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Brennnesselsamen sammeln und trocknen | Ernte

Brennnesselsamen sammeln

Als Dünge- bzw. Pflanzenschutzmittel ist die Brennnessel sicher vielen Hobbygärtnern ein Begriff, als Samenlieferant sicher weniger. Dabei sind Brennnesselsamen dank ihrer wertvollen Inhaltsstoffe ein echtes heimisches Superfood. Hier erfahren Sie alles rund um deren Ernte.

Weibliche Samen ernten

Auch wenn sich die Brennnessel mit ihren Brennhaaren zu wehren weiß, sollte man sie nicht einfach als Unkraut abtun oder sich abschrecken lassen. Die Große (Urtica dioica) und Kleine Brennnessel (Urtica urens) sind hierzulande am weitesten verbreitet und werden deshalb auch zur Gewinnung von Samen genutzt. In der Regel werden nur die weiblichen Samen geerntet.

  • weibliche Samen hängen in Büscheln nach unten
  • kleine sogenannte Nussfrüchte
  • sind anfangs grün, später braun
  • bleiben lange an der Pflanze
  • auch wenn keine Blätter mehr vorhanden sind
  • für den Frischverzehr grün ernten
  • zum Aufbewahren die Samen reifen lassen
  • Nährstoffgehalt der braunen, reifen Samen höher
Weibliche Brennnesselsamen
Weibliche Brennnesselsamen sind gut zu erkennen.

Neben der Großen und Kleinen gibt es in Deutschland auch die Röhricht- (Urtica kioviensis) und die Pillen-Brennnessel (Urtica pilulifera), alle gleichermaßen essbar und auch zu trocknen. Röhricht- und Pillen-Brennnessel sind in Deutschland allerdings sehr selten und kommen deshalb kaum als Samenlieferant infrage.

Hinweis: Männliche Samen sind klein, rund, unauffällig und heller als weibliche. Sie können zwar auch geerntet werden, sind aber nicht so gehaltvoll wie die der weiblichen Pflanzen.

Erntezeitpunkt

  • Erntezeit hängt vor allem vom Reifegrad ab
  • unreife Samen sind grün
  • ausgereift sind sie bräunlich
  • Erntezeit generell von Ende Juli bis Anfang Oktober
  • grüne, unreife Samen ab Juli zu ernten
  • reife, braune Früchte im Spätsommer
  • an trockenen und warmen Tagen sammeln

Brennnesselsamen ernten: Anleitung

Grundsätzlich ist das Ernten der Samen nicht schwierig, sofern man sich gut vor den Brennhaaren der Brennnessel schützt. Demzufolge sind Gartenhandschuhe keine schlechte Idee. Zudem benötigt man eine Schere und einen Behälter, um die Samen aufzufangen.

Brennnesselsamen ernten
Schützen Sie Ihre Haut beim Sammeln der Samen unbedingt.
  • nur von gesunden Pflanzen sammeln
  • auf weibliche Pflanzen fokussieren
  • komplette Pflanze vorsichtig abschneiden
  • oder nur die Samenbüschel
  • in geeignetem Behälter ablegen
  • viele reife Samen fallen schon von allein ab
  • am besten den Sammelbehälter unter die Brennnesseln halten
  • dann die kleinen Samen einfach abstreifen

Grüne, sprich unreife Brennnesselsamen sind reine Geschmackssache. Ihre Ernte ist etwas schwieriger, da sie relativ fest an der Pflanze sitzen. Am besten fasst man den Stängel unterhalb an und versucht, sie mit der hohlen Hand nach oben hin abzuziehen. Nach dem Abziehen kann man sie direkt verzehren oder je nach Bedarf entsprechend verwenden.

Samen trocknen und haltbar machen

Die Trocknung der reifen Brennnesselsamen kann sowohl an der Luft als auch im heimischen Backofen erfolgen. Bevor man damit beginnt, ist es jedoch ratsam, die Brennnesseln kurzzeitig an der Luft auszubreiten, um Insekten und Kleintieren, die sich an den Pflanzen befinden, die Möglichkeiten zur Flucht zu geben.

