe von einem Grundstück verschwinden muss, haben Sie eine gute Chance, preiswert an Ihren Boden zu kommen, oft müssen Sie nur für die Transportkosten aufkommen. Solchen Mutterboden finden Sie z. B. über eine Bodenbörse, wie www.alois-info.de für Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, oder über ein örtliches Kleinanzeigen-Portal.
Aber auch “gewerblich gewachsene” Muttererde mit einem Kompostanteil von mindestens 30 % ist sogar im in dieser Beziehung bestimmt nicht günstigsten Berlin schon für etwas über 10,- € pro Kubikmeter erhältlich, z. B. unter www.hi-g.de. Nur wenn Sie Mutterboden kaufen, der von einem Baustoffhändler gelagert wird, müssen Sie mit bis zu 40,- € pro Kubikmeter rechnen (wenn auch meist inklusive Lieferung).
Häufig gestellte Fragen
Brauche ich unbedingt durchgesiebten Mutterboden?
Nein, man könnte eher sagen unbedingt nicht, denn wenn eine Muttererde durchgesiebt werden muss, ist vorher offensichtlich etwas hineingelangt, was nicht hineingehört. Kein Bodenkundler würde eine vorschriftsmäßig behandelte Schicht Mutterboden mit Bodenlebewesen und Humus in allen Stadien der Verrottung freiwillig durch ein Sieb geben, höchstens durch ein sehr grobes Sieb, wenn eine Erde von vielen kleinen Natursteinen durchsetzt ist. Wenn durchgesiebte Erde angeboten wird, handelt es sich meist um Bauaushub, der neben Muttererde auch Material enthält, das nicht in die Muttererde gehört, z. B. Bauschutt.
Wie verteile ich den Mutterboden?
Vorsichtig, möglichst mit Schubkarre und Schaufel, bei einem vorschriftsgemäß gelagerten Mutterboden wurde nämlich viel dafür getan, dass er eine lockere Krume enthält. Dieser Boden sollte also nicht mehr mit schweren Fahrzeugen befahren werden und schon gar nicht mit Rüttler o. ä. verdichtet werden – schlichtes Festtreten beim Belaufen reicht vollkommen. Gegen das Ausleihen einer Motor-Schublade im nächsten Baumarkt, die mit rund 55 kg den Boden nicht belastet, spricht jedoch nichts.