Ob für die Vögel im Garten oder die Enten im Park, Brot kommt oft als Vogelfutter zum Einsatz. Aber sollte man Vögel überhaupt mit Brot füttern? Die Antworten auf diese und weitere Fragen liefert unser Experteninterview mit Mario Fickel von der NABU-Regionalgruppe Zwickau und Umgebung e.V.
Darf man Vögel mit Brot füttern und warum?
Nein, Vögel sollten nicht mit Brot gefüttert werden. In größeren Mengen ist es höchst ungesund für die Tiere. Das Brot quillt im Magen auf, so dass die weitere Flüssigkeitsaufnahme des Vogels nicht mehr möglich ist. Zusätzlich entzieht das enthaltene Salz dem Tier Wasser. Legt man den Vögeln Brot im Futterhaus oder Ähnlichem bereit, besteht die Gefahr, dass es dort zu schimmeln beginnt und dem Tier so mehr schadet.
Woher kommt der Irrglaube?
Wir haben keine Begründung dafür, wie dieser Irrglaube zustande kam. Der Hintergedanke dabei ist sicher, Vögeln etwas Gutes tun zu wollen. Die Erfahrung, dass die Tiere beim Brot füttern oft ganz nah an einen selbst herankommen, bestätigt wohl in dem Glauben. Dabei sollte man beachten, dass zum Beispiel Enten zu den Allesfressern gehören. Sie fressen also so gut wie alles was man ihnen vor den Schnabel hält. Natürlich können Sie dabei nicht wahrnehmen, ob es gut oder schädlich für sie ist.
Was sind geeignete Alternativen?
Auf der sicheren Seite sind Sie mit entsprechendem Vogelfutter aus dem Fachhandel. Dieses enthält unter anderem Sonnenblumenkerne, Hanf, Hirse und andere Sämereien. Auch selbst gemachte Meisenknödel aus Tierfett und den Futtermischungen sind gut geeignet. Für Weichfresser wie z.B. Rotkehlchen, Amseln oder Schwalben eignen sich auch Futtermischungen, die bereits getrocknete Insekten wie Mehlwürmer oder Raupen enthalten.
Wann sollte man Vögel mit zusätzlichem Futter unterstützen?
Prinzipiell ist es nicht schädlich, wenn sie den Vögeln ganzjährig zusätzliches Futter zur Verfügung stellen. Gerade auch, da durch wegfallende Grünflächen und Verschwinden der Wälder auch die Insektenpopulation zurückgeht. Bei der dauerhaften Fütterung müssen Sie jedoch verstärkt darauf achten, dass Sie die Futterstellen regelmäßig säubern, um die Infektionsgefahr für die Tiere gering zu halten. In strengen Wintern mit dauerhaften Minusgraden und einer dicken, geschlossenen Schneedecke ist es umso wichtiger, dass Sie den Vögeln erreichbares Futter bieten.
Wie steht es um den Vogelbestand und deren Gesundheit im Jahr 2020?
In letzten 25 – 30 Jahren ist die Population vieler Vogelarten immer weiter zurückgegangen. Auch die bekannten, heimischen Vögel wie Amsel, Rotkehlchen oder Meisen sind heutzutage immer seltener anzutreffen. Gründe gibt es leider einige. Durch die zunehmende industrielle Landwirtschaft und deren Verwendung von Pestiziden finden die Vögel deutlich weniger Insekten auf den Feldern. Auch gibt es viel zu wenig Nistmöglichkeiten am Haus und in den Gärten der Bevölkerung. Zugvögel werden im Süden oft erlegt und als Nahrung verwendet. Dafür gibt es noch zu wenige Schutzmaßnahmen. Hierzulande fallen die Vögel oft modernen Glasfronten und einer der vielen freilaufenden Katzen zum Opfer.
Was kann jede/r Einzelne tun, um heimische Vögel zu schützen?
Der leichteste Weg ist, wenn Sie einen gewissen „Mut zur Unordnung“ zeigen. Legen Sie in Ihrem Garten eine naturnahe Ecke an. Lassen Sie das Laub liegen, das Gras etwas höher wachsen und schneiden Sie den Strauch nicht immer sofort akkurat in Form. So schaffen Sie einen Lebensraum, in dem sich Insekten ansiedeln können und die Vögel eine Nahrungsquelle sowie ideale Nistmöglichkeiten vorfinden.
Welche Rolle spielt der NABU beim Vogelschutz?
Beim NABU handelt es sich um einen Verein und nicht um eine Behörde, die Beschwerden nachgehen und Beschlüsse durchsetzen kann. Dafür ist das Umweltamt zuständig. Der NABU e.V. setzt sich mit vielseitigen Aktionen und Veranstaltungen für den Naturschutz und Aufklärungsarbeit ein. Bei der „Stunde der Wintervögel“ werden zum Beispiel die aktuellen Vogelbestände erfasst und den Teilnehmer dabei wichtige Informationen über die Vogelarten vermittelt. Der NABU kauft auch Flächen auf, die dann auf eine ökologische Nutzung umgestellt werden und somit Vögeln, Insekten und anderen Tieren einen ungestörten Lebensraum bieten.
Unser Experte
Mario Fickel ist Schatzmeister der NABU Regionalgruppe Zwickau und Umgebung e.V. Dort setzt er sich mit seinen Mitstreitern für den Naturschutz in der Region Westsachsen ein. Dabei hat er sich insbesondere dem Vogelschutz verschrieben.
Häufig gestellte Fragen
Nein, Brot ist als Vogelfutter absolut ungeeignet. Es erschwert den Tieren die Flüssigkeitsaufnahme und entzieht ihnen gleichzeitig Wasser, was letztendlich zum Tod führen kann.
Sonnenblumenkerne, Hanf, Hirse beispielsweise. Der Fachhandel bietet dort ein reiches Sortiment. In Verbindung mit Tierfett sind Sie mit diesen selbst gemachten Meisenknödeln immer auf der sicheren Seite. Futtermischungen mit Insekten empfehlen sich dagegen für Weichfresser.
Aufgrund der gegebenen Infektionsgefahr, ist es wichtig, die Futterstelle regelmäßig zu reinigen. Außerdem empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle, ob das Futter für die Tiere auch erreichbar ist (z.B. im Winter).