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Was für unsere Großeltern kein Problem war und erfahrene Gärtner auch heute nicht gerade verzweifeln lässt, ist für manche (gewöhnlich in der Stadt wohnenden) KöchInnen ein Buch mit 7 Siegeln: Was tun mit einem zum Verzehr gekauften Pflanzenteil, z. B. einer Küchenzwiebel, die frech Keime in die Gegend schießt, statt ruhig im Kühlschrank oder Küchenschrank herumzuliegen?
Was passiert nach dem Einpflanzen?
Zwiebeln, Kartoffeln und Co. sind schon insofern ein wenig “special”, das sie nicht eingepflanzt werden, damit nach einer Wachstumszeit irgendwann Zwiebelfrüchte und Kartoffelfrüchte von den Zweigen geerntet werden können. Von diesen Nutzpflanzen ernten wir vielmehr die Bulben = Sprossachsen mit verdickten, oft fleischigen Niederblättern (Zwiebeln) oder die Knollen = verdickte Wurzeln (Kartoffeln). Beide wachsen unterirdisch, beide sind pflanzliche Speicherorgane, die auch zur vegetativen Fortpflanzung genutzt werden.
Wenn Sie eine keimende Küchenzwiebel in einen Garten einpflanzen, könnten Sie von der auch wirklich irgendwann neue Zwiebeln ernten. Davor muss die Küchenzwiebel sich nur erst fortpflanzen, und die Nachkommen müssen nur noch einige Wachstumsstadien durchlaufen, es ergeben sich folgende Schritte:
- Die Küchenzwiebel, eine Bulbe des Lauchgewächses “Allium cepa”, entwickelt unten Wurzeln und oben grüne Triebe
- Irgendwann auch einen besonders festen Trieb, an dem sich eine Blüte entwickelt
- In dieser Blüte reifen Samen, die Sie ernten und wieder aussäen können
- Die Samen wachsen zu kleinen Zwiebelpflanzen heran, mit flacher scheibenförmiger Sprossachse namens Zwiebelscheibe
- Die im ersten Jahr meist nur vom Rand aus eine Handvoll Laubblätter hervorbringt, keine nennenswerte Zwiebel und keine Blüten
- In der zweiten Vegetationsperiode streckt sich die Zwiebelscheibe nach oben zum Blütenschaft
- Im unteren Teil verdickt sich die Sprossachsen zur bauchig aufgetriebenen Zwiebel
- Die bei alten, ursprünglichen Zwiebelsorten auch gleich mehrere Tochterzwiebeln im Inneren bilden würde
- Diese Zwiebel könnten Sie dann ernten, ev. Tochterzwiebeln abpulen und einpflanzen und den Rest verspeisen
Wenn Sie über einen Garten verfügen, können Sie mit Ihrer keimenden Küchenzwiebel genau so verfahren, um sich einmal die natürliche Entwicklung einer Zwiebelpflanze anzusehen. Wenn Sie jedoch wirklich Zwiebeln ernten möchten, gibt es mehrere unterschiedliche Kulturverfahren, die diese natürliche Entwicklung etwas beschleunigen, die Blütenbildung verhindern und die Entwicklung einer großen Zwiebel fördern.
Wenn die Küchenzwiebel in einer Stadtwohnung keimt, wird es nichts mit dem Zwiebelanbau, Sie können die Zwiebel aber immer noch in einen Blumentopf setzen, damit das austreibende Grün länger wird. Dieses Zwiebelgrün können Sie wie das Grün von Frühlingszwiebeln (Schluppen, Schlotten = jung geerntete Zwiebelpflanzen einer anderen Allium-Art) verwenden. Wenn Sie nicht alles Grün auf einen Schlag abschneiden, kommt ständig Zwiebelgrün nach und Sie können ziemlich lange ernten.
Sonstige Ideen zur Nutzung keimender Zwiebeln
Wenn das Zwiebelgrün überhand nimmt oder die Blumentöpfe knapp werden, können Sie die keimende Zwiebel auch direkt nutzen:
- Die Zwiebel selbst kann nach wie vor gegessen werden, der Keim macht sie nicht giftig
- Wenn der Austrieb Nährstoffe aus der Zwiebel zieht (womit er meist anfing, bevor Sie ihn bemerkten), verändert er die Zellstruktur der Zwiebel
- Knackig ist sie bald nicht mehr, weshalb keimende Küchenzwiebeln nur für warme Gerichte eingesetzt werden sollten
- Mit fortschreitender Keimdauer eignet sich die immer weicher werdende (Rest-) Zwiebel dann auch nicht mehr gut zum Anbraten
- Die unter der Zwiebelschale fast breiigen Reste vieler keimender Zwiebeln können aber immer noch im Gulasch etc. mitgeschmort werden
- Die Keime selbst können ebenfalls direkt verwendet werden
- Je jünger sie sind, desto mehr schmecken sie nach scharfer Zwiebel und nicht nach sanftem Zwiebellauch
- Kleingeschnitten ein Genuss auf Butterbrot, im Salat, im Quark und in der Gemüsesuppe
- Wenn Töpfern zu Ihren Hobbys gehört, können Sie sich einen echten alten Zwiebeltopf (Tontopf mit Löchern rundum) anfertigen und aus keimenden Zwiebeln in substratloser Kultur Zwiebelgrün ziehen