Getrocknete Brennnesselsamen
Getrocknete Brennnesselsamen

Luft-Trocknung

  • Trocknungsgut auf Zeitungspapier oder Baumwolltüchern ausbreiten
  • nicht zu dicht legen
  • direkte Sonneneinstrahlung vermeiden
  • oder die Pflanzen zu Sträußen binden
  • kopfüber zum Trocknen aufhängen
  • an einem gut belüfteten Platz
  • unter den Sträußen Tücher oder Ähnliches ausbreiten
  • sich lösende Samen werden so aufgefangen
  • nach wenigen Tagen Trocknungsprozess abgeschlossen
  • auf einer hellen Unterlage vorsichtig von den Stielen lösen

Man kann die trockenen Rispen auch über ein nicht zu feinmaschiges Sieb reiben, dass man über eine Schüssel legt. So rieseln die Samen in die Schüssel und gehen nicht verloren. Im letzten Schritt werden die getrockneten Brennnesselsamen in luftdicht verschließbare Gläser gegeben und an einem kühlen und dunklen Ort aufbewahrt. So halten sie sich in der Regel bis zur nächsten Saison.

Tipp: Die Samen sind trocken, wenn sie bei Berührung rascheln. Möchte man die grünen Samen trocknen, dauert das in der Regel etwas länger.

Im Backofen

Mit Backpapier ausgelegtes Backblech
Mit Backpapier ausgelegtes Backblech

Wem die Trocknung an der Luft zu lange dauert, kann auch den Backofen nutzen. Man legt die Stiele samt Samen, ganze Samenbüschel oder die bereits losen Samen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech. Dabei sollte insbesondere zwischen den Stielen ausreichend Platz gelassen werden. Nun heizt man den Backofen auf 40 bis maximal 50 Grad auf und schiebt dann das Blech in den Ofen.

Die Ofentür sollte während des gesamten Trocknungsprozesses immer einen Spalt offenstehen, damit Feuchtigkeit entweichen kann. Am besten steckt man einen Holzlöffel oder Ähnliches in die Tür. Zwischendurch ist es ratsam, das Trocknungsgut zu wenden, damit es rundum gleichmäßig durchtrocknet. In der Regel ist das nach etwa 15 Minuten der Fall.

Tipp: Zu lange sollte man die Samen nicht im Ofen lassen, da sonst die Gefahr besteht, dass sie geröstet werden und einen bitteren Geschmack annehmen.

Häufig gestellte Fragen

Warum sollte man Brennnesselsamen sammeln?

Es gibt viele gute Gründe, Brennnesselsamen zu ernten. Der wichtigste ist sicher ihr positiver Effekt auf die menschliche Gesundheit. Darüber hinaus bieten sie vielfältige Verwendungsmöglichkeiten. Durch ihren leicht nussigen Geschmack eignen sie sich beispielsweise sehr gut als Beigabe zu Salaten, Sausen und anderen Speisen und lassen sich sogar rösten.

Nach welchen Kriterien sollte man die Pflanzen auswählen?

Zunächst sollte man sie nicht an Straßen, Ackerrändern oder auf Hundewiesen sammeln. Hier besteht die Gefahr, dass die Pflanzen und somit auch die Samen mit verschiedensten Giftstoffen belastet sind. Das muss aber auch nicht sein, denn Brennnesseln wachsen auch gerne in Gärten, an Waldrändern und in lichten Auenwäldern. Hier können sie problemlos gesammelt werden.

Gibt es beim Verzehr frischer Samen etwa zu beachten?

Beim Verzehr frischer Samen sollte man bedenken, dass auch sie ähnlich wie die Blätter von feinen Nesselhärchen bedeckt sind. Die können im Rachenbereich ein sehr unangenehmes Brennen verursachen. Zudem können empfindliche Personen allergisch auf das in den Samen enthaltene Eiweiß reagieren. Auch in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten und im Zweifel der Rat eines Arztes einzuholen.

Zu welcher Tageszeit sollte man am besten ernten?

Im Idealfall erntet man die Samen zur Mittagszeit. Dann kann man sicher sein, dass sie trocken sind und nicht zu schimmeln beginnen. Im Idealfall hat es mindestens drei Tage vor der Ernte nicht geregnet. Übrigens, von Mittag bis zum frühen Nachmittag sind die Samen am gehaltvollsten. 

